Freitag, 02. Februar 2024
ab 19.00 Uhr
Gasthaus Sonne, Kortsch
Informationen bei Johann: 333 4300252
Bildungsausschuss Kortsch
11. Golderner FOSNOCHT
08. / 09. / 10. Februar
Vereinshaus Schießstand Goldrain
ab 18:30 Uhr Einlass
Revue 20:00 Uhr
Kartenvorverkauf ab 29 Januar
Tourismusbüro Latsch
Bildungsausschuss Goldrain/Morter
Fasnachtsbrauch mit Umzug, Musik und Tanz im ganzen Dorf,
in den Gassen, in den Gasthäusern.
Samstag, 10. Febraur 2024
von 12.00 bis 16.00 Uhr
in Stilfs
Knödel mit Kraut gibt es ab 12.00 Uhr (Solange der Vorrat reicht)
Bildungsausschuss Stilfs
Schlanders/Theater Kulturinstitut - Alle treffen sich am Würstelstand: der Hofrat, die Amerikanerin, der Obdachlose, die Immobilienmaklerin. Und sie kommen nicht nur, um eine Wurst zu essen und den Magen zu füllen. Sie kommen um über sich zu erzählen, sich auszuweinen, zu fluchen oder einfach weil jemand da ist, der zuhört. Beim Puppentheater „Die Welt ist ein Würstelstand“, veranstaltet vom Südtiroler Kulturinstitut und hervorragend gespielt von Manuela Linshalm, wird die Welt der Wiener Würstelverkäuferin Resi Resch vorgeführt. Manuela Linshalm hantiert mit einer bzw. zwei großen Puppen, sie führt Monologe und Dialoge in unterschiedlichen Stimmlagen, tanzt mit den lebensgroßen Figuren und singt zur Musik von Heidelinde Gratzl, die auf dem Akkordeon spielt. Die Würstelverkäuferin Resi ist herzlich und grantig und beherrscht den Wiener Schmäh. Wer Rat sucht kommt zu ihr. Sie ist Trösterin, Psychologin und Fremdenführerin und hat auf alle Lebensfragen eine Antwort. Der Hofrat ist Witwer, geht jeden Tag zum Grab seiner Frau und weiß nicht, was er mit seiner zweiten Wursthälfte machen soll. Resi bringt ihm das Fluchen bei und führt ihn zurück ins Leben und zu neuem Glück. Der amerikanischen Touristin, die die Lipizzaner sucht, erklärt sie das Geheimnis von Pferdeleberkäse und das wahre Leben in Dunkelheit in der Wiener Gruft. Gesprochen wird über das Rauchen, das Saufen, den Gesundheitswahn, über die Liebe und das Anbanteln, über Aktien und Bausparen, über Hundedreck, die Ausländer, den Klimawandel und die verschiedenen Wurstsorten: die Burenwurst, die Frankfurter, die Eitrige und die Blunzen. Alle mag die Resi, auch die Ratte in der Mülltonne. Außer Vegetarier und Veganer und die Bürokraten. Am Schluss bekommt sie den Brief vom Amt mit der tiefen Erkenntnis: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Nach der Vorführung lud Karin Larcher, die stellvertretende Vorsitzende vom Südtiroler Kulturinstituts zu Speck und Sekt in den Sparkassensaal, um das 70-jährige Bestehen des Kulturinstituts zu feiern. (hzg)
Heimatbühne Kastelbell-Tschars
Die Premiere der Heimatbühne Kastelbell-Tschars im Josef Maschler-Haus in Tschars war heuer eine doppelte. Mit Christine Falk, Natalie Gamper, Klara Hansen, Tanya Wegmann und Lucas Pföstl gaben fünf neue Darsteller:innen im komödiantischen Dreiakter „Wo zur Hölle geht’s hier zum Himmel“ von Andreas Wening ihr Debüt. Alle mit Erfolg. Unter der Gesamtleitung der neuen Obfrau Ida Lanbacher und unter der Regie von Werner Santer und Doris Egger bringt die Heimatbühne Kastelbell-Tschars den Dreiakter mit augenzwinkernd eingearbeitetem Lokalkolorit Lustvolles auf die Bretter. Vor allem im zweiten Akt wird ein Feuerwerk von aneinandergereihten, ungefilterten Bonmots zum Besten gegeben. Die „alten Hasen“ der Heimatbühne Anna Maria Schwarz, Doris Egger, Peter Nischler und Christian Obwexer brillieren in ihren jeweiligen Rollen und treiben Handlung und Wortspiel gekonnt voran. Die wortgewaltigen Einsprengsel haben das Potenzial, eigene familieninterne Abläufe und Rollenklischees in der Komödie be- und weglachen zu können. Das geschieht auch. Das Publikum amüsiert sich köstlich und zollt den Darsteller:innen und damit auch allen hinter und vor der Bühne großen Applaus. Auf jeden Fall sehenswert. (eb)
Weitere Termine:
So. 28.01.24, 17 Uhr
Do. 01.02.24, 20 Uhr
Sa. 03.02.24, 20 Uhr
So. 04.02.24, 17 Uhr
Helmut Kofler - Mitglied seit Beginn
In unserem Theaterbericht über das Stück „Wo zur Hölle geht’s hier zum Himmel“, aufgeführt von der Heimatbühne Kastelbell/Tschars haben wir unwillentlich einen Namen vergessen zu nennen und zwar jenen des erfahrenen Helmut Kofler. Kofler, der seit der Gründung der Heimatbühne Kastelbell im Jahre 1970 (seit 2000 Heimatbühne Kastelbell/Tschars) Mitglied ist, ist vor und unter hinter den Kulissen immer aktiv: als Bühnenbauer und als Schauspieler. Im Stück hat Helmut Kofler als dienstältester Schauspieler einen Anwalt/Arzt gespielt.
Volksbühne Laas/Kirchenchor Laas
Laas ist als Vinschger Faschingshochburg bekannt, und zieht alle zwei Jahre zum traditionellen Fasnachtsumzug tausende Besucher an. Nachdem in diesem Jahr kein Umzug ansteht, haben sich der Kirchenchor und die Volksbühne von Laas ein besonderes Gemeinschaftsprojekt für die Faschingszeit einfallen lassen und laden ab dem Unsinnigen Donnerstag vier Mal zu einem Abend in Grün ein: lasst euch auf das Motto ein und kommt in Grün gekleidet - oder mit grünem Accessoire ausgestattet - ins Josefshaus! Es erwarten euch unterhaltsame Sketche, musikalisch stimmungsvoll umrahmt vom Kirchenchor, und ein gutes Glas Wein – kurzum: ein geselliger Abend ist vorprogrammiert – der Kirchenchor Laas und die Volksbühne Laas freuen sich auf euch!
Termine: DO 08.02. | FR 09.02. | SA 10.02. | MO 12.02.2024
Einlass & Bar jeweils ab 19 Uhr
Kartenreservierung: Täglich ab 16 Uhr: 377 1869082
oder jederzeit per WhatsApp
Eyrs - Die Arbeitspause rund um den Jahreswechsel als Maler im Betrieb des Malerkünstlers Horst Eberhöfer in Prad nutzte der 37-jährige Thomas Biedermann, um in seinem kleinen Atelier in Eyrs Bilder zu kreieren. „Mir schwirren viele Motive im Kopf herum, die dann zu Bildern werden. Man muss nur mit offenen Augen durch die Welt gehen, dann fallen einem die Ideen und Motive zum Malen regelrecht zu.“
Seine künstlerische Laufbahn hat er vor sechs Jahren mit Acryl-Malereien auf Skateboards begonnen. Damals bestückte er mit den kleinen einstigen Sportbrettern die Wände eines Gasthofes in Laas. Kleinere Ausstellungen folgten. Inzwischen sind seine Werke großflächiger, plakativer und dadurch auch ausdrucksstärker geworden. Beeindruckend sind beispielsweise die gemalten Hände, die Uhr ohne Zeiger und das Portrait (oben im Bild). Seit einiger Zeit übernimmt er auch Auftragsarbeiten für Vereine und Verbände. Kürzlich entstand die Skulptur für ein Calcetto Turnier (rechts im Bild).
Mittlerweile hat Thomas seine eigene Maltechnik entwickelt. Auf einer Putzplatte spachtelt er zuerst ein Gemisch aus Sand und Kalk auf. Dabei entsteht ein besonderer Untergrund, auf dem er dann mit Acrylfarben seiner Fantasie freien Lauf lässt. „Beim Malen bin ich oft wie in Trance. Ich lasse meine Gedanken schweifen, philosophiere und vergesse sogar die Zeit“, sagt er. Erklärungen beziehungsweise Beschreibungen der Motive sucht man auf seinen Bildern vergeblich. „Jedes Bild hat seine Geschichte. Die Betrachterinnen und Betrachter sollen sich selbst ihre Gedanken dazu machen“, meint Thomas. Inzwischen hat Thomas seine Tätigkeit im Malereibetrieb wieder aufgenommen. „Ich gehe beim Horst eigentlich nicht arbeiten, denn ich kann mich auch dort künstlerisch frei entfalten, was großen Spaß macht“, betont er.
Mehrere seiner Acrylmalereien sind derzeit im Getränkemarkt Pronto in Eyrs zu sehen. (mds)
Goldrain - Am 17. Jänner, zum Gedenktag des Hl.Antonius, läuteten in St. Anna in Schanzen die Glocken und luden zur hl. Messe ein. Der Gedenktag des hl. Antonius wird in Goldrain seit jeher hochgehalten. Antonius Abt, genannt der Einsiedler, war Kirchenvater und wird als Mönchsvater des Abendlandes bezeichnet. Er lebte in der Stadt Alexandrien, Ägypten, diese war zur damaligen Zeit ein wichtiges Zentrum der frühen christlichen Kirche. Antonius war ein Heiliger, der großes Ansehen genoss. Um ganz für Gott da zu sein, ging er in die Wüste. Viele Menschen pilgerten zu ihm, um Orientierung und Rat zu bekommen.
Antonius gab z. B. den armen Leuten den Rat, Schweine zu züchten, damit sie genug zu essen hätten. Er wird deshalb heute meist mit einem Schweinchen dargestellt. Auch bei uns war das Züchten von Schweinen eine wichtige Lebensgrunlage für die bäuerliche Bevölkerung. „Schweine waren sozusagen das Taschengeld für die Bäuerinnnen.“, sagte Pfarrer Johann Lanbacher bei der Messfeier. Auch aus diesem Grunde wurde Fackltöni immer in besonderer Weise gefeiert, so sollte der Glaube den Menschen helfen und dienen. Die Feier mit anschließendem Umtrunk wurde organisiert vom Bildungsausschuss Goldrain/Morter. Sie bildet gleichzeitig den Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen zum heurigen 35-Jahr-Jubiläum. (pt)
Heimatbühne Schluderns
Das engagierte Team der Heimatbühne Schluderns unter der Regie von Christl Stocker Perkmann überrascht immer wieder mit ihren Aufführungen. Dieses Jahr gibt es ein schaurig schönes Stück mit schwarzem Humor, gruseligen Episoden, vielen Wendungen und Hochspannung bis zum Schluss. Alles beginnt mit 1 Toten, 1 Testament, 1 großen Summe Geld und 1 Familie Henk, wo jeder einzelne nur darauf wartet, viel vom Kuchen zu erhalten. Die Mitglieder der Familie Henk sind alle auf ihre Weise ziemlich verrückt. Gierig auf das Erbe sind alle und zwar so gierig, dass sie vor nichts zurückschrecken. Aber nicht nur die Kinder des alten Henk warten auf das Erbe, auch der Familienanwalt, die Hausangestellten und eine fremde Autorin. Wenn alle anwesend sind, kann das Testament verlesen werden. Und dann werden Pläne geschmiedet, um mehr zu erhalten, als ihnen zusteht. Es fallen Schüsse, Giftmischer suchen ihre Opfer und Küchenmesser werden nicht zur zum Brotschneiden verwendet. (hzg)
Weitere Termine:
Fr. 26.01.24, 20 Uhr
So. 28.01.24, 17 Uhr
Sa. 03.02.24, 20 Uhr
So. 04.02.24, 17 Uhr
Reservierung: Telefon/Whats App 339 760 01 13
oder online unter www.schluderns.theater
Johann Pircher (1924 – 2002)
Leben im Widerstand
Der „Pöderhofer-Ludi“, Ludwig Pircher (1881-1973), war in Allitz Taglöhner und landwirtschaftlicher Pächter. Die Existenz mit einer oder zwei Kühen ermöglichte nur ein sehr karges, unsicheres Leben. Trotzdem ist er das Wagnis eingegangen, mit der blutjungen Josefa Grassl (1896 – 1924) im Jahre 1913 eine Familie zu gründen, aus der in Kriegszeiten die Kinder Ludwig (1914) und Josef (1915), danach Hermine (1920), Anton (1922) und Johann (1924) gefolgt sind. Beim Jüngsten ist die Mutter Josefa 28-jährig im Kindbett gestorben. Immer schafft es die Armut, Schicksalsschläge und Katastrophen zu verdichten, auch Familien treibt sie auseinander. So kamen vier der fünf Kinder bei anderen Familien unter und Johann kam nach Partschins zur Familie Punter. 1939 hat der Vater Ludwig für Deutschland optiert; diese Entscheidung galt auch für die noch nicht volljährigen Kinder. So wurde Johann 1943, gerade 19 Jahre alt, vom Hitlerreich in den Krieg nach Russland eingezogen, aus dem er schwer verwundet 1944 ins Lazarett nach Müllheim (Breisgau) zurückkehrte. Kurz vor der Genesung floh er im Juni 1944 aus dem dortigen Militärspital und erreichte die 40 Kilometer entfernte Schweizer Grenze, die er heimlich überwand. In der Schweiz wurde er dann als Wehrmachtsdeserteur in einem Arbeitslager gefangen gesetzt. Pircher ließ sich vom schweizerischen und englischen Geheimdienst anwerben und wurde nach einiger Vorbereitung als Verbindungsglied zu den Aktivitäten des Widerstands in Südtirol in Aktion gesetzt. Er musste verschlüsselte Informationen in Briefform und Geldbeträge auf geheimen Wegen durch das Münstertal und den Vinschgau zu Hans Egarter, Chef des Widerstandes und des Andreas-Hofer-Bundes, nach Meran bringen. In mehreren Botengängen wurde Hans Pircher auch von Gendarmeriepatrouillen beschossen und von SOD-Leuten verfolgt, aber er konnte nie gefangengesetzt werden. Nach dem Ende seiner gefahrvollen Kurierdienste hat sich Pircher im Passeiertal der dortigen Partisanengruppe angeschlossen. Ziel der Widerstandsgruppen war es, zur Zersetzung der Deutschen Wehrmacht beizutragen und die italienischen Soldaten und Sicherheitsleute zu bekämpfen. Damit haben sie der nationalsozialistischen Herrschaft und dem Faschismus Widerstand geleistet und den furchtbaren Zweiten Weltkrieg zu beenden geholfen. Dabei hat Hans Pircher großen Mut und viel Risikobereitschaft bewiesen.
Herbert Raffeiner
Hans Pircher
Opfer eines Justizskandals
E pare di sentire ancora dal sottoterra della Val Passiria un’ironica sghingnazzata: é quella di Carlo Gufler, il bandito, l’anima nera della valle.” “Und man meint immer noch ein schadenfrohes Gelächter aus den Tiefen des Passeiertales aufsteigen zu hören: es ist jenes von Karl Gufler, dem Banditen, der schwarzen Seele dieses Tales …” (O-Ton aus der Berufungsschrift des Staatsanwaltes Faustino dell’Antonio gegen das Urteil des Schwurgerichtes Bozen vom 05. Jänner 1952 im Strafverfahren gegen Franz Pixner, Hans Pircher und andere 17 Mitangeklagte, alles Wehrmachtdeserteure und Mitglieder der von Hans Egarter betreuten Gruppe von Widerständlern gegen das Nazi-Regime).
Bei solchem Auftakt des Berufungsprozesses musste man auf das Schlimmste gefasst sein. Das Ermittlungsverfahren dazu war im Jahr 1949 (!) von den Carabinieri von Meran eingeleitet worden und betraf samt und sonders Vorfälle, die auf die Kriegszeit zurückgingen. Strafrechtlich verfolgt wurde mehr oder weniger die gesamte Gruppe der Deserteure aus dem Passeiertal. Zu diesen gestoßen war Hans Pircher auf Umwegen. Geboren 1924 in Allitz, wurde er mit 19 Jahren zur deutschen Wehrmacht eingezogen und 1944 vor Leningrad schwer verwundet. Nach seiner Genesung desertierte er und floh er in die Schweiz. Im Auffanglager Muri im Kanton Aargau trat er der vom ehemaligen österreichischen Offizier Wilhelm Bruckner gegründeten antinazistischen Widerstandsbewegung „Patria“ bei. Diese wiederum hatte Kontakte zum englischen Geheimdienst, der von der Existenz des Andreas-Hofer-Bundes wusste. In dieser Vereinigung waren die Südtiroler Dableiber organisiert. Sie war den Nazis ein Dorn im Auge, weshalb deren Obmann Friedl Volgger gleich nach dem Einmarsch der Deutschen am 8. September 1943 im KZ Dachau interniert wurde, worauf Hans Egarter deren Führung übernahm. Zu diesem wollten die Engländer eine Verbindung herstellen und engagierten dafür Hans Pircher als Kurier. Im Herbst 1944 betrat er wieder heimatlichen Boden, wo ihm im Falle seiner Ergreifung die Todesstrafe drohte. Erst vom damaligen Pfarrer von Glurns erfuhr er, wem er die Couverts mit dem Geld zur Verteilung an die Deserteure und den Geheimcode für einen Sender zur Herstellung einer Funkverbindung mit den Alliierten in der Schweiz bringen sollte: zu Hans Egarter im kirchlichen Heim Filippinum in Meran. Noch einmal, am 7. April 1945 ging Hans Pircher zusammen mit Egarter in die Schweiz, die letzte Zeit des Krieges verbrachte er bei den Deserteuren um Karl Gufler im Passeiertal. Der Meiler Karl, wie er mit seinem Vulgonamen genannt wurde, war der Schrecken der heimischen Nazis. Nach dreijährigem Fronteinsatz in Norwegen, Finnland und Russland kehrte er im Mai 1943 zu einem Genesungsurlaub nach Hause zurück. Er hatte genug vom Krieg. Er desertierte und lebte fortan vogelfrei in den Wäldern. Im März 1944 wurde er von örtlichen SOD-Leuten, also Angehörigen des Sicherheits- und Ordnungsdienstes, gefangengenommen. Wegen seiner Kriegsauszeichnungen wurde er nicht zum Tode verurteilt, sondern einer Strafkompanie in Ungarn zugeteilt, aus der ihm jedoch nach einer abenteuerlichen Flucht die Rückkehr ins Passeiertal gelang. Was ihm jedoch nicht glücken wollte, war eine Rückkehr ins bürgerliche Leben. Im April 1945 sucht er mit anderen Deserteuren den für seine Verhaftung verantwortlichen Blockleiter Alois Schwarz auf, um mit ihm „abzurechnen“. Als die geforderte Genugtuung nicht sofort erfolgte, erschoss er ihn. Gufler führte auch nach dem Ende des Krieges ein ruheloses Leben. Er streifte weiterhin bewaffnet durch die Wälder. Am 20. März 1947 wurde er bei einem Feuergefecht mit den Carabinieri erschossen.
Aber es gab damals im Passeiertal nicht nur die um den „Banditen“ Karl Gufler als ihren charismatischen Anführer gescharten und als „Gufler-Bande“ verschrieenen Deserteure. Anlaufstelle für alle politisch Verfolgten und somit auch für Pircher, Egarters Verbindungsmann in die Schweiz, war der Pater Franz Innerebner, Kooperator in St. Martin i. P., so wie überhaupt damals der niedere Klerus sich nicht mit dem braunen Regime identifizierte. Der Widerstand gegen die Nazi-Herrschaft war auch in deutschen Landen nicht besonders ausgeprägt, im südlichen Tirol beschränkte er sich im Wesentlichen auf ca. 300 Personen um den Andreas-Hofer-Bund Hans Egarters. Das Besondere und aus heutiger Sicht vollkommen Unverständliche ist jedoch, dass diese Widerstandsgruppe nach dem Krieg nicht nur öffentlich als Drückeberger, Verräter am Südtiroler Volk, Hinterlandtachinierer, Nestbeschmutzer usw. diskreditiert, sondern auch noch durch ein Gerichtsverfahren kriminalisiert wurde.
Es konnte bis heute nicht geklärt werden, auf wessen Intervention die Carabinieri von Meran im Frühjahr 1949 gegen 19 zur sog. „Gufler-Bande“ gezählten Deserteure, unter anderem auch gegen Hans Pircher, Anzeige erstatteten und sie vor Gericht brachten. Die Anklagepunkte betrafen die Erschießung des Wehrmachtoffiziers Heim wenige Tage vor Kriegsende, Raub und Diebstahl von Lebensmitteln, Kleidung und Vieh, Einschüchterungen und Repressalien gegen lokale Nazigrößen, also alles Vorfälle zurückliegend auf die Zeit von 1943 bis 1945. In der 1. Instanz wurden die Angeklagten vom Schwurgericht Bozen am 5. Jänner 1952 voll freigesprochen: Entweder weil sie die ihnen zur Last gelegten Straftaten nicht begangen hatten bzw. indem die Amnestiegesetze zur Anwendung gebracht wurden. Den Freispruch der „Gufler-Bande“ und die anschließende Entlassung der Beschuldigten, auch Pirchers, aus der über 2-jährigen U-Haft muss der Staatsanwalt Faustino Dell’Antonio als persönliche Schmach empfunden haben. Das erklärt auch die Berufung und deren teilweise gehässige Tonlage. Das Schwurgericht beim Oberlandesgericht in Trient stellte die Entscheidung der Vorinstanz buchstäblich auf den Kopf. Mit Urteil vom 26. Februar 1954 wurde Hans Pircher in Abwesenheit zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, und zwar wegen der nie geklärten Erschießung des deutschen Sanitätsoffiziers. Vom Berufungsverfahren erhielt er keine Kenntnis, obwohl er immer wieder nach seinen arbeitsbedingten Aufenthalten in der Schweiz in den Vinschgau zurückkehrte. Bei seiner Verhaftung im Jahr 1966 fiel er daher aus allen Wolken. Der weitere Verlauf des Pircher’schen justitiellen Leidensweges muss aus Platzgründen im Schnelldurchlauf erzählt werden: Einlieferung ins Gefängnis von Fossano bei Cuneo, dort lernt er einen Mithäftling namens Roberto Miroglio kennen, einen wahren Spezialisten für Verfahrensmängel, auf die gestützt er die Wiederaufnahme des Verfahrens erreichen wollte. Und davon fand er in den Akten des Oberlandesgerichts von Trient jede Menge: die Abwicklung des Verfahrens in Abwesenheit des Hauptbetroffenen und ohne dass dieser von der Berufung des Staatsanwaltes Kenntnis erlangt hatte; die Ignorierung der Beweisaufnahme der Hauptverhandlung vor dem Schwurgericht in Bozen und dementsprechend die „Umdeutung“ der während des Krieges von der „Gufler-Bande“ begangenen Handlungen als gewöhnliche und ohne politischen Hintergrund begangene Straftaten; der Erschießung des Sanitätsoffiziers Heim war ursprünglich der Mitangeklagte Pixner beschuldigt. Dieser meinte sich dadurch aus der Schlinge ziehen zu können, dass er den Pircher bechuldigte, später jedoch widerrief. Also ein typischer Fall von „chiamata di correo“, also das unzuverlässigste Beweismittel, das der Strafprozess kennt. Für die Berufungsrichter war die Beschuldigung durch den Mitangeklagten jedoch begleitet von nicht existierenden anderen erdrückenden Indizien, also Beweis- und Rechtsbeugung pur!
Nach dem Scheitern der rechtlichen Möglichkeiten trat Pirchers zweiter Schutzengel, der Zellengenosse Giambattista Lazagna, auf den Plan. Der war ein Anwalt aus Genua, während des Krieges Partisanenführer in Ligurien und zeitweilig inhaftiert wegen seiner politischen Nähe zu den Roten Brigaden. Lazagna sorgte schon einmal durch Veröffentlichung des Büchleins „Il caso del partigiano Pircher“ dafür, dass dessen Leidensgeschichte über die nationale und internationale Presse in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Plötzlich begann sich auch die lokale Presse des Falles anzunehmen. Dort ging man, nachdem man sich nach Pirchers Verhaftung im Jahre 1966 jahrelang um seinen „casus“ nicht im Geringsten gekümmert hatte, sogar soweit, ihm quasi zum Vorwurf zu machen, dass er zum Fürsprecher im Parlament den kommunistischen Abgeordneten Terracini und nicht den Abgeordneten der SVP Peter Brugger gewählt hatte! Wie dem auch sei: durch einen Gnadenakt des Staatspräsidenten erlangte Pircher 1975 die Freiheit wieder.
Peter Tappeiner,
info@rechtsanwalt-tappeiner.it
Verwendete Literatur: Claus Gatterer, Im Kampf gegen Rom, Europa-Verlag 1968; Friedl Volgger, Mit Südtirol am Scheideweg, Haymon Verlag 1984; Giambattista Lazagna, Il caso del partigiano Pircher, Laterza 1975; Gerald Steinacher, Hans Egarter, Für Glaube und Heimat gegen Hitler, Edition Raetia 2011; Carlo Romeo, Partisan, Edition Raetia 2018; Carlo Romeo, Flucht ohne Ausweg, Edition Raetia 2005;