Dienstag, 20 August 2019 10:37

Stromstreit noch nicht zu Ende

Graun/Mals/Glurns - Der berühmte Vinschger Stromstreit mit Start um die Konzession am Reschenstausee ist noch nicht ganz zu Ende. Den Vinschger Gemeinden ist es im Zuge des Stromstreites gelungen, insgesamt 8% an der Konzession am Reschenstausee dem damals unter LH Luis Durnwalder auf Zentralisierung bedachten Land abzuringen. Zwei strittige Kapitel blieben in den Verhandlungen damals außen vor. Eines davon konnte kürzlich nach langen zähen Verhandlungen zwischen dem Grauner Kammerabgeordneten Albrecht Plangger und der Ex-Sel und heutigen Alperia Vipower abgeschlossen werden. Es geht um die Ableitung der Gewässer Arunda, Melz und Marienbergbach, die in den Haidersee fließen und von dort in den Reschensee gepumpt werden. Ein ursprünglicher Plan in den 1960er Jahren, so Albrecht Plangger, hat ein Aufstauen des Haidersees und ein E-Werk in Laatsch mit knapp 5 Megawatt Leistung vorgesehen. Das konnte damals verhindert werden - sichtbar davon ist noch das Betonwerk am Auslauf des Haidersees. Geblieben sind allerdings die Ableitung aus den genannten Bächen - und diese lange Zeit ohne reguläre Konzession. So bezahlte Edison weder Uferzins- noch Umweltgelder an die betroffenen Gemeinden bzw. ans Land. Nun ist festgelegt, so Plangger, dass Vipower für die Konzessionslaufzeit von 2002 bis 2031 rund 4 Millionen Euro an Umweltzins an die Gemeinden Mals (65%), Graun (27%) und Glurns (8%) zahlt. 2018 wurde der ausständige Umweltzins für die Jahre 2002 bis 2017 beglichen und der Uferzins für die Jahre 1973 bis 1998 mit 250.000 Euro endlich saldiert. Bisher hatte man immer auf die Verjährung verwiesen. Und in Zukunft sollen jährlich insgesamt 126.000 Euro Umweltgeld an die Gemeinden fließen. Vipower will die Ableitung aus Arunda-, Melz- und Marienbergbach weiterhin nutzen und hat daher ein Sicherheitsprojekt laufen, das vor allem den Leitungsknick unmittelbar oberhalb von Burgeis, den Ortsteil Plavinna betrifft. Diesen außergerichtlichen Kompromiss für den Zeitraum 2018 bis 2031 sollen die Bürgermeister nun unterzeichnen. Mals und Glurns haben diesbezügliche Ausschussbeschlüsse bereits gefasst.
Noch offen ist die schriftlich vereinbarte Abtretung von 0,9% des Aktienpaketes von Vipower an die 3 Gemeinden auf der Basis eines schon vor Jahren vereinbarten Aufteilungsschlüssels. Diese 0,9% enstsprechen der Nenneistung (Produktion) dieser Nebenableitung im Verhältnis der Nennleistung der Kraftwerke Glurns und Kastelbell.
Plangger, von Anbeginn entscheidende Triebkraft im Vinschger Stromstreit und der letzte Strommohikaner mit Durchblick in der komplizierten Materie, setzt sich für die Gemeinden unermüdlich ein, die dann Planggers Ernte einfahren können.
Das letzte Kapitel ist noch offen: die Ableitung am Karlinbach in Langtaufers mit dem E-Werk in Graun. Auch da laufen zähe Verhandlungen, zumal auch diese Konzession für lange Zeit ein höchst fragwürdiges Provisorium war und der damalige Betreiber Edison sich jeglicher Zahlungsverpflichtung an Umwelt- und später an Uferzinsgeldern verweigern konnte. (eb)

Publiziert in Ausgabe 17/2019

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