Kastelbell
Im Zusammenhang mit der Veranstaltungsreihe „Unser letzter Weg-Unser letzter Wille“, die zurzeit in Kastelbell tagt, erörterte Pfarrer Luis Gurndin die Bedeutung religiöser Bräuche und Rituale im Trauerprozess. Er sprach in seiner Einleitung von Bräuchen und Ritualen als lebhafter Ausdruck dessen, was dem Menschen als Leib-Seele-Geist-Wesen im Denken und Fühlen wichtig ist. Die Bedeutung, dass die Riten und Bräuche, welche sich in verschiedenen Kulturen entwickelt haben, meist in der Öffentlichkeit praktiziert werden, sieht Pfarrer Gurndin darin, dass dies für persönlich Betroffene eine sehr große Entlastung sein kann, z.B., dass nicht jeder alles neu erfinden müsse, oder dass die Teilnahme zahlreicher Menschen tröstende Wirkung zeigt. Wobei unsere Riten überwiegend vom christlichen Glauben geprägt sind. Darüber hinaus gibt es natürlich auch familiäre Bräuche, die nicht immer von der Öffentlichkeit, sprich Kirche vorgelegt sind. Zu den einzelnen Ritualen und Bräuchen bei Tod und Trauer berichtet Gurndin über den Friedhof im Umfeld der Kirche, das Glockengeläute, das Gebet im Trauerhaus oder in der Totenkapelle, Todesanzeigen und Sterbebildchen, bei denen Gurndin das Verschwinden eines kurzen Lebenslaufes als Verlust darstellt, da es für viele Menschen die einzige Möglichkeit war, einmal im Leben von der Öffentlichkeit gewürdigt zu werden, ehrenamtliche Dienste (z.B. Vorleser oder Träger), die Bestattung in ungeweihter Erde (z.B. die „unschuldigen Kinder“) und über die neuen Bräuche im Zusammenhang mit Feuerbestattung und Begräbnis „im engsten Familienkreis“. Dazu erklärte Gurndin, dass die Feuerbestattung wohl wieder erlaubt sei, jedoch gehen die äußeren symbolhaften Schritte von Sterben und Auferstehen verloren. Auch der Entzug der Öffentlichkeit bei einem Trauerprozess (z.B. die Aufbewahrung der Urne zu Hause oder das Verstreuen der Asche), sieht Gurndin als problematisch, da anderen Menschen die Möglichkeit, den Toten zu „besuchen“ oder sich zu einem späteren Zeitpunkt von ihm zu verabschieden, verweigert wird. Weiter zählt Gurndin die drei Stationen zu den Bestattungsriten auf: Die „Einsegnung“, der Gottesdienst in der Kirche, sowie die Verabschiedung am Grab. Es folgte eine rege Diskussionsrunde, die sich vor allem mit der praktischen Umsetzung eines Trauerprozesses befasste, oder damit, wie sich die Theorie mit der menschlichen Sichtweise des Sterbeprozesses vereinbaren lässt, z.B. ab wann, oder ob ein Pfarrer bei einem Sterbenden eintreffen müsse usw.. Das Nachwort Gurndins lautete, im Tode sind wir alle gleich. (sil)