Dienstag, 15 Mai 2018 12:00

„Made in Südtirol. Meine Kindheit“

s15 1358Schluderns/Bozen - Der Theaterabend im Kulturhaus von Schluderns am vergangenen Freitag war ein langer und ein besonderer. Er gab authentische Einblicke in Lebensgeschichten der jüngsten Vergangenheit.  17 Südtirolerinnen und Südtiroler mehrerer Altersstufen (die Ältesten waren Jahrgang 1947, die Jüngste Jahrgang 2000), deutsch- und Italienisch Sprachige, blickten auf ihrer Kindheit zurück.
Sie überzeugten durch lebendiges Auftreten und Natürlichkeit. Die einen kochten auf der Bühne, aßen Nudel und tranken, während die anderen recht ungezwungen redeten. Mehrere Monologe waren mit Ziehharmonika-Klängen und Liedern untermalt. Aus seiner von Krankheit geprägte Kindheit erzählte Anton Klapfer sogar in Reimform.
Mit von der Partie waren auch zwei Frauen aus dem Vinschgau. Elisabeth Tartarotti aus Latsch erzählt von unbeschwerten Stunden im Auwald an der Etsch, vom Klettern auf Bäumen, von Schlangen, die sie sich um den Hals hängte, um die Nicht-Au-Kinder im Dorf zu beeindrucken. Veronika Fliri verriet, dass sie immer ein Junge sein wollte und nächtelang  darum gebetet hatte. Sie schwärmte von den Tannenzapfen, mit denen sich jedes beliebige Spielzeug basteln ließ, vom Indianerspiel und Marterpfahl und von der süßen „Schneamilch“, die sie dann auch auf der Bühne servierte.
 Nachdenklich stimmte die Erzählung von Daniela Zambaldi über die hasserfüllten Nächte des ethnischen Kampfes, die sie nahe dem Siegesplatz in Bozen miterleben musste. Sie verstand nicht, warum Deutsche und Italiener aufeinander los gingen.  In vielen Erlebnissen der Akteure fanden sich die Gäste im Saal wieder, und sie schwelgten in Nostalgie.
Made in Südtirol ist eine gelungene und sehenswerte Produktion der Vereinigten Bühnen Bozen in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Theaterverband. Regie führt Christian Mair. (mds)

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Publiziert in Ausgabe 10/2018

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