Vor genau 30 Jahren - im Jahr 1990 - ist die VIP gegründet worden. Das Jubiläum nahmen
wir vom Vinschgerwind zum Anlass, um über Höhen und Tiefen, Auszahlungspreise,
600-Euro-Coronageld, Erntehelfer und die Pestiziddebatte mit dem Direktor der VIP
Martin Pinzger und dem Obmann der VIP Thomas Oberhofer zu sprechen.
Interview: Angelika Ploner
Fotos: Erwin Bernhart
Vinschgerwind: Die VIP feiert heuer 30 Jahre: Ein Resümee über Höhen und Tiefen, Herr Obmann.
Thomas Oberhofer: Eine der Höhen war sicher 2007 die Umsetzung des VIP-3-Konzepts, die einheitliche und gemeinsame Vermarktungsstrategie.
Vinschgerwind: Und eine Tiefe?
Thomas Oberhofer: Die Auszahlung im vergangenen Jahr (Ernte 2018, Auszahlungspreise 2019 Anm. der Redaktion) war sicher nicht berauschend, wobei die Rahmenbedingungen, die unsere Verkäufer vorgefunden haben, nicht beeinflussbar waren. Aber: Wir Bauern, wie alle Unternehmer dürfen nie nur ein Jahr sehen. Wenn wir drei Jahre – Ernte 2017, 2018 und 2019 – zusammennehmen, dann stimmt die Rechnung wieder. Aus menschlicher Sicht war das plötzliche Ableben unseres damaligen Qualitätsleiters Hans Tscholl im Jahr 2004 die größte Tragödie.
Vinschgerwind: War 2019 der tiefste Auszahlungspreis, seit VIP-Bestehen?
Martin Pinzger: Nein, aber der tiefste in den vergangenen zehn Jahren.
Vinschgerwind: Herr Direktor, Höhen und Tiefen?
Martin Pinzger: Also, was mir positiv auffällt ist, dass der Obmann bei den Tiefen eindeutig länger nachdenken musste, als beim positiven Highlight. 30 Jahre sind natürlich ein langer Zeitraum, wo man riskiert, dass...
Vinschgerwind:... ganz spontan.
Martin Pinzger: Anstellung des Sepp Wielander und Bau dieses Sitzes mit einem klaren Signal: Wir sind eine starke Struktur, die langfristig denken und investieren wird.
Vinschgerwind: Zwei Höhepunkte, nun ein Tiefpunkt.
Martin Pinzger: Immer wieder enttäuschende Auszahlungsjahre, weil man zur Kenntnis nehmen muss, dass wir nicht marktentscheidend sind, sondern leider Gottes die Marktsituation von Angebot und Nachfrage vom Obst akzeptieren müssen.
Vinschgerwind: Feierstimmung gibt es heuer unter den Bauern nicht wegen des 30 jährigen Jubiläums, sondern wegen der Auszahlungspreise. Diese waren noch nie so hoch. Stimmt das?
Martin Pinzger: Nein, das stimmt nicht. 2017 war jene Ernte, wo die unmittelbaren Mitkonkurrenten unterbestückt waren und wir die besten Auszahlungspreise erzielt haben. Man kann aber mit Befriedigung sagen, dass die Auszahlungssumme für die Ernte 2019 die zweitbeste war.
Vinschgerwind: Wo bewegt man sich bei den Auszahlungspreisen von Roten Sorten, Golden Delicious und Bio....
Martin Pinzger: Das hohe Auszahlungsergebnis ist vor allem bedingt durch eine äußerst gute Situation im Bereich Clubsorten und im Bereich Bio. Und: Faire Preise bei den freien Sorten im IP-Bereich.
Vinschgerwind: Wo bewegen wir uns konkret?
Martin Pinzger: Der durchschnittliche Auszahlungspreis an die Produzenten auf angelieferte Kilogramm IP (Integrierte Produktion, Anmerkung der Redaktion) beläuft sich auf 44 Cent. Der durchschnittliche Auszahlungspreis an die Produzenten auf angelieferte Kilogramm BIO liegt bei 73 Cent. Da gibt es keine Geheimnisse. Es gibt auch keine Neidsituation, weil wir von einer grottenschlechten Situation 2018 herauskommen und aus unternehmenswirtschaftlichem Aspekt viele Mitglieder nicht im grünen Bereich waren.
Vinschgerwind: Die heurige Ernte – eine Einschätzung.
Martin Pinzger: 2020 haben wir extrem unterschiedliche Situationen. Mittel- und Untervinschgau haben wir schwache Behänge, weil im Frühjahr ganz einfach die Blüte gefehlt hat, speziell bei den Golden und dann noch Frost und Hagel dazugekommen sind. Wir haben Produzenten, die zum Teil 30, 40 bis 50 Prozent weniger an Ernte haben. Das 2020er Jahr wird deshalb – als erste Einschätzung – sicher enttäuschend sein. Im Schnitt zwischen 2017, 2018, 2019 und 2020 haben wir ein Wellental und es gibt sicher einige Mitglieder, die sich schwer getan haben und sich schwer tun.
Vinschgerwind: Die Apfelwirtschaft hat nichtsdestotrotz von Corona profitiert, zählt zu den Gewinnern der Krise...
Martin Pinzger: Es gibt kurzfristig weniger starke Verlierer durch die Coronakrise und da zählen wir sicherlich dazu. Kurzfristig hat sich das Konsumverhalten verändert, der Apfel wurde verstärkt nachgefragt, weil er natürlich haltbar ist, vor allem die abgepackte Ware war gefragt, soweit, dass wir Engpässe bei den Verpackungskapazitäten gehabt haben. Das hat sich auf unsere Abwicklungsprozesse ausgewirkt und dank der Zusammenarbeit der Mitarbeiter haben wir das ganz gut gemeistert. Ob das jetzt langfristig anhält, muss man schauen, weil wir auf internationaler Ebene komplexe Situationen haben. Wir verkaufen in Indien kaum Äpfel, in Brasilien ebenso. Nordafrika ist schwieriger geworden, weil sich die Wechselkurse verschlechtert haben. Mittelfristig werden sich die internationalen Märkte nicht gut entwickeln, und jetzt muss man schauen, ob der positive Konsum der letzten sechs Monate in Europa anhält und die Probleme auf internationaler Ebene auffängt.
Vinschgerwind: Eine Frage an den Obmann: Die Apfelbauern sind in der Gesellschaft arg unter Druck. Die Pestiziddebatte, 600 Euro Coronageld ohne finanzielle Einbußen, Erntehelfer, die das Corona-Virus importieren. Was antworten Sie Kritikern?
Thomas Oberhofer: Pestiziddebatte ist ein Thema, das leider Gottes von gewissen Exponenten wirklich aufgekocht worden ist, Stichwort Schiebel und Bär.
Vinschgerwind: Da kommen wir später noch dazu. Ist die Kritik gerechtfertigt?
Thomas Oberhofer: Nein. Der Vinschgau und Südtirol allgemein ist seit Jahrzehnten ein Vorreiter beim Thema „schonenden Anbau“. Ich darf erinnern 1988 Start Agrios – integrierte Produktion in Südtirol. Wir waren dem Rest von Europa damals schon voraus. Logisch werden wir uns auch in den nächsten zehn Jahren weiter entwickeln. Ich glaube aber, dass es absolut ungerechtfertigt ist, mit dem Finger auf die Obstwirtschaft in Südtirol zu zeigen, denn das tut uns weh.
Vinschgerwind: Lassen wir die Pestiziddebatte beiseite. Sind die 600 Euro Coronageld gerechtfertigt?
Thomas Oberhofer: Die 600 Euro sind nicht beeinflussbar von uns, aber sicher nicht eine geschickte Entscheidung vom italienischen Staat.
Vinschgerwind: Und die Erntehelfer?
Thomas Oberhofer: So wie ich es aus den Zeitungen lese, haben wir eine ähnliche Situation an positiv getesteten Erntehelfern wie allgemein in der Bevölkerung, deswegen sehe ich das nicht als gefährlich. Es ist von der Landesregierung, der Sanität und dem Bauernbund richtig organisiert worden, dass im Herkunftsland getestet wurde und dann erst die Einreise erlaubt wurde und hier weiter getestet wurde. Und: Die Erntehelfer haben den Hof nicht verlassen bzw. die positiv getesteten wurden sofort isoliert.
Vinschgerwind: Also die Kritik, dass Erntehelfer das Coronavirus importieren, ist absolut ungerechtfertigt?
Thomas Oberhofer: Ich glaube man hat das Beste aus der Situation gemacht. Wir sind auf Erntehelfer angewiesen.
Martin Pinzger: Gegenfrage: Hat es wirklich Kritik gegeben wegen der Erntehelfer?
Vinschgerwind: Massive.
Thomas Oberhofer: Wirklich?
Vinschgerwind: Bewegen Sie sich nur unter Bauern?
Martin Pinzger: Die Hoteliere haben auch nie den Vorwurf bekommen, dass sie Ausländer anstellen müssen, oder?
Vinschgerwind: Die Hoteliere holen keine 20.000 ausländische Arbeitskräfte in kürzester Zeit nach Südtirol.
Thomas Oberhofer: Also ich habe Gegenteiliges erlebt. Die Erntehelfer wollten zum Teil gar nicht kommen, weil Italien wesentlich die schlechteren Zahlen hat als Litauen zum Beispiel.
Vinschgerwind: Es ist nicht möglich mit einheimischen Erntehelfern die Ernte einzubringen?
Thomas Oberhofer: Nein, absolut nicht. Wir hatten einige tragische Fälle unter unseren Mitgliedern, wo die Erntehelfer abgesagt haben und händeringend nach Ersatz gesucht wurde. Der Markt ist leer, das ist so. Im Vinschgau ist die Situation dramatischer als im Rest von Südtirol. Wir haben sortimentsbedingt eine kurze Erntezeit.
Martin Pinzger: Zudem muss man bedenken die VOG hat 10.000 Hektar und 5.000 Mitglieder, also hat jedes Mitglied im Schnitt 2 Hektar. Wir haben 1.600 Mitglieder bei 5.300 Hektar. Wir haben im Schnitt über 3 Hektar pro Mitglied. Wir haben sortimentsbedingt und strukturell bedingt einen viel höheren Bedarf an Erntehelfern.
Vinschgerwind: Themenwechsel. Die Weinbauern sind den Apfelbauern weit voraus: Vor dem Hintergrund von Corona und der Forderung der Konsumenten nach Nachhaltigkeit ist „Die Südtirol Wein Agenda 2030“ entstanden mit konkreten Umsetzungsschritten. Ich zitiere: „Wenn die Interessen von Produzenten und Konsumenten im Weinbau in den letzten Jahren auseinanderzudriften drohten, dann war es im Bereich des chemischen Pflanzenschutzes....auf den Einsatz synthetischer Herbizide im Unterstockbereich soll künftig verzichtet werden, um den natürlichen Nährstoffumsatz nicht zu gefährden. Wo bleibt „Die Vinschgau Apfel Agenda 2030“?
Thomas Oberhofer: Teilweise schon umgesetzt.
Vinschgerwind: Wo will man 2030 konkret sein?
Thomas Oberhofer: Das werden wir Ihnen jetzt nicht verraten, denn das wird offiziell auf der Interpoma in drei Wochen (Ende Oktober, Anmerkung der Redaktion) vorgestellt. Wir haben daran seit 3 Jahren gearbeitet, die Weinwirtschaft ist jetzt ein wenig schneller gewesen, wobei wir in der Umsetzung schneller sind. Denn wenn wir von diesem Herbizid-Verzicht da reden, das haben wir ja teilweise schon umgesetzt. Wir haben 2017 ein Projekt ins Leben gerufen, nämlich den freiwilligen Verzicht auf Herbizide, nicht nur auf Glyphosat, denn wir sind uns bewusst, dass das keine Akzeptanz mehr hat.
Vinschgerwind: Also kommt ein Glyphosat-Verbot im Vinschgau?
Thomas Oberhofer: Nein, wir machen wennschon, dann keine halben Sachen.
Vinschgerwind: Wenn man keine halben Sachen macht, dann kommt doch ein Glyphosat-Verbot?
Thomas Oberhofer: Wenn man ganze Sachen macht, dann verbietet man nicht Glyphosat, um es dann mit etwas anderem ersetzen. Es gibt wennschon dann den Herbizid-Verzicht. Total.
Vinschgerwind: Das heißt?
Thomas Oberhofer: Wir fördern die mechanische Unkrautbekämpfung. Wir haben auf unseren 5.000 Hektar 800 Hektar freiwilligen Herbizid-Verzicht und dann kommen noch 1.000 Hektar Bio hinzu, das heißt in Summe wird auf 1.800 Hektar kein Herbizid eingesetzt und ich betone, nicht nur Glyphosat nicht eingesetzt, sondern kein Herbizid. Es wird mechanisch gemäht. Und das auf einem Drittel der Fläche.
Vinschgerwind: Und werden sollen es drei Drittel?
Thomas Oberhofer: Es werden sicher nicht drei Drittel. Es wird schrittweise steigen, wo es möglich ist und der Markt muss uns natürlich auch Recht geben. Denn das ist ein großer Aufwand und mit großen Investitionen verbunden.
Martin Pinzger: Wir haben 2017 beschlossen ab 2018 für 5 Jahre Mitgliedern, die gänzlich auf Herbizide – zum Schutz von Boden und von Wasser - verzichten, eine Prämie zu geben. Seit 2019 haben wir eine Konfektion, also eine Kartonschale schön gestaltet auf dem italienischen Markt „coltivato senza diserbanti“ eingeführt und haben zumindest das, was wir Prämie zahlen bereits an Mehrerlös herausbekommen und das entsprechend den Genossenschaften weitergegeben.
Vinschgerwind: Die Weinbauern sind dennoch voraus: Sie machen einen sauberen Fahrplan. Der Fahrplan der VIP basiert mehr auf erfahrungsgemäße Freiwilligkeit. Ohne Verbindlichkeit von Schritten.
Martin Pinzger: Der Weg ist das Ziel.
Vinschgerwind: Vor dem Hintergrund der Pestiziddebatte nimmt man eine hartnäckige Verteidigungshaltung ein und vergisst – so scheint es – sich weiterzuentwickeln. Man mauert einfach.
Thomas Oberhofer: Wir mauern nur gegen gewisse Kreise. Gegen jene, die sich persönlich profilieren und Spendengelder generieren, da mauert man automatisch.
Martin Pinzger: Man muss schon sagen: Es gibt kein großes Apfelanbaugebiet, das 20 Prozent Bioanteil hat, da können nur die Österreicher mithalten und wo 15 Prozent der IP-Bauern freiwillig auf Herbizide verzichten. Das gibt es nicht noch einmal. Und trotzdem werden wir von Schiebel & Co angefeindet.
Thomas Oberhofer: Das ist nicht gerechtfertigt und deswegen wehren wir uns.
Vinschgerwind: Inwiefern wehrt ihr euch?
Martin Pinzger: Wir prozessieren. Leider.
Vinschgerwind: Wieviele VIP-Mitglieder sind in den Prozess von Schuler gegen Schiebel und Bär involviert?
Thomas Oberhofer: Involviert sind Vertreter des Landes Südtirol und mehr als 1.600 Landwirte haben eine Sammelklage eingereicht. 693 davon sind VIP-Mitglieder, IP-Bauern und Bio-Bauern.
Vinschgerwind: Herr Direktor, Sie selbst?
Martin Pinzger: Ja logisch.
Vinschgerwind: Herr Obmann?
Thomas Oberhofer: Logisch, wir tun nicht Wasser predigen und Wein trinken. Wenn man europaweiter Musterschüler ist und angegriffen wird, dann schmerzt das. Wir fühlen uns als grüne Anbauregion in der Welt.
Vinschgerwind: Insgesamt 1.600 Betriebshefte sind eingezogen worden und werden nun untersucht. Mit welchem Ergebnis rechnen Sie? Eine Einschätzung.
Martin Pinzger: Wir haben im Vinschgau ja schon lange die digitale Aufzeichnung. Wir waren imstande ohne großen Aufwand die Betriebshefte von der Produktion 2017 – wie von der Staatsanwaltschaft gefordert – im Auftrag von unseren Mitgliedern zu übermitteln.
Vinschgerwind: Mit welchem Ergebnis rechnen Sie?
Thomas Oberhofer: Dass belegt wird, dass alles den Vorschriften entspricht: Sowohl den gesetzlichen als auch unseren freiwillig auferlegten im integrierten Anbau. Dass man aber auch feststellen wird, dass der Kiloeinsatz pro Hektar nichts aussagt. Herr Schiebel stellt in seinem Buch die kg-Menge an Pflanzenschutz an den Pranger, ohne die Art der verschiedenen Mittel zu bewerten. Dies ist zu oberflächlich und auf alle Fälle irreführend für den Leser. So haben wir z.B. im Bioanbau vom Volumen her deutlich größere Mengen im Einsatz, natürlich jedoch mit einem anderen Wirkungsgrad. Diesem wird in seinem Bericht in keinster Weise Rechnung getragen.
Vinschgerwind: Haben Sie das Buch von Schiebel gelesen?
Thomas Oberhofer: Nein. Ich kenne natürlich die übertriebenen Passagen aus den Akten.
Martin Pinzger: Einzelne Ausschnitte.
Vinschgerwind: Ihre persönliche Meinung: Geht der Schuss von Schuler nach hinten los? Die mediale Aufmerksamkeit ist riesig, weil einem deutschen Bürger der Mund in Südtirol verboten wird. Was bleibt am Ende nach diesem Prozess übrig?
Martin Pinzger: Hoffentlich wird er nicht zu Ende geführt. Das ist das Ziel. Es ist festgestellt worden, dass von der Gegenseite über die rote Linie hinausgeschossen worden ist. Man muss schon sagen: Der Druck auf Schuler war vor drei Jahren sehr groß– von der Landwirtschaft aber auch vom Tourismus. Und Auslöser war nicht „Das Wunder von Mals“, sondern der Auslöser war die Plakataktion Pestizid-Tirol. Man hat reagieren müssen.
Vinschgerwind: Noch einmal: Geht der Schuss nicht nach hinten los?
Martin Pinzger: Sagen wir so: Es ist nicht hilfreich, aber es war eine Notwendigkeit.
Thomas Oberhofer: Also zuerst sagen: Landesrat mach etwas und danach: Was hast du dir da gedacht, ist einfach nur billig.
Vinschgerwind: Umgekehrt: Kann man euch nicht eine unglaubliche Empfindlichkeit unterstellen?
Thomas Oberhofer: Das wird sein. Ich muss sagen: Bei diesem Thema bin ich wirklich empfindlich geworden. Wir tun und machen und bemühen uns und bekommen immer auf die Ohren.
Vinschgerwind: Abschließend ein Blick in die Zukunft: Stimmt es, dass es Fusionspläne mit der VOG gibt, was den Verkauf anbelangt?
Martin Pinzger: Also es gibt grundsätzlich für uns absolut den Anspruch, dass wir immer wieder prüfen müssen, wohin der Weg gehen könnte. Alle Jahre und alle drei Jahre und immer wieder.
Vinschgerwind: Also ja.
Martin Pinzger: Wir haben vor zwei Jahren sehr vertiefend und gewissenhaft Allianzen geprüft und haben festgestellt, dass die Zeit zu jenem Zeitpunkt noch nicht reif war, aber wir müssen immer wieder die Dinge neu bewerten. Es gibt jedenfalls in diesem Bereich kein Tabu und es wäre ja eine gewisse Logik, das, was bis 1990 einmal zusammen war, wieder zusammen zu führen. Die Vinschger Genossenschaften sind ja damals aus der VOG ausgetreten und haben die VIP gegründet. Konkrete Pläne muss ich derzeit verneinen.
Die Vinschger Kaminkehrer verbindet eine ausgezeichnete Zusammenarbeit und ein vorbildlicher Zusammenhalt untereinander. Immer wieder sensibilisieren die Vinschger Kaminkehrer für wichtige Themen wie zum Beispiel Sanierungen und die damit in Zusammenhang stehenden Kohlenmonoxid-Vergiftungen.
Interview: Angelika Ploner
Vinschgerwind: Haben die Vinschger Kaminkehrer Nachwuchs – Sorgen?
Richard Schupfer: Wir brauchen langfristig gesehen sicher Nachwuchs und wir wären auch bereit Mitarbeiter auszubilden.
Vinschgerwind: Wieviele ausgebildete Kaminkehrer gibt es im Vinschgau?
Johannes Tappeiner: Derzeit gibt es neun ausgebildete Kaminkehrer zwischen Plaus und Reschen. Die Ausbildung verläuft wie in anderen Berufen auch: Wir haben drei Jahre Berufsschule im Blockunterricht.
Vinschgerwind: Ist der Beruf des Kaminkehrers eine reine Männerdomäne?
Richard Schupfer: Nein, wir haben mittlerweile auch Mitarbeiterinnen, es kann also genauso für Frauen ein interessanter Beruf sein. Es ist die Vielfalt, die unseren Beruf auszeichnet.
Vinschgerwind: Was ist die Vielfalt und das Schöne am Kaminkehrer-Beruf?
Hanspeter Schwemm: Der Kaminkehrer ist nicht mehr der klassische Dreckkehrer, wie er es früher war. Der technische Bereich nimmt heute einen Großteil unserer Arbeit ein: Wir machen Kamininspektionen, wir haben Messgeräte, wo man die Verbrennung oder die Abgase messen kann. Mit den gleichen Geräten können wir Unterdruckmessungen im Gebäude durchführen bzw. im Wohnraum, die 4-Pascalmessung, die Zuluftmessung, das alles fällt in unseren Tätigkeitsbereich und dafür sind wir auch ausgerüstet.
Christian Eberhart: Wir sind in den Bereichen Brandschutz und Kaminbau ausgebildet...
Helmuth Holzer: ... und in den Bereichen Heizungstechnik und Klimahaus.
Hanspeter Schwemm: Unser Berufsbild befindet sich im Wandel, wir bilden uns ständig fort. Die Technik ist schnelllebig. Wir müssen am Rad der Zeit bleiben, denn sonst können wir mit der Technik nicht mehr mithalten. Unser Fachwissen ist aber schwierig zu vermitteln. Ein bis zwei Fortbildungskurse pro Jahr sind bei uns fix. Junge technikbegeisterte Lehrlinge sind bei uns sicher gut aufgehoben.
Vinschgerwind: Aber schwindelfrei muss man als Kaminkehrer schon sein, oder?
Johannes Tappeiner: Nein, ich habe mich auch am Anfang auf dem Dach geschwindelt. Wenn man dann jeden Tag auf ein Dach steigt, dann wird es normal.
Richard Schupfer: Ich hab mich auch geschwindelt am Anfang.
Christian Eberhart: Es ist eine Sache der Gewohnheit. Die Schwindelfreiheit kommt mit der Zeit.
Vinschgerwind: Welche Kompetenzen und Interessen sollte man dann mitbringen?
Johannes Tappeiner: Verlässlichkeit und Ehrlichkeit sind zwei Voraussetzungen, die man auf alle Fälle mitbringen sollte. Man darf nicht vergessen: Man steigt in die Privatsphäre der Menschen ein.
Richard Schupfer: Pünktlichkeit.
Hanspeter Schwemm: Kontaktfreudigkeit. Denn man ist effektiv jede Stunde bei einer anderen Person und deswegen sollte man nicht verschlossen, sondern ein kontaktfreudiger Mensch sein.
Christian Eberhart: Umso offener, desto leichter tut man sich bei den Menschen.
Helmuth Holzer: Ein respektvoller Umgang ist genauso wichtig.
Richard Schupfer: Und Diskretion.
Vinschgerwind: Themenwechsel: Stichwort Sanierungen und Nutzung des 110prozentigen Superbonus. Vor diesem Hintergrund gibt es eine Neuigkeit.
Richard Schupfer: Die Sanierungen nehmen mit diesem Superbonus rasant zu. Neu und verpflichtend ist: Der Benützer oder die Benützerin der Feuerungsanlage muss den Kaminkehrer über jegliche Änderungen an der Feuerungsanlage und am Gebäude, welche sich auf die Funktionstüchtigkeit der Feuerungsanlage auswirken könnten, schriftlich in Kenntnis setzen. Schriftlich wohlgemerkt.
Helmuth Holzner: Das ist wichtig und richtig. Denn meistens wird nur an die Gebäudehülle gedacht und nicht an die Zuluft und an die Sicherheit.
Christian Eberhart: Die Kaminkehrer und Hafner haben deshalb auch eine Sensibilisierungsoffensive gestartet: Überprüfung bringt Sicherheit und wohlige Wärme.
Vinschgerwind: Seit heuer sind also die Benützer einer Feuerungsanlage verpflichtet dem Kaminkehrer schriftlich jede Änderung an der Feuerungsanlage oder am Gebäude zum Beispiel Austausch der Fenster und Türen, wenn es Auswirkungen auf die Feuerungsanlage hat, mitzuteilen?
Hanspeter Schwemm: Richtig. Da geht es ganz einfach um Sicherheit, um Kohlenmonoxid-Vergiftungen zu vermeiden. Und es ist eine Entlastung von der Verantwortlichkeit her für uns Kaminkehrer.
Helmuth Holzer: Es geht um die Sicherheit und um die Gewährung der Funktionalität. Es geht darum, dass man das Haus einpackt und man nicht mehr gewährleisten kann, ob die Feuerungsanlage noch einwandfrei funktioniert. Die Feuerungsanlage muss an das Haus angepasst werden. Wenn man aber im Zuge des Superbonus die Feuerungsanlage wechselt, dann ist man auch verpflichtet den Kamin anzupassen.
Richard Schupfer: Der Kaminkehrer macht nach der Meldung eine Funktionsprüfung, eine 4-Pascal-Messung, ob die Anlagen funktionstechnisch und brandschutztechnisch in Ordnung sind. Noch idealer wäre vor dem Bauanfang den Kaminkehrer zu kontaktieren und in einem zweiten Moment macht man dann die Überprüfung der Funktionstüchtigkeit.
Johannes Tappeiner: In der Planungsphase kann man einfach viele Unkosten sparen, Geld, Zeit und Nerven, danach kann man nur mehr nach Kompromissen suchen, die meistens teuer sind.
Vinschgerwind: Eine Einschätzung: Wieviel Heizanlagen im Vinschgau sind veraltet?
Helmuth Holzer: Rund 30 – 40 Prozent.
Hanspeter Schwemm: Ja circa.
Richard Schupfer: Es hat sich schon viel getan in den vergangenen Jahren.
Johannes Tappeiner: Auffallend ist, seit dem extremen Wetter im November 2019 mit Stromausfällen usw. ist die Nachfrage nach Kaminöfen und Herden ganz stark angestiegen vor allem in Kondominien oder auch Häusern, wo keine Feuerstelle ist. Man will wieder autonom heizen. Leider passiert es immer wieder, dass die Techniker von einem Kamin abraten und das geht auf die Kosten vom Kunden. Aber: Man soll unbedingt Reservekamine vorsehen, um sich alle Möglichkeiten zu einem späteren Zeitpunkt offen zu halten. Denn die wohlige Wärme und die Behaglichkeit kann nur ein Ofen spenden.
Vinschgerwind: Zum Abschluss noch ein Heiztipp von jedem...
Johannes Tappeiner: Das richtige Heizmaterial verwenden, trockenes sauberes richtig gespaltenes Brennmaterial.
Hanspeter Schwemm: Bei den neuen Stückholzanlagen, also Holzheizungen, oder Öfen und Herden muss man sich an die Bedienungsanleitung des Herstellers halten und so befeuern oder den Brennstoff so einführen, wie der Hersteller oder der Hafner vorgibt.
Richard Schupfer: Richtiges lüften, 5 Minuten lang und immer wieder Stoßlüften, damit Sauerstoff in den Raum kommt.
Helmuth Holzer: Bei den Heizkörpern den Druck checken.
Christian Eberhart: Den Kamin kontrollieren und schauen ob die Heizanlage sauber und gewartet ist.
HEIZTipp
Eine regelmäßige und ordnungsgemäße Reinigung und Kontrolle der Heizanlage ist der beste Brandschutz, spart Energie und vermeidet unnötige Luftverschmutzung.
Tipps rund um die Wahl der Winterreifen und Serviceangebote.
Wintercheck bei Harry’s Tankstelle
Will man sein Auto winterfit machen, „steht Winterreifen aufziehen natürlich an erster Stelle“, sagt Harald Trafoier von Harry’s Tankstelle in Latsch. Die richtige Adresse ist Harry’s Tankstelle – direkt an der Vinschger Staatsstraße gelegen – auch für jene, die ihre vorhandenen Autoreifen professionell montiert wissen wollen. Zu einem ordentlichen Wintercheck gehören aber noch eine Reihe weiterer Vorkehrungen: Ob das nun die Vorbereitung der Kühl- und Scheibenwaschanlage auf den bevorstehenden Winter ist oder die Kontrolle der Bremsen und der Batterie. Mit fairen Preisen sind Kundinnen und Kunden bei Harry’s Tankstelle gut bedient: Eine kurze Terminvereinbarung genügt. Und: In der Waschanlage von Harry’s Tankstelle kann zudem - auf Wunsch – ein Schutzwachs aufgetragen werden.
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Eine Reportage von Maria Raffeiner
Unter dem speienden Wasserkran steht er und schaut freundlich in den Himmel, ein Zigarillo hängt in seinem Mundwinkel. Ob er sich gerade eine Auszeit nimmt vom Wimmelleben in seinen Mauern nebenan? Er ist nicht irgendwer, ihn kennt man im Meraner Raum und im Vinschgau, auch wenn man ihm noch nie begegnet ist. Er ist der Onkel Taa von der Töll, Wirt, Sammler, Museumsmacher, Schneckenzüchter, Geschichtenerzähler. Mit einer Hand rückt er seine Lederweste zurecht, die andere holt schon zu Erklärungen aus. Gegenstände haben es ihm angetan, wie ein Rundgang durch sein k. u. k. Museum zeigt. Die Stars seiner Ausstellung sind Kaiser Franz Josef und seine Frau Sisi, heuer ganz besonders, da der Monarch vor 190 Jahren geboren ist. Davon war wenig zu hören, hätte sich Onkel Taa nicht um eine Sonderausstellung gekümmert, Objekte neu gruppiert und die Sammlung um einige Schätze erweitert.
In unzähligen, randvollen Holzvitrinen versammeln sich die ersten Fotografien der Kaiserfamilie, Onkel Taa zeigt auf ein Foto und gerät dabei ins Schwärmen: „Sie war schon eine schöne Frau.“ Von den 4300 Objekten im Museum, die von der Monarchie erzählen, stammen die allermeisten aus Südtirol. Onkel Taa hat zusammengekauft, was zu finden war. Vor Jahrzehnten klapperte er dafür den Vinschgau ab, um beim Abbruch alter Häuser so manches vor dem Müllkübel und der Vergessenheit zu bewahren. Bald fanden die Händler und die Dinge dann zu ihm. Ein Pferdeschuh von Sisis Lieblingspferd, zu einer Schatulle umgearbeitet, zum Beispiel. Im Museum sind nur Originale ausgestellt, von Kopien will Onkel Taa nichts wissen. Ehrensache. Einige sind echte Raritäten, die Habsburgeranhänger in Entzücken versetzen, weil sie in Wien nicht zu finden sind. Während ich die Porträts von Franzls Vorfahren nach Habsburgermerkmalen absuche, ist Onkel Taa schon in eine Ecke verschwunden. Ein gerade erst erworbener Stammbaum macht ihn besonders stolz, er sei lange Zeit im Schloss Forst gehangen und es gebe nur zwei Ausgaben von diesem besonders geschmückten Exemplar. „Schau, wie schneidig“, bewirbt er den Kaiser samt Bart im Vorbeigehen. Onkel Taa trägt Schnurrbart, in Zeiten wie diesen hinter einer Maske versteckt.
Die vielen Besucher stimmen Karl Platino, so heißt Onkel Taa wirklich, zufrieden. „Jetzt kommen vermehrt auch Einheimische, oft ganze Jahrgänge.“, freut er sich. Die Passion für die Geschichte der Habsburger begleitet ihn seit Kindheitstagen. Eine ledige Tante aus seinem Heimatdorf Kuens, ihr nostalgischer Blick auf die Monarchie und die Bilder des Kaisers haben ihn nachhaltig beeindruckt. Auch die Schneckenzubereitung geht auf diese Tante zurück, für sie hat er schon als Bub Schnecken gesammelt. Der Taa war er schon damals, zum Onkel Taa wurde er später.
Mit seinem Privatmuseum huldigt er nicht nur dem Kaiserpaar. Ein zweiter, riesiger Bereich in den historischen Mauern von Bad Egart, einem ehemaligen Heilbad, ist dem bäuerlichen Alltag von anno dazumal gewidmet. Alles, was nicht mehr gebraucht wird, aber ästhetisch und originell ist, findet einen Platz in Onkel Taas Kabinett. Porzellan aus aller Herren Länder, Aktfotos in der Erotikvitrine, geschmiedete Scheren und Messer, Schlösser, Weinfässer, Reggelen (Pfeifen) und weitere tausende Exponate. Wer da in Versuchung gerät, wird von einer kleinen, handbeschriebenen Tafel an das korrekte Verhalten erinnert: „Nicht untozzn!“ Onkel Taa hat den Schalk im Nacken. „Die Schnalser haben die Spaghetti erfunden!“, deutet er lachend auf einen hölzernen Nudeldrucker aus dem Schnalstal. Dass er liebt, was er zeigt, ist nicht zu übersehen. Onkel Taa strahlt, wenn er die Geschichte vom Mesnerladele erzählt: 15 Jahre Geduld hat er aufgebracht, dann gehörte die Einrichtung des Krämerladens aus Katharinaberg ihm, formschön, mit vielen Schublädchen und Tiegeln bestückt, steht sie jetzt in seinem Reich. Onkel Taa ist schon bei der nächsten Attraktion. Ein Steingut-Krug ist schnell ins Licht gerückt, „siggsch, wia der schian isch“. Jeder Platz im Museum ist genützt, altes Besteck prangt sogar an der Decke. Seit 40 Jahren betreibt Onkel Taa mit seiner Familie Restaurant und Museum, seine Sammelleidenschaft ist noch älter. Seither hat er das Badl neben dem Bahnhof Schritt für Schritt auf Vordermann gebracht. Auch einen Freiluftbereich richtete er ein, dort warten Gebrauchsgegenstände verschiedenster Handwerker auf die Besucher, außerdem Badewannen, Zuber, Waschbretter. Der Besitzer streicht liebevoll über einen Kupferkessel, während er von der eleganten Gesellschaft, die im Bad Egart abstieg und badete, erzählt. Da war Warmwasser gefragt, sogar Sisi soll inkognito unter den Gästen gewesen sein.
Es plätschert, gluckst und gurgelt überall vor dem Haus, drei Quellen darf Karl Platino sein Eigen nennen, eine davon gilt als Heilquelle. Die Trinkwasserquelle speist den Brunnen, in dem er Forellen züchtet. Und dann gibt es noch eine Eisenquelle. Ich ordne im Kopf noch Richtungen, Leitungen und Gewässer, da ruft er: „Das hab‘ ich gemacht!“ Dabei tätschelt er einem bemoosten Gesicht aus Stein das Köpfchen, es trägt Granaten als Augen. Onkel Taa fertigt Skulpturen aus Holz und Stein an, hat eine Vorliebe für Schneckenmotive und kümmert sich um die vielen Pflanzen auf dem großen Gelände. Sattes Grün steht im Kontrast zu den dunklen Innenräumen. Die gefiederten Blätter des Pfauenfarns neigen sich weit in den Weg hinein. Die nächste Station ist der Kräutergarten, in dem eigentlich Tochter Janett die Chefin ist. Gewürztagetes, Dahlien, Pfefferkraut, Koriander – Onkel Taa schlendert durch die schmalen Reihen und reicht ab und zu eine Kostprobe, denn „was die Schnecken essen, essen die Leute auch.“ Mit Weinbergschnecken kennt man sich in Bad Egart aus, Janett Platino bereitet die Zuchttiere auf unterschiedlichste Arten zu, genauso wie Klassiker der k. und k. Hofküche. Schnecke ist in der Küche zwar keine zu sehen, aber es dampfen schon die Töpfe für das Abendessen auf dem Herd. Blumen und Kräuter warten in kleinen Vasen auf der Anrichte. An die 400 Gartenkräuter und diverse Wildkräuter verleihen den Speisen Pfiff und saisonale Frische. Mit blitzenden Augen berichtet Janett von der Philosophie, alles zu verwerten, was eine Pflanze zu bieten hat. Ihr Blick wandert in den Raum hinter der Küche. Dort reihen sich auf Holzregalen hunderte Schraubgläser mit wunderlichsten Inhalten in bunten Farben aneinander.
In Bad Egart haben die Bewohner einen eigenen Umgang mit der Zeit entwickelt. Onkel Taa konserviert sie in seinen Wunderkammern, Janett Platino holt im Winter den Sommer aus dem Glas.
Schlanders - Das Projekt ,,Fragen an den Rheumatologen“ wurde ins Leben gerufen, um Ihnen die Moglichkeit zu geben, mehr über Ihre Erkrankung, deren Ursachen, Diagnose und Behandlungsmoglichkeiten zu erfahren.
Vortrage in Schlanders:
Krankenhaus Schlanders - Sitzungsaal Verwaltung 2. Stock, Raum Nr. 208
Chronische Schmerzen und
Fibromyalgie (it.) 12.10.2020, 17.30 Uhr: Dr.in Alessandra Penatti
Achtung bei Alternativmedizin (dt.) 13.10.2020, 17.30 Uhr:
Dr. Peter Matzneller
Welche Ernahrung bei Rheuma? (it.) 20.10.2020, 17.30 Uhr:
Dr.in Maria Elena Azzaro
Impfung bei Patienten mit Rheuma (dt.) 27.10.2020, 17.30 Uhr:
Dr. Peter Matzneller
Behandlung bei Arthrose (it.)
28.10.2020, 17.30 Uhr:
Dr.in Alessandra Penatti
Laas - Literaturtage - Lola Randl hat 2019 beim Franz-Tumler-Literaturpreis den Publikumspreis erhalten und hätte eigentlich jetzt ihren Schreibaufenthalt auf den Rimpfhöfen genießen sollen, doch daraus wurde nichts. Die Pandemie zwang sie, in der brandenburgischen Uckermark zu bleiben. Dennoch wollten die Organisatoren der Vinschger Literaturtage die geplante Lesung nicht absagen, mit der Werkstatt in der Marmorschule von Laas stand schon ein besonderer Ort fest und mit Heiner Stecher und Hannes Ortler waren passende Musiker gebucht. Nadia Schwienbacher, Schauspielerin aus Schlanders, sprang kurzentschlossen ein und las vor einem zahlreich erschienenen Publikum am Samstagvormittag aus Randls Romanen. Das neue Buch nimmt schon auf Corona, die Virologen und auf die einschneidenden Veränderungen Bezug. Mit trockenem Humor und gänzlich ungekünstelt führt Randl ihre Leser erneut in das Dorf mit dem großen Garten und allerlei Tieren, Pflanzen und Menschen, die sich aneinander reiben. Katrin Klotz vom Südtiroler Künstlerbund stellte Randls Debütroman „Der große Garten“ und das vor kurzem erschienene Werk „Die Krone der Schöpfung“ vor und betonte den enzyklopädischen Aufbau der Texte. Neben stimmigen Melodien und der professionellen Lesung von Nadia Schwienbacher trug auch das Werkstattflair zum Gelingen der Matinee bei.
Maria Raffeiner
Obervinschgau - Digital-TV der zweiten Generation: Die Fernsehnetze werden bis 2022 auf die neue Sendetechnik DVB-T2 in HD-Qualität umgestellt. Die große Umstellung des Fernsehstandards in Südtirol geht vom 20. bis 22. Oktober einen weiteren Schritt.
An den grenznahen Senderstandorten Obervinschgau/Montoni, Sulden, Trafoi, Mals, Matsch, Planeil, Graun, Rosskopf/Sterzing, Gossensaß, Brenner, Kronplatz, Innichen, Prags und Winnebach wechselt die Rundfunk-Anstalt Südtirol RAS vom 20. bis 22. Oktober von Kanal 51 auf Kanal 21. Der Fernsehstandard DVB-T wird beibehalten. In den betroffenen Empfangsgebieten müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer einen neuen Sendersuchlauf durchführen, weil die Fernsehkanäle 50 und 53 freigemacht werden.
Die Maßnahme ist einer der nächste Schritte zur Umstellung des Fernsehprogramms in Südtirol auf den neuen Standard DVB-T2 mit der Kodierung HEVC. Die Umstellung ist im Zuge der Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G notwendig. Dafür müssen bis 2022 europaweit Frequenzen freigegeben werden. Ein Teil davon wird derzeit noch für die terrestrische Fernsehübertragung genutzt. Damit alle Fernsehprogramme am Ende über die verbliebenen Frequenzen ausgestrahlt werden können, wird der neue Fernsehstandard eingeführt.
Umstellung in drei Schritten
Das staatliche Ministerium für Wirtschaftsentwicklung hat für die Umstellung einen Zeitplan festgelegt. Die Umstellung erfolgt demnach in drei Schritten. Diese stellten heute (12. Oktober) RAS-Präsident Peter Silbernagl, Generaldirektor Georg Plattner und der technische Direktor Johann Silbernagl vor.
Vorgesehen ist, dass in einem Jahr, im Herbst 2021, dann sämtliche Fernsehkanäle laut der neuen Fernsehplanung umgestellt werden, damit die Kanäle 49 bis 60 für den Mobilfunk frei werden. Die RAS wird dann in ganz Südtirol die zugewiesenen Kanäle 21 und 34 in Betrieb nehmen und sämtliche Programme in hochauflösender HD-Qualität über DVB-T2 ausstrahlen. Der Simultanbetrieb in Standardqualität SD wird eingestellt. Die Empfangsgeräte müssen HD-tauglich sein und ein Sendersuchlauf ist erforderlich.
Mit Juli 2022 DVB-T2 in ganz Südtirol Standard
In Stille - coronabedingt stiller denn je - wird auch heuer zu Allerheiligen und zu Allerseelen den Verstorbenen gedacht. Kerzen werden angezündet, Gebete werden gesprochen, um in Gedanken und im Herzen mit den Verstorbenen verbunden zu sein. Das Totengedenken und die Gräbersegnungen am Nachmittag des 1. November werden heuer in einem anderen Rahmen stattfinden. Von Pfarrei zu Pfarrei verschieden. Nicht in der gewohnten Art und Weise, wo sich viele Familien getroffen haben und im Andenken verbunden waren.
Nichtsdestotrotz bleiben die Erinnerung und die Zeichen des Andenkens. Dazu zählt auch das Schmücken der Gräber mit Blumen, mit Gestecken, mit besonderen Kerzen oder persönlichen Andenken. Der Friedhof wird mehr als an anderen Tagen im Kalenderjahr zu einem Ort der tiefen Verbundenheit zwischen den Lebenden und den Toten. Besonders die Kerzen symbolisieren die Auferstehung und das Leben. Eine Kerze bringt als „Ewiges Licht“ Helle in die Dunkelheit.
Allerheiligen und Allerseelen sind zwei Tage, an denen jene, die zurück geblieben sind In-sich-Gehen, sich erinnern, und die Verstorbenen besonders in Ehren halten.
Glurns - Die Hoteliers- und Gastwirtejugend (HGJ) und die Junghandwerker im lvh informieren auch heuer wieder die Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen über die Vielfalt der Berufe im Hotel- und Gastgewerbe sowie im Handwerk. Kürzlich waren die Vertreter der beiden Organisationen an der Mittelschule Glurns zu Gast.
Die Vertreter der HGJ stellten zunächst die verschiedenen Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten im Hotel- und Gastgewerbe vor. Die Schülerinnen und Schüler konnten dabei alles über die Bereiche Service, Hotel-Management, Rezeption und Küche erfahren. „Ob im Management oder an der Rezeption, in der Küche oder im Service: Alle Berufe im Hotel- und Gastgewerbe bieten viel Abwechslung. Mit einer Ausbildung im Gastgewerbe stehen einem viele Türen offen: in Südtirol wie in der großen weiten Welt“, sagt HGJ-Obmann Hannes Gamper.
lvh-Mitarbeiterin Elisabeth Mahlknecht informierte anschließend über die Berufsmöglichkeiten im Handwerk. Die Schülerinnen und Schüler erhielten anhand einer interaktiven Präsentation einen Überblick über die vielseitigen Ausbildungswege und möglichen Karrierechancen, die das duale Ausbildungssystem bietet. „Je mehr Informationen die Jugendlichen über die Berufe erhalten, desto besser können sie gemeinsam mit den Eltern die für sie richtige Wahl treffen“, ist Alexander Dallio, Vorsitzender der Junghandwerker im lvh, überzeugt.
HGJ-Pressemitteilung
Glurns/Tag der Romanik - Zum Tag der Romanik am 17. Oktober gab es kostenlose Führungen, oft kombiniert mit Kulturwanderung in 25 Kulturstätten zwischen Burgeis und Tramin. Da besonders der Vinschgau reich gesegnet ist mit romanischer Kultur, gab es die meisten Besichtigungen im Vinschgau, u.a. im Kloster Marienberg und in der Klosterkirche St. Johann in Müstair. Außerdem gab es Marmorführungen in Laas mit Besichtigungen der Pfarrkirche St. Johannes, der Marx Kirche und von St. Sisinius. Eine Stadtführung und eine Wanderung nach Söles zur St. Jakobs Kirche, sowie eine Führung durch den Flurinsturm gab es in Glurns. Außerdem wurde im Flurinsturm das neue Buch „Aussichtsreich“ von Marlene Lobis vorgestellt. Bei der Wanderung von der Pfarrkirche St. Pankratius nach Söles berichtete der Stadtführer Adolf Wittmer bei mehreren Stationen des kleinen Jakobsweges über die wechselhafte Geschichte der Jakobskirche bei Söles. Bereits 1220 erstmals urkundlich erwähnt, wurde sie 1499 bei der Calvenschlacht und 1799 von den Franzosen niedergebrannt. 200 Jahre führte die abgelegene Kapelle einen Dornröschenschlaf, bis sie dann nach 1990 von den neuen Besitzern Christine und Walter Rizzi restauriert wurde. Im Innern der spätgotischen Kirche befinden sich drei Freskobilder. Die Freskenfragmente der romanischen Vorgängerkirche wurden bei den Renovierungsarbeiten unter dem Fußboden gefunden. In Glurns führte Thomas Ortler, der Historiker und Chefkoch vom Restaurant Flurin, die interessierten Besucher durch die Räumlichkeiten des Flurinsturm, der früher einmal Gefängnis (Glurnser Loch) und Gerichtsstätte war. Zum Abschluss stellte Kristina Unterthurner von IDM Südtirol im Turmraum das neue Buch „Aussichtsreich“ vor. Im reich bebilderten Reiseführer gibt es verschiedene Informationen über die Kulturschätze, über Brauchtum und typische Gasthöfe entlang der Alpinen Straße der Romanik. (hzg)