In Bezug auf die Verabreichung des Impfstoffes AstraZeneca teilt der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit, dass dies auf der Grundlage der Empfehlungen der Europäische Arzneimittelbehörde EMA und der Italienischen Agentur für Medikamente AIFA erfolgt.
Die EMA schreibt, dass das es nach wie vor keinen Hinweis darauf gibt, dass die Fälle von Gerinnungsstörungen in Dänemark und anderen Ländern durch die Impfung mit dem Impfstoff von Astra-Zeneca ausgelöst wurden.
Der Sicherheitsausschuss der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) wurde bereits aktiviert, prüft die Hinweise und untersucht die mit der Charge gemeldeten Fälle sowie alle anderen Fälle von thromboembolischen Ereignissen und andere Vorkommnisse im Zusammenhang mit Blutgerinnseln, die nach der Impfung gemeldet wurden.
Die Charge ABV5200, welche in Dänemark zur Aussetzung oder teilweisen Aussetzung der AstraZeneca-Impfungen führte wurde nie nach Italien respektive Südtirol geliefert. Die in Italien blockierte Charge mit Nr. ABV2856 wurde, wie bereits mitgeteilt, Anfang Februar mit 2520 Dosen verimpft. Es liegen bis jetzt keine Informationen über schwere Impfreaktionen diesbezüglich vor. Bei Insgesamt 13.896 verimpften AstraZeneca-Dosen in Südtirol wurde bis heute ein Fall von relevanten Nebenwirkungen gemeldet. Auch diesbezüglich muss ein kausaler Zusammenhang noch überprüft werden.
Ein Treffen zwischen dem Italienischen Gesundheitsministerium und der AIFA (Italienischen Agentur für Medikamente) findet heute Nachmittag (12.03.2021) statt, um die weitere Vorgangsweise festzulegen.
Sollten sich neue Erkenntnisse ergeben, wird die Öffentlichkeit zeitnah informiert.
(LR)
Im Jahr 2021 stehen gleich mehrere wichtige Entwicklungsschritte für Bioland Südtirol ins Haus. Der Verein wird 30 Jahre alt, und wird dieses Jubiläum mit einem dafür komponierten Musikstück sowie einem Hoffest im Frühherbst gebührend feiern.
Bioland Südtirol wird in diesen Tagen mit der Zustimmung der Mitgliederversammlung in eine Genossenschaft umgewandelt. Grund dafür ist, dass das italienische Recht einer Genossenschaft mehr Rechtssicherheit, v.a. bei den Themen Weiterbildung und Beratung bietet, als das im Vereinswesen der Fall ist. Die verbandspolitische Organisation und die Verbindung zu Bioland e.V. Deutschland bleiben im gleichen Ausmaß wie bisher bestehen. Am Tag der Vollversammlung, dem 8. März 2021 konnte mit Genugtuung festgestellt werden, dass 80,1% der Mitglieder einer Umwandlung in eine Genossenschaft zugestimmt haben und somit dieser wichtige Schritt für Bioland Südtirol getan werden kann. Der neue 21-Personen starke Landesausschuss wird von 2021 bis 2024 die genossenschaftspolitischen Entscheidungen treffen.
Der nächste Schritt ist nun der Umzug von Terlan in ein neues Gebäude nach Lana und die Gründung des Kompetenzzentrums des Biolandbaus Südtirol, gemeinsam mit der Kontrollstelle Abcert, dem Biokistl Südtirol (Biofachhandel), und den Verarbeitungs- und Verkaufsgenossenschaften Bioregio/Biobeef sowie Bio Alto Südtirol.
Durch die Schaffung dieses Kompetenzzentrums und die Nutzung verschiedenster Synergien innerhalb der Bio-Szene erhoffen sich Bioland und seine Partner einen starken Impuls für Südtirols Politik, Land- und Lebensmittelwirtschaft. Der neue Sitz dieses Bio-Zentrums liegt in der Industriezone Lana in einem mehrstöckigen Gebäude, das derzeit in den Innenräumen den letzten Schliff erhält. In Terlan hatte Bioland Südtirol seit 1998 seinen Büroplatz aufgeschlagen, zuerst in der Steindlstraße, später dann in den großzügigeren Räumlichkeiten der Niederthorstraße am Hauptplatz. Nötig wird der Umzug auch durch die Erweiterung von Mitgliedern und Partnern, somit auch durch das Aufstocken des Mitarbeiterteams; Bioland Südtirol beschäftigte noch im Jahr 2016 fünf MitarbeiterInnen, nun ist das Team auf elf Personen angewachsen, mit der Perspektive auf den Ausbau der Bereiche Beratung und Weiterbildung. So kann Bioland Südtirol seinen Mitgliedern und deren Bedürfnissen einen noch besseren Service anbieten.
Stellungnahme – Landesbeirat der Schülerinnen und Schüler
Bereits im November und Dezember letzten Jahres musste auf 100% Fernunterricht umgestellt werden. Heute, wo wir uns zum dritten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie in einer
ähnlichen Situation befinden, merken wir, dass sich bei vielen Problemen und Schwierigkeiten für uns Schülerinnen und Schüler wenig geändert hat.
Doch ein wesentlicher Unterschied besteht heute darin, dass etwas nicht mehr gewährleistet wird: der Praxisunterricht. Ende 2020 konnten Schulen noch praktischen Unterricht in Präsenz anbieten, wenn er zur Vermittlung des Lernstoffs notwendig war. Auch damals war die Situation kritisch, auch damals gab es strenge Regeln, auch damals herrschte Lockdown.
Viele Schülerinnen und Schüler waren froh über dieses Angebot, froh über die Möglichkeit aus dem Haus zu kommen, und auch froh darüber, praktische Kenntnisse zumindest teilweise erwerben zu können.
Seit bereits einem Monat befinden wir uns aber in einer Lage, wo diese Möglichkeit nicht mehr gegeben ist. Schülerinnen und Schüler, vor allem aus Berufs- und Fachschulen, aber auch aus Schulen mit technischem Hintergrund, werden hier vernachlässigt und vergessen. Praktische Kenntnisse, die Schwerpunkt, Aushängeschild und Sinn ihrer Ausbildung sind, werden nur noch eingeschränkt vermittelt. Je nach Schwerpunkt auch gar nicht mehr.
Das ist weder akzeptabel noch entspricht es unserer Vorstellung einer gerechten und funktionierenden Bildungslandschaft. Viele dieser Schülerinnen und Schüler werden in Berufen ausgebildet, die für unser Land von existenzieller Wichtigkeit sind. Sie müssen sich auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten, haben Pläne für die Zukunft. Sie dürfen, weil ihre Bildung besonders auf praktischem Unterricht basiert, nicht einfach vergessen werden!
Immer wieder war in der Vergangenheit die Rede davon, die Berufsbildung solle den staatlichen Schulen doch endlich gleichgestellt werden. Praktische Kompetenzen und Fachwissen seien so wichtig, hieß es immer wieder.
Dass nach über einem Monat der Schulschließungen in Südtirol immer noch nicht wenigstens
über das erneute Ermöglichen des praktischen Unterrichts gesprochen wird, ist ein Armutszeugnis und ein Beweis dafür, wie weit Südtirol von einer tatsächlichen Gleichstellung diesbezüglich noch entfernt ist.
Niemand kann leugnen, dass die Situation im Hinblick auf die Pandemie schwierig und kritisch ist. Es kann aber nicht sein, dass gewisse Schüler- und Schülerinnengruppen von einem wesentlichen Teil ihrer Bildung ausgeschlossen werden. Praxis ist für viele Schulen kein Zusatzangebot, sondern Existenzgrundlage – dem muss Rechnung getragen werden.
Wir verlangen, dass den Schulen ab nächster Woche wieder die Möglichkeit eingeräumt wird, den praktischen Unterricht zu organisieren. Unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen, auch gestaffelt oder in kleinen Gruppen. Aber er muss organisiert werden, wo auch immer es möglich und notwendig ist. Das ist die Gesellschaft der Jugend schuldig.
Der Landesbeirat der Schülerinnen und Schüler für die deutschsprachige Schule
Die Präsentation des Landes zur Luftqualität 2020 zeigt eines ganz klar auf: Geht der Verkehr zurück, sinken auch die Stickoxid-Werte. Der Rückgang der Werte und die erstmalige Einhaltung basiert allerdings nicht auf Mobilitätsplänen und Programmen der Luftreinhaltung, sondern ist eine direkte COVID-19-Folge, da in den Lockdowns des letzten Jahres auch der Verkehr schlagartig abgenommen hat. Leider erfolgte danach überraschend schnell wieder eine Zunahme des Verkehrs. Die Anpassung des Luftreinhalte-Programmes des Landes muss sich an den im letzten Jahr gesammelten Erfahrungen orientieren. Prioritäres Ziel muss bleiben, die gesetzlichen Grenzwerte von nun an auch verbindlich einzuhalten.
Nicht wirklich überraschend sind die von Seiten des Landes vorgestellten Werte zur Luftqualität des vergangenen Jahres. Der Rückgang vor allem bei den Stickoxiden ist beachtlich und erstmals seit Einführung der gesetzlichen Jahresmittelgrenzwerte im Jahr 2010 wurden diese auch an den meisten – aber noch immer nicht bei allen! – Messstationen eingehalten. Doch ist schnell klar, woher der sprunghafte Rückgang kommt: Durch die corona-bedingten Lockdowns im vergangenen Jahr und das damit schlagartig reduzierte Verkehrsaufkommen besserte sich die Emissionssituation sofort. Auffällig ist aber doch, dass der Verkehr und damit auch die Emissionsbelastungen für die Bevölkerung nach den Lockdowns überraschend schnell wieder das Vor-Krisen-Niveau erreichen. Was sperrige Luftqualitätspläne und aus politischen Opportunitäten seit einem Jahrzehnt verschobene verkehrsberuhigende Maßnahmen nicht im Stande sind, wurde durch das unfreiwillige Verkehrs-Experiment im Maßstab 1:1 bestätigt:
Mit sinkenden Emissionswerten steigen die Luft- und damit auch die Lebensqualität der gesamten Bevölkerung. Denn kontinuierliche Grenzwert-Überschreitungen verursachen volksgesundheitliche Schäden. Bezogen auf die Daten des Luftqualitätsberichtes der Europäischen Umweltagentur entfallen rechnerisch auf Südtirol durch die Grenzwert-Überschreitungen bei Stickstoffdioxid jährlich mindestens 50 vorzeitige Todesfälle.
Die Pandemie hat aber auch gezeigt, dass die notwendige Reduzierung des Schwerverkehrs und die Verlagerung des Personenverkehrs durchaus möglich sind. Dies kann aber auch erreicht werden, ohne die aktuellen wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Belastungen zu vergrößern. Beispielsweise durch die von uns bereits seit Jahren vorgeschlagenen Maßnahmen der Verhinderung des Umwegverkehrs durch eine Mautanpassung an die Schweiz, durch den Ausbau und die Attraktivierung der öffentlichen Verkehrssysteme, damit diese schneller und komfortabler gegenüber dem eigenen Auto werden, durch eine Offensive zur Etablierung des Fahrradverkehrs nach nordischem Vorbild, Etablierung von flexiblen Home-Office-Lösungen, durch attraktive Angebote für die touristische Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie durch den Ausbau von Carsharing auch im betrieblichen Bereich u.a.m.
Wenn wir gemeinsam daran arbeiten, den Verkehr zu vermeiden, zu verlagern und zu verringern, werden wir schlussendlich auch unsere Lebensqualität spürbar erhöhen. Daran sollte uns allen gelegen sein.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Beginnt mit Arnold Schulers Leitlinien in Richtung Bettenstopp eine Art Tourismus-Kannibalismus? Ein Prinzip soll laut Schuler sein, dass es auf Gemeindeebene eine Art Bettenbörse geben soll. Das heißt, Betten werden nur dann frei, wenn ein Tourismusbetrieb seine Tore schließt. Diesen Kannibalismus gibt es de facto bereits seit Jahren. Die Nächtigungszuwächse und auch die rege Bautätigkeiten verzeichnen seit Jahren Drei-Vier-Sternebetriebe, während Garnis und kleinere Pensionen abgedrängt werden. Mit der Bettenbörse dürfte dieser Trend verstärkt werden. Das dürfte vor allem die größeren und potenteren Betriebe im HGV freuen, für die es dann nicht wirklich einen Bettenstopp geben wird. Mit der Verschiebung der Betten in Richtung der größeren Ressorts und deren unwiderstehlich betörenden hotelinternen Angebote dürfte es dann auch eine Gästeverschiebung geben: Nicht mehr der Aufstieg mit Lift und Gondel, hinauf auf Almen und Schutzhütten und Buschenschänken ist für Gäste erstrebenswert, sondern der Abstieg in die hausinterne Sauna und ins Schwimmbad im Untergeschoss. Das Gast-Geld bleibt so im Ressort. Positiv: Freie Wanderwege und das Angestelltenverhältnis könnte damit optimiert werden. Aus Saisonsstellen in den Hotels werden Ganzjahresstellen. Auch weil die vielen hochqualifizierten IDM-Manager dazu betragen, dass die Auslastung der Hotelbetten ganzjährig verteilt sein wird. Mögen die Spiele beginnen.
Für den AHC Vinschgau Eisfix ist vor kurzem die Meisterschaft der IHL Division I zu Ende gegangen. Die Eisfix mussten sich in der Best-of-3 Viertelfinalserie dem HC Milano Bears mit 0:2 geschlagen geben. Trotz des Ausscheidens kann das Team von Coach Tomas Demel erhobenen Hauptes in die Sommerpause gehen.
Von Sarah Mitterer
Dass es keine einfache Saison werden würde, wussten die Eisfix von Anfang an. Auf der einen Seite bekam man es mit starken Gegnern wie dem HC Toblach sowie mit dem Liganeuling Mailand zu tun, auf der anderen Seite stand da noch das große Fragezeichen, ob die Meisterschaft aufgrund der Coronapandemie überhaupt ausgetragen und auch beendet werden kann.
Im Oktober startete die Meisterschaft zunächst wie geplant, doch nur wenige Wochen später kam der erste Dämpfer: Nach nur drei Spielen wurde der Spielbetrieb für knapp drei Monate unterbrochen und lange Zeit wusste man nicht, ob und wenn ja, wie und wann es weitergehen würde. Schließlich wurde der Modus – eine einfache Hin- und Rückrunde – geändert. Der italienische Eishockeyverband FISG entschied, dass die Teams lediglich eine Hinrunde spielen (sieben Spiele) und anschließend direkt die Play Offs bestreiten werden.
Am Ende der Hinrunde belegten die Latscher den siebten Platz und trafen im Viertelfinale auf das zweitplatzierte Team der Hinrunde. Dabei handelte es sich um den HC Milano Bears, welcher zu den Titelfavoriten gehört. Ausgetragen wurde die Viertelfinalserie im Best-of-3 Modus. Jenes Team, welches zuerst zwei Siege feiern konnte, war eine Runde weiter. Im ersten Viertelfinale kassierten die Vinschger eine 1:10 Auswärtsniederlage, den Ehrentreffer erzielte Andreas Pohl zehn Minuten vor dem Schlusspfiff.
Nur eine Woche später stand das Heimspiel auf dem Programm. Wollten die Eisfix nicht frühzeitig in die Sommerpause gehen, so mussten sie gewinnen. Die Vinschger kämpften aufopferungsvoll, doch erneut blieben die Mailänder siegreich und zogen ins Halbfinale ein. Der Schlusspfiff am Ende des zweiten Viertelfinalspiels beendete nicht nur das Spiel, sondern auch die Saison der Vinschger Eishockeycracks.
Auch wenn heuer bereits im Viertelfinale Endstation war, so können die Eisfix stolz auf ihr diesjähriges Auftreten sein. Das Team hat stets Kampfgeist und vollen Einsatz in jeder Partie gezeigt und das Ziel, die Jugendspieler in die erste Mannschaft einzubauen, wurde erreicht.
Obervinschgau - Markus Moriggl ist seit 2013 Direktor der Raiffeisenkasse Obervinschgau. Beim vereinbarten Interview-Termin mit Moriggl ist auch der Obmann Karl Schwabl anwesend. Moriggl und Schwabl über die Lage der Bank in der Corona-Krise, über Hoffnungen, über den Stillstand, über Verantwortung, aber auch über mögliche Perspektiven zu einem „Restart Vinschgau“.
Vinschgerwind: Sie leiten als Geschäftsführer die Raiffeisenkasse Obervinschgau, die in den Gemeinden Mals und Graun vertreten ist. Wie registriert die Bank diese Corona-Krise?
Markus Moriggl: Seit Beginn der Corona-Krise beschäftigen wir uns intensiv mit der Krisenentwicklung. Die Auswirkungen auf die Einlagen, die Kredite und die indirekten Einlagen unserer Kunden sind für uns wesentlich.
Vinschgerwind: Wie sehen die Entwicklungen der Einlagen und der Kredite im Rahmen der Krise aus?
Markus Moriggl: Wir verwalten 160 Mio. direkte, 36 Mio. indirekte Einlagen und rund 134 Mio. Euro Kredite unserer Kunden im Obervinschgau. Wir beobachten, dass in einer guten Saison die Einlagen, innerhalb zwei Wochen um ca. 4 Mio. Euro steigen können. Genauso fliesen diese 4 Mio Euro am Saisonsende wieder für Lieferantenzahlungen ab. Die Einlagen sind in guten Zeiten also sehr volatil.
Karl Schwabl: Derzeit beobachten wir die Eigenart, dass seit Oktober 2020 im Kreditbereich und im Einlagenbereich ein Stillstand herrscht. Die Einlagen nehmen nicht ab, das Kreditvolumen nicht zu.
Vinschgerwind: Welche Strategien hat die Bank entwickelt um darauf zu reagieren?
Markus Moriggl: Die Josefsgeschichte in der Bibel spricht von den 7 fetten und den 7 mageren Jahre. Als Bank ist man analog dazu den Zyklen der Wirtschaft unterworfen. Wir beschäftigen uns seit längerem mit Best-case und mit Worst-Case-Szenarien, um gerüstet zu sein.
Vinschgerwind: Sind wir derzeit in einem Worst-Case-Szenario?
Markus Moriggl: Das Worst-Case-Szenario ist tatsächlich in einigen Facetten eingetroffen. Umsätze einiger unserer Kunden sind auf 0 gesunken und Kunden sind derzeit in Schockstarre. Man muss hinzufügen, dass Maßnahmen von höherer Seite getroffen worden sind, um parallel die Darlehenssituation stabilisierend einzufrieren.
Vinschgerwind: Die Stundungen der Kreditrückzahlungen?
Markus Moriggl: Ja, Stundungen und auch Überbrückungsdarlehen. Finanztechnisch sind die Maßnahmen zur Krise gut durchdacht. Denn parallel konnten Banken wiederum Geld von der EZB günstig beziehen um dies zu stemmen.
Karl Schwabl: Es ist eine bereits länger andauernde atypische Situation der EZB, welche so als Stütze der Wirtschaft, die Kreditverzinsung indirekt senkt.
Vinschgerwind: Die Bankenseite hat demnach nicht sonderliche Probleme. Die Stundungen der Kredite für die Kunden sollen mit Ende März aufgehoben werden.
Markus Moriggl: Stundungen werden ab April wieder den aufsichtsrechtlichen Weg gehen. Die Banken müssen bei weiteren Stundungen Geld zurückstellen, dies kann Probleme erzeugen.
Vinschgerwind: Wenn wir einzelne Sektoren aufgreifen wollen: Die Wintersaison ist im März 2020 abrupt gestoppt worden. Der Sommer 2020 ist außergewöhnlich gut verlaufen und die Wintersaison 2020/2021 gibt es nicht. Was stellen Sie fest?
Karl Schwabl: Bis März 2020 hatten wir eine Aufbruchstimmung, die Zahlen im Tourismus waren hervorragend. Der Sommer war besser als erwartet. Trotzdem ist das touristische Bilanzjahr für die meisten Betriebe negativ verlaufen.
Markus Moriggl: Der Stillstand seit Weihnachten, hat die erwarteten Negativ-Szenarien noch nicht eintreffen lassen. Wir stellen fest, dass die Konto-Überziehungen seit Herbst 2020 so tief sind wie noch nie. Aufgrund der Stundungen sind die Rückstände der Darlehen auch so tief wie noch nie. Berücksichtigt man dazu, dass die Einlagen nur leicht stagnieren, so stellen wir fest, dass die Kunden in der Krise enorm gut haushalten.
Vinschgerwind: Gehen vor allem die Wirtschaftskunden in einen igelhaften Sparmodus?
Markus Moriggl: Genau. Es werden Kosten eingespart, wo es geht. De facto sind die Unternehmer in diesem Notmodus verhältnismäßig gut unterwegs. Diese Tage werden Förderungen von Land und Staat erwartet. Je nachdem wie diese ausfallen, werden wir bei kritischen Situationen mit jedem einzelnen Kunden nach möglichen Lösungen suchen.
Vinschgerwind: Die Saisonsarbeiterinnen und Saisonsarbeiter haben in den Skigebieten und in den Tourismusbetrieben keine Arbeit. Wird es möglicherweise eine Arbeitsflucht in die Schweiz geben?
Markus Moriggl: Das können wir bereits jetzt beobachten. In einigen unserer Fraktionen sind über 20% der arbeitenden Bevölkerung im Ausland tätig.
Vinschgerwind: Die Wirtschaft ist verzahnt. Hat das Handwerk auch in dieser Krise goldenen Boden?
Markus Moriggl: Einige unserer Kunden tätigen derzeit Investitionen, das wirkt für das Handwerk stabilisierend. Die einzelnen Sektoren greifen wie Zahnräder ineinander. Das Handwerk wird den Stillstand im Tourismus vielleicht zeitverzögert verspüren. Trotz allem beschäftigen sich Unternehmer mit Investitionsszenarien.
Karl Schwabl: Im Gegensatz zum Tourismus hat das Handwerk im vorigen Jahr und auch im laufenden, fast durchgehend arbeiten können. Zum Glück geht es unseren Handwerkern relativ gut.
Markus Moriggl: Die Wirtschaft in unserem Gebiet ist dermaßen filigran verstrickt, dass alle Branchen die Auswirkungen spüren. Nach der Finanzkrise mussten sich unsere Handwerker ins Ausland orientieren, sie nutzten den größeren Aktionsradius.
Vinschgerwind: Die Bank ist ein Seismograph der Gesellschaft und der Wirtschaft. Welche Möglichkeit hat die Bank, positive Impulse in dieser Krise aussenden zu können?
Markus Moriggl: Mit der ersten Stundungswelle wurden in kürzester Zeit, Darlehen in der Höhe von 40 Mio. Euro gestundet. Alle Mitarbeiter in den Filialen waren und sind nun wieder verstärkt mit Beratungen beschäftigt. Zudem erweitern wir unsere Konzepte der regionalen Verantwortung und der Nachhaltigkeit im Obervinschgau, derzeit mit dem Crowdfunding für St. Anna in Graun und für die Bergrettung Mals.
Vinschgerwind: Die Raiffeisenkasse Obervinschgau hat in den vergangenen Jahren Anregungen und Impulse für Netzwerkarbeit gegeben. Wirtschaftsakteure wurden öffentlich vorgestellt. Wirft diese Krise den Obervinschgau weit zurück?
Markus Moriggl: Ich bin der Meinung, dass diese Krise die Themen Regionalität und Nachhaltigkeit weiter nach vorne bringen wird. Es wird mehr auf lokale Partner gebaut werden, es wird vermehrt vor Ort eingekauft werden. Das könnte ein positiver Aspekt in dieser Krise sein. Unser Wirtschaftsförderungspaket weist seit längerem in diese Richtung. Der Schlüssel für die Entwicklung unseres Gebietes ist das nachhaltige, regionale Denken.
Vinschgerwind: Jüngst ist ein Abkommen zwischen der Landesregierung und den Banken verlängert worden. Einen Teil der Zinsen von genau definierten Krediten soll mit Steuergeld bezahlt werden. Ist eine solche Förderung sinnvoll?
Markus Moriggl: Schulden sind nie die optimale Lösung. Darlehen müssen wieder zurückgezahlt werden. Wenn es keine andere Lösung gibt, wird man sich verschulden müssen. Die Förderung ist einzigartig ein Jahr verzichten Banken auf Zinsen, im zweiten zahlt das Land die Zinsen.
Vinschgerwind: Da hat die Bank eine starke gesellschaftliche Mitverantwortung.
Markus Moriggl: Ja sicher. Die Bank hat den Auftrag Kredite zu bewerten und dafür zu sorgen, dass Kredite wieder zurückgezahlt werden. Die Zahlen der Kundenbilanzen 2020 sind schwach, 2021 wird möglicherweise schwächer werden, 2019 war außerordentlich gut. Wir müssen uns da durch jonglieren. Wir Vertrauen aber auf die Entwicklung unseres Gebiets.
Karl Schwabl: Wir glauben, dass der Tourismus und die Wirtschaft in unserer Region bald wieder funktionieren werden. Ich erinnere mich aber auch an die Situation der „unverschuldet Verschuldeten“. Man muss schon gut aufpassen.
Vinschgerwind: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit unter den Raiffeisenkassen im Vinschgau bzw. gibt es auch eine Zusammenarbeit mit anderen Banken?
Markus Moriggl: Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Große Vorhaben, die die Region nachhaltig verbessern, werden mit Pool-Finanzierungen gemeinsam unterstützt. Z.B. werden bei Aufstiegsanlagen, bei größeren landwirtschaftlichen und touristischen Projekten gemeinsam äußerst attraktive Finanzierungen aufgestellt.
Karl Schwabl: Banken haben bei Finanzierungen das Größenlimit von 25% des Eigenkapitals. Limits werden nicht angetastet. Als kleine Bank brauchen wir Partner, um sehr große Kreditvergaben stemmen zu können.
Vinschgerwind: Gibt es Bestrebungen als Raika Obervinschgau sich an einen Partner anlehnen zu wollen?
Markus Moriggl: Der Gedanke von Raiffeisen fußt auf Subsidiarität. Wir haben unseren Raiffeisenverband, der die Interessen der Raiffeisenkassen vertritt. Mit unserem Einlagensicherungssystem, ist das eigenständige Handeln untermauert, sowie die Einlagen unserer Kunden gesichert. Bei der IT bauen wir auf unsere 2020 gegründete Gesellschaft RIS und zu banktechnischen Themen auf unsere RLB.
Vinschgerwind: Gibt es auf lokaler Ebene weiterhin Gedanken für eine Fusion mit der Raika Prad?
Karl Schwabl: Unser oberstes Ziel ist die Eigenständigkeit. Wir haben zurzeit keine Notwendigkeit für eine Zusammenlegung.
Markus Moriggl: Nur in unserem Notfallplan ist eine Fusion vorgesehen und der Fusionsprozess umrissen.
Vinschgerwind: Man hat das Gefühl, dass die Eigenständigkeiten der Raiffeisenkassen eine Art Schrebergarten-Mentalität abbilden. Ist es denkbar, dass die Raiffeisenkassen im Vinschgau eine Art „Restart Vinschgau“-Programm auflegen? Die Raika Bruneck hat beispielsweise immer wieder Programme aufgelegt.
Markus Moriggl: Das ist durchaus denkbar. Ich denke da an unsere Roadmap, in der die Trends, Schwerpunkte, Ideen und Träume der beiden Gemeinden Mals und Graun aufgezeichnet sind. Wenn man dieses Konzept als Mega-Mindmap auf den Vinschgau ausdehnen würde, könnte man daraus zukunftsweisende Maßnahmen ableiten. Ein durchaus interessantes aber auch noch komplexeres Bild würde entstehen. Diese Vielfalt der Initiativen, Stärken und erfolgreiche Ansätze der Region Vinschgau übereinander zu legen wäre ein herausfordernder Entwicklungsansatz.
Interview: Erwin Bernhart
Wien/Vinschgau - Ganz hinten steht er, Held der Landesverteidigung Tirols, Sinnbild männlichen Aufstands, ausgerechnet am Eingang zu den Damentoiletten, vor dem Aufgang in den ersten Stock: Andreas Hofer in der Feldherrenhalle im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien. Eine Marmorstatue geschaffen von Johann Preleuthner, 1878. Vorne am Eingang Maximilian I., Rudolf I., jedenfalls die Habsburger Kaiser, die als große Feldherren präsentiert sind. Wallenstein auch. 56 Statuen aus Marmor, 56 Feldherren - Auftraggeber der „Ehrenhalle der Armee“, also des Museums, war Kaiser Franz Josef I - mittlerweile eines der bedeutendsten militärhistorischen Museen weltweit. Außer den edlen Stein haben die Statuen noch eine äußerliche Gemeinsamkeit: Alle sind 186 Zentimeter hoch, also stattlich. Und alle sind aus Carrara-Marmor. „Kriege gehören ins Museum“ steht am Eingang ins darbende aber bemerkenswerte Museum, welches dem Bundesministerium für Landesverteidigung unterstellt ist. (eb)
Prad - Die „Liste Für Prad“ hat bei der letzten Ratssitzung mit einem Beschlussantrag an ihre Koalitionszeit mit der SVP und an das gemeinsame Ortsentwicklungsprogramm „Prad 2030“ angeknüpft. Die Gemeindeverwaltung, so der Beschlussantrag, „bewirbt die Marktgemeinde Prad am Stilfserjoch bei der Landesregierung als Pilotgemeinde im Rahmen des ersten Südtiroler Landesfahrradmobilitätsplanes. Zudem strebt sie die Entwicklung und Vermarktung der Wortmarke „P*RAD*“ zum Zwecke der Kommunikation und Positionierung als fahrradfreundlicher Ort an.“ Der Antrag wurde bei der Ratssitzung einstimmig angenommen.
Der ehemalige BM Karl Bernhart (im Bild bei der Gratulation an Neo-BM Rafael Alber), der mit der Liste Für Prad nun auf der Oppositionsbank sitzt, sagt, dass es durchaus eine Überlegung wert sei, sich für diese Bewerbung einzusetzen. Der Ortsentwicklungsprozess 2030, der gemeinsam initiiert worden ist und der an den eingesetzten Stammtiwschen weiterentwickelt werde, solle nicht in der Schublade verschwinden. (eb)
Mals/Schlanders/Partschins - Die Gemeinden Mals, Schlanders und Partschins sind offiziell „südafrikanisch“. Die südafrikanische Virusmutante wurde in diesen drei Vinschger Gemeinden nachgewiesen. Das hatte zur Folge, dass die Gemeinden in den Ausnahmezustand versetzt worden sind: Verschärfter Lockdown, keine Schulöffnung und BürgerInnen dürfen die Gemeinde nur mit negativem Corona-Antigentest verlassen oder betreten. Zuerst traf es die Gemeinde Mals. Ab Mittwoch, den 24. Februar, war ein Antigen-Test für all jene Pflicht, die die Gemeinde vor allem aus Arbeitsgründen verlassen oder betreten. Mit viel Disziplin ließen sich die BürgerInnen vor allem am 23. Februar im Kulturhaus von Mals das Wattestäbchen bis tief in die Nasennebenhöhle einführen, um so den Antigentest durchführen zu lassen. Allerdings war die Organisation dieser Test alles andere als professionell. Denn es haben sich lange Warteschlangen und einhergehend Menschenansammlungen gebildet. Genau jene Zustände sind eingetreten, wovor der Landeshauptmann, der Landesrat für Gesundheit und der aus Mals stammende Sanitätsdirekter monatelang gewarnt haben.
Nicht anders lief es in Schlanders am vergangenen Sonntag und auch am vergangenen Montag ab: Warteschlangen, Menschenansammlungen. Von den Vorwarnungen aus Mals hat man für Schlanders offensichtlich nichts gelernt. Und das ausgerechnet für die Gemeinde Schlanders, welche rund 2000 Einpendler und rund 1000 Auspendler zu verzeichnen hat. Zieht man die MitarbeiterInnen am KH Schlanders ab, bleiben immer noch an die 2.500 Personen, die sich testen lassen mussten. Zudem sind, am Montagvormittag zumindest, kaum Kontrollen durch Polizeiorgane bei Verlassen und Betreten der Gemeinde durchgeführt worden, so dass viele Leute die Testerei als Schuss in den Ofen empfunden haben. Weil sie die Kombination aus Testen und Nicht-Kontrollieren als inkonsequent empfinden.
Etwa anders ist man in der Gemeinde Partschins vorgegangen. Dort hat der Gemeindesekretär Hubert Auer das Testen mit Voranmeldung durchgesetzt. Funktioniert hat dies am vergangenen Sonntag solange gut, bis aus drei Teststraßen zwei gemacht worden sind. Dann gab es am Abend auch vor dem Geroldsaal eine Warteschlange mit Menschenansammlung.
Übrigends: Die Zahlen für die täglichen Aus- und Einpendler und auch die entsprechenden Herkunftsgemeinden für Einpendler sind den Gemeindeverwaltungen genauestens bekannt. (eb)