Vinschgau - Die Anmeldungen für die Sommerschule/Spielend lernen und der Freizeitangebote für MittelschülerInnen sind ab sofort möglich. Für die GrundschülerInnen der Schulsprengel Graun, Mals, Schluderns, Prad und Laas werden die Anmeldeformulare in gewohnter Papierform in den jeweiligen Schulklassen ausgeteilt und eingesammelt. Die Anmeldungen für Sommerangebote für Mittelschüler/innen müssen hingegen aufgrund der Schulschließungen digital via Mail oder direkt über die Homepage der GWR in Spondinig erfolgen. (www.gwr.it/category/Sommeraktivitaeten/Sommerangebote-aktuelles). Die heurigen Angebote wurden durch das Koordinations-Team (Annerose Paulmichl, Evelyn Peer, Nadia Schwienbacher und Andreas Seidl) erstellt, ergänzt und ausgeweitet. Die Durchführung erfolgt zu den zum Durchführungszeitpunkt geltenden Corona-Sicherheitsprotokollen. Für GrundschülerInnen gibt es zusätzlich zur Sommerschule, welche heuer erstmals auch in Stilfs angeboten wird, eine Kreativ- und Mal-Woche. Das Berufsfindungsprojekt „ACTIVITY - was will ich einmal werden?“ ermöglicht es ‚MittelschülerInnen in die Berufswelt einzutauchen und aktiv verschiedene Berufe kennenzulernen. Das Angebot für Mittelschüler wird durch ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm ergänzt. Für Bewegungsfreudige gibt es „Sportivity“, eine Kletterwoche, eine Junior Enduro Bike Woche und eine Erlebnis Mountainbike-Woche. Für Kreative wird eine „Artwork“-Woche und mehrere Marmor-Gestaltungs-Wochen organisiert. Naturbegeisterte können an einer „Wildnis-Survival-Woche“ oder an einer Naturwoche in der Prader Sand teilnehmen. Für Kinder mit Beeinträchtigung wird eine Einzelbetreuung angeboten. Diese umfassenden Sommerangebote werden zwischen den einzelnen Kooperationspartnern der GWR in Spondinig, der Bezirksgemeinschaft Vinschgau/Sozialdienste, den Gemeinden, der Landesberufsschule Schlanders und den Schulsprengeln des Vinschgaus inhaltlich abgestimmt und logistisch geplant. Die Familienagentur der Autonomen Provinz Bozen ermöglicht mit einer Projektförderung, dass die Teilnehmerbeiträge den finanziellen Möglichkeiten der Familien angepasst sind. (lu)
Info: Die Anmeldungen können bis Donnerstag, 25. März 2021 in der jeweiligen Schule abgegeben werden, direkt an info@gwr.it gemailt oder online über www.gwr.it gemacht werden.
Für weitere Informationen: 0473/428238 oder info@gwr.it
Vinschgau - Der Spruch „Aff Zuckpichl und aff Laggar isch dr Schmolz-Kibl laar, aff Patsch und aff Mittreibn weartr a nimmer long heibn, aff Forra und Egg do gianzi schun nocketr in Bett“ kennzeichnet die damals aussichtslose Lage der Höfe am Vinschger Sonnenberg.
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg herrschte große Hungersnot. Auf „Mittreibn“ (Gemeinde Schlanders) lebte die Pächterfamilie Tappeiner. Die Eltern wußten oft tatsächlich nicht mehr, was sie ihren Kindern zum Essen vorsetzen sollten. Frau Philomena Gamper, eine ledige Tappeiner, verstorben im Jahre 1977 in Schlanders, lebte bis zum 15. Lebensjahr am „Mittreibn-Hof“. Sie erzählte: „Wir Kinder waren immer froh, wenn das Frühjahr kam, denn dann konnten wir uns endlich wieder einmal für eine Zeit lang an den jungen Trieben der Fichten und Lärchen satt essen. Wenn die Mutter nach langer Zeit wieder einmal Erdäpfel kochte, rissen wir dieselben noch im heißen Zustand, bevor sie auf den Tisch kamen, einander aus den Händen und verspeisten sie“. (aus „Verlassene und verödete Höfe am Sonnenberg“ von Johann Prenner, 2005)
Nicht viel besser erging es den Höfen Forra und Egg bei St. Martin im Kofel. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie mühsam die Bergbauern noch nach dem 2. Weltkrieg dort gelebt und gearbeitet haben. Forra (der Name leitet sich von „Forchach“ ab, was so viel wie Ort, wo viele Föhren wachsen, bedeutet) war zu seiner Blütezeit noch von sieben bis acht Parteien bewohnt. Mehr als 70 Menschen sollen in der verschachtelten, stadtähnlichen Siedlung gewohnt haben. 1921 ist „Forra-Stadt“ abgebrannt.
Auf Egg lebten drei Parteien, Gamper, Gruber und Kaserer. Das Gehöft lag abgelegen und war nur schwer erreichbar. Paul Gruber, geb. 1932 auf Egg, erinnert sich noch gut daran, wie er früher seine Mutter Anna (gest. 1952) noch auf dem Rücken zum Doktor nach Latsch brachte und über den steilen Steig dann wieder hinauf trug.
Dass Egg heute so gut da steht ist der Verdienst des damaligen Assessors und Vizebürgermeisters in Latsch, Adalbert Linser. Dank der politischen Unterstützung vom damaligen LH Luis Durnwalder und LR Hans Berger, konnte das Projekt, für das Linser jahrelang gekämpft hatte, realisiert und finanziert werden. Es wurde eine Zufahrt gebaut und die schwierigen Besitzverhältnisse wurden neu geregelt. Die Familie Gruber wurde umgesiedelt und errichtete die Hofstelle oberhalb des ursprünglichen Gehöfts.
Der Bau der Seilbahn nach St. Martin im Kofel im Jahre 1958 brachte für Forra und Egg schon die erste große Erleichterung. Im Jahre 1985 wurde die Strasse von Kastelbell nach St. Martin gebaut und 1997 endlich auch die Straße nach Forra und Egg. Im Jahre 2002 wurde die Seilbahn nach St. Martin im Kofel mit modernster Technik neu erbaut. (pt)
Über die Zukunft der Landwirtschaft will LR Schuler mit den Bürgern - online - diskutieren: Nach dem Auftakt im Jänner folgen nun vertiefend die Themen: Obst- und Weinbau, Tierhaltung, Klima- und Umweltschutz. Die Diskussion zum ersten Thema „Obst- und Weinbau – Wohin geht der Weg?“ findet am Dienstag, 16. März 2021, um 20.00 Uhr statt: Einstieg unter https://us02web.zoom.us/j/87457912880#success
Matsch - Bereits vor 30 Jahren haben sich einige Matscher und Matscherinnen mit der Idee eines BioTals beschäftigt. Leider wurde damals nichts daraus, wohl auch, weil die Zeit dafür noch nicht reif war. Im Herbst 2017 ist nun das Projekt „Machbarkeit BioTal Matsch“ im Rahmen des Bürgerhaushaltes der Gemeinde Mals von einem jungen Matscher Studenten eingereicht und von den GemeindebürgerInnen an die erste Stelle gewählt worden. In den darauffolgenden zwei Jahren wurde in Matsch intensiv am Projekt gearbeitet. Ursprünglich war geplant im Frühjahr 2020 in einer eigenen Veranstaltung einen Rückblick auf die Aktivitäten der vergangenen zwei Jahre zu werfen. Damit wurde aus den allseits bekannten Gründen bisher nichts. Daher nun auch dieser Bericht, der auf die Frage eingeht, was sich in dieser Zeit im Matscher Tal getan hat.
Das Projekt „Machbarkeit BioTal Matsch“ basiert auf dem Ansatz, dass die Menschen vor Ort gemeinsam eine nachhaltige und umweltverträgliche Lebens- und Wirtschaftsweise stärken. Damit soll ein Mehrwert für die Menschen vor Ort geschaffen werden. Ganz klar kommuniziert wurde von Beginn an, dass die Entscheidung, ob das „BioTal Matsch“ machbar ist, in der Hand der Menschen liegt, die in Matsch leben.
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung im März 2018, ging Michael Groier von der „Bundesanstalt für Bergbauernfragen“ in Wien auf das Thema „Bioregion“ ein. In weiterer Folge bildete sich eine neunköpfige Projektgruppe, die sich überwiegend aus MatscherInnen zusammensetzte. Schließlich waren alle BürgerInnen aus dem Projektgebiet Matsch und Muntetschinig zu einer Ideensammlung geladen. Dort wurden z.B. die Vorschläge „Organisation einer freiwilligen Bio-Umstellungsberatung für LandwirtInnen“ oder „Einrichtung einer Bioalm“ vorgebracht. Innerhalb des ersten Jahres meldeten sich 13 Bauern und Bäuerinnen für eine Bio-Umstellungsberatung auf dem eigenen Betrieb an. Organisiert und finanziert wurde dies über das Projekt. Bei den Initiativen, die im Bereich Landwirtschaft gesetzt wurden, standen sachliche Information und Sensibilisierung im Vordergrund.
Ziel des Projektes war es auch Fachwissen nach Matsch zu holen. So fanden Betriebsbesuche im Ortskern von Matsch im Beisein von Mathias Gauly, Prof. für Nutztierwissenschaften an der Freien Universität Bozen, statt. Gemeinsam wurde diskutiert, wie sich Betriebe in beengter Lage im Dorfkern weiter entwickeln können. Überlegt wurde in diesem Zusammenhang auch, inwieweit Gemeinschaftsflächen nahe dem Dorf sowohl von konventionell als auch biologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieben, gemeinsam als Heimweide genutzt werden könnten. Dr. Georg Miribung ebenfalls an der Freien Universität Bozen tätig, befasste sich in Matsch mit dem Thema „Betriebskooperationen“. Eine eigene Erhebung ergab, dass fast 40% der bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzflächen in Matsch und Muntetschinig mittlerweile biologisch bewirtschaftet werden. Organisiert wurde auch eine zweitägige Exkursion ins Schweizer Valposchiavo. Dort werden mittlerweile fast 98% der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet und es gibt eine eigene Regionalmarke „100% Valposchiavo“. Nach vielen Gesprächen konnte die Gondaalm oberhalb der Ortschaft Matsch im Sommer 2019 erstmals als „BioAlm“ zertifiziert werden. Der Besuch der ehemaligen deutschen Landwirtschaftsministerin Frau Renate Künast in Matsch gehörte zu einem der Höhepunkte. Sie informierte sich über das Projekt und besichtigte mehrere Bauernhöfe. 2020 hat der Schlanderser Student Peter Luis Thaler seine Masterarbeit an der Universität für Bodenkultur in Wien abgeschlossen. Darin geht es um die Einstellungen der Matscher Bevölkerung hinsichtlich eines „Bio-Tals Matsch“.
Die Finanzierung des Projektes „Machbarkeit BioTal Matsch“ ist mit Ende 2019 ausgelaufen. Nach wie vor ist aber geplant eine „Wie geht’s weiter“-Veranstaltung zu organisieren, bei der auch die Ergebnisse der Studie von Herrn Thaler präsentiert werden. Diese Veranstaltung soll dann auch einen Ausgangspunkt darstellen, wie die Idee eines „BioTals Matsch“ fortgeführt werden kann.
Anja Matscher
Nähere Informationen
www.da.bz.it
Sterzing/Online-Lesung - Für die einen war er ein Visionär und Brückenbauer, für die Anderen ein Nestbeschmutzer. Alexander Langer ist einer der bekanntesten und umstrittensten Politiker Südtirols. 1978, 1983 und 1988 wurde er in den Südtiroler Landtag gewählt und von 1989 bis zu seinem Tod 1995 war er Mitglied des Europaparlaments und Co-Präsident der Grünen Fraktion. Außerdem war er Journalist, Autor, Übersetzer und ein Wegbereiter der Grünen. Die Stadt Sarajewo verlieh dem Friedenskämpfer Langer posthum die Ehrenbürgerschaft. In Bozen trägt eine Schule seinen Namen. Plätze, Bibliotheken, eine Brücke und ein Radweg sind nach ihm benannt. Es gibt eine A. Langer Stiftung und auch eine Oper über das Leben von Langer. Vor 75 Jahren ist Langer in Sterzing geboren und vor rund 25 Jahren nahm sich Langer in einem Olivenhain auf einem Hügel oberhalb von Florenz am 3. Juli 1995 das Leben. In Erinnerung an diese außergewöhnliche Persönlichkeit organisierte die Stadtbibliothek Sterzing am 5. März eine Online-Lesung. Florian Kronbichler, Journalist, ehemaliger Kammerabgeordneter und Verfasser der Biografie „Was gut war – Ein Alexander-Langer-ABC“, las Texte von und über Langer in deutscher und italienischer Sprache, um an den Menschen Langer, an seine Wurzeln und an seine Arbeit zu erinnern. Moderiert wurde die Lesung von der Bibliotheksleiterin Karin Hochrainer. Im ersten der insgesamt sieben Texte, erinnerte Kronbichler an Elisabeth Kofler, die Mutter von Langer. Sie stammt aus einer Apothekerfamilie, hat Chemie und Pharmazie studiert, war Apothekerin und die erste Gemeinderätin in Sterzing. Sein Vater, ein aus Wien stammender Jude, war Chirurg im Krankenhaus. Langer besuchte das Gymnasium der Franziskaner in Bozen und gehörte dort der Marianischen Studentenkongregation an. Bereits als Jugendlicher hatte er etwas Rastloses, etwas Missionarisches. Er überlegte als Bruder Christophorus in den Kapuzinerorden einzutreten. Sein Hauptanliegen waren das friedliche Zusammenleben und die ökologische Wende. Zerbrochen ist er an seinem Anspruch, allen zu helfen und für alle da zu sein. (hzg)
Einladung zur Online-Vortragsreihe
mit Alexander Huber
> „Ein guter Start ins Garten- und Gemüsejahr“
Mittwoch, 24.03.2021 um 20 Uhr
Telefonische Anmeldung innerhalb Mo. 22.03.2021
unter: 347 0072787
> „Gärtnern mit dem Mond“
Freitag, 09.04.2021 um 20 Uhr
Telefonische Anmeldung innerhalb Mi. 07.04.2021
unter: 340 0527775
> „Schädlingsbekämpfung ohne Chemie“
Donnerstag, 15.04.2021 um 20 Uhr
Telefonische Anmeldung innerhalb Di. 13.04.2021
unter: 347 0072787
Bildungsausschuss Glurns/Taufers i.M.
Alle 14 Bildungsausschüsse des Vinschgaues haben mit Stichtag 31.01.2021 ein Tätigkeitsprogramm 2021 bei den jeweiligen Gemeinden eingereicht. Zusammen mit dem Rechenschaftsbericht 2020 bildet das die Voraussetzung dafür, die jährliche Basisförderung (3 Euro pro Einwohner) zu erhalten. Die ehrenamtliche Bildungsarbeit in den Dörfern ist daher mehr als lebendig und hat im vergangenen Jahr gelernt, flexibel und kreativ zu sein. Ausschussitzungen und Vollversammlungen werden digital abgehalten und zunehmend sind das auch andere Veranstaltungen wie Kurse, Seminare und Vorträge. Natürlich ersetzten oder erreichen diese nicht die Qualität einer Präsenzveranstaltung, aber auch das Ehrenamt stellt sich den neuen Herausforderungen und sieht optimistisch auf die Möglichkeiten, welche sich im Sommer und Herbst bieten. (lu)
Bezirksservice Vinschgau
Partschins/Deutschland - Andrea Maclang mit ihrem Online- Beratungsunternehmen „beauty-preneur“ und 13 selbständige Kosmetikerinnen aus ihrer VIP-Gruppe entwickelten während des Corona-Lockdowns „Kosmetikerinnen Online“, ein innovatives Marketingkonzept, um neue Kunden zu gewinnen.
Am 17. und 18. April 2021 wird ein zweitägiger Online- Kongress für Endverbraucher zu ausgewählten kosmetischen Themen wie „Meine tägliche Pflegeroutine“, „Was Sie in einem Kosmetik-Studio erwartet“, „Das neue Phänomen unserer Zeit – Digital Aging“ stattfinden. Jede der 13 Kosmetikerinnen aus sechs Bundesländern und aus Südtirol wird an diesen zwei Tagen einen Vortrag halten. Alle Zuhörer haben anschließend die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Auf der Website www.kosmetikerinnen.online ist der genaue Veranstaltungsablauf mit Referentinnen, Vortragszeiten und Themen veröffentlicht. Ebenso das Verfahren, wie sich Endverbraucher in die Veranstaltung einwählen können. Alle Vorträge werden aufgezeichnet und zu einem Kongresspaket zusammengefasst.
„Es war für uns alle eine große Belastung, viele Monate nicht mit Kunden arbeiten zu können. Glücklicherweise haben wir durch das intensive Online-Coaching neue Ideen für Marketing und Verkauf gewonnen. So auch die Idee für diesen Kongress“, sagt Claudia Hunold-Wienströer aus Nottuln, Nordrhein-Westfalen.
In der VIP Gruppe von „beauty-preneur“ sind selbständige Kosmetikerinnen, die besonders motiviert und wirtschaftlich erfolgreich sind.
„Statt zu jammern haben wir uns neu positioniert. Trotz der mehrmonatigen Schließung der Kosmetikstudios haben alle 13 Referentinnen des Kongresses im Jahr 2020 weiterhin gute Umsätze erzielt, zum Teil deutlich über den Umsätzen in 2019“, sagt Andrea Maclang, Gründerin des Online-Beratungsunternehmens.
Aus Südtirol nimmt Verena Gufler vom Kosmetikstudio „Tausendschön“ in Partschins als Expertin am Online-Kongress teil.
Mehrere Vinschger Architekten und Architektinnen haben dem Vinschgerwind die
folgenden Überlegungen und Gedanken zugesandt. Weil es sich um eine wichtige kulturelle Diskussion handelt, drucken wir diese vollständig ab.
Der Ensembleschutz des Landesraumordnungsgesetzes ist neben dem Denkmalschutz und dem Landschaftsschutz ein sehr wichtiges Werkzeug, um in unserer schnelllebigen und dem Wandel unterworfenen Zeit das bauliche Erbe unserer Vorfahren und unsere kulturelle Identität zu wahren. Der Ensembleschutz wurde in die Hände der Gemeinden gelegt, welche dieses politische Instrument mit größter Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein anwenden sollten, um den Charakter von Straßen, Plätzen und Ortsbilder zu wahren. Ziel ist es, den individuellen Charakter eines Dorfes zu wahren und der Gefahr von Vereinheitlichung und dem Identitätsverlust entgegenzuwirken.
Im Gegensatz zum Denkmalschutz, ist der Ensembleschutz kein starres und statisches Instrument. Er verbietet keine Anbauten, Erweiterungen oder Teilabrisse. Es dürfen sogar gesamte Gebäude entkernt und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Er erlaubt somit eine Anpassung bestehender Gebäude an die heutige Zeit und eine inhaltliche Weiterentwicklung. Dorfzentren sollen nicht nur Fassade sein, sondern leben und blühen.
Wie kann der Ensembleschutz also umgesetzt werden? Die Schwierigkeit liegt ja genau darin, zu definieren was erhaltenswert ist, welche baulichen und natürlichen Elemente es zu schützen gilt. Wer diese Entscheidung trifft trägt also eine große Bürde und ein hohes Maß an Verantwortung.
Der Fall Hallerhof
Im Falle des Hallerhofes ist man in der glücklichen Situation, dass sich dieses wunderschöne Gebäude im Besitz der Gemeinde befindet. Man muss es nicht gegen Immobilienspekulationen verteidigen und nicht einem privaten Investor gerecht werden. Man hat also die allerbesten Voraussetzungen, das wunderbare Ensemble des Hallerhofes mit dem angebauten und unter Denkmalschutz gestellten Oberhof zu schützen und mit neuem Leben zu füllen.
Kann eine Kopie dem Original gerecht werden?
Der Vorschlag der Gemeinde Latsch ist der Abbruch und Wiederaufbau des Hallerhofes, um geförderten Wohnraum zu schaffen. Die fehlende Mindesthöhe der Räume und die technischen Schwierigkeiten einer Sanierung führten zu diesem Entschluss. Ob eine Kopie dem Original gerecht werden und somit den Ensembleschutz gewährleisten kann, das sei dahingestellt. Venedig ist in keiner Weise mit seiner Imitation in Las Vegas vergleichbar und wenn die Chinesen einfach mal ganz Hallstatt in Tirol nachbauen, ruft dies in unserer Bevölkerung Unverständnis und Schmunzeln hervor. Diese Beispiele sind zwar weit hergeholt, bringen die Situation aber überspitzt auf den Punkt.
Interpretationsspielraum Ensembleschutz
Wenn es eine Gemeinde schon nicht vermag, die sich in ihrem Besitz befindlichen baulichen Schätze zu schützen, wie soll es je möglich sein, diese vor privaten Interessen und Spekulationen zu bewahren? Es gibt in Südtirol leider sehr viele Beispiele, wo der Ensembleschutz nicht das Papier wert ist, auf dem er niedergeschrieben wurde.
Zur Erinnerung das sogenannte Marzadrohaus in Schlanders, welches im Dezember 2012 unter Ensembleschutz gestellt worden war und nach nur wenigen Monaten wieder freigestellt wurde, was die Schaffung einer ganz neuen Zone mit sich brachte, einzigartig in ihrer Dichte und Höhe. Der Ensembleschutz kann also nicht nur bis zu seiner Bedeutungslosigkeit ausgehöhlt werden, sondern auch ganz einfach ausgenommen werden, bis jede Erinnerung an den vorher bestandenen Bebauungen gelöscht wird und einzelne bauliche Übrigbleibsel skurril in einer neuen Umgebung stehen.
Sanieren zahlt sich aus
Sanieren alter Gemäuer erscheint auf den ersten Augenblick kostenintensiver, zahlt sich aber aus. Beispiele dazu gibt es zur Genüge.
Man möchte es heute z.B. kaum für möglich halten, aber die berühmten Sassi di Matera, die seit 1993 zum UNESCO-Welterbe zählen, standen kurz davor abgerissen zu werden. Die als „Schande der Nation“ bezeichneten Höhlenbauten, in denen hygienisch untragbare Zustände herrschten, sollten gemäß einem Gesetz aus dem Jahr 1952 unter dem Minister Alcide de Gasperi als unbewohnbar erklärt und demoliert werden. Gott sei Dank kam es nicht dazu und die Höhlen werden sukzessive saniert. Eine Entscheidung, die wirtschaftlich positive Auswirkungen hat. Matera verzeichnete eine Zunahme von 176% der Nächtigungen zwischen 2012 und 2019.
Auch Glurns profitiert wirtschaftlich von der Sanierung. Verschiedenen Umständen ist es zu verdanken, dass sich die mittelalterliche Stadt seit dem 16. Jahrhundert kaum verändert hat und das malerische Stadtbild erhalten geblieben ist. Die sanfte Sanierung seit den 1970-er Jahren ging mit einem wirtschaftlichen Aufschwung einher und so ist Glurns heutzutage ein beliebte Tourismusdestination.
Klares Nein zum Abbruch des Hallerhofes
Von Seiten mehrerer renommierter Vinschger Architekten und des Heimatpflegeverbandes kommt ein klares nein zum Abbruch des Hallerhofes. Die Gemeinde Latsch könnte mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Pläne zum Abriss und Wiederaufbau nochmals überdenken und sich an die Vorgaben des Ensembleschutzplanes halten, welcher klar die Sanierung des Bestandes vorsieht.
Der Präsident der Architektenkammer Bozen, Dr. Arch. Johann Vonmetz empfiehlt den Gemeinden in solchen schwierigen Situationen Ideen- und Planungswettbewerbe auszuschreiben, um neue Ideen zu sammeln und eine lebhafte Diskussion auf Gemeinde-ebene anzuregen. Besser eine Entscheidung betreffend den Ensembleschutz mehrmals zu prüfen, denn Abgerissenes ist unwiderruflich zerstört und den Preis, den wir dafür zahlen, hoch.
Der Hallerhof mag zwar ein Beispiel von vielen sein, ist aber Symptom einer gesetzlichen Schwachstelle und eines kulturellen Problems, was über kurz oder lang zu einem schrittweisen und leisen Verlust unseres baulichen Erbes und zu einer Austauschbarkeit der Ortschaften führt.
Architekten und Architektinnen im Vinschgau
Schon seit der Mittelschule lebt Ruth Kofler, 1993 geboren, in zwei Welten:
in der als Kaminkehrerin und in der des Theaters
von Christine Weithaler
Sie wächst als viertgeborene von fünf Kindern in Naturns auf. Ruth ist ein Familienmensch und liebt den regelmäßigen Kontakt zur Großfamilie. Schon in der Mittelschule denkt sie sich:“Ich werde Kaminkehrerin“. Daraufhin macht sie einen Probetag, welcher ihren Berufswunsch bekräftigt. Zu dieser Zeit wirkt sie bereits bei verschieden Schulaufführungen, Nikolausspielen und Aufführungen des Musik-Tanz-Theaters (MTT ein Kurs der Musikschulen für Kinder und Jugendliche) mit. Die sonst etwas schüchterne Jugendliche, blüht auf der Bühne auf. Selbstsicher schlüpft sie in die unterschiedlichsten Rollen, genießt das Spielen und die persönliche Verwandlung. Da sie Ende Dezember geboren ist und mit fünf Jahren einschulte, war sie nach Abschluss der Mittelschule, zu jung für den Beginn einer Lehre. So besucht sie den Grundlehrgang an der Gewerbeoberschule in Meran. Zuerst will sie diesen nach zwei Jahren abschließen und in die Arbeitswelt einsteigen, hängt dann doch drei Jahre an. Nach der Matura kontaktiert sie den Naturnser Kaminkehrer und will dort ihre Lehre beginnen. Zeitgleich bewirbt sich Ruth an der Schauspielschule in Bruneck und wird angenommen. Sie nutzt die Chance des begehrten Studienplatzes und sammelt viel Bühnenerfahrung, z.B. beim Freiluft-Theater für Kinder und den Freilichtspielen Lana.
Das Schornsteinfegerdasein lässt Ruth nicht los. So arbeitet sie, nach Abschluss der Schauspielschule als Hilfsarbeiterin beim Kaminkehrermeister von Latsch. Es gibt mittlerweile einen Zusammenschluss der Vinschauger Kaminkehrer*innen, der wie eine „Großfamilie“ für alle Mitglieder ist. Er nennt sich „die Vinschger Feger“. Ihr gefällt dieser Beruf, jeden Tag warten neue Aufgaben und Kunden. Sie braucht den Kontakt zu den Menschen und eine interessante Abwechslung. Dies bietet ihr die Arbeit als Kaminkehrerin und das Wirken auf und hinter der Bühne. Ruth spielt, neben ihrer Arbeit, bei der Theatergruppe Kortsch, beim Theaterverein Schlanders und der Volksbühne Naturns. Durch die Zusammenarbeit mit Selma Mahlknecht, die zu einer engen Freundin wird, werden die Aufführungen immer anspruchsvoller und professioneller. Neben der Volksbühne Naturns ist Ruth Mitglied der Theatergruppe Kortsch und der Theatervereinigung des Bezirks Vinschgau „Der Kreis“. Sie steht bei dessen Inszenierung des Stückes „der Kaukasische Kreidekreis“ 2015 in der Hauptrolle auf der Bühne. 2017 spielt sie bei der Aufführung „Wie im Himmel“ und der griechischen Komödie „Lysistrata“ 2019 mit. Das bedeutet unter anderem, zweimonatige Vorbereitungen mit täglichen Proben. 2020 probt die junge Schauspielerin gemeinsam mit der Theatergruppe Kortsch. Alle fiebern der Premiere entgegen, welche aufgrund der COVID-19-Pandemie kurz vorher abgesagt wird. Die Enttäuschung ist groß.
2018 besucht Ruth zwei verschiedene Ein-Jahreskurse, für Theaterpädagogik in Innsbruck und für Lerncoach in Bozen. Nach Abschluss dieser, arbeitet sie seit Herbst 2019 als freischaffende Fachkraft für Theaterpädagogik. Durch die Unterstützung der Volksbühne Naturns und mehrere Projekte über die IVHS Vinschgau baut sie sich zwei Standbeine auf. Sie arbeitet mit Kindern in Kitas und Schulen, mit Senioren und mit Menschen mit Beeinträchtigung. Dann kommt COVID 19 und nimmt Ruth vieles. Die bodenständige selbstbewusste Frau, die sie durch die Bühne wurde, verliert ihre Spontanität, Flexibilität und positive Lebenseinstellung. Die Bühne gibt ihr Kraft und Stärke, die sie im jetzigen Alltag so nicht findet. Die Online-Theaterwerkstatt über den IVHS Vinschgau, welche für Menschen mit Behinderung weiter geführt wurde, ersetzt ihr den für sie wichtigen zwischenmenschlichen Kontakt nicht. Die Bühne ist für sie ein geschützter Raum, in dem Schauspieler wie eine Großfamilie zusammenwirken. Die Darsteller schlüpfen in unterschiedliche Rollen, bringen diese dem Zuschauer dar, welcher die Aufführung mit Spannung verfolgt und erleben darf. Dieses Erlebnis und das damit verbundene Gefühl, fehlt ihr. Dies und die Umstände des vergangenen Jahres bewegen Ruth zur Veränderung. Sie beschließt die einjährige Ausbildung zur Theaterpädagogin in München zu besuchen. Bereits Anfang März ist es soweit. Ruth ist in Aufbruchsstimmung, ist gespannt auf die neue Umgebung, neue Menschen, die neue Herausforderung. Sie freut sich darauf wieder selbst auf der Bühne zu stehen und voll in die Theaterwelt einzutauchen. Wünschen wir der passionierten Kaminkehrerin viel Glück.