Eyrs/Prad - Mitten im Fasching bot die Musikkapelle Eyrs eine Alternative, indem sie ins „aquaprad“ zu ihrem Festkonzert lud. Ihr kurzweiliges Programm fand Anklang beim Publikum. In gepflegtem Zusammenspiel präsentierten die Musikant:innen neun Werke, wobei gefällige Melodien den Stellenwert der Musik hervorhoben. „From Cradle to Grave“ (Von der Wiege bis zur Bahre), „Vita pro musica“ und „Ein Leben lang“ betonten die vielen Möglichkeiten, mit Musik in Verbindung zur treten. Kapellmeister Sebastian Kurz dirigierte zum 22. Mal ein Festkonzert der MK Eyrs. Gleich fünf junge Musikantinnen beglückwünschte Obmann Andreas Kobler zu ihrem ersten großen Auftritt. Sowohl im ersten als auch im zweiten Konzertteil gelangte ein Solostück zur Aufführung. Zunächst begeisterte Lukas Kurz mit lateinamerikanischen Melodien an der Tuba, er meisterte die schnellen und schwierigen Passagen mit Bravour. Dann bot Solist Luis Parth strahlende Trompetentöne. Seine Improvisationen zu einer bekannten Popballade verblüfften die vielen Zuhörenden. Das Publikum konnte die Ausflüge in die verschiedenen Stilrichtungen genießen, die die MK Eyrs mit ihm unternahm. Konzertsprecherin Katharina Kurz führte gekonnt durch Werke und Genres.
Wer Lust auf Blasmusik verspürt, findet im Frühjahr einige passende Angebote. Die Kapellen des VSM-Bezirkes Schlanders halten ihre Konzerte ab und freuen sich nach intensiver Vorbereitung auf Publikum und Applaus.
Maria Raffeiner
Laas - Da „FIX isch, dass af Låås mit FIX nou nix fix isch“ schrieb sich Laas am Unsinnigen Donnerstag „Miar sein FIX“ auf die Fahnen. 15 Gastbetriebe und Geschäfte zu wurden an diesem Tag zu Discotheken umfunktioniert und eine große Lücke im Freizeitangebot des Vinschgaus geschlossen. Bei der OPEN Disco der Musikkapelle Laas am Dorfplatz konnte am OPEN Central DANCEFLOOR ganz offen- und herzig getanzt werden. „va zmorgets bis krumpefuffzene wurde gfeschtlt“, es herrschte Partystimmung in (fast) allen Betrieben. Zusammen mit Kunden und Gästen wurde ein gemeinsames Foto am Dorfplatz gemacht, um sich danach beim Mittagessen im Gasthof zur Sonne für den närrischen Nachmittag bei „geschwungenen Tanzbeinen“ (Giggerlehaxen), Tangokartoffeln und Salsalat zu stärken. Weiter ging es zum Café Greta mit Kaffee und Faschingskrapfen. Die unsinnige Gesellschaft hatte die Qual der Wahl und tingelte zwischen den verschiedenen Discos hin und her. Die junge und ältere Jugend kehrten im Gasthof Krone ein und in der Lottobar wurde ausgiebig gefeiert und das Tanzbein geschwungen. Bis spät in den Abend konnte man sich in der Zone Bar feierlich und kulinarisch bei heißen(Weinberg-)Schneggelen ausleben. Pink war die dominierende Farbe, von der Perücke, über die Krawatte oder Fliege, Minirock bis hin zu den High Heels und Schnürsenkel, alles war erlaubt, nichts ein Muss. Auch ohne Faschingsumzug war es „a Hetz“ bis in die Nachtstunden hinein. Der Umzug findet alle zwei Jahre am Faschingsdienstag statt, nächstes Jahr ist es wieder soweit. (chw)
Bunt, ausgefallen, schrill und besucherstark – der Schlonderser Foschingsumzug am Faschingssamstag war ein Mega-Event. Besucherandrang und Faschingsgruppen übertrafen alle Erwartungen. Mühen wurden keine gescheut, der Spaß stand im Vordergrund und bis spät in die Nacht wurde ausgelassen gefeiert. Kompliment den Organisatoren: Nach Corona war dies zweifelsohne ein wohltuendes Event. (ap)
Buchtipp - Mir geriet zufällig ein Text von Heidrun Harteck in die Hände mit dem Titel „Bauernsilber - Ein Südtiroler Märchen aus Franken“ von 1994. Viele unserer wunderbaren Berge und Landschaften, (meist his-torisch wertvolle) Einkehrmöglichkeiten - inzwischen große Hotels, Sehenswürdigkeiten aus Kultur und (auch sakraler) Kunst, Weine, Kulinarik und eine wirklich enorme Vielzahl an Orten in ganz Südtirol werden darin erwähnt*. Diese Fülle ist – gemessen am eher schmalen Volumen - ganz erstaun-lich“, sagt die Herausgeberin Sabine Schmid aus Tschars. Schmid hat den Text von Heidrun Harteck in einem neuen Büchlein herausgebracht: „Jedenfalls war es mir ein Herzensanliegen, dieses kostbare Manuskript mit seiner ganz besonderen Magie für Südtirol zu bewahren und zu erhalten. Für Einheimische als schönes Zeit-Dokument, das man gern mit einem Schmunzeln und Wiedererkennen liest, für die Gäste und Freunde unseres Lan-des als attraktive Einladung und Visitenkarte.“ Freuen Sie sich auf diese charmante, herzenswarme Ode an Südtirol wie es in den 80-90ern war, auf eine zauberhafte, lebensvolle Synthese aus Reisereportage, einem Frauenschicksal zwischen Wunsch und Wirklichkeit und viel Lokalkolorit.
Bauernsilber - ein Südtiroler Märchen aus Franken
(Neuauflage mit Fotos, Glossar und Nachwort zur Recherchearbeit der Herausgeberin)
www.buchschmiede.at
Vinschgau/Mexiko - Dass Farben eine psychologische Wirkung auf uns Menschen haben, ist unbestritten. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Veränderungen von Licht und Farbe sich auf die vegetativen Körperfunktionen wie Stoffwechsel, Atmung, Blutdruck oder Muskeltonus auswirken. Auch Gefühle verändern sich und weil Gefühle die stärkste Antriebskraft eines Menschen sind, haben Farben die Macht, unser Denken und Handeln zu prägen.
Die erste Frage ist: Welche Wirkung hat die Farbe auf uns? Das ist so ein „zweischneidiges Schwert“, man muss immer wenigstens in zwei Richtungen denken. So steht das “Sonnenblumen-Gelb” von van Gogh einerseits für die Sonne, das helle Licht, Wärme, Heiterkeit und Optimismus. Andererseits gibt es aber auch Theorien, welche diese Farbe mit einer Psychose in Verbindung bringen, besonders bei van Gogh. Blau sagt man, ist die geistige Farbe. Blau hat die Bedeutung der Ferne und Weite, der Unerreichbarkeit und Unendlichkeit. Gleichzeitig wirkt die blaue Farbe beruhigend und drückt Vertrauen aus.
Farben können auf uns Menschen unterschiedlich wirken. Sie können uns traurig, aber auch fröhlich stimmen. Fröhliche Farben, wie z. B. Gelb, Orange oder Rot führen nachweislich zu einer Ausschüttung des Hormons Dopamin, welches auch als Glückshormon bezeichnet wird. Kräftige, hell leuchtende Farben wirken positiv auf uns. Sie steigern Lebensfreude und Motivation. Gleichzeitig sind Farben oft eben auch Signalfarben, wie z. B. ein starkes Rot. Es gibt sicher Menschen, die lieber weniger kräftige Farben bevorzugen. Farben sind immer individuell zu betrachten. Und wie immer ist es auch eine Frage der „Verwandtschaften“ zwischen den Farben. Gemeint ist damit das Verhältnis der Farben zu den Nachbarfarben. (pt)
Vinschgau - Zum Auftakt in die neue Saison treffen sich die Fischer des Fischereivereins Meran traditionell zu einem geselligen Beisammensein im Fischerheim auf der Töll. Im Mittelpunkt stand heuer der Fischereiaufseher Hans Werth aus Schluderns.
von Magdalena Dietl Sapelza
Heuer fand das Auftaktfest am Samstag, 10. Februar 2024 statt. Dabei stand der Fischereiaufseher Hans Werth aus Schluderns im Mittelpunkt. Er wurde von Thomas Aichner mit einer Laudatio bedacht. Denn Hans wacht seit 40 Jahren über die Vinschger Gewässer (Etsch und Nebenflüsse wie Puni, Saldurbach, Suldenbach, Schlandraunbach, Schnalserbach), die der Meraner Verein seit 43 Jahren bewirtschaftet. Doch der Reihe nach: Nachdem der Fischereiverein Meran 1991 die Fischereirechte vom Graf Johannes Trapp erworben hatte, wurde ein Fischereiaufseher für das Vinschger Oberland von Laas bis Reschen gesucht. Das war nicht ganz einfach. Viele Mitglieder der dortigen Fischereivereine waren verschnupft, weil sie beim Verkauf das Nachsehen gehabt hatten. Als Hans - er war damals Fischer in der Puni - vier Jahre später, und zwar am 29. Juli 1994, schließlich für die Aufgabe verpflichtet werden konnte, war die Erleichterung groß. Der damalige Obmann Walter Mayer-Wildner stellte ihm sogar einen Fotoapparat zur Verfügung, damit er alles für seine neue Aufgabe Wichtige festhalten konnte. Hans entpuppte sich schon bald als fleißiger, gewissenhafter und bedächtiger Heger und Pfleger, der auch anzupacken wusste. Er war dabei, als vom Amt für Jagd und Fischerei die Gräben zwischen Glurns und Laas erhoben und teilweise ausgebaggert wurden. Dabei rettete Hans unzählige Kleinfische wie Mühlkoppen, Bachneunaugen und Schmerlen und setzte sie an sicherer Stelle wieder im Wasser aus. Ohne seinen Einsatz gäbe es wohl nur mehr wenige der geschützten kleinen Fischarten in diesen für die Jungfischaufzucht wichtigen Kleingewässern. Hans war mit wachem Auge unermüdlich auf seinem Scooter unterwegs. Es gibt wohl keinen Fischer, den er nicht kontrolliert hatte. Selbst vom Amtsdirektor Heinrich Erhard ließ er sich den Berechtigungsschein zeigen. Hellhörig wurde Hans, wenn Pferde durch das Flussbett der Puni trabten. Sofort schritt er ein. Manche Kontrollfahrten mit dem Scooter verliefen problematisch. Einmal verfolgte er zwei Schwarzfischer, die dann plötzlich ihr Auto querstellten, um ihn zu Sturz zu bringen. Er hatte Glück. Er streifte den Wagen zwar, konnte den Sturz jedoch verhindern. Die Übeltäter landeten vor Gericht und Hans musste als Zeuge aussagen. Ein anderes Mal fand er seinen Scooter mit zerstochenen Reifen vor, und wieder ein anders Mal fehlte sein Helm. Kurz darauf wurde er beim Fischen mit Helm gesehen - wohl nach dem Motto: sicher ist sicher.
Hans erlebte auch viele schöne Momente auf seinen Kontrollgängen, so bei einem „Hoangort“ mit Fischerkollegen. Wenn Probleme auftauchten, suchte Hans nach Lösungen. Nachdem der Puni bei Mals wegen der Bewässerung im Frühjahr regelmäßig das Restwasser ausging und die Fische verendeten, gelang es ihm, gemeinsam mit den Bauern und der Forstbehörde eine Regelung zu finden. Dafür und für seinen unermüdlichen Einsatz als Fischereiaufseher zollten ihm die Mitglieder im Fischereiverein Meran um Obmann Kurt Tappeiner dankend Anerkennung mit einem kräftigen Applaus und einem „Petri Heil“.
Kolping im Vinschgau - Am 6. Jänner d.J. fand der Beginn der Feierlichkeiten zum 170jährigen Bestehen von Kolping Meran statt.
Im Rahmen dieser Feier hielt Generalpäses Christoph Huber aus Köln - der 10. Nachfolger Adolph Kolpings – die Festrede. Er erzählte von seinen zahlreichen Auslandsreisen und den Versuchen der dortigen Kolpingsfamilien, den Herausforderungen vor Ort im Geiste Adolph Kolpings zu begegnen. In einer beeindruckenden und unter die Haut gehenden Zusammenschau vermittelte er einen Überblick über die Initiativen osteuropäischer, afrikanischer und asiatischer Kolpingsfamilien, die dazu angelegt sind, Menschen in Not zu unterstützen.
Mehrere Kolpingsfamilien in Osteuropa sehen die Nöte ihrer Zeit vor allem in gesellschaftlich besonders fragilen Gruppen verkörpert. So gibt es Hilfen durch Pflegevereine, Betreuung und Ausbildung von sogenannten Europawaisen – in Rumänien - und durch Hospizbewegungen.
In Asien - in Myanmar - hatte Generalpäses Huber eine Begegnung mit einer Kolpingschwester, die schwangere Frauen in den zahlreichen und großen Binnenflüchtlingslagern betreut und bei ihrer Tätigkeit Bedrohungen und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt ist, sehr eingeprägt. Die Gewissheit, einer internationalen Wertegemeinschaft anzugehören, habe diese Frau so stark gemacht, dass sie einem Soldaten – Myanmar steht unter einer strengen Militärdiktatur – der sie mit einem Gewehr bedrohte, entgegnet habe: Ich bleibe. Ich habe keine Angst, denn ich gehöre zu Kolping.
Teil 4 folgt.
Otto von Dellemann
Der 94-jährige Stefan Folie, genannt Steffl, liebt die Geselligkeit und hat oft einen humorvollen
Spruch auf Lager. Am Vormittag besucht er den Friedhof und die Gasthäuser im Ortskern, am Nachmittag die Bar an der Tankstelle. „Wenn ma nimmr geat, konn ma nimmr gean“, meint er.
von Magdalena Dietl Sapelza
Die Begegnungen mit Menschen lassen ihn für kurze Zeit den Schmerz vergessen, der ihn seit dem Tod seiner Frau Anna im vergangenen Juni belastet. 52 Jahre lang hatte er mit ihr Freud und Leid geteilt. Oft betrachtet er ihr Bild. „Iatz gibsi miar koa Ontwort mea“, meint er. Steffl wuchs als Zweitgeborener mit neun Geschwistern in Mals auf. Sein Vater betrieb ein Sägewerk und führte eine kleine Landwirtschaft. Steffl besuchte den Kindergarten bei den Klosterfrauen. Nach der Machtübernahme der Faschisten waren diese aufgefordert, mit den Kindern italienisch zu sprechen, was sie allerdings nicht immer befolgten. Die italienischen Lehrerinnen in der Schule setzten diese Forderung dann um. Während sich viele Schüler auf Geheiß von daheim weigerten, Italienisch zu lernen, forderte Steffls Vater ihn auf, die Sprache zu lernen. Steffl war schon bald als Übersetzer für seinen Onkel gefragt, der italienischen Bauherren Material für den Bunkerbau anlieferte. Steffl war ein guter Fuhrmann mit dem Ochsengespann seines Onkels. So „fuarwerchte“ er die acht Meter langen Baumstämme von „Orgles“ aus dem Malser Wald um die 90 Grad-Kurve beim „Rösslwirt“- eine wahre Herausforderung, die andere nicht schafften. Die Baumstämme wurden am Bahnhof auf den Zug geladen und waren für den Brückenbau als Kriegsvorbereitung vorgesehen. In der Zeit der Option öffnete sich eine Kluft zwischen den Optanten und den Dableibern. Zu letzteren zählte auch Steffls Familie. Diese Kluft tat sich auch im Klassenzimmer auf. „Miar Dobleiberkinder sain di walsche Fockn gwesn“, erinnert er sich. Nach dem bejubelten Einmarsch der deutschen Soldaten 1943 wurde Steffl zur Kampfausbildung für Hitlers sogenanntes „Letztes Aufgebot“ auf Schloss Annaberg gezwungen. Vinschger SS-Invaliden brachten den Jugendlichen das Schießen bei. „Monche hobm inz wild schikaniert“, erinnert er sich. Die Verpflegung war dürftig. Ihr Hunger war einmal so groß, dass sie nachts die Tür zur Küche aufbrachen und sich Brot holten. Nach dem Einmarsch der Amerikaner im Frühjahr 1945 wurden sie heimgeschickt. In Mals hatte die US-Soldaten mit rund 30 Fahrzeugen den Marktplatz in Besitz genommen. Sie verteilten regelmäßig Süßigkeiten an die Kinder, was für Begeisterung sorgte. Steffl erinnert sich an das Nikolausaufwecken 1944, bei dem die Amerikaner vom Balkon des Gasthofes am Hauptplatz aus Bonbons auf die wartenden Kinder warfen. „Selm isch afn Bodn nor a Geraf gwesn“, lacht er. „Unt der Brauch lebt heint nou.“ Steffl half tatkräftig im Sägewerk mit, das er dann später übernahm. Seine Frau Anna Zoderer (Jg. 1937) aus Prad lernte Steffl im Gasthof Greif kennen, wo sie arbeitete. 1971 heiratete er sie in der Wallfahrtskirche in Riffian. Die Wohnung im Obergeschoss seines Elternhauses wurde gemeinsam mit ihren drei Kindern ihr Zuhause. Im Sägewerk stellte Steffl seinen Mann und meisterte selbst die riskantesten Arbeiten. Gelegentlich unterstützte ihn ein Gehilfe. Die Aufträge gingen nie aus. Von überallher kamen die Traktoren mit Baumstämmen, die es zu schneiden galt. Nebenbei führte er unterstützt von Frau und Kindern auch die Landwirtschaft. Mit Bitternis erzählt Steffl vom Verlust der Wasserkonzession für das Sägewerk Ende der 1940er Jahre und von der Enteignung eines 6.000 Quadratmeter großen Feldes bei Glurns durch den Montecatini Konzern. „Selm hobm si inz drounkriag“, betont er „Miar hobm grod amol seffl Geld für a Poor Schua kriag.“ Steffl war immer auch ein rühriger Vereinsmensch. Jahrzehntelang spielte er den Bass in der Musikkapelle Mals und bestritt mit den Musikkollegen unzählige Auftritte im In- und Ausland. „An liabschtn bin i mit dr Musi noch Italien gfohrn, weil ma selm an beschtn gessn hot“, verrät er. Er spielte Theater im Kinosaal, war Obmann der Sennerei und Feuerwehrmann. Steffl war geschätzt, weil er bei FF-Einsätzen sofort wusste, was zu tun ist. Er nahm auch viele Neulingen unter seine Fittiche und bildete sie aus. „Afn Boudn muaß ma löschn, nit in Fuir innispritzn“, erklärt er. Als in der Nacht des 24. Juli 2014 die Flammen sein Haus umzingelten, half er trotz des Schocks selbst beim Löschen mit. Die Nachbarhäuser konnten geschützt werden. Sein Haus war ein Raub der Flammen geworden. Unterkunft erhielt seine Familie bei Nachbarn, und sie erfuhr von der Bevölkerung große Solidarität. Heute lebt Steffl im neuen Haus, das sein Sohn nach dem Brand in unmittelbarer Nähe zum alten errichtet hatte. Liebevoll umsorgt wird er von seinen Kindern und deren Familienmitgliedern. Der Feuerwehr hält er bis heute die Treue. In seiner Uniform tritt er regelmäßig bei Versammlungen auf. Angesichts seines Alters sorgt er dann oft für Gesprächsstoff und mit seinen spitzbübischen Sprüchen für Erheiterung. „Solonga pa di Lait in Maul bisch, bisch nit in Dreck“, lacht er.
Laatsch - Jedes Jahr um die selbe Zeit bricht im Dorf Laatsch das Fasnachtsfieber aus. Das gesamte Dorf bereitet sich auf das traditionelle Specktakel des Fasnachtsumzugs vor, welcher von der Laatscher Fasnacht organisert wird.
von Elias Pazeller
Die Laatscher Fasnacht besteht aus einem Fasnachtspräsident, der sich um die organisatorischen Belange kümmert und in den Sitzungen den Vorsitz hält. Derzeit ist dies Gabriel Brunner. In Sitzungen wird voraus festgelegt, wer für welchen Posten zuständig ist und welche Themen als Motto dienen. Die Posten werden ausschließlich von Männern aus Laatsch belegt, da die Fasnacht noch an der althergebrachten Tradition festhält. Ursprünglich besagt die alte Tradition, dass nur ledige Männer mitwirken dürfen. Dies hat sich im Laufe der Zeit aber geändert.
Charakteristisch für die Laatscher Fasnacht sind kurze Theaterstücke, welche während des Umzuges aufgeführt werden. Die Stücke werden auf einer fahrenden Bühne dargeboten, welche zu diesem Zweck an zwei Orten hält. Teil des Umzuges sind auch weitere Wagen und traditionelle Figuren. Solche Figuren sind unter anderem der Schem und der Bajazz. Aber auch Straßenkehrer, Bauersleute und Ochsenpaar mit Pflug gehören traditionsgemäß dazu. Ein sehr wichtiger Bestandteil der Laatscher Fasnacht ist auch die Fasnachtslärche, welche die Laatscher seit 1993 alljährlich zugesprochen bekommen und fällen. Dieser Baum wird beim Umzug mitgeführt und am Ende werden die Äste und der Baum versteigert.
Betrachtet man den gesellschaftlichen Wert des gelebten Brauchtums so stellt man fest, dass es für die Menschen kaum wegzudenken ist. Viele Laatscher finden zusammen und packen gemeinsam an. So müssen die Theaterstücke verfasst und geprobt werden. Die Wagen werden geplant und gebaut und noch viele kleine Vorbereitungen sind notwendig um einen gelungenen Umzug zu gestalten. Bei alldem findet reger Austausch unter den Helfern statt. Neue Freundschaften werden geknüpft und alte werden gepflegt. Man trifft sich und macht auch den ein oder anderen „Ratscher“. Auch lernt so mancher etwas Neues dazu.
Am Fasnachtssonntag gipfeln dann die ganzen Anstrengungen und Bemühungen im Umzug durch den Kern von Laatsch. Dieser ist in weiten Teilen des Landes bekannt und zieht jedes Jahr viele Schaulustige an. Auch für die jüngeren Zuschauer wird einiges geboten. So werden von fleißigen Händen vorab Lose gerollt, welche dann während des Umzuges an die Kinder verteilt werden. Dahinter verbergen sich süße Naschereien und die ein oder andere Kleinigkeit, welche von Sponsoren gestellt wird.
Für viele ist die Fasnacht kaum mehr wegzudenken aber auch die Laatscher kämpfen mit den immer größer werdenden bürokratischen Hürden. Neuere Auflagen und Bestimmungen regeln immer größere Teile einer solchen Veranstaltung bis in kleinste Detail. Diese strengen Vorschriften sind aber teilweise nur sehr schwer einzuhalten. Einige Punkte werden so stark reglementiert, dass eine Neustrukturierung im Raum schwebt. So ausgelebte Brauchtümer haben es schwer, dem Druck der Bürokratie standzuhalten und so wird in Zukunft das ein oder andere von der Bildfläche verdrängt und leider dann in Vergessenheit geraten.
von Don Mario Pinggera
Die jüngsten wirklich üblen Vorkommnisse von Antisemitismus in der Landeshauptstadt Bozen (auf Schaufenstern: «Juden werden hier nicht bedient» und «Sieg Heil») markieren tatsächlich eine Zäsur: Die rote Linie ist endgültig überschritten. Insbesondere unter Berücksichtigung der Geschichte unseres Landes: In der Nacht vom 15. auf den 16. September 1943 war Meran Schauplatz der ersten (!) Deportation von Juden aus Italien:
„Nach und nach traf es die anderen jüdischen Bewohner Merans, wie die Baronin Wally Hoffmann geb. Knapp, die liechtensteinische Staatsbürgerin war und als einzige überleben wird. Von den noch in Meran verbliebenen etwa 60 Juden fliehen mehr als die Hälfte, zurückbleiben vor allem Alte und Kranke. […] Weitere 10 Juden wurden in Bozen verhaftet und nach Meran gebracht ins Balilahaus, wo dort im Untergeschoss die Fenster abgeriegelt und zugedeckt waren. Dort blieben sie in der Hitze des Raumes ohne Nahrungsmittel, ohne Wasser, dem brutalen Verhör des SS-Kommandanten Niederwieser ausgesetzt.
Gegen 3 Uhr früh waren SOD-Männer (Südtiroler Ordnungsdienst) noch bei den Schwestern Gertrud und Meta Benjamin aufgetaucht, die sich mit Rattengift vergeblich zu töten versucht hatten. Trotz ihres schweren Zustandes wurden sie mitgenommen, Gertrud warfen sie im Balilahaus ungerührt auf den Billardtisch wie ein Stück totes Vieh. Am späten Abend des 16. September 1943 wurden alle mit einem Wagen abtransportiert, über den Jaufenpass nach Innsbruck, wo sie im Lager Reichenau eingesperrt wurden. Einige verstarben noch in Innsbruck-Reichenau.
Anfang März 1944 kamen die Überlebenden in das Vernichtungslager Auschwitz, wo sie wahrscheinlich am 7. März eintrafen. Ein Teil wurde bereits bei der Ankunft an der Rampe direkt zur Gaskammer geführt.“
(Ludwig Walter Regele, Meran und das Dritte Reich, Innsbruck 2007, S. 123ff; zitiert nach: Mario Pinggera, Musik und Kirche unter dem Einfluss der Nationalsozialistischen Diktatur in Südtirol, Zürich 2021, S. 156).
Die jüdische Gemeinde Merans hat somit am 16. September 1943 aufgehört zu existieren.
Insbesondere in Anbetracht der politischen Geschehnisse in Deutschland und dem Aufstreben der AfD sind derartige Schmierereien in Bozen besorgniserregend und nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Sollten Ideen einer solchen Partei einst zur Umsetzung gelangen, landen wir zwangsläufig in der der Endstation der Unmenschlichkeit wie einst. Niemand soll sich bereits der Ausrede bedienen „Wir hätten es nicht gewusst“!