Müstair/Bundesfeier - In der Schweiz ist der 1. August der Nationalfeiertag bzw. Bundesfeiertag der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Es gibt Feste, Festansprachen, Feuerwerke, Glockengeläut und das Absingen der Nationalhymne. Auch in unserer Nachbargemeinde Müstair wurde der Tag gefeiert.
von Heinrich Zoderer
Die Schweizer verstehen es ihren Nationalfeiertag mit Stolz, aber ohne nationalistischen Pathos zu feiern und dabei an den Bundesbrief aus dem Jahre 1291 zu erinnern, der als Gründungsurkunde der Eidgenossenschaft gilt. Das Münstertal feierte auf dem Plaz Grond in Müstair. Am späten Nachmittag begann das Dorffest. Zur musikalischen Unterhaltung spielten die „Ils Jauers“ und die Alphornbläser „Ils infernals“. Der eigentliche Festakt begann mit dem Einmarsch der Treichlergruppe Val Müstair (Gruppa Da Zamquogns – Gruppe mit Kuhschellen). Nach der Begrüßung durch den Gemeindepräsidenten Rico Lamprecht und unter der Moderation der Vizegemeindepräsidentin Gabriella Binkert Becchetti hielt die Sportschützin Heidi Diethelm Gerber die Festansprache. Die Gewinnerin der Olympischen Bronzemedaille 2016 in Rio de Janeiro (25 m Sportpistole) sprach von der Bedeutung des Sports, der Menschen und Nationen verbindet. Gemeinsam erlebt man Erfolge, aber auch Niederlagen. Sie erzählte von ihrem Leben als Sportlerin, dem harten Training, der Teilnahme bei internationalen Wettkämpfen, der Begegnung mit Sportlern als aller Welt, vom Durchhalten und der Wichtigkeit Ziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten. Sie sprach vom Respekt gegenüber den Leistungen der verschiedenen Sportler, aber auch von der Achtsamkeit gegenüber Mensch und Natur. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde die Nationalhymne gesungen, auf den Bergspitzen wurden Feuer entzündet, die Glocken läuteten, auf dem Parkplatz gab es ein Feuerwerk und Kinder entzündeten ihre Lampions. Bis in den Abendstunden spielte auf dem Plaz Grond die Musica Concordia Müstair.
Graun/Langtaufers - Die Landesstrasse in Langtaufers musste in letzter Zeit immer öfter aus Sicherheitsgründen tagelang gesperrt werden. Lawinen und Muren gingen nieder, die in der extremen Wetterlage ihre Ursache hatten. Ortskundige benutzten als provisorische Ausweichstraße den Forstweg an der orographisch linken Talseite zwischen Grub und Perwarg. Bei der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag (25.07) wurde das Problem angesprochen. „Wenn wir etwas machen, dann ordentlich“ sagte der Bürgermeister Heinrich Noggler. Eine offizielle Benutzung dieser Forststraße als Ersatzstraße wirft aber viele Fragen auf: wer wird Betreiber: Fraktion? Gemeinde? Land? Wer übernimmt die Kosten für eine entsprechende Verbreiterung, für Leitplanken und Unterhalt? Und wer trägt die Verantwortung? Mit diesen offenen Fragen schloss der Bürgermeister die Ratssitzung. (aw)
Nachfolgend einige interessante Neuerungen des sogenannten Wachstumsdekrets („Decreto Crescita“) umgewandelt mit Gesetz Nr. 58/2019 veröffentlicht am 29. Juni 2019 im Amtsblatt der Republik.
- Die Abgabefrist der Steuererklärung betreffend die Einkommenssteuer (IRPEF/IRES) und die Wertschöpfungs-steuer IRAP wird vom 30. September auf den 30. November aufgeschoben. Es handelt sich um eine ständige Regelung, die bereits ab 2019 anwendbar ist.
- Der Fristaufschub für die Saldozahlung der Einkommenssteuern und Sozial- und Rentenbeiträge (INPS) für 2018 und die erste Vorauszahlung für das Jahr 2019 ist endgültig auf den 30. September 2019 festgelegt worden. Der Aufschub betrifft alle Unternehmen und Freiberufler mit Tätigkeiten, für welche die Zuverlässigkeitsindizes ISA (vormals Branchenrichtwerte) vorgesehen sind und für die kein Ausschlussgrund vorliegt, wie beispielsweise ein Umsatz von mehr als Euro 5,164 Mio., Aufnahme oder Einstellung der Tätigkeit im Laufe des Geschäftsjahres usw.
- Die neue Regelung für den Steuerbonus für energetische Sanierung sieht vor, dass dieser in einen Rabatt vom Lieferanten bzw. vom ausführenden Unternehmen umgewandelt werden kann.
Der Steuerpflichtige hat jedoch keinen Anspruch auf den Rabatt anstelle des Steuerguthabens, sondern es bedarf der Zustimmung des ausführenden Unternehmens. Letzteres kann das Steuerguthaben wiederum an einen seiner Lieferanten abtreten.
Das Steuerguthaben ist mittels Verrechnung über den Vordruck F24 in fünf gleichen Jahresraten mit Steuern und Abgaben zu verrechnen.
- Das Gesetz sieht eine Begünstigung der Register-, Hypothekar-, und Katastersteuer zugunsten von Bauträgern für den Ankauf von zu sanierenden Wohngebäuden vor.
Die Begünstigung besteht in der Anwendung einer Fixgebühr von insgesamt Euro 600,00 anstelle einer proportionalen Übertragungsgebühr von 9% (zzgl. einer geringen Fixgebühr) und wird bis zum 31.12.2021 gewährt. Die errichteten oder sanierten Wohneinheiten müssen innerhalb von 10 Jahren wieder veräußert werden.
Der Kauf und Verkauf von einzelnen Wohneinheiten ist von der Anwendung der Begünstigung ausgeschlossen.
Graun/St. Valentin - Im Rahmen der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag (25.07) schnitt Bürgermeister Heinrich Noggler den Dauerbrenner „Sanierung der bestehenden Schutzgalerien zwischen Graun und St.Valentin“ an. Er ließ wissen, dass ein Pro-Forma-Vorschlag für eine Alternativlösung erstellt worden ist. Dieser sieht einen 70 Meter breiten Grünzonengürtel zwischen „Kalkofen“ und „Schouderloch“ vor, auf der ein neuer, steinschlagfreier Straßenabschnitt verwirklicht werden könnte. Die Kosten würden sich auf ca. 20 Mio. belaufen. Für die Durchführung müsste der See vollkommen geleert werden. Dafür verlange die Alperia aber einen Schadenersatz von 6 Mio. Euro. Diesen Betrag rechtfertige Alperia unter anderem auch mit einem Inkassoverlust, weil mit dem Wasser des Reschenseees nur mehr Spitzenstrom erzeugt werde. Entsprechende Erfahrungswerte konnte die Gesellschaft heuer sammeln, weil eine Entleerung wegen einer Druckstollenreparatur durchgeführt werden musste. Der Pro-Forma-Vorschlag stammt von Ing. Siegfried Pohl, welcher schon die bestehende Aufschüttung begleitet hat. (aw)
Mals - Der BM der Gemeinde Mals Uli Veith bzw. der Malser Gemeindeausschuss und die Malser Generalsekretärin Monika Platzgummer Spiess dürften sich zumindest in einigen Punkten nicht mehr grün sein. Ein Grund: Die Finanzierung des E-Werkes am Ram.
von Erwin Bernhart
Meine Aufgabe als Generalsekretärin der Gemeinde Mals ist es, die Räte unparteiisch, objektiv und ohne Wertung über die Rechtslage zu informieren und evt. Folgen aufzuzeigen“, schreibt Monika Platzgummer Spiess in einer „Stellungnahme Finanzierungsmodell Rambach Konsortial GmbH“. Diese Stellungnahme hat sie allen Gemeinderäten vor der Sitzung am 29. Juli zukommen lassen. Und in der Sitzung selbst hat Platzgummer Spiess nochmals mündlich eindringlich vor einem „Spekulationsgeschäft“ am Rambach gewarnt, die Räte darauf aufmerksam gemacht, dass die Gemeinde Mals für die nächsten 20 Jahre jährlich mit rund 180.000 Euro aus dem laufenden Haushalt belastet sein wird, was „die Möglichkeiten für die Finanzierung der eigenen Projekte wie Erlebnisbad (genehmigtes Vorprojekt sieht Kosten von 8,3 Euro vor!), Erweiterung Altersheim (1,7 Mio Euro) betreutes Wohnen im alten Altersheim von Mals und in Matsch (ca. 2,5 Mio Euro) usw. ein.“ Die Gemeinde Mals, musste die Generalsekretärin zugeben, halte bei der Darlehensaufnahme von 2,7 Millionen Euro sowohl die Landes- als auch die staatliche Verschuldungsgrenze ein, aber Platzgummer meldete „große Bedenken wegen des Haushaltsgleichgewichtes“ an. Die Gemeinde möge keine Spekulationsgeschäfte eingehen. Politisch wolle sie sich nicht einmischen, sagte Platzgummer, aber die Informationspolitik der Gesellschaft Rambach Konsortial GmbH ärgere sie. Es sei weder ein Antrag der Gesellschaft und keine Unterlagen bezüglich die definitive Finanzierungsform für die Errichtung des Kraftwerkes am Rambach vorgelegt worden. Und es sei „schon mutig, dass die Gesellschaft bereits Aufträge zum Bau erteilt“ habe.
Peppi Stecher von der Freien Liste Mals bezeichnete zuvor den vorliegenden Beschluss als fahrlässig. „Wieso müssen wir mit Gewalt dieses E-Werk bauen?“ fragte Stecher. BM Ulrich Veith wies darauf hin, dass die derzeitigen Konditionen eh schon besser seien, als sie im Businessplan vorgesehen waren. Und schließlich habe es eine Volksabstimmung gegeben und der Wille des Volkes sei umzusetzen. Mit den Gegenstimmen von Peppi Stecher und Ruth Fabi, wurde im Rat mehrheitlich beschlossen, dass der Ausschuss 2,7 Millionen Euro aufleihen und diese der Rambach Konsortial GmbH zur Verfügung stellen solle.
Tanas/Leader Projekt - Tanas, das einzige Dorf am Vinschger Sonnenberg mit rund 150 Einwohnern, hat seinen urtümlichen Charakter noch weitgehend erhalten. Tanas ist von Abwanderung bedroht und bemüht sich im Rahmen der Dorfentwicklungsgespräche die landschaftlichen Besonderheiten zu erhalten und die Wandermöglichkeiten auszubauen. Durch ein Leader-Projekt wurde auf Initiative der Fraktionsverwaltung von Tanas mit dem Präsidenten Julius Schönthaler und der tatkräftigen Unterstützung durch das Forstinspektorat Schlanders und dem Amtsdirektor Georg Pircher ein uralter Verbindungsweg, die „Psurngasse“ wieder hergerichtet und mit Trockenmauern und Holzlattenzäunen schön gestaltet. Am 25. Juli lud Verena Gufler, die Leader Koordinatorin in der Bezirksgemeinschaft, zusammen mit der Fraktions- und Forstverwaltung zu einem Lokalaugenschein und zur Besichtigung des Projektes „Verbesserung und Wiederinstandsetzung der Psurngasse“ ein. Eingeladen war die „Lokale Aktionsgruppe Vinschgau“ (LAG), welche unter dem Bezirkspräsidenten Andreas Tappeiner im Rahmen der Leader Projekte sich für eine nachhaltige Regionalentwicklung einsetzt. Sowohl Schönthaler als auch Pircher betonten, dass durch die Wiederherstellung der Psurngasse ein wichtiger Verbindungsweg zwischen dem Vinschger Höhenweg und dem Dorf Tanas geschaffen wird. Für Familien und Besucher der verschiedenen Altersgruppen entsteht dadurch auch ein interessanter Rundwanderweg vom Dorf zur Kirche, hinauf zum Vinschger Höhenweg und vorbei beim Gasthof Paflur und wieder zurück ins Dorf. Durchgeführt wurden die Arbeiten von den Saisonarbeitern der Forstverwaltung in den Jahren 2018 und 2019. Die Kosten für die Wiederinstandsetzung des 1,3 km langen Weges und die Errichtung von rund 300 m Trockenmauern und 600 m Holzlattenzaun beträgt 110.000 Euro. 80% davon wurde über Leader Beiträge finanziert. Groß war auch die Eigenbeteiligung durch die Fraktion Tanas und durch die Gemeinde Laas. (hzg)
Konzert des Streichquartetts Kreativ-Ensemble am 14.08.2019 im Kirchhof der St. Prokulus Kirche Naturns - Unter dem Titel „La musica risveglia l´anima“ wird das Streichquartett unter anderem Werke von Bepi De Marzi, Tommaso Albinoni und Antonio Vivaldi zum Besten geben und den Sommerabend für Sie zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Bei schlechtem Wetter findet das Konzert im Prokulus Museum statt. Freier Eintritt.
Der Reingewinn der Alperia-Gruppe in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 entwickelte sich mit 24,9 Mio Euro ausgesprochen positiv (2018 waren es 17,8 Mio. Euro). Mehr als 36 Millionen Euro wurden im ersten Halbjahr 2019 investiert.
von Albrecht Plangger - Der Sommer ruft und auch das Parlament schließt früher als geplant seine Tore. Alle heißen Eisen wurden auf den Herbst vertagt: die Lega ihre Flat Tax und Steuerreform, die 5 Sternebewegung die Justizreform, den Mindestlohn, die Verminderung der Zahl der Abgeordneten und Senatoren sowie die Kürzung deren Gehalts. Aus allen Prognosen über anstehende Neuwahlen oder neue Mehrheiten im Parlament ist nichts geworden. Auch ich habe mich getäuscht.
Das Autonomiethema der nördlichen Regionen wird uns als Sommerthema mit einem bestimmten Destabilisierungsfaktor erhalten bleiben. Die Sichtweise dazu ist immer verschieden. Wir Südtiroler haben ja auch immer zu wenig. Das spüren wir gerade jetzt wieder in der Sanität. Aber unsere Autonomie ist ganz etwas Anderes als ich es gerade in Tibet erleben darf.Ich konnte mit einer parteiübergreifenden Delegation des italienischen Parlaments einige Tage die „autonome Region“ Tibet besuchen und mir ein Bild darüber machen, was z.B. Chinesen und Tibetaner unter Autonomie verstehen. „Glückliches Südtirol“ - uns hat die Autonomie großen Wohlstand und ein großes Maß an Selbstverwaltung gebracht. Das vermisse ich in Tibet vollständig. Der chinesische Zentralstaat hat viel Geld und Infrastrukturen wie Zug und Krankenhäuser auf das Dach der Welt gebracht. Er baut jetzt aber massiv Wohnungen nicht für die Tibetaner - damit diese im eigenen Lande eine Zukunft haben - sondern für die Chinesen, die nun mit der neuen Eisenbahn nachziehen werden. In den größeren Zentren hat man die Tibetaner zahlenmäßig schon überholt. Diese Form von Autonomie - wie sie gerade praktiziert wird - nützt den Tibetanern wenig.
Am Freitag, 2. August 2019 fand am Versuchszentrum Laimburg die alljährliche Lagerungstagung statt, bei der Wissenschaftler des Versuchszentrums und externe Experten neue Erkenntnisse zur Obstlagerung an die Praxis weitergeben. Das Programm der Tagung war dieses Jahr besonders vielfältig und reichte von Lagererfahrungen mit neuen Apfelsorten über Möglichkeiten der Energieeinsparung bis zur Vorstellung neuer Lagerungstechnologien.
Kurz vor Beginn der Ernte- und damit auch der Lagerungssaison fand am Freitag, 2. August die traditionelle Lagerungstagung am Versuchszentrum Laimburg statt. Ziel der alljährlich stattfindenden Tagung ist es, Fachpersonen des Bereichs Obstlagerung aber auch der interessierten Öffentlichkeit Einblick in laufende Versuche zu bieten, aktuelle Forschungsergebnisse des Versuchszentrums Laimburg vorzustellen aber auch über neue Entwicklungen des Sektors zu informieren.
„Das Versuchszentrum Laimburg ist Südtirols Forschungseinrichtung für die Landwirtschaft. Uns ist es wichtig, dass die Ergebnisse, die wir erarbeiten, in der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung angewandt werden“, betonte Laimburg-Direktor Michael Oberhuber zur Eröffnung der Tagung. „Der Zeitpunkt kurz vor Beginn der Erntesaison ist eine gute Gelegenheit, um Forschung und Praxis zusammenzubringen und neue Erkenntnisse an den gesamten Obstsektor weiterzugeben“, fügte der Leiter der Arbeitsgruppe „Lagerung und Nacherntebiologie“ des Versuchszentrums Laimburg, Angelo Zanella, hinzu. Das breit gefächerte Programm der Tagung reichte von der Energieeinsparung bei der Lagerung über Erfahrungen mit neuen Lagerungstechnologien und Erkenntnissen zum Lagerverhalten neuer Sorten bis hin zum Einfluss der Witterung auf die Obstqualität.
Energieeinsparung in der Lagerung
Marc Sellwig von der Firma Cool Expert GmbH erläuterte verschiedene Aspekte der Kältetechnik, die bei der Kühlung eine Rolle spielen und die Energieeffizienz im Obstlager beeinflussen können. „90 % der Kühllast besteht in den ersten Wochen, wenn die neu eingelagerte Ware abgekühlt werden muss. Das führt zu deutlichen Stromspitzen in der Einlagerungsphase, die teuer sind, und die es zu vermeiden gilt“, erklärte Sellwig. Ein Problem für die Energiebilanz stellen auch die Ventilatoren dar, da sie viel Wärme zuführen. „In der Lagerphase kann eine Energieeinsparung erreicht werden, wenn man die Ventilatorleistung reduziert, nicht aber die Laufzeit“, so der Experte.
Wie kann man die gelbe Farbe bei Golden Delicious fördern?
Bei der Sorte Golden Delicious wird eine ausgeprägte goldgelbe Färbung immer bedeutsamer, da aktuell weniger Märkte beliefert werden, die säuerliche grüne Früchte bevorzugen wie z. B. Russland. In dieser Situation stellt sich für die Praxis die Frage, wie man reife, saftige, goldgelbe Äpfel erhält, die auch nach der Lagerung noch knackig sind. Auf der einen Seite kann man die goldgelbe Färbung durch agronomische Maßnahmen wie eine gezielte Düngung oder auch eine sorgfältige Regulierung des Blatt-Frucht-Verhältnisses fördern. Andererseits spielen auch gezielte Maßnahmen im Lager eine wichtige Rolle: „Wenn man gegen Ende der Lagerung die Lagerungstemperatur gezielt erhöht und den Sauerstoffgehalt mithilfe von Fluoreszenzsensoren anpasst, kann man durch gezielte Maßnahmen im Lager die gelbe Färbung fördern und gleichzeitig einen knackigen und saftigen Apfel erhalten“, erklärte Stefan Stürz von der Arbeitsgruppe „Lagerung und Nacherntebiologie“ des Versuchszentrums Laimburg.
Weiterentwicklung von DCA-Methoden zur Obstlagerung
Die physiologischen Vorgänge im Apfel können durch die Anwendung unterschiedlicher Lagertechnologien beeinflusst werden. In der Dynamisch Kontrollierten Atmosphäre (DCA) etwa wird der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre stark gesenkt, wodurch die Reifung der Früchte verlangsamt und deren Lagerfähigkeit weiter verbessert wird. Auri Brackmann von der Universidade Federal de Santa Maria in Brasilien erläuterte die Ergebnisse aus Versuchen mit einer neuen Methode zur Lagerung mit Dynamisch Kontrollierter Atmosphäre bei einem extrem niedrigen Sauerstoffgehalt von 0,1 bis 0,3 %. Bei dieser Methode wird der Sauerstoffgehalt im DCA-Lager mithilfe des sog. Respirationsquotienten (RQ) überwacht, einem Algorithmus, der es erlaubt den Sauerstoffgehalt im DCA-Lager zu berechnen und automatisch einzustellen. Brackmann zufolge könnte diese Methode mehrere Vorteile bieten: „Die Vorteile des extrem niedrigen Sauerstoffgehalts bei dieser Lagerungsmethode liegen darin, dass man eine höhere Fruchtqualität erzielen kann, weniger physiologische Störungen und Fäule auftreten, mehr flüchtige Aromastoffe produziert werden und infolge höherer Lagertemperaturen auch elektrische Energie eingespart werden kann“, fasste Brackmann die Ergebnisse zusammen. Bevor die neue Methode allerdings in die Praxis überführt werden kann, ist noch weitere Forschung notwendig, die am Versuchszentrum Laimburg läuft.
Reifeverzögerung mit Fysium®
1-Methylcyclopropen (1-MCP) wird zur Verzögerung der natürlichen Alterung von Obst und Gemüse eingesetzt. Da das Patent auf den Wirkstoff inzwischen verfallen ist, steht 1-MCP in verschiedenen Formulierungen bzw. Technologien zur Verfügung. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Freien Universität Bozen hat Max Facchini in Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum Laimburg und den OG Diensten die zwei Technologien SmartFreshTM und Fysium® im Hinblick auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Der Unterschied zwischen den beiden Technologien liegt darin, dass bei SmartFreshTM der Wirkstoff in cyclisch geschlossenen Oligosacchariden, also Zuckern, verpackt ist, die in Wasser gelöst werden, damit sie das 1-MCP freisetzen. Bei Fysium® hingegen handelt es sich um eine Technologie, die auf drei Komponenten basiert, welche vor Ort in einem Generator zusammengemischt werden. Fysium® wurde in Südtirol zum ersten Mal angewandt. „Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass beide Produkte in etwa vergleichbar sind“, resümierte Facchini.
„FrudiStor“ – die App zur Bestimmung von Lagerschäden
Lagerschäden beim Apfel mit dem Smartphone bestimmen und dadurch vermeiden – das ist mit der App FrudiStor möglich, die im Rahmen des dreijährigen Projekts „Entwicklung eines Software-gestützten Bestimmungssystems zur Reduzierung von Lagerschäden im Obstbau“ entwickelt wurde. An dem aus Mitteln des Interreg-V-Programms „Alpenrhein, Bodensee, Hochrhein“ finanzierten Projekt waren das Versuchszentrum Laimburg, das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee, die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die Obstbauversuchsanstalt Jork, die Forschungsanstalt Agroscope Wädenswil, die Marktgemeinschaft Bodenseeobst, die Württembergische Obstgenossenschaft und die Internetagentur Bodensee beteiligt. Die kostenlose Web-Applikation steht außer auf Deutsch nun auch in den Sprachversionen Italienisch, Englisch und Niederländisch zur Verfügung.
Link: http://www.frudistor.de/
Lagerung der neuen Apfelsorte Scilate/Envy®
Die Sorte Scilate/Envy® gehört mit Nicoter/Kanzi® und Shinano Gold/yello® zu den vielversprechendsten neuen Apfelsorten, ist aber sehr empfindlich gegenüber physiologischen Lagerstörungen. So kann sie nach einigen Monaten Lagerung beispielsweise eine deutliche Verbräunung des Fruchtfleisches aufweisen. Da diese Sorte ihre Genussqualität jedoch eigentlich erst während der Lagerung voll entwickelt, wäre eine gute Lagerfähigkeit der Sorte wichtig. Das Versuchszentrum Laimburg untersucht, welche Kombination aus optimalem Reifetermin und schonenden Lagerungsbedingungen sich am besten für die Sorte Scilate/Envy® eignet. „Unsere Studien deuten darauf hin, dass der Schlüssel wahrscheinlich in einer Differenzierung der angewandten Lagertechnologien liegt“, berichtete Lagerexperte Angelo Zanella, „das heißt die Früchte unterschiedlicher Reifegrade, Herkünfte bzw. Altersstufen der Obstanlagen müssten unterschiedlich gelagert werden, um langfristig die Genussqualität zu erhalten“.
Der Witterungsverlauf 2019
Der Witterungsverlauf eines Jahres kann die Qualität der Äpfel und damit auch den Erfolg der Obstlagerung maßgeblich beeinflussen. Martin Thalheimer, Leiter der Arbeitsgruppe „Boden, Düngung und Bewässerung“ am Versuchszentrum Laimburg, zeichnete den bisherigen Witterungsverlauf 2019 nach und erklärte, welche praktischen Schlussfolgerungen man aus Daten bezüglich der Temperatur, des Niederschlags und des im Boden verfügbaren Wassers sowie aus Fruchtwachstumskurven ziehen kann.
Die Saison 2019 habe aufgrund eines hinsichtlich Temperatur und Niederschlagsmenge unproblematischen Winters mit günstigen Voraussetzungen begonnen, berichtete der Experte, wobei das Frühjahr 2019 mit einigen Besonderheiten aufgewartet habe: Zwar verlief der Vegetationsbeginn normal, es kam aber zu einigen Frostnächten und einem frühen Hagelschlag. Da letzterer zu einem Zeitpunkt erfolgte, an dem die Frostsaison noch nicht beendet war, standen die Obstbauern vor dem Dilemma der Entscheidung, in welche Richtung ihre Schutzmaßnahmen gehen sollten: Hagelschutz bei geschlossenen Netzen oder Einsatz von Frostberegnung, die allerdings nur bei offenen Netzen effizient funktioniert.
Die Hitzewelle in der zweiten Junihälfte gipfelte in einem Höchstwert von 38,5 °C am Standort Laimburg, dem höchsten dort jemals im Monat Juni aufgezeichneten Wert, und führte zu verbreiteten Fällen von Sonnenbrand auf Früchten. „Auch wenn der Sonnenbrand oberflächlich nicht sichtbar ist, so greift er dennoch die Zellschichten unter der Schale an, sodass durchaus mit Qualitätseinbußen zu rechnen ist“, erklärte der Experte.
Als weitere Besonderheit war zu beobachten, dass das Fruchtwachstum schon von Beginn der Aufzeichnungen Anfang Juni deutlich gegenüber dem langjährigen Durchschnitt zurückgeblieben ist. „Die kühlen Wochen von Ende April bis Ende Mai könnten bereits die Zellteilung verlangsamt haben, was dann in einem geringeren Fruchtwachstum resultierte“, vermutete Thalheimer.
Das Versuchszentrum Laimburg Das Versuchszentrum Laimburg ist die Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten jährlich an etwa 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, vom Obst- und Weinbau bis hin zu Berglandwirtschaft und Lebensmitteltechnologie. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet. |