Vom wind gefunden - Das Wort „postfaktisch“ wurde 2016 zum „Wort des Jahres“ gewählt. Die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sondern folgen allein den Gefühlen. Stimmungen haben mehr Einfluss auf die politische Wirklichkeit als Wahrheiten. Das, was man fühlt, ist Realität. Dies sind Kernpunkte des postfaktischen Zeitalters, der postfaktischen Politik, der postfaktischen Welt. Durch die neuen Medien, die Flut an Informationen, wird alles unübersichtlich. In der digitalen Welt werden zentrale Standards wie Objektivität und Wahrheit durch Halbwahrheiten und Stimmungen ersetzt. Lügen, sogenannte Fake-news bzw. alternative Fakten, verbreiten sich im Internet wie digitale Waldbrände. Seit jeher gehörten Lügen und unterschiedliche Interpretationen der Wahrheit zur Politik. Neu ist mit welcher Schamlosigkeit gelogen und Stimmung erzeugt wird, ob beim Brexit oder beim amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf. Es entsteht eine Demokratie der „Nichtwissenwollengesellschaft“. Das ist gefährlich, weil das Hauptanliegen nicht der kritische Diskurs und das Suchen nach Wahrheit ist, sondern das Aufzeigen von Launen und Stimmungen. Das Zeitalter des Postfaktischen ist auch eines des Postexpertentums. Die großen Vereinfacher, Populisten, Demagogen und Nostalgiker haben das Sagen. Dies hat in der Geschichte schon oft ins Unheil geführt. (hzg)
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