Schlanders
Sie ist über 130 Jahre alt, die Geschichte von Heidi und jeder dürfte sie kennen: Heidi, die von der Tante Dete zu ihrem Großvater auf die Alm gebracht wird. Aufgeweckt und neugierig wird sie vom alten Eigenbrötler alsbald ins Herz geschlossen, genauso wie vom Geißenpeter und dessen Großmutter. Heidi liebt das Almleben von ganzem Herzen, wird aber von Tante Dete nach Frankfurt zu den Sesemanns gebracht, wo sie eine Spielgefährtin für Clara sein soll, die im Rollstuhl sitzt. Und soviel sich Heidi auch bemüht, mit dem Stadtleben und auch mit der strengen Frau Rottenmaier zurechtzukommen, das Heimweh nimmt überhand, bis der Vater von Clara beschließt, Heidi und Clara auf die Alm zum Großvater zu schicken. Die Freiheit ist ein großes Thema in den beiden Kinderbüchern „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ und „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“ von der Schweizer Autorin Johanna Spyri.
Das Heidi, in Johanna Spyris Kinderbüchern weder Bub noch Mädl, ist in Andreas Jungwirths Fassung, die er für die Vereinigten Bühnen Bozen (VBB) geschrieben hat, ein Mädchen. Ohne Klischees, ohne Kitsch kommt das Stück aus, das fängt bei der Musik – den schrägen (Volksmusik)Klängen - von Opas Diandl an und geht bis zum Bühnenbild, das einfach ist und doch alles bietet, was man braucht, um die Geschichte von Heidi anschaulich zu erzählen. Auf seiner Südtirol-Tour machte man auch in Schanders Halt und begeisterte. Rund anderthalb Stunden schlüpften Erwachsene in die Kinderrollen und arbeiteten die Charaktere sauber heraus: die aufgeweckte Heidi, den knorrigen Almöhi oder den einsilbigen, etwas verschlossenen Peter. Und sogar als Ziegen – als Bärli, Schwänli, großer Türk, Schneehöppli und Distelfink – sind die Darsteller Christoph Griesser, Rainer Hauer, Jasmin Barbara Mairhofer, Margot Mayrhofer, Marianne Pardeller, Karin Verdorfer und Peter Woy zu hören.
Lob gebührt nicht nur den Schauspielern und dem Regisseur Andreas Baumgartner, sondern auch dem Bühnenbau und der Beleuchtung. (ap)