Naturns - Im Laufe des heurigen Schuljahres entschieden sich Johanna Weithaler und Olaf Wessel, beide Lehrpersonen an der Mittelschule Naturns, für eine in jeder Hinsicht interessante und nachhaltige Aktion. Im Rahmen der Wahlpflichtfächer (PQW) wurde diese als Gartenbauprojekt in die Tat umgesetzt. Die Schüler hatten sich in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe wurde von Johanna Weithaler in Gartenbau und Gartenpflege unterwiesen, die zweite Gruppe beschäftigte sich unter Anleitung und Aufsicht des Lehrers Olaf Wessel mit der Erstellung eines traditionellen, geflochtenen Speltenzaunes rund um den Garten. Das Verbreitungsgebiet dieses Zaunes erstreckt sich fast über ganz Südtirol, wobei er heutzutage aber nur noch selten angefertigt wird, da die Herstellung sehr zeit- und arbeitsaufwendig ist. Dies konnten nun auch die Schüler erfahren. Ein solcher Zaun besteht zur Gänze nur aus hölzernen Bestandteilen, wie es die alte Tradition vorgibt. Jeden Arbeitsgang führten die Schüler mit alten Handwerksgeräten aus und lernten damit vorsichtig und verantwortungsbewusst umzugehen. Josef Hölzl, gelernter Tischler und Fachmann im Erstellen alter Zäune stand den Schülern beratend und tatkräftig zur Seite. Die Roharbeiten am Holz erledigten sie am Zeltlagerplatz und vollendeten die Arbeit dann direkt am Garten zwischen Schulgebäude und Schwimmbadparkplatz. Unsere Vorfahren holten Arbeitsmaterialien immer aus nächs-ter Nähe und sparten dabei Geld und Anlieferungswege. Der Förster Laurin Mayer und die Forstarbeiter Julian Schwemmbacher sowie Lukas Pichler unterstützten zusammen mit den Eigenverwaltungen Tabland und Naturns dieses Projekt in materieller und arbeitstechnischer Hinsicht.
Die Zaunsäulen aus Lärchenstämmen mussten zunächst geschält und der untere Teil etwas angekohlt werden, um die Haltbarkeit in der Erde zu erhöhen. Die Querlatten wurden mittels stärkerer Holznägel an den Zaunsäulen befestigt. Aus dicken Lärchenstammabschnitten spalteten die Buben 10 bis 15 cm breite Spelten, deren unterer Teil ebenfalls im Feuer kurz angeschwärzt und dann durch Flechten an der Querlatte befestigt wurden. Für die Flechtbänder brauchten sie Fichtenäste. Die Schüler putzten diese, indem sie die seitlichen Triebe entfernten. Darauf hielten sie die Ruten über Feuer, um die erforderliche Biegsamkeit zu erhalten. Mit den noch warmen Fichtenruten konnte der Zaun dann traditionsgemäß geflochten werden. Sollten die Spelten später im Erdbereich nicht mehr halten, werden sie - wie es bereits unsere Vorfahren praktizierten - mit einem Hammer nachgeschlagen. (ria)