Marienberg - Reportage, Essay, Roman, Gedicht. In der Lesung am Freitag (02.12) im repräsentativen Fürstenzimmer, ausgestattet mit Wandmalereien im Stil des späten Rokoko, zeigte die Reporterin und Schriftstellerin Angelika Overath, welche handwerklichen Unterschiede sich in den Textgattungen erkennen lassen. Zudem ließ sie die Hörerinnen und Hörer wissen, welche Inhalte einer Textgattung entsprechen. Und wo die Grenzen zwischen den Genres liegen, lassen sich doch handwerkliche Unterschiede erkennen und auch nutzen. Auch die Texte, die ihr Leben im Engadin thematisieren, hat sie in der Lesung angesprochen. Wenn sie die toten Gemsen beschreibt, die „in einer blumenhaften Drehung“ im Kofferraum des Jägers liegen, zeigt sich die Fähigkeit der Autorin, ihre Beobachtungen respektvoll distanziert in Sprache zu übertragen. Angelika Overath schildert Geräusche, Gerüche und vor allem Farben so nuanciert und in solch kluger Effizienz, dass das Beschriebene unaufdringlich, aber hartnäckig präsent wird. Es gelingt ihr, Leben in Sprache zu verwandeln. In einer Reportage über die Zimmermädchen eines Berner Luxushotels beschreibt Overath den Gastbetrieb von einer uns allen völlig unbekannten Seite; die normalerweise beleuchteten Menschen im Hotel, die Gäste, sind völlig ausgeblendet; es gibt ein Leben ohne sie, wenn auch für sie – das ist verblüffend. Weitere Kostproben bot Overath aus „Nahe Tage - Roman in einer Nacht“ und aus der „Gebrauchsanweisung für das Engadin“. Die Lesung organisierte und moderierte Stiftsbibliothekar Pater Anselm. Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom Zitter- und Harfen-Virtuosen Gernot Niederfriniger. (aw)
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