Sulden - Bei Patienten mit metabolischem Syndrom verbessern sich Fettwerte und Botenstoffe des Fettgewebes im Blut durch einen 2-wöchigen Wanderurlaub auf einer Seehöhe von 1.900 Meter deutlicher als durch vergleichbares Wandern auf 300 Meter. Das ist die Schlussfolgerung eines ESF-Projektes mit dem Titel: Klimatherapie und medizinische Wirkungen in Höhenlagen.
In einem zweiwöchigen Trainingsprogramm wurden in Sulden Personen mit Herz- Kreislaufproblemen getestet. Dafür wanderten sie täglich, auf zwei Gruppen aufgeteilt, in freier Natur. Die einen auf 300 Meter Meereshöhe im Tal, in Nals, die anderen auf knapp 2000 Meter in Sulden. Obwohl das Training dasselbe war, fielen die Ergebnisse unterschiedlich aus.
„Unten im Tal hat man kaum Veränderungen gefunden, oben auf dem Berg hat man Veränderungen gefunden, die sich zumindest kurzfristig positiv auf die Risikofaktoren der Herz-Kreislauferkrankungen ausgewirkt haben“ sagte der Arzt Georg Valentin Hofer bei der Präsentation des ESF-Projektes im Gemeinschaftsraum der Grundschule Sulden am 26.03.2015. Die Gründe, warum die Höhenluft ein Kurmittel ist, seien zahlreich. Die Höhe bringe den Stoffwechsel in Schwung, der geringe Sauerstoffgehalt der Luft führe dazu, dass sich der Körper automatisch mehr anstrenge. Völlig unbekannt seien die Erkenntnisse demnach nicht. Die tatsächliche Auswirkung verschiedener Höhenlagen bei gleichem Training überrasche aber schon. Es geht eben um die Kombination Höhe und Belastung.
Wirkliche Reinluftgebiete findet man in Mitteleuropa kaum mehr. Das liegt an der großräumigen, grenzüberschreitenden Ausbreitung der Luftverunreinigungen großer Industrie- und Ballungsräume. Sulden hingegen hat geringe Schadstoffverfrachtungen aus diesen Ballungsgebieten, kaum Hausbrand, guten Luftaustausch, keinen Feinstaub, große Waldfläche mit hoher Waldgrenze, einen geschützten Talkessel, ein einzigartiges Mikroklima und ist CO2 neutral. Deshalb ist das Suldner Reizklima therapeutisch nutzbar, wobei das Klima-Wandern auf sechs Klimawanderwegen (der wissenschaftliche Begriff heißt „Terrainkur“) im Vordergrund steht und ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der regionalen Tourismusdestinationen darstellt.
Mit den Ergebnissen der Pilotstudie erhofft sich Sulden ein neues Angebot im Gesundheits-tourismus schaffen zu können. „Die Voraussetzungen dafür habe das Dorf allemal“ meint der Mediziner Christian Wiedermann, der die Studie begleitet und vorgestellt hat.
Andreas Waldner
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