Mittwoch, 16 Mai 2012 00:00

Historisches Eyrs

Eyrs/Zeltfest

Die Musikkapelle Eyrs, in Zusammenarbeit mit der Schützenkompanie, dem Reit- und Fahrverein Vinschgau veranstaltet zum 190. Jubiläum der Errichtung der Poststation Eyrs im Jahre 1822 eine „Historische Kutschenparade“ mit ca. 23 teilnehmenden Gruppen.

Der Umzug findet am Pfingstsonntag, den 27.05.2012 in Eyrs statt, beginnt an der östlichen Ortseinfahrt, zieht durch das Dorf über die Bahnhofstraße bis zum Zeltplatz, südlich des Bahnhofes. Geplant ist, die Kutschen mit entsprechendem Pferdegespann ziehen zu lassen, die Begleitpersonen und Kutscher in historischer Kleidung präsentieren. Zwischendurch sind Abordnungen von berittenen Dragonern, Kaiserschützen und k.u.k. Garde, Soldaten und Schützen, begleitet von vier Musikkapellen. Die Umzugsstraßen werden für diesen Tag speziell dekoriert, in den Farben der alten k.u.k. Monarchie. Ein historisches Postamt am alten Standort (Hotel Post) mit Bildern, Gestaltungselementen und Einrichtungsgegenständen aus der damaligen Zeit ist als Ausstellungslokal vorgesehen.
Anlassbegründung:

Die Errichtung der damaligen Poststation in Eyrs erfolgte im Zuge der Eröffnung (1822) der Postlinie Meran-Landeck. Latsch-Eyrs-Mals waren die ersten im Vinschgau, was nicht nur für Eyrs, sondern für den gesamten mittleren Vinschgau ein Meilenstein in der wirtschaftlichen und zum Teil auch gesellschaftlichen Entwicklung war.

Eyrs, als Verkehrsknotenpunkt für die Verbindung Richtung Trafoi-Stilfserjoch-Worms, in die nahe gelegene Schweiz und über den Reschenpass ins nördliche Tirol, Bayern, Allgäu, war als Standort gut gewählt.
Auch dürfte die damalige bedeutende Pferdezucht in Eyrs und Tschengls (Chronik Beda Weber) wohl mit ausschlaggebend gewesen sein, Eyrs als wesentlichen Postplatz mit Pferdewechsel vorzusehen.

In der Folge entwickelte sich im Umfeld dieser Poststation und der Postwege ein reges wirtschaftliches Treiben. Neue Gasthäuser entstanden, verschiedene Handwerksberufe erlebten einen neuen Höhenflug, wie Hufschmiede, Sattler, Radmacher, Fuhrleute, Kutscher, allerlei Gewerbetreibende, und nicht zuletzt die Bauern und Pferdezüchter konnten ihre Pferde gewinnbringend als „Fürsetz“ vor die Kutschen spannen.

Die Errichtung dieser Postlinie im Vinschgau war aber zu einem wesentlichen Kommunikationsmittel geworden. Nicht nur der Brief- und Paketdienst brachte die Menschen näher, Neuigkeiten von „draußen“ und „unten“ wurden taufrisch und mitunter ein wenig „frisiert“ vom Postillion unters wartende Volk am Stellplatz bzw.  am großen Tisch im Gasthaus zur Post kundgetan. Fremde Menschen kamen ins Tal, in die Dörfer, Vinschger ohne eigenes Weggefährt konnten in relativ kurzer Zeit an einen anderen  Ort gelangen oder eine größere Reise tun. Diese neue Mobilität hatte ganz wesentlichen Einfluss auf die gesellschaftliche Veränderung der Bevölkerung. Der beginnende Fremdenverkehr, die Kommunikation weit über Nachbarsgarten hinaus, das Kennenlernen anderer Orte und Städte und deren Menschen hatte auch auf die Bekleidungsmode einen wesentlichen Einfluss. Die in einer gerafften Form im Rahmen der Kutschenparade darzustellen ist unser Vorhaben, begleitet von der entsprechenden historischen Dokumentierung durch das Festbuch, dessen Aufbereitung vorwiegend mit Autoren in Eigenleistung erfolgt.

Publiziert in Ausgabe 10/2012

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