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Dienstag, 14 April 2020 16:01

Betrieben direkt helfen

Der Einzelhandel ist jener Bereich, der mitunter am stärksten von der Corona -Krise betroffen ist. Der Vinschgerwind hat mit dem hds-Bezirkspräsidenten Dietmar Spechtenhauser gesprochen.

 

Vinschgerwind: Die Corona-Krise trifft den Handel – Lebensmittel ausgenommen – sehr stark. Was ist Ihrer Meinung nach das Gebot der Stunde?
Dietmar Spechtenhauser: Die Situation ist sehr hart für uns. Niemand kennt Vergleichbares. Wir müssen uns, wie alle anderen auch, der sozialen Verantwortung stellen und die verordneten Pflichtschließungen akzeptieren. Ich denke, wir tun gut daran die Zeit für positive Gedanken zu nutzen, die bisherigen Abläufe neu zu definieren und eventuell, wo möglich auch neue Wege zu gehen.

Vinschgerwind: Was erwarten Sie sich von der Politik? Wie kann den Kaufleuten konkret unter die Arme gegriffen werden?
Spechtenhauser: Am meisten ist uns sicherlich geholfen, wenn wir sobald es irgendwie möglich ist, wieder aufsperren können. Der Druck wächst von Tag zu Tag und das in jeglicher Hinsicht. Waren, die bezahlt werden müssen und nicht verkauft werden können, Mieten die zu zahlen sind, sonstige Fixkosten wie Strom, Heizung, Telefon, Internet, Verwaltung usw. Besonders den kleinen Betrieben direkt zu helfen, was die Landesregierung nun auch mit Verlustbeiträgen für Betriebe bis zu 5 Vollzeitbeschäftigte zugesagt hat, ist in dieser Phase sicherlich sehr, sehr wichtig. Die schnelle Auszahlung derselben ebenso. Für die größeren Betriebe gibt es für zwei Jahre zinsfreie Überbrückungskredite und weitere Unterstützungsmaßnahmen. Damit werden die größten Sorgen etwas abgefedert, aber es beseitigt nicht das Problem.

Vinschgerwind: Was ist Ihre größte Sorge? Welche Geschäfte sind die Sorgenkinder?
Spechtenhauser: Besonders betroffen sind natürlich junge Unternehmen, die noch keine oder nur eine schwache Eigenkapitalisierung haben, ebenso peripher gelegene Betriebe, welche es bereits zu „normalen Zeiten“ schwer hatten. Natürlich auch Betriebe, die vor kurzem erst investiert oder an die junge Generation übergeben haben. Alle modeunterworfenen Branchen sind stark von dieser Schließung betroffen – ihre Produkte „altern“ in den Geschäften, ohne je von Kunden gesehen worden zu sein.

Vinschgerwind: Bei allem Leid: Gibt es etwas Positives. Stichwort Nahversorgung.
Spechtenhauser: Ja, es gibt auch durchaus Positives in der Wahrnehmung der Bevölkerung. Wir merken eine sehr starke Wertschätzung der flächendeckenden Versorgung durch unsere großteils familiengeführten Geschäfte mit Gütern des täglichen Gebrauchs, wie Lebensmitteln und medizinische Produkte durch Apotheken u.v.m. Der Einkauf wäre in dieser besonderen Zeit viel komplizierter, wenn wir nur mehr in den größten Ortschaften des Tales Geschäfte hätten, wie es in benachbarten Regionen der Fall ist.
Neben den vielen, vielen negativen Aspekten, kann es für den Einzelnen positiv sein, dass man sich Dingen widmen kann, die in Vergangenheit vielfach vernachlässigt wurden und viele merken auch, dass es nicht immer schneller, besser, höher oder billiger gehen kann. Manchmal täte uns Menschen sowieso etwas Entschleunigung gut. Wir werden uns auch bewusst, dass die Gesundheit das höchste Gut ist, das wir besitzen.

Vinschgerwind: Was unterscheidet den Handel im Vinschgau vom restlichen Südtirol?
Spechtenhauser: Ich denke nicht, dass sich der Handel im Vinschgau, wesentlich vom restlichen Land unterscheidet. Vielleicht hat sich einiges durch die periphere Lage erhalten, was andernorts bereits verschwunden ist. Nachdem es bei uns eigentlich keine vergleichbaren Tourismushochburgen wie Gröden oder das Burggrafenamt gibt, ist es der Handel von jeher gewohnt, vorwiegend von einheimischen Kunden zu leben. So gesehen, leiden wir vielleicht etwas weniger, weil wir auch weniger gewohnt sind. Was uns noch unterscheidet, dass wir aktuell im ganzen Vinschgau von Reschen bis Schnals nur 12 Infizierte haben und „Gott sei Dank“ keinen Corona-Todesfall. Trotzdem müssen wir alle Restriktionen mitmachen, das ist schon sehr hart für uns.
Vielen Dank, dass ich dieses Interview geben durfte und ich wünsche allen VinschgerInnen, dass sie gesund und so gut wie möglich durch diese Zeit kommen.
Interview: Angelika Ploner

Steppengebiete sind Ökosysteme mit einer hohen Vielfalt in ihrer Flora und Fauna, die sich an die speziellen klimatischen Bedingungen – vor allem Trockenheit und große Temperaturschwankungen – angepasst haben. Ein internationales Team aus Forschern, unter anderem auch von Eurac Research, hat unter der Leitung der Universität Innsbruck in einer kontinentübergreifenden Studie Tier- und Pflanzenarten in Steppengebieten zwischen Madrid und Kasachstan – und auch in inneralpinen Steppeninseln wie im Vinschgau – untersucht und ist auf spannende Erkenntnisse gestoßen.

 

Die Forscher konzentrierten sich auf drei Pflanzenarten, zwei Heuschreckenarten und eine Ameisenart, die beispielhaft für Steppengebiete sind, sowohl für den zentralasiatischen großen Steppengürtel als auch für die kleinen isolierten inneralpinen Steppenlebensräume. Sie sammelten 456 Populationen, extrahierten die DNA und rekonstruierten einen Großteil ihres Genoms. Auf diese Weise konnten sie Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Arten aufzeigen und ihre evolutionäre Geschichte aufrollen. Die Auswertung zeigte, dass die Tiere und Pflanzen der europäischen Steppen PM 230420 sonnenberg2im Wechselspiel der Kalt- und Warmzeiten immer wieder sehr lange von jenen der asiatischen Steppen isoliert waren. „Wir haben gesehen, dass sich die Populationen im Alpeninneren sowie in Süd- und Westeuropa meist sehr deutlich von jenen Osteuropas und Zentralasiens unterscheiden. Die Ergebnisse der Studie lassen vermuten, dass es diese Trennung bei einigen der untersuchten Arten schon seit Anbeginn des Eiszeitalters vor etwa zwei Millionen Jahren gibt“, erklärt Andreas Hilpold von Eurac Research und unterstreicht: „Bei einigen der untersuchten Arten wird es in Zukunft sogar nötig sein, die inneralpinen und westeuropäischen Populationen als eigene Arten zu beschreiben.“

 

Ein Fokus der Studie lag auch auf dem Vinschger Sonnenberg. Mit seinen steilen sonnenexponierten Hängen und den geringen Niederschlagsmengen ist er ein isoliertes inneralpines Steppengebiet. Trotz der vergleichsweise kleinen Ausdehnung ist das Gebiet im Vinschgau mit ähnlichen Tier- und Pflanzenarten ausgestattet wie der große asiatische Steppengürtel, der sich von der Mongolei bis an die rumänische Schwarzmeerküste erstreckt. „Innerhalb einer Tier- oder Pflanzenart ist eine hohe genetische Vielfalt essentiell, um etwa Krankheiten oder anderen widrigen Einflüssen standzuhalten und ihren Fortbestand zu erhalten“ sagt der Biologe Hilpold. Vor diesem Hintergrund wird noch deutlicher, wie wichtig der Erhalt dieses besonderen Steppengebiets im Vinschgau für die eurasische Biodiversität ist. „Der Schwarzfleckige Heidegrashüpfer, den wir im Vinschgau gefunden haben, ist auch in der zentralasiatischen Steppe verbreitet. Doch wäre es keinesfalls egal, wenn die Populationen im Vinschgau verschwinden würden, weil sie sich genetisch eben deutlich von den asiatischen Populationen unterscheiden, wie wir in unserer Studie nachweisen konnten“, warnt Hilpold.

 

Das Projekt wurde von Forschern der Universitäten Salzburg, Wien, Prag, Ancona, Eurac Research Bozen und dem Botanischen Garten Madrid unter der Leitung der Universität Innsbruck durchgeführt. Die Ergebnisse publizierten die Forscher im renommierten Fachmagazin Nature Communications („Long-term isolation of European steppe outposts boosts the biome’s conservation value“).

 

Die Steppenrasen Südtirols sind ein Schwerpunktthema der Biologen von Eurac Research. So  erforschen sie auch im Rahmen des Biodiversitätsmontorings Südtirol eine Reihe von steppenartigen Trockenrasen. Für Herbst 2020 ist eine Trockenrasentagung in Schlanders geplant, bei der über den hohen Naturschutzwert des Vinschger Sonnenberges informiert wird.

 

Bozen, 23.04.2020

 

Kontakt: Laura Defranceschi, laura.defranceschi@eurac.edu, Tel. 0471 055 037, mobil 331 1729026

Trotz Schließung haben die Schulbibliotheken und öffentlichen Bibliotheken den Nutzerinnen und Nutzern im Land besonders im Hinblick auf den Welttag des Buches einiges zu bieten.

Keine Schülerinnen und Schüler durchforsten derzeit die Bücherregale der Schulbibliotheken, Buchvorstellungen und Schülerreferate sind ausgesetzt, Getuschel und Gelächter verklungen: Verlassen und verriegelt, mit einem Zahlencode gesichert, ist die Tür zur Schulbibliothek der Mittelschule in Naturns. Dieser Code hat es allerdings in sich. Nach dem Muster von Escape Room sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, den Schulbibliothekscode zu knacken. 21 Tage lang lösen sie täglich ein anspruchsvolles Rätsel. Die richtige Lösung aller Rätsel führt zu einem Zahlencode, mit dem die Bibliothek zumindest virtuell geöffnet werden kann. Das große Knobel-Finale findet anlässlich des Welttages des Buches am 23. April statt. Die Hoffnung, dass bald wieder Leben die Bibliothek füllt, bleibt lebendig.

Den Schülerinnen und Schülern bereitete das Rätsellösen großen Spaß, vor allem die Buben beteiligten sich rege am Spiel. "Es war ein tolles Spiel in diesen eher langweiligen Tagen", schreibt einer von ihnen. Ein positiver Nebeneffekt des Spiels liegt darin, dass die Schülerinnen und Schüler nebenbei auch Buch- und Lesetipps erhalten. "So machen die Rätsel auch Lust aufs Lesen", erklären Schul- und Bibliotheksleitung. 

Online-Aktionen zum Welttag des Buches 

An vielen Schulen sei es Tradition, dass anlässlich des Welttages des Buches "die ganze Schule liest", erklärt Landesrat Philipp Achammer. "Von den Schülerinnen und Schülern, den Lehrpersonen der Schulleitung, alle lesen! Manche Schulen haben heuer diese Aktion ins heimische Wohnzimmer verlagert."

Nach dem Motto "Lesen hält fit im Kopf" werden die Schülerinnen und Schüler der Grund- und Mittelschule in Lana aufgefordert, ein Foto zu knipsen, das sie beim Lesen zeigt, und an die Schulbibliothekarin zu schicken. Jedes Foto braucht einen originellen Titel, der quasi ein Werbespruch für das Lesen sein soll. Die originellsten Fotos und Werbesprüche werden prämiert. 

Schulbibliotheken und öffentliche Bibliotheken bieten Lesestoff

Die Stadtbibliothek und die Schulbibliotheken von Brixen verschicken unter dem gemeinsamen Label #BrixenLiest dreimal in der Woche Leseempfehlungen an ihre Nutzerinnen und Nutzer. Die Medien sind allesamt in der Online-Bibliothek biblio24 erhältlich. 

Die Schulbibliotheken stehen also in Corona-Zeiten nicht still und versorgen weiterhin Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte mit Online-Leselisten und Eltern über Elternbriefen mit Buch-, Lese- und Lerntipps.  

"Seit vergangener Woche bieten außerdem viele öffentliche Bibliotheken einen Lieferdienst an. Die Voraussetzung hierfür wurde mit der Dringlichkeitsmaßnahme des Landeshauptmannes vom 13. April und dem darauf folgenden Kulturrundschreiben geschafften", erklärt Landesrat Achammer. "Die Leserinnen und Leser können somit via Telefon oder online Medien bestellen und diese werden dann an die gewünschte Adresse geliefert." So versorgen auch in Krisenzeiten die Bibliotheken die Menschen mit Büchern - im Sinne des Slogans "Bücher sind Vitamine für den Geist". 

LPA/LPA

Eine neue Verordnung ermöglicht weitere gewerbliche Tätigkeiten. LH Kompatscher und LR Achammer sprechen von zusätzlichen Spielräumen. Zudem ist eine Klarstellung zu Radwegen enthalten.

Landeshauptmann Arno Kompatscher hat heute (18. April) eine neue Verordnung unterzeichnet. Sie trägt die Nummer 21 und ermöglicht für alle bereits bisher erlaubten Tätigkeiten innerhalb des Betriebsgeländes eine Ausweitung auf maximal fünf Mitarbeiter. Zudem sind solche Tätigkeiten unter bestimmten Bedingungen auch außerhalb des Betriebsgeländes möglich.

Landeshauptmann Arno Kompatscher erklärt die erneute, vorsichtige Lockerung: "Auch wenn Normalität so schnell kaum einkehren dürfte: Wir gehen Schritt für Schritt, um wieder dorthin zu kommen." Gleichzeitig warnt er zum wiederholten Mal: Es müsse stets darum gehen, das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten und dem Schutz der Gesundheit die notwendige Priorität zu geben. Laut Landesrat Philipp Achammer ist jeder Schritt zum Neustart wichtig, um den wirtschaftlichen Einbruch in Grenzen zu halten: "Es geht darum, Betrieben so weit wie möglich ihre Tätigkeit zu ermöglichen, damit sie nicht in Schwierigkeiten geraten, damit sie Arbeitsplätze erhalten und Wohlstand sichern".

Hygiene- und Schutzmaßnahmen

Landeshauptmann Kompatscher weist mit Nachdruck darauf hin, dass jeder weitere Schritt der Öffnung nur unter der Bedingung möglich ist, dass die vorgeschriebenen Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen peinlich genau eingehalten werden. Diese Bestimmungen sind in den Richtlinien für alle öffentlichen und privaten Baustellen und Arbeitsorte enthalten, die laut Abkommen zwischen den Sozialpartnern (Protocollo condiviso) vom März für das gesamte Staatsgebiet gelten. Außerdem wird in der Verordnung ausdrücklich auf die Leitlinien für Bautätigkeiten der bilateralen Körperschaft für Sicherheit und des paritätischen Komitees im Bauwesen vom 16. April verwiesen.

Produktion allmählich hochfahren

Bereits seit der Verordnung des Landeshauptmanns Nr. 20 vom vergangenen Montag waren neben den Tätigkeiten, die einen zugelassenen ATECO-Kodex haben, und jenen, die das Funktionieren von Lieferketten gewährleisten, auch das Herstellen von Produkten und das Erstellen von Dienstleistungen in den Betriebsräumlichkeiten erlaubt. Bedingung dabei war, dass diese Tätigkeit individuell beziehungsweise nur unter Mitwirkung von Mitgliedern der zusammenlebenden Familie verrichtet werden durfte.

Arbeiten auch außerhalb des Betriebsgeländes

Die Verordnung Nr. 21 geht nun einen weiteren vorsichtigen Schritt der Öffnung. Neu ist: Die in der Verordnung Nr. 20 erwähnten Tätigkeiten innerhalb des Betriebsgeländes sind ab nun auch unter Mitwirkung von maximal fünf Mitarbeitern zugelassen. Eine weitere Neuerung: Diese Tätigkeiten können ausdrücklich auch außerhalb des Betriebsgeländes ausgeübt werden können, wenn die Installation oder die Aufstellung vor Ort mit der Produktionstätigkeit verbunden ist. "Damit ist gewährleistet", sagt Landesrat Achammer, "dass zum Beispiel ein Tapezierer, ein Fliesenleger, ein Spengler, der Blechanschlüsse montiert, oder ein Tischler, der Möbel einbaut, ihre Tätigkeit für ihre Kunden zu Ende führen können." Allerdings gelten dabei folgende Beschränkungen: Nicht mehr als fünf Arbeiter pro Unternehmen dürfen gleichzeitig vor Ort sein. Die vorgeschriebenen zwischenmenschlichen Abstände müssen eingehalten werden. Und es gilt, den Kontakt mit dem Kunden zu vermeiden.

Arbeit und Arbeitsplätze sichern

"Schrittweise fahren wir damit betriebliche Tätigkeiten wieder hoch", erklärt Kompatscher die Vorgangsweise. Es gelte, bestehende Spielräume zu nutzen. Landesrat Achammer, gleichzeitig für Wirtschaft wie für Arbeit zuständig, fügt hinzu: "Wir müssen in dieser außergewöhnlichen Situation alles tun, um Arbeitsplätze zu schützen, was wiederum Familien Sicherheit gibt."

Nutzung der Radwege beruflich und für Fußgänger

Schließlich enthält die neue Verordnung von Landeshauptmann Kompatscher auch eine Klarstellung zu den Radwegen. Aus beruflich erforderlichen Gründen dürfen diese immer genutzt werden, inner- und übergemeindlich. Und zusätzlich wird festgestellt, dass Radwege in jedem Fall und überall von Fußgängern benutzt werden können, wenn dies auch vor dem Notstand dort erlaubt war. Damit werde im Sinn der Sicherheit vermieden, dass Fußgänger vielerorts auf Straßen ausweichen müssten.

Die Verordnung Nr. 21 ist im Portal "Coronavirus" auf der Internetseite des Landes Südtirol veröffentlicht.

LPA/gst

Die Landesregierung hat heute (15. April) den neuen Führungsausschuss für den Nationalpark Stilfserjoch ernannt.

Die für den Nationalpark Stilfserjoch zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer hat der Landesregierung in der heutigen Sitzung die Mitglieder für den neuen Führungsausschuss des Nationalparks vorgeschlagen. Das 14-köpfige Gremium wird die Umsetzung des neuen Parkplans in den nächsten Jahren begleiten. Es handelt sich um ein beratendes Organ der Landesverwaltung, das die Einbindung der örtlichen Bevölkerung in das Geschehen des Nationalparks gewährleistet.

"Diese Einbindung der vor Ort lebenden Menschen stärkt die Identität mit dem Nationalpark und die Akzeptanz", sagt Landesrätin Hochgruber Kuenzer. Die Gemeinden Martell und Stilfs liegen zur Gänze, die Gemeinden Glurns, Laas, Latsch, Mals, Prad, Schlanders, Taufers im Münstertal und Ulten liegen mit unterschiedlich großem Anteil im Schutzgebiet.

Als Ausschussmitglieder von der Landesregierung ernannt wurden heute die Bürgermeister Georg Altstätter (Martell), Hartwig Tschenett (Stilfs), Beatrix Mairhofer (Ulten) und Karl Bernhart(Prad), weiters Hans Peter Gunsch, Direktor des Landesamtes für den Nationalpark Stilfserjoch, Georg Pircher (Verteter der Landesabteilung Forstwirtschaft), Josef Maschler (Vertreter des Südtiroler Bauernbundes), Joachim Winkler und Simone Götsch(Alpenverein Südtirol), Silvia Simoni (Naturwissenschaftlerin), Nadja Desiree Hutter (Vertreterin der Tourismusorganisationen) und Oswald Alois Angerer (Vertreter der Separatverwaltungen).

Umsetzung des Parkplans vorbereiten

Die oder den Vorsitzenden und die oder den stellvertretenden Vorsitzenden wählt der Führungsausschuss aus seiner Mitte. Das Landesamt für den Nationalpark Stilfserjoch gewährleistet die Funktionen des Sekretariats.

"Der nächste wichtige Schritt für den neu ernannten Führungsausschuss wird die Vorbereitung für die Umsetzung des Parkplanes sein", unterstreicht Landesrätin Hochgruber Kuenzer.

Die Einrichtung des Führungsausschusses ist im Landesgesetz Nr. 4/2018 zur Autonomen Bewirtschaftung des Nationalparks Stilfserjoch vorgesehen. Darin ist auch geregelt, wer im Führungsausschuss vertreten ist und zwar: vier Vertreter der Gemeinden, der Direktor des Landesamtes für den Nationalpark Stilfserjoch, ein Vertreter der Landesabteilung Forstwirtschaft, ein Vertreter des auf Landesebene repräsentativsten Bäuerinnen- und Bauernverbandes, zwei Vertreter des auf Landesebene repräsentativsten Umweltschutzverbandes, ein Sachverständiger auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, ein Vertreter der Tourismusorganisationen und ein Vertreter der Separatverwaltungen in den Gemeinden des Parkeinzugsgebietes.

Südtirols Weg zum neuen Parkplan

Mit dem oben genannten Landesgesetz wurde im März 2018 die Erstellung des Parkplanes und der Parkordnung für den Nationalpark Stilfserjoch festgelegt. Den Entwurf des Parkplanes und das neue Reglement hat die Landesregierung im Dezember 2018 auf den Weg gebracht – nachdem sie das Einvernehmen mit der Region Lombardei und der Provinz Trient getroffen hatte.

Der Entwurf des Parkplanes wird einer strategischen Umweltprüfung unterzogen. Die betroffenen Nationalparkgemeinden haben mittlerweile ihre Stellungnahmen zum Entwurf der Parkplanes hinterlegt. Als nächstes muss der neu ernannte Führungsausschuss Stellung zum Parkplan nehmen. Das Verfahren wird in Zusammenarbeit mit der Lombardei und dem Trentino fortgeführt, indem alle eingelangten Stellungnahmen geprüft werden.

Schließlich muss das Umweltministerium in Rom den Parkplan, der alle drei Parkanteile (Lombardei, Trentino, Südtirol) umfasst, genehmigen. Abschließend beschließt die Landesregierung den Parkplan.

LPA/LPA

Unternehmen und Familien können in der Woche ab 21. April um Sofortkredite und Darlehen ansuchen, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise abzufedern. Antragsformulare stellen die Banken bereit.

Ab kommendem Dienstag, 21. April, stehen die einheitlichen Formulare bereit, mit denen Unternehmen und Familien begünstigte Bankkredite und gleichzeitig auch die entsprechende Garantie und den Zinsbeitrag des Landes beantragen können. Möglich wird dieses Hilfspaket zur Beschaffung von Liquidität durch einen Schulterschluss zwischen der Landesregierung, den Südtiroler Bankinstituten – SüdtirolerSparkasse, Südtiroler Volksbank, Südtiroler Raiffeisenkassen – und den heimischen Garantiegenossenschaften Confidi undGarfidi.

Diesem Abkommen, das am 15. April in Kraft getreten ist, können alle Banken, die in Südtirol eine Filiale haben, beitreten. Die vorgesehenen Sofortkredite, Darlehen und Vorfinanzierungen sollen zur Abfederung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise für schnelle Liquidität bei den Antragstellern sorgen und können unbürokratisch abgewickelt werden.

Unternehmen: Sofortkredit und Vorfinanzierung

Unternehmen, landwirtschaftliche Betriebe und Freiberufler erhalten Zugang zu einem Sofortkredit, um Lieferanten und Personal bezahlen zu können. Sie können um einen Kredit im Ausmaß von bis zu 35.000 Euro mit einer Laufzeit von mindestens fünf Jahren ansuchen, wobei die ersten beiden Jahre zum Null-Zins-Tarif laufen. Die Bedingungen für die Kredite zwischen 35.000 Euro und 800.000 Euro werden mit den Banken erst fixiert, sobald das staatliche Dekret Klarheit schafft. In der Zwischenzeit erhalten Unternehmen und Freiberufler eine sogenannte Überbrückungsfinanzierung: Es handelt sich um eine maximal sechsmonatige Vorfinanzierung zum Null-Zins-Tarif für Kredite bis zu 800.000 Euro.

Darlehen für Familien 

Zugang zu den Darlehen haben alle Familien und Arbeitnehmer, die aufgrund der Krisensituation Einkommensverluste erleiden und sich im Lohnausgleich befinden. Zusätzlich zu den bestehenden Hilfsangeboten von Seiten des Landes können sie ein Darlehen von bis zu 10.000 Euro aufnehmen. Die Laufzeit beträgt mindestens fünf Jahre, wobei die ersten beiden Jahre zum Null-Zins-Tarif laufen.

Darlehen für Vereine

Auch Vereine, die sich auf Grund der Covid-19-Pandemie in einem finanziellen Notstand befinden, können bei den Banken einen Sofortkredit von bis zu 10.000 Euro zum maximalen Zinssatz von einem Prozent beantragen.

Antragstellung: So geht‘s

Alle Informationen zu den oben genannten Finanzhilfen für Unternehmen und Familien finden sich im neuen Webportal des Landes #NeustartSüdtirol unter "Bankkredite & Darlehen". Die Antragsformulare für die Unternehmenskredite, die Familiendarlehen und die Vorfinanzierungen werden ab Dienstag, 21. April von den Banken bereitgestellt. Verine, die Darlehen beantragen möchten, können sich ebenfalls direkt an die Bank wenden. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt erfahrungsgemäß zwei Wochen.

LPA/sa/mpi

Damit das neue Besucherzentrum für den Naturpark Texelgruppe gebaut werden kann, tritt das Land der Gemeinde Naturns kostenlos ein Grundstück ab. Die Landesregierung hat dafür ihr OK gegeben.

Die Landesregierung hat heute (15. April) auf Vorschlag von Hochbau- und Vermögenslandesrat Massimo Bessone, die kostenlose Übertragung eines rund 3.500 Quadratmeter großen Grundstücks an die Gemeinde Naturns genehmigt. Sie hat die Ausklammerung der Grundparzelle aus dem öffentlichen Wassergut in die Wege geleitet und die Parzelle in das verfügbare Vermögen des Landes eingegliedert.

Gemeinden bei Aufbau von wichtigen Einrichtungen unterstützen

Das Grundstück wird demnach für institutionelle Zwecke genutzt, und zwar im öffentlichen Interesse. Im September vergangenen Jahres hatte die Gemeinde Naturns um das Grundstück angesucht, um darauf das neue Besucherzentrum für den Naturpark Texelgruppe errichten zu können. Jedes Jahr von April bis Oktober zählt die Einrichtung tausende Besucher verschiedenen Alters. Sie besuchen die Dauerausstellung zum Thema Wasser und die verschiedenen Wechselausstellungen sowie die speziellen Workshops.

"Wo immer es möglich ist, unterstützen wir die Gemeinden beim Aufbau von Einrichtungen, die für die lokale Gemeinschaft und ihre Bedürfnisse und auch im Interesse aller Bürger sind", unterstreicht Landesrat Bessone und verweist auf ähnliche bereits erfolgte Übertragungen in anderen Gemeinden wie etwa in Bozen, Leifers, Brixen und Neumarkt.

Mehr Platz für die Naturvermittlung

Auf dem von der kostenlosen Übertragung betroffene Grundstück befindet sich derzeit ein Parkplatz und eine Grünfläche. Die Fläche wäre aus städtebaulicher Sicht als Zone für öffentliche Einrichtungen, öffentliches Grün oder Gemeindestraße bestimmt.

Mit dem heutigen Beschluss der Landesregierung wird es möglich, das Besucherzentrum Texelgruppe an einem neuen Standort zu bauen. Das Naturparkhaus gibt es seit 1984. Seit 1992 ist es im Gebäude der Mittelschule Naturns untergebracht. Nach dem vorliegenden Projekt soll das neue Besucherzentrum größere Räume bekommen, die in einem kubisch geformten Gebäude Platz finden. So soll es einen Multimediaraum, eine temporäre Ausstellung und eine Dauerausstellung sowie ein Kreativlabor geben. Draußen sind zudem kleine Biotope und Naturräume vorgesehen.

LPA/sa/san

Nach eingehenden Überprüfungen hat die Landesregierung die skitechnische Verbindung Langtaufers-Kaunertal abgelehnt.

Die Landesregierung hat sich am heutigen Mittwoch (15. April) erneut mit dem Vorschlag für einen "ergänzenden Eingriff in der Skizone 'Langtaufers' in der Gemeinde Graun in Vinschgau für die skitechnische Verbindung mit der Zone Kaunertal" befasst und das Vorhaben abgelehnt.

Bevor die Landesrätin für Raumentwicklung Maria Hochgruber Kuenzer den Beschluss auf die Tagesordnung der heutigen Landesregierungssitzung gesetzt hatte, waren zahlreiche Gutachten und Überprüfungen der Auswirkungen des Vorhabens eingeholt worden.

Gutachten von Umweltbeirat und sozio-ökonomischer Kommission

Der Umweltbeirat des Landes hielt fest, dass das Melagtal, ein Seitental des Langtauferer Tals, in dem die Skiverbindung geplant war, als unberührtes Gebiet gelte. Zudem enthalte das Tal auf 1.900 Metern Meereshöhe urtümliche charakteristische Geländekammern, es gebe unzählige, kleinflächige Lebensräume mit einer hohen Biodiversität, darunter auch Arten, die international unter Schutz stehen. Die Gesamtbewertung des Standortes veranlasste den Umweltbeirat zu einem negativen Gutachten. "Südtirol zeichnet sich durch Vielfalt und Einzigartigkeit aus. Das gilt vor allem für die Naturlandschaften. Diese Vielfalt haben unsere Vorfahren geprägt und wir haben den Auftrag, sie zu erhalten", beschreibt Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ihre Verantwortung.

Darüber hinaus hatte die Landesregierung ein sozio-ökonomisches Gutachten an Experten der Freien Universität Bozen in Auftrag gegeben. Doch auch diese Überprüfung erkannte nicht eindeutig positive Auswirkungen für die Region Obervinschgau: Die Vollständigkeit dieses Gutachtens wurde für diese Bewertung für die Landesregierung von der Anwaltschaft des Landes bestätigt.

Für Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer ist es "völlig nachvollziehbar, dass es unterschiedliche Meinungen über eine wirtschaftliche Entwicklung in Langtaufers und im oberen Vinschgau gibt. Doch gerade die aktuelle Situation regt zum Nachdenken an und zeigt auf, dass unberührte Natur eine wertvolle Ressource für zukünftige Entwicklung sein kann."

LPA/LPA

Wem die Decke in diesen Tagen auf den Kopf fällt, der findet Tipps zum psychischen Wohlbefinden auf der Internetseite www.dubistnichtallein.it. Fachleute verschiedener Dienste haben sie erstellt.

Das Dokument mit dem Namen "Vom guten Leben" soll wertvolle Tipps für die Bewältigung des – derzeit eingeschränkten – Alltags geben. Wie wurden bewusst in einfacher Sprache gestaltet, damit jeder Einzelne für sich etwas finden kann.

Ob es um den Umgang mit Gefühlen oder um Tipps für Jugendliche und Kinder oder aber um Ratschläge zur Gewaltbewältigung geht: Diese von Fachleuten erarbeiteten Ratschläge und Infos sollen allen Menschen in Südtirol und darüber hinaus helfen, sich in dieser schwierigen Zeit zurecht zu finden und nicht den Mut zu verlieren: Ganz nach dem Motto der derzeit häufig besuchten Internetseite, die sich "du bist nicht allein" (www.dubistnichtallein.it) nennt. Auf dieser Seite sind nicht nur die Tipps, sondern auch viele nützliche Kontaktadressen abrufbar.

Die Seite wurde vom Netzwerk "Psychohilfe Covid19" erarbeitet. Beteiligt sind daran alle öffentlichen Dienste der psychischen Gesundheit, Südtirols Psychologenkammer, private soziale Organisationen wie Familienberatung, Caritas, EOS, telefono amico, Young and direct, Forum Prävention, italienisches Rotes Kreuz sowie Initiativen wie die europäische Allianz gegen Depression.

LPA/sabes

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Robert Zampieri, Geschäftsführer der Genossenschaft „Bergmilch Südtirol“
Er ist aufgewachsen in Gries/Bozen. Von 1999 bis 2004 war er Geschäftsführer Bio-Vinschgau und Marketingleiter VI.P, ab 2004 Geschäftsführer der Milkon, seit 2013 Geschäftsführer der Bergmilch Südtirol und seit 2010 der Tochterfirma Stella Bianca in Lodi. Er ist Obmann der Raiffeisenkasse Unterland, seit 2015 zweiter Obmann-Stellvertreter des Raiffeisenverbandes Südtirol. Er ist verheiratet, Vater von zwei Kindern (18 u 20), und er lebt auf dem „Aschmüllerhof“ in Leifers.

 

Vinschgerwind: Herr Zampieri, was macht Ihnen als Geschäftsführer von „Bergmilch Südtirol“ derzeit die größten Sorgen?
Robert Zampieri: Die größten Sorgen sind, dass die Mitarbeiter gesund bleiben, jene die Maschinen bedienen, die die Sammelwagen fahren usw. Wir sorgen uns um die Arbeitskräfte für alle Schritte, die es braucht, dass die Milch innerhalb 24 Stunden verarbeitet werden kann. Viele Kleinigkeiten müssen stimmen, damit das Produkt in kürzester Zeit im Lager bzw. im Geschäft ist. Die Facharbeiter sind also extrem wichtig für die Versorgungskette.

Vinschgerwind: Die Milch durfte immer geliefert werden. Zu Beginn der Corona Krise haben sie über fehlendes Verpackungsmaterial geklagt.
Zampieri: Ja, wir hatten am Anfang große Schwierigkeiten. So wie einzelne Länder mit dieser Krise umgegangen sind, haben wir alles Mögliche erlebt: LKW Fahrer, die nicht fahren durften, die verspätet ankamen, Fahrer die nicht wussten, ob sie in die Quarantäne mussten. Die Koordination in der EU hat völlig gefehlt. Wir haben auch keine großen Taten der Europa Region Tirol erlebt. Als die Nordtiroler noch Touristen aus Südtirol auf dem roten Teppich empfangen haben, wurde bei unseren Fahrern an den Grenzen Fieber gemessen. Ein besonderes Problem war das Verpackungsmaterial (zum Beispiel Joghurtbecher), das nicht aus einem EU Land, sondern aus Serbien kommt. Wir beziehen es über ein österreichisches Unternehmen, das in Serbien ein Werk hat. Die Einfuhr war lange Zeit sehr problematisch.

Vinschgerwind: Stimmt es, dass Sie die Bauern deshalb aufgefordert haben, weniger Milch zu produzieren? Wenn ja, wie haben diese reagiert?
Zampieri: Ja, wir haben die Bauern aufgefordert, wenn möglich weniger Milch zu produzieren, mit Kraftfuttereinsatz zu bremsen, oder den Kälbern statt Milchpulver eine gute Muttermilch zu geben. Die Bauern haben sehr gut reagiert. Die meisten haben weniger Milch geliefert. Es ist uns weder darum gegangen, ein Mitglied zu strafen, noch die Milchmengen sofort nach unten zu drücken. Sondern wir wollten die Mitglieder sensibilisieren und ihnen sagen, dass es für uns hilfreich ist, weniger zu produzieren, weil es derzeit keinen Überschussmarkt gibt. Denn das könnte für die ganze Genossenschaft mangels Absatz ein größeres Problem werden. Vieles hängt in Krisenzeiten an einem seidenen Faden, wenn eines der ineinander greifenden Zahnräder ausfällt. Es ist jedoch jeden Tag extrem spannend, im negativen Sinne, weil immer wieder neue Probleme auftauchen und wir oft den Atem anhalten.

Vinschgerwind: Die Haupt-Absatzmärkte sind Italien und Deutschland. Wie reagieren die Märkte derzeit?
Zampieri: Nun, unsere Hauptabsatzmärkte sind die Region und Italien. In der Regel geht alles gut bei den Produkten, die länger haltbar sind, zum Beispiel die H-Milch und das Joghurt. Andere Produkte leiden sehr. Der Verkauf von Frischmilch ist eingebrochen, genauso wie das Skyr-Yogurt, das sonst sehr gut lief. Wir vermuten, dass dieses proteinhaltige Produkt vor allem von Sportlern konsumiert wurde und von Menschen im Büro als Mahlzeitersatz. Zu Hause in der Quarantäne ist dieses Produkt jetzt weniger gefragt, mehr das klassische Joghurt. Auch der Export leidet. Unser Marcarpone wird weltweit vermarktet und ist zum Teil weggebrochen. In Deutschland merken wir, dass unsere Thekenware (Käse), abnimmt. Die Konsumenten wollen nun alles abgepackt. Das Verpackungsmaterial war vorher die größte Sorge, denn die Forderung der Konsumenten auf Plastik zu verzichten war spürbar. Jetzt, mitten in der Krise ist das Thema rund um Kunststoffverpackung kein Thema mehr. Umso mehr Verpackung, desto sicherer fühlen sich die Kunden. So schnell kann sich etwas ändern.


Vinschgerwind: Stillstand im Tourismus und bei Gastrofresh, wie spürbar ist das?
Zampieri: Das ist extrem spürbar, Gastrofresh ist nach guten Absätzen im Jänner und Februar innerhalb März von 100 auf Null abgestürzt. Die Lager waren voll, die LKW’s stehen alle auf dem Parkplatz und mehr als 130 Mitarbeiter haben keine Arbeit. Die Mitarbeiter befinden sich nun im Lohnausgleich oder wurden ins Home Office geschickt. Das Lager musste abgebaut werden. Lieferanten haben Waren zum Teil zurück genommen. Vieles wurde verschenkt, an Altersheime, an die Vinzenzgemeinschaft, an den Banco Alimentare. Einiges musste auch vernichtet werden, was sehr schmerzhaft ist. Den mangelnden Absatzkanal Tourismus, den spüren wir ganz deutlich beim Konsum. Beispielsweise braucht es keine Frischsahne in den Eisdielen.

Vinschgerwind: 93.000 kg Milch kommen täglich vom Vinschgau nach Bozen. Wird diese Milch zur Gänze verarbeitet?
Zampieri: Ja. Die Milch aus dem Westen wird zur Gänze in Bozen verarbeitet. Durch die vollständige Veredelung erreichen wir Wertschöpfung, die sich positiv auf den Auszahlungspreis auswirkt. Milch-Überschüsse kommen noch aus dem Pustertal, weil das Werk dort nicht die gesamte Milch des Einzugsgebiet verarbeitet. Die dort übrige Milch kommt zum Großteil nach Bozen und in kleineren Mengen auf den Versandmilchmarkt.

Vinschgerwind: Wird sich die Corona-Krise im Milch-Auszahlungspreis niederschlagen?
Zampieri: Alles hängt jetzt davon ab, wie lange die Situation anhält und wie rasch wir wieder zum Normalzustand zurückkehren. Die Bergmilch hat natürlich Reserven und ist ein starkes Unternehmen. Ein paar Wochen halten wir aus. Natürlich, wenn die ganze Sache vier, fünf Monate andauert, muss es eine Auswirkung habe, weil vieles nicht mehr stimmt. Alles, was bisher so perfekt ausbalanciert war, würde dann aus dem Ruder laufen und würde je nach Tiefe der Krise auch Auswirkungen auf den Auszahlungspreis 2020 haben. Wir bemühen uns jedoch, das zu verhindern.

Vinschgerwind: Welche Unterstützungsmaßnahmen erwarten Sie sich von der Politik?
Zampieri: Ich glaube, dass die Politik uns als Betriebe richtig einschneidend kaum helfen kann. Wichtig ist jetzt, dass die Konsumenten nicht verzweifelt sind, dass sie genügend zum Leben haben. Es gibt so viele Menschen, die Liquiditätsschwierigkeiten haben, oder Angst haben ihren Job zu verlieren, die im Lohnausgleich sind und mit 600-700 Euro leben müssen. Die Politik muss dafür sorgen, dass diese Menschen keine Ängste haben, dass sie ihren Verpflichtungen nachkommen können und sich auch weiterhin vor Ort Lebensmittel leisten können. Was die Politik noch tun kann, ist die lokalen Wirtschaftkreisläufe zu unterstützen. Sie sollte den Wert der Nahversorgung, den Wert der einheimischen Produkte erkennen. Vielleicht sollten wir nachdenken, woher wir unsere Waren und Dienstleistungen holen und dass es wichtig ist, unsere eigenen Strukturen zu stärken, auch wenn es manchmal mehr kostet. Ausschreibungen zum Beispiel sind vorwiegend preisorientiert. Vielleicht kommt ein radikaes Umdenken?!

Vinschgerwind: Sie haben in Vergangenheit bereits einiges in die Wege geleitet, um die „Bergmilch Südtirol“ zukunftsfähig zu machen, mit Projekten wie Heumilch und Bio- Heumilch. Haben die Bauern verstanden, um was es bei all den Projekten geht?
Zampieri: Die Bauern produzieren grundsätzlich alle eine tolle Milch und ein hochwertiges Produkt. Da wir es mit einem Überflussmarkt zu tun haben, ist es immer wieder wichtig, zu differenzieren und sich von anderen abzuheben. Südtirol muss deshalb Geschichten finden und erzählen, um nicht in einen Topf mit der großen Masse geworfen zu werden. Südtirol hat die wunderschönen Berge, Almen, Wiesen, wertvolle Traditionen und daher vielfältige Möglichkeiten. Die Heumilch passt zu Südtirol wie die Faust auf’s Auge. Es ist ein tolles Produkt zum Kommunizieren. Und ich glaube, die Heumilch tut dem Image Südtirols gut, genauso wie die Biomilch. Ich glaube, dass eine so große Genossenschaft wie die Bergmilch alle diese Schienen bedienen muss, denn nur so bekommt man die großen Milchmengen auch bestens verkauft. Ob’s die Bauern verstanden haben? Ich glaube ja, denn es reicht nicht zu sagen, meine Milch ist weiß und gut. Sondern es braucht dazu auch die Geschichten. Und diese sind Geschichten der Herkunft. Denn es gibt nichts Stärkeres als Herkunft und Tradition in unserem kleinen Land. Und natürlich muss das Lebensmittel gesund sein und nachhaltig produziert werden.

Vinschgerwind: Neuerdings wird über das Projekt „Almmilch“ nachgedacht?
Zampieri: Die Almen haben im Vinschgau eine sehr lange Tradition. Sie sind wichtig und produzieren einen tollen Almkäse und guten Almbutter. Wir sind immer etwas eifersüchtig auf die Almen, weil uns die gute Milch fehlt. Wir möchten mit dem Projekt Almmilch den Almen nicht Konkurrenz machen, wir möchten nur die Möglichkeit schaffen, dass den Konsumenten auch Almmilch zur Verfügung steht. Auch das würde dem Image der Bergmilch gut tun. Es sollte ein sehr elitäres Projekt werden, hochpreisig im Verkauf und mit einem Preis von 70 Cent pro Liter dem Bauern vergütet werden. Wir würden die Milch direkt auf den Almen holen. Die Mitglieder sind aber noch etwas skeptisch. Wir versuchen jedoch zu erklären, warum die Bergmilch das tun möchte und hoffen, dass es sich langsam in den Köpfen breit macht und dass verstanden wird, das das nur Chancen sind und keine Risiken - Chancen die man wahr nehmen muss. Wenn auch nur 100 Liter verkauft werden, sind es 100 Liter mit hoher Wertschöpfung. Mir kommt vor, dass das Paket sehr attraktiv wäre. Es gilt Traditionen zu durchbrechen, sich entsprechend zu organisieren und es möglich zu machen, dass dieses Experiment durchgeführt werden kann. Angesichts der derzeitigen Krise könnte das Projekts erst im Sommer 2021 starten.

Vinschgerwind: Zurück zu den Verpackungen: Viele Konsumenten stören sich daran, dass der Großteil im Restmüll entsorgt werden muss. Was kann Bergmilch dagegen tun? Was ist mit Glasflaschen?
Zampieri: Die Bergmilch kann grundsätzlich nur das tun, was die Verpackungsindustrie anbietet. Wir haben selbst kein Forschungszentrum für Verpackungsmaterialien. Und zudem haben wir in Bozen sehr beengte Verhältnisse und keinen Platz für großräumige Verpackungsmaschinen. Wir müssen mit dem, was wir haben, das Bestmögliche machen. Die Glasflasche ist keine Option. Im gesamten Umgang mit Glasflaschen haben wir bereits viele Jahre Erfahrung und es war eine Katastrophe. Die Flaschen immer wieder in den Betrieb zurückholen, das Auswaschen mit starken Laugen, dann wieder in Zirkulation bringen, war für uns sehr aufwändig. Und Experten haben uns auch bescheinigt, dass es von der so genannten Ökobilanz her unsinnig ist. Glas ist allerdings ein sympathisches Verpackungsmaterial für unsere Konsumenten. Ein Mitbewerber von uns fährt auch recht gut damit, aber wir hätten in Bozen beim besten Willen keinen Platz. Wir halten jedoch laufend Ausschau, um unseren Konsumenten nachhaltige Verpackungen anbieten zu können.

Vinschgerwind: Es wird eine Zeit nach Corona geben. Welche Lehren aus der Krise lassen sich ziehen?
Zampieri: Die größte Lehre ist auch die größte Freude, weil ganz viele Menschen verstanden haben, wie wichtig die Bauern sind, die Lebensmittel herstellen, und wie wichtig es ist, diese lokal zu finden und dass diese auch etwas mehr kosten können. Die neu entdeckte Wertschätzung für kleine Wirtschaftkreisläufe hält hoffentlich an. Vielleicht schätzen es die Leute, dass sie vor Ort alles bekommen und zwar in der besten und sichersten Qualität.
Vielleicht hat diese Krise auch gezeigt, dass wir im Grunde genommen großteils Egoisten sind, weil jeder von uns schaut so viel wie möglich zu erreichen, soviel wie möglich Geld zu verdienen, so groß wie möglich zu werden mit den billigsten Mitteln. Vielleicht hat uns diese Krise aufgezeigt, dass es in jeglicher Hinsicht Grenzen gibt. Wir tun gut daran, diese Grenzen auszuloten, aber wir sollten nicht dem Glauben unterliegen, dass die grenzenlose Globalisierung das Allheilmittel für Wohlstand wäre. Viele Menschen haben mittlerweile eine gewisse Antipathie gegen Waren entwickelt, die von weither kommen. Das könnte der regionalen Wirtschaft umgehend viel helfen. Seien wir stolz auf unsere Lebensmittel, seien wir stolz auf unsere Bauern. Nörgeln wir nicht ständig herum. Wir leben in einer der schönsten Ecken der Welt. Schützen wir sie gemeinsam mit unseren Bauern!

Interview: Magdalena Dietl Sapelza


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