Trumsberg/Kastelbell/Vinschgau - Reinhard und Daniela Kaserer vom Niedermoarhof in Trumsberg in Kastelbell sind die Preisträger des heurigen Vinschger Jungbergbauernpreises. Der Bezirk Vinschgau der Südtiroler Bauernjugend ist der einzige Bezirk, der jährlich einen Jungbergbauernpreis vergibt. An dieser Tradition wurde heuer zum 44. Mal festgehalten.
Nicht in gewohntem Rahmen bei der Vollversammlung, sondern auf dem Hof selbst, wurde der mit 2.000 Euro dotierte Preis Ende Mai übergeben. Einerseits soll dieser Anerkennung für die Arbeit unter schwierigen Bedingungen am Bergbauernhof sein, zum andern auch Wertschätzung für eine vorbildliche und mustergültige Hofbewirtschaftung.
Der Niedermoar ist ein Vollerwerbshof auf über 1.300 Metern mit Hofschank und Fleischverarbeitung. 96 Erschwernispunkte weist der Niedermoar auf. Drei Generationen sind hier Zuhause: Reinhard und Daniela Kaserer mit Samuel, Sara und Laura und die Eltern Annemarie und Ernst Kaserer. Mit Herzblut wurde und wird der Hof geführt, innovativ und modern weiterentwickelt, die Wiesen vorbildlich bewirtschaftet, Qualitätsprodukte wie Wurstwaren hergestellt, Brot gebacken und der Hofschank betrieben. Auch in der Züchtung des Grauviehs hat sich die Familie Kaserer über den Vinschgau hinaus einen Namen gemacht. Zudem ist man in verschiedenen
Vereinen aktiv. Lob für den Einsatz und den Zusammenhalt in der Familie kamen vom Obmann der Südtiroler Bauernjugend Bezirk Vinschgau Fabian Brenner, der Bezirksleiterin Anna Rainalter, dem ehemaligen Bezirksausschussmitglied Michael Spechtenhauser, der den Vinschger Jungbergbauernpreis viele Jahre betreut hat und nicht zuletzt von Wolfram Gapp, dem Obmann der Raiffeisenkasse Untervinschgau. Diese hatte den Betrag des Jungbergbauernpreises heuer verdoppelt. Dafür bedankte sich der Bezirksausschuss Vinschau herzlich und aufrichtig. Denn ohne der Unterstützung der Raiffeisenkasse könnte der Jungbergbauernpreis nicht vergeben werden.
Am Rande erwähnt: Auch der Landesbergbauern-Preis geht heuer in den Vinschgau. Am 1. August wird dieser im Walterhaus in Bozen bei der Landes-Vollversammlung vergeben. (ap)
Der Buchweizen, im Volksmund „Schworzplent“ genannt, ist eine typische Südtiroler Kulturpflanze. Sie eignet sich hervorragend für typische Südtiroler Gerichte, wie z.B. Buchweizenlaibchen oder Buchweizenknödel. In diesem Fall verwenden wir das geschälte ganze Korn.
Zutaten (4 Pers.)
100 g Buchweizen geschält
ca.1/4 l Wasser
1 EL Pflanzenöl (z.B. Sonnenblumenöl)
20 g Butter
2 Eidotter
2 EL fein gehackte Zwiebel
1 EL frischer oder getrockneter Majoran
2 Salbeiblätter fein gehackt
etwas Salz
Pflanzenfett zum Braten
Zubereitung:
Den Buchweizen in Sonnenblumenöl kurz anrösten und mit Wasser aufgießen. Nach dem Aufkochen den Buchweizen bei geringer Hitze 15 Min. dünsten und weitere 15 Min. quellen lassen.
Zwiebel in Butter anschwitzen, mit Eidotter, Kräutern und Salz in den ausgekühlten Buchweizen einarbeiten und Laibchen formen. Ein gehäufter Esslöffel Dinkelmehl gibt der Masse besseren Halt.
Laibchen in Pflanzenfett knusprig backen.
Tipp: Als Begleitung zu den Laibchen passt eine Kräuterrahm-sauce oder auch junges Frühlingsgemüse.
Aufgezeichnet von Peter Tscholl
Paul Tappeiner, Jahrgang 1952, hat mit 16 Jahren seine Kochlehre in Meran begonnen. Tappeiner ist seit 50 Jahren (seit dem Gründungsjahr) aktives Mitglied im Südtiroler Köcheverband (SKV).
Mals - Am Freitag, 18. Juni 2021 lud das Bistro Trattoria Vinterra zu einem Gedichtvortrag nach Mals. Durch den Abend führte der Moderator und Slammer Alex Giovanelli, bekannt aus dem OstWestClub in Meran und der Poetry-Slam Szene. Weiters stand Valentina Gander aus Glurns auf der Bühne. Sie nahm heuer am „Südtirol1“ Poetry-Slam teil und schaffte es bis in dessen Finale. Da sich keine weiteren Dichter für diesen Abend meldeten, trugen die beiden abwechslungsweise ihre Werke auf der Freilichtbühne vor dem Bistro vor. Die selbstgeschriebenen Texte handelten von U-Bahnfahrten in Berlin, Geldtaschenklau und Sprachbarrieren oder Verbindungen, sowie Freundschaften und Erlebnissen, die ihr Leben schrieb. Die Worte gingen gekonnt mit Witz, mit oder ohne Reim ans Herz. Je später der Abend, desto mehr Zuschauer fanden auf der Terrasse des Bistros Platz. Diese dankten den Darstellern für die dargebrachten Texte mit Applaus, aber auch mit Stille. „Das“, meinte Alex, „bedeutet, dass aufmerksam zugehört wird, zeige Respekt und Wertschätzung für Dichter und Texte.“ Für das leibliche Wohl war gesorgt. Die Küche und Bar setzen fast ausschließlich auf regionale und biologische Produkte aus der heimischen Landwirtschaft. Diese werden großteils in den Betrieben, die zur Genossenschaft gehören, produziert. Dort finden benachteiligte Menschen attraktive Arbeitsplätze. Das Bistro gibt es nun seit September 2019. Im heurigen Sommer veranstaltet das Lokal mehrere interessante Abende rund um Kultur, Kunst und Kulinarik. Es möchte damit allen in der momentanen Zeit möglich machen, jegliche Art von Kunst unter freien Himmel zu leben und erleben. (cw)
Mehr dazu in den sozialen Netzwerken und mehr Infos zur Ideologie der Sozialgenossenschaft unter www.vinterra.it
Latsch - Nach längerer Pause hat der Weltladen Latsch wieder seine Vortragsreihe „Anders leben – anders reisen“ aufgenommen. Am 1. Juli hat Richard Theiner den Theologen Don Paolo Renner (i. Bild l.) eingeladen. Dr. Paul Renner ist Professor für Fundamentaltheologie an der theologischen Hochschule in Brixen, seit 2009 Direktor des ökumenischen und interreligiösen Instituts für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. In der Bühelkirche in Latsch hielt er einen Vortrag zum Thema Corona und was wir daraus lernen können. Umrahmt wurde der Vortrag von Gernot Niederfriniger (i. Bild r.), der auf seiner Altzither Musik aus der Renaissance und dem Barock spielte. Immer, wenn wir mit Problemen konfrontiert werden, fangen wir an nachzudenken, begann Prof. Renner seinen Vortrag. Krise oder Krisis leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet Zuspitzung, Entscheidung, Prüfung. Wir müssen prüfen und entscheiden, was wertvoll und weniger wertvoll ist. Wir müssen uns fragen, was im Leben wirklich zählt. „Das Virus ist ein Lehrer für das Leben“, sagte Prof. Renner, „es hat uns gezeigt, wie wichtig Menschen für uns sind, wie wichtig Solidarität ist. Das Virus hat uns unsere Gebrechlichkeit vor Augen geführt. Prof. Renner zitierte den Apostel Paulus, der schrieb: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er besonders in Notsituationen Kräfte und Ressourcen mobilisieren kann. Er erkennt aber auch, wenn er andere Menschen braucht, die ihm helfen können. Es zeugt von Stärke eine Schwäche einzugestehen und nach Hilfe zu fragen. Die Zeit des Lockdowns hat uns gelehrt demütiger und bescheidener zu werden. Das Virus hat uns uns gezeigt, dass man auf viele Dinge auch verzichten kann, brauchen wir wirklich alles? Wir brauchen nicht immer mehr. „Es geht auch mit weniger“, meinte Prof. Renner. Er zitierte auch Alexander Langer, der gesagt haben soll, „man kann auch langsamer, sanfter leben“. Zufriedenheit macht den Armen reich, die Unzufriedenheit den Reichen arm. Abschließend meinte Paolo Renner etwas humorvoll: „Wir müssen aufpassen. Der Lehrer ist noch nicht in Rente gegangen. Wenn wir unvorsichtig sind, kommt das Virus wieder zurück und schlägt zu. Dieses Virus wird nicht ewig sein, danach kommt ein anderes!“ Humor ist eine Ressource, die das Problem zwar nicht löst, aber Humor und Lachen können das Leben etwas leichter machen. (pt)
Laas - Die alte Werksremise ist der neue Showroom der Lasa Marmo. Dort, wo in den 60er Jahren die Maschinen geparkt wurden, hat nun der Laaser Marmor in all seinen Facetten seinen Auftritt. Großflächige Bilder und Skulpturen geben Einblick in den Abbau, die Bearbeitung und die Raffinesse der CNC-Technik. Einem gewaltigen Digitalisierungsprozess hat sich die Lasa Marmo in den vergangenen Jahren unterworfen. Das digitale Lager der Lasa Marmo führt derzeit über 3.200 Platten aus rund 230 Marmorblöcken. (ap)
OSZ Schlanders - Ihre Muttersprachen sind Arabisch, Albanisch und Urdu. Doch auf dem Ausflug nach St. Martin am Kofel unterhalten sie sich in ihrer neuen gemeinsamen Zweitsprache Deutsch. Die Jugendlichen leben seit etwa zwei Jahren mit ihren Eltern im Vinschgau und besuchen das Sprachengymnasiums, die WFO und die TFO Schlanders. Parallel zum regulären Schulunterricht haben sie am zweijährigen Sprachförderkurs „Deutsch als Zweitsprache“ (DAZ) teilgenommen.
Mit diesem Kurs, der auf Initiative von Direktorin Verena Rinner 2019 am OSZ eingerichtet wurde, wird das Erlernen der deutschen Sprache beschleunigt, sodass die SchülerInnen schneller dem Fachunterricht in ihren jeweiligen Klassen folgen können.
Zum Sprachunterricht gehören auch die Schaffung von Möglichkeiten der Begegnung mit dem neuen kulturellen Umfeld und die Vermittlung von Landeskunde. In diesem Sinn war der gesellige Maiausflug der „DAZ-Gruppe“ nach Sankt Martin am Kofel, so die Überzeugung der beiden Lehrpersonen Dagmar Staffler und Armin Schönthaler, eine stimmige Abrundung des heurigen Unterrichtsjahres.
Für die beiden Schwestern aus der Elf-Millionen-Metropole Lahore hätte der Kontrast zwischen ihrer Heimatstadt und dem Ausflugsziel nicht größer sein können. Doch auch alle anderen zeigten sich sehr beeindruckt, als sie das erste Mal ihre neue Heimat „von oben“ sahen.
Am letzten Wochenende im Juni fand seit über 20 Jahren im Freizeitzentrum Trattla im Martelltag das Südtiroler Erdbeerfest statt. Durch die Corona-Pandemie konnte das Fest nicht mehr durchgeführt werden, stattdessen gab es heuer die Marteller Erdbeertage.
von Heinrich Zoderer
Bereits im letzten Jahr gab es an Stelle des großen Erdbeerfestes mit rund 5.000 Besuchern einen Markt mit regionalen Produkten, vorwiegend aus dem Stilfserjoch Nationalpark. In diesem Jahr organisierte die Regionalentwicklungsgenossenschaft Martell 3B vom 19. Juni bis 3. Juli die Marteller Erdbeertage. Höhepunkt dieser 14-tägigen Veranstaltungsreihe war der Markt mit regionalen Produkten am 27. Juni. Daneben gab es ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Workshops, geführten Wanderungen auf dem Erdbeerweg, eine geführte E-Biketour vom Freizeitzentrum Trattla bis zum Stallwieshof, eine Führung auf dem Erdbeerversuchsfeld, um Wissenswertes rund um die Erdbeere zu erfahren. Außerdem wurde in eigenen Veranstaltungen Erdbeermarmelade zubereitet und eine Erdbeersortenverkostung organisiert. Während der 2 Wochen boten die verschiedenen Betrieben des Tales kulinarische Köstlichkeiten rund um die Marteller Erdbeere an. Zum Auftakt der Erdbeertage gab es am 19. Juni im Freizeitzentrum Trattla den Workshop „Das Beerental 2030“. Organisiert von der Regionalentwicklungsgenossenschaft und von OISIS, der Beobachtungsstelle für soziale Innovation und soziales Unternehmertum der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Uni Bozen, wurde von 9 bis 12 Uhr über die zukünftige Entwicklung des Martelltales nachgedacht und umsetzbare Ideen für die Zukunft wurden entwickelt. Erklärtes Ziel ist es die Zusammenarbeit zwischen Tourismustreibenden, den Landwirten und Handwerkern zu stärken und die Lebensqualität zu erhöhen. In Zukunft soll die Produktvielfalt in der Landwirtschaft erhöht und eine bessere Produktveredelung erreicht werden. Eine ganzjährige Öffnung der Erdbeerwelt, ein neues Verkehrskonzept, eine bessere ärztliche Versorgung und eine Medikamentenausgabe im Tal wurden als weitere Anliegen besprochen. Beim Markttag am Sonntag, den 27. Juni wurde vom BM Georg Altstätter der neue Gemeinschaftsstand der Produzenten vorgestellt. In Zusammenarbeit zwischen IDM, der Gemeinde, dem Nationalpark, der Regionalentwicklungsgenossenschaft und verschiedenen Produzenten will man die Produkte aus dem Nationalpark nicht nur in der Erdbeerwelt in Trattla, sondern auch auf den Wochenmärkten in Latsch, Prad und Mals verkaufen. Dora Rinner wird die verschiedenen regionalen Produkte auf den Wochenmärkten zum Verkauf anbieten.
Laas - Der traditionelle m&m-Markt wurde auf den 7. und 8. August 2021 verschoben. Das beliebte Kulturfest marmor&marillen findet demnach heuer wieder statt.
Bei der kürzlich abgehaltenen m&m-Komiteesitzung wurde über die mögliche Abhaltung des weitum beliebten Kulturfestes marmor&marillen in Laas beraten, wie hds-Ortsobmann und m&m- Koordinator Dietmar Spechtenhauser bestätigt: „marmorundmarillen wird seit 20 Jahren maßgeblich von den Kaufleuten von Laas mitveranstaltet. Heuer werden wir den traditionellen m&m-Markt mit Häppchen und Getränken, Musik und Kultur im August wieder ausrichten.
Dabei wurde bald klar, dass eine Veranstaltung, wie wir sie bis 2019 kannten, coronabedingt wohl kaum bis gar nicht möglich sein wird. Ein großer Festbereich mit Festbühne, wo der Zutritt nicht kontrollierbar ist und mehrere hunderte Menschen eng aneinander sitzen, wird es heuer nicht geben, heißt es von Seiten der Veranstalter.
Da die derzeit geltenden Bestimmungen bis Samstag. 31.07.2021 wirksam sein werden und zudem die Marillenernte erst sehr spät beginnen wird, wurde beschlossen, den m&m-Markt auf den 7. und 8. August zu verschieben.
Davon erwartet sich das Komitee mehr Planungssicherheit.
Der m&m-Markt soll jedoch größtenteils in seiner gewohnten Form abgehalten werden, ebenso die Spezialitätenwochen in den Gastbetrieben. Auch die Geschäfte von Laas werden an diesen beiden Tagen verlängert geöffnet bleiben, weiters werden Ausstellungen geboten und auch Kultur- bzw. Marmorführungen.
Über weitere Programmpunkte bzw. aktuelle Änderungen informieren Sie sich bitte auf Facebook (https://www.facebook.com/marmorundmarillen) und unter www.marmorundmarillen.com
Der Staffler Rudl aus Göflan erzählt, dass er ein „Lausbua“, lange Zeit Obmann des
Kaninchenzuchtvereins Vinschgau und Portier am Schlanderser Krankenhaus war.
von Christine Weithaler
Heuer im Jänner feierte der Senior seinen 95igsten Geburtstag. Er ist in Schlanders geboren und in Kortsch als ältester von vier Kindern aufgewachsen. Er besuchte dort acht Jahre lang die italienische Schule. Seine Mutter verstarb als er sechs Jahre alt war und ein großer Schicksalsschlag für Rudolf war, als sein 29jähriger Bruder tödlich verunglückte. Heute noch erzählt er davon mit Tränen in den Augen, welche sein Mitgefühl für dessen Frau zeigen.
Nach der Pflichtschule war er mit seinem Vater im ganzen Land und auf den Jahresmärkten unterwegs. Sie handelten mit Schweinen. Dadurch sah er viel von Südtirol, lernte alle Höfe des Schlanderser Nördersbergs und deren Familienverhältnisse kennen. „Af dia Höf, worn überoll viele Kinder, ober dia sein olle groaß gworden“ meint Rudolf. Als junger Bub war er Schafhirte für Malanz und Pardell.
Beim späteren Militärdienst war er in Sterzing stationiert, kam von dort aus im gesamten Pustertal herum. Er war eine Zeit lang bei den Sanitätern und gemeinsam mit einem Kameraden bewachte er zwei Wochen lang den Zugverkehr in Neapel. Die in der Grundschule erlernten Italienischkenntnisse kamen ihm in seinem Leben immer wieder zugute. Daheim redete er nicht gerne Italienisch und doch zitiert er in unserem Gespräch immer wieder etwas auf Italienisch, wie: „L’amore fa amore“ In der Militärzeit verliebte er sich in seine spätere Frau. Sie besuchte den jungen Mann in Sterzing, zeigte ihm dadurch, ihre ernsten Absichten. Sie heirateten 1953, zogen zu den Schwiegereltern nach Göflan und bekamen vier Kinder.
Rudolf arbeitete eine Zeitlang in der Schweiz als Abspüler. Viele Köche brachten ihm Arbeit, da vergingen ihm die Flausen im Kopf. „I hon viel orbatn gmiaßt, ober i hon olm essen und trinken terft, wos i gwellt hon“ sagt er. Rudolf erzählt von seiner Jugend als „Lausbua“, von seiner Vespa und dass er überall dabei war, wo der Rauch aufging. Auch im späteren Leben war er gerne mit seinen Freunden unterwegs, trank in geselliger Runde öfter ein Glas zu viel. „Oftramol woas i nimmer wia i huam kemmen bin“ schmunzelt er. Rudolf war einer der ersten, die in Göflan ein Auto hatten. Als Portier im Schlanderser Spital machte er damit viele Transporte für das Krankenhaus. Schwangere wurden im Gemeindegebiet abgeholt und ein Kind kam sogar im Wagen zur Welt. Mit diesem Auto chauffierte er den Professor Elzenbaum und dessen Frau. Der Primar war für Rudolf ein Vorbild, persönlich eine große Stütze und er verdankte ihm viel.
Vor der Zeit als Portier arbeitete er bei der Staumauer in Martell. Nach über dreißig Jahren im Krankenhaus ging er 1983 in Rente. Gern las er die Tagesblätter, die „Dolomiten“ und den „Alto Adige“. Viel Zeit verbrachte Rudolf in der Natur, ging oft in „die Schwammlen“ meistens ohne jemanden zu sagen wohin. Auch hat er einen guten Bezug zu den Tieren, besonders zu Hasen. So war er lange Obmann des Kaninchenzuchtvereins, der voriges Jahr sein dreißigjähriges Bestehen feierte. Der leidenschaftliche Züchter stellte seine Tiere auf mehreren Ausstellungen im ganzen Land aus und wurde für seine Hasen öfter prämiert.
„Jo so vergeat die Zeit“ meint der Senior, es gab viel schöne aber auch schlechte Zeiten, „ober mir isch olm guat gongen“ sagt er weiter.
2011 verstarb seine Frau. Von da an versorgte sich der nicht immer einfache Rentner bis auf wenige Zeit selber. Lange war er eigenständig, fuhr noch mit dem Auto und bis voriges Jahr mit dem Rad. Heute begleitet ihn der Rollstuhl, da die Kräfte, besonders in den Beinen nachlassen. Seit ca. drei Monaten wohnt er im Bürgerheim „St. Nikolaus von der Flüe“ in Schlanders. „Do konn i essen wos i will, ban Fenster ausi schaugen, do geat mir nicht oh“ erzählt der ruhig wirkende Heimbewohner. Er freut sich über Besuch bei dem er sich aussprechen kann. So wie sich die Zeit verändert hat, hat sich auch Rudolf etwas verändert, vielleicht erzählt er uns davon beim nächsten Mal.
Aus dem Gerichtssaal - Mit der Geschichte vom Suppenkaspar aus dem Struwwelpeter wurde Generationen von Kindern vor Augen geführt, was für Folgen eine falsche Ernährung haben kann. Diese Kinderreime kamen mir in den Sinn, als ich unlängst die letzte, nämlich die gendergerecht überarbeitete Fassung unseres Landesgesetzes über die Geschlossenen Höfe zu lesen bekam. Nun ist die Sprache der Juristen im Allgemeinen und jene der Verwaltung sowie des Gesetzgebers im Besonderen ja bekanntermaßen nicht gerade Poesie. Im Gegenteil. Sie ist für Menschen mit etwas ausgeprägtem Sprachgefühl vielfach ein Horror. Auch bei der Verständlichkeit hapert es häufig grob. Von Erich Kästner stammt das Wort: “Guter Stil – da ist auch Nächstenliebe im Spiel.“ Und um die Sprache der Beamten auch den Untertanen verständlich zu machen, beschloss schon die Kaiserin Maria Theresia, zumindest für das Kronland Ungarn, den einzelnen Behörden jeweils einen „buta ember“ – auf Deutsch einen dummen Mann beizugeben. Der sollte natürlich nicht dumm, vielmehr von durchschnittlicher Intelligenz, aber nur mit Grundschulbildung ausgestattet sein. Dem „buta ember“ musste jede behördliche Anordnung zunächst im Entwurf vorgelesen werden. Blieb sie ihm unklar, musste sie bis zur Verständlichkeit umgeschrieben werden. Nun wäre es unrealistisch zu erwarten, dass ein solches System bei uns eingeführt würde. Aber es müsste zu den demokratischen Grundrechten gehören, dass Gesetze und behördliche Erlässe in einer allgemein zugänglichen Sprache abgefasst werden und es dem Bürger dabei nicht erginge wie dem Schüler in Goethe’s Faust: “Mir wird von alldem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum.“
Hier also ein paar Kostproben aus dem 2018 „umgeschriebenen“ Höfegesetz: Man erfährt schon einmal, dass das gesetzliche Vorkaufsrecht auch „Pächtern und Pächterinnen“ eines geschlossenen Hofes zusteht. Auch, dass ein geschlossener Hof als unteilbare Einheit „auf den Erben, die Erbin“ oder den „Vermächtnisnehmer, die Vermächtnisnehmerin“ übergeht und dem überlebenden“ Ehegatten/Ehegattin“ des „Erblassers/der Erblasserin“ ein lebenslanges Recht der Wohnung an der Hofstelle zusteht. Zudem kann der „Eigentümer/die Eigentümerin des Hofes“ den „Übernehmer/ die Übernehmerin“ mit Testament bestimmen, worauf er/sie dann als „Erwerber/Erwerberin“ des Anwesens anzusehen ist. Dass bei der Beilegung eines Streitfalles der „Richter/die Richterin“ beim Landesgericht sich „eines Sachverständigen/einer Sachverständigen“ bedient. Und dass der „Übernehmer/die Übernehmerin des Hofes“ für den Preis zum „Schuldner/Schuldnerin der Erbmasse“ wird, ist dann schon eine Selbstverständlichkeit. In solcher Tonlage geht es dann durch die ganzen 51 Artikel. Diese Art von Gesetzgebung ist jedoch eine einzige Zumutung, eine Verhunzung der Sprache und ein ausgemachter Unfug. Darin stimmen mir hoffentlich die Leser dieser Rubrik zu. Und an den Bauernbund als einer der mächtigsten Lobbies im Lande ergeht das Ersuchen, diesem legistischen Spuk ein Ende zu setzen, im Landtag eine „Wiedergutmachung“ einzuleiten und die Suppe für alle Betroffenen wieder genießbar zu machen.
Peter Tappeiner,
Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it