Die langen Wartezeiten für Facharztvisiten werden durch die Einführung eines staatlich verordneten zusätzlichen Gremiums bei einem vorsintflutlichen Informatiksystem sicher nicht abgebaut werden. Davon ist Dr. Franz Ploner (Team K) nach Bekanntgabe der Mitglieder der Task Force durch die Landesregierung überzeugt. Gesundheitslandesrat Hubert Messner hatte die Einführung dieses Gremiums als Korrektiv zum Abbau der langen Wartezeiten für Facharztvisiten angekündigt.
Auf die Anfrage von Franz Ploner, noch vor der Ernennung des Gremiums bezüglich Aufgaben dieser Einheit, antwortete der Landesrat sehr vage: “Die Einheit wird ihre Aufgaben in den ersten Sitzungen bestimmen. Ob es einen Aufgabenkatalog geben wird, wird von der Einheit in ihren ersten Sitzungen festgelegt.” Auf die Frage, ob die Task Force auch Entscheidungsbefugnisse zur Eindämmung der Wartezeiten habe, antwortete der Landesrat ebenso karg wie ausweichend: “Ja, sie habe Entscheidungsbefugnisse. Sie erarbeitet Vorschläge zur Eindämmung der Wartezeiten”.
“Wenn es stimmt, dass Landesrat Messner die Hauptursache für die zum Teil bis zu einem Jahr umfassenden Wartezeiten bei den Hausärztinnen und Hausärzten ortet, die ihre Patientinnen und Patienten angeblich zu unnötigen Visiten ins Krankenhaus schickten, dann dürfte die Task Force, in der zum Glück auch eine Hausärztin sitzt, wohl in erster Linie als Überwachungsorgan der Basismedizinerinnen und -mediziner fungieren und nicht so sehr als Regulativ zum Abbau der Wartezeiten in den Fachambulanzen. Das Problem der ausufernden Wartezeiten muss endlich an der Wurzel angegangen werden. Das bedeutet eine eingehende Analyse und Reorganisation des Vormerksystems, ein zeitgemäßes Informatiksystem im Südtiroler Sanitätsbetrieb und Autonomie der einzelnen Strukturen und Ambulanzen vor Ort wie zu früheren Zeiten”, sagt Dr. Franz Ploner vom Team K.
Biotope, die eines besonderen Schutzes bedürfen, können vom Land Südtirol angekauft werden – Landesregierung genehmigt Kriterien
BOZEN (LPA). Zur langfristigen Sicherung von Schutzgebieten ist es dem Land Südtirol möglich, Grundstücke anzukaufen. Dazu hat die Landesabteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung Kriterien für den Ankauf von Biotopen ausgearbeitet. Auf Vorschlag des zuständigen Landesrates für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz und Raumentwicklung Peter Brunner hat die Landesregierungdiese Kriterien heute (1. Oktober) genehmigt.
"Angekauft werden können Gebiete, die aufgrund ihrer besonderen Merkmale und natürlichen Gegebenheiten eines besonderen Schutzes bedürfen", erklärt Landesrat Brunner. "Dieser ist am besten gewährleistet, wenn das Land das Eigentum an dem Gebiet erwirbt."
Das Gebiet, das erworben werden soll, muss mindestens eine der folgenden Eigenschaften erfüllen: Es muss einen durch das Naturschutzgesetz geschützten Lebensraum darstellen oder sensible Tier- und Pflanzenarten beherbergen, die durch das Naturschutzgesetz, die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) oder die Vogelschutzrichtlinie der EU geschützt sind; es muss unmittelbar an ein bestehendes Schutzgebiet (Biotop, Naturpark, Naturdenkmal) angrenzen und als Pufferzone für das Schutzgebiet geeignet sein oder einen potenziell ökologisch wertvollen Lebensraum darstellen; es muss ein natürliches und ökologisch wichtiges Element des Schutzgebietsnetzes im Sinne der FFH-Richtlinie darstellen oder durch Renaturierung in einen geeigneten Lebensraum umgewandelt werden können.
Mit einem Gutachten stellt das Landesamt für Natur das Vorhandensein dieser Voraussetzungen fest. Für den Ankauf von Biotopen stehen jährlich maximal eine Million Euro zur Verfügung. Sollte zwischen mehreren Flächen gewählt werden müssen, haben jene Vorrang, durch deren Ankauf und Renaturierung der größtmögliche ökologische Mehrwert für den Erhalt der geschützten Pflanzen- und Tierarten sowie Lebensräume gewährleistet werden kann.
mpi
Schlanders/Vinschgau - Wann kommt die Tiefbauhalle in Schlanders, Frau Direktorin? Diese Frage war unter anderem Anlass für ein Interview mit Virginia Tanzer, der Direktorin des Berufsbildungszentrums Schlanders. Tanzer sagt, dass an der Berufsschule Schlanders per sofort die beruflichen Weiterbildungen eingestellt werden. Weil das Personalamt eine dazu dringend notwendige Verwaltungsstelle verweigert.
Vinschgerwind: Frau Direktorin, Sie sind eine Großherzige...
Virginia Tanzer: Das stimmt. In jeder Hinsicht. Leider.
Vinschgerwind: Vor ein paar Jahren haben Sie dem Neubau der TFO den Vorzug gegenüber der Tiefbauhalle für die Berufsschule gegeben. Weil beide gleichzeitig geplant waren, die Geldmittel für beide aber nicht ausgereicht haben.
Virginia Tanzer: Das würde ich so nicht mehr machen. Vielleicht war das ein Fehler, auch weil wir immer noch auf die Tiefbauhalle warten. Hätten wir damals die Baulose beisammen gelassen, so hätte es etwas mehr Zeit für die TFO gebraucht, aber wir wären gleichzeitig mit der Tiefbauhalle fertig gewesen.
Vinschgerwind: Wie weit ist man denn aktuell mit der Tiefbauhalle?
Virginia Tanzer: Noch sieht man leider nichts davon. Aber laut Auskünfte, laut Sitzungen, denen ich seit 2010 beiwohne, soll die Bauleitplanänderung demnächst kommen und 2025 soll die Planung gemacht werden und der Baubeginn soll mit Ende 2026 starten. Ich sage, das geht gut. Denn 2026 gehe ich in Pension und vielleicht kann ich noch den Grundstein legen.
Vinschgerwind: Ist das nicht frustrierend?
Virginia Tanzer: Sehr frustrierend. Wenn man sich 10 Jahre lang um den Bau bemüht und 10 Jahre lang nach Bozen zu den Sitzungen fährt und man zusehen muss, dass das Projekt immer wieder vor sich hergeschoben wird, ist das frustrierend. Vor allem müssen wir uns in der Schule nach der Decke strecken. Der Tiefbau hat sich in den letzten Jahren fast vervierfacht. Wir haben große erste, zweite und dritte Klassen. Früher mussten die Klassen mit anderen Sparten zusammengelegt werden. Wir müssen mit dem alten Bauhof vorliebnehmen. Moderner und feiner wäre es natürlich, vor allem im Winter mit einer Überdachung, wie es eine Tiefbauhalle bieten würde, arbeiten zu können. Das Fachgebiet Bautechnik und die Tiefbauer müssen derzeit mit wenig Platz auskommen. Bei den Gesellenprüfungen zum Beispiel können wir nur 6 Anwärter annehmen. Auf der anderen Seite sind die Baggerkosten enorm.
Vinschgerwind: Die Lehre im Hoch- und Tiefbau hat sich also enorm entwickelt. Von daher müsste einer Tiefbauhalle in Schlanders in Südtiroler und Vinschger Wirtschaftskreisen große Bedeutung zukommen.
Virginia Tanzer: Die Tiefbauer kommen ja von ganz Südtirol zu uns. Deshalb hätte die Halle große Bedeutung. Aber letztendlich ist die Schule nur ein Teil der gesamten Ausbildung. Vielleicht wird sie von der Wirtschaft nicht ganz so ernst genommen.
Vinschgerwind: Von der Wirtschaft nicht ernst genommen oder von der Politik?
Virginia Tanzer: Ich weiß nicht, ob die Wirtschaft mehr Druck machen könnte. Die Tiefbauer haben auch politisch oft viel zu sagen. In unserem Fall erlebe ich sie eher still. Ich spüre schon, dass die landesweite Berufsgemeinschaft der Tiefbauer hinter der Schule steht. Auch habe ich einen guten Draht zu allen Berufsgemeinschaften. Aber in Bezug auf die Halle, empfinde ich sie eher hilflos.
Vinschgerwind: Die Landesberufsschule Schlanders ist das kompetente Bildungszentrum in den Bereichen Handwerk, Industrie und Dienstleistungen im Vinschgau – so die Eigendefinition der Schule. Handwerk hat bekanntlich goldenen Boden. Ist das nach wie vor so?
Virginia Tanzer: Absolut. Das ist meine Überzeugung seit ich in der Berufsbildung angefangen habe. Das Handwerk gewinnt meiner Meinung nach immer mehr an Bedeutung. Schauen Sie sich an, wie lange Sie oft auf einen Handwerker warten und wie gut Sie den dann bezahlen müssen. Handwerk hat Zukunft. Für eine gute Zukunft legt die Ausbildung den Grundstein, sei es die duale Ausbildung oder auch die Fachschule. Wer diese Berufsbildung durchlaufen hat, auch jene mit Matura, ist für die handwerkliche Karriere oder auch für ein Architektur- oder Ingenieursstudium hervorragend gerüstet. Die kennen die Praxis und die Theorie. Die wissen, wovon sie reden. Ich bin überzeugt, dass Handwerk Zukunft hat. Die Frage wird sein, wo kommen die Leute her, wo kommen die Fachkräfte her.
Vinschgerwind: Sie heißen Schüler:innen aus allen Teilen Südtirols willkommen. Gibt es einen Aufwärtstrend?
Virginia Tanzer: Wenn wenig Lehrstellen sind, haben wir mehr Fachschüler - und umgekehrt. Nach dem ersten Jahr, der Grundstufe, entscheiden sich die Schüler:innen für die duale Ausbildung oder für die Fachausbildung. Im Moment ist die duale Ausbildung im Aufwind, vor allem im Bausektor. Dort ist viel los, so dass viele Lehrstellen mit guter Entlohnung angeboten werden.
Vinschgerwind: Seit 2023 ist die offizielle Bezeichnung für die Landesberufsschule „Berufsbildungszentrum“. „Wir bieten laufend Kurse im Bereich Bau, Arbeitsicherheit, Befähigungsnachweise für Baumaschinen, Baubiologie, Fenstermonteure, Schweissen, Marketing und Verkauf an.“ Sind das Interesse und der Bedarf für berufliche Weiterbildung von Seiten der Wirtschaft groß?
Virginia Tanzer: Ja. Es hat Jahre gegeben, in denen wir mindestens 1000 Kursteilnehmer an unserer Schule hatten. Obwohl wir kein Bildungshaus sind. Aufgrund von Personalmangel im Verwaltungsbereich, im Bereich Abrechnungen und Buchhaltung für die Kurse, musste ich sukzessive die Kurse abbauen. Das Interesse von Seiten der Wirtschaft ist ungebrochen. Wir könnten Schweißkurse für die Hoppe in der Erwachsenenbildung machen, wir haben Verkaufsseminare für Verkäufer angeboten, wir haben Ausbildungen wie die Fenstermonteure, wie die Baubiologie. Ja, die Nachfrage ist gegeben, auch weil wir ein gutes Preis-Leistungsanbot haben.
Vinschgerwind: Personalmangel?
Virginia Tanzer: Ich bekomme keine Stelle nachbesetzt. Nach wie vor. Wir behelfen uns seit Jahren. Wir haben mit internen kreativen Lösungen Jahr für Jahr weitergemacht. Heuer geht das nicht mehr, heuer ist gar nichts mehr möglich. Das Personalamt verweist auf den Personalstopp seit 2014. Deshalb muss ich die Reißleine ziehen. Ich mache keine berufliche Weiterbildung mehr, ausgenommen die Baubiologie, die mir am Herzen liegt und die genau an unsere Schule passt. Der Kernbereich der Berufsschule Lehrlinge und Schüler bleiben natürlich, das ist keine Frage. Die Weiterbildung? Wenn keine lebenslange Weiterbildung angeboten wird, heißt das Stillstand. Das ist eigentlich absurd.
Vinschgerwind: Sie haben sämtliche materiellen Ressourcen zur Verfügung, die Wirtschaft wäre über das ortsnahe Angebot froh...
Virginia Tanzer: Das stimmt. Aber ich bekomme keine Stelle für eine entsprechende Sekretärin. Das Personalamt sagt, dass die Stelle nicht nachbesetzt wird.
Vinschgerwind: Hinzu kommt, dass einer Ihrer Mitarbeiter, Peter Spechtenhauser demnächst in Pension geht. Spechtenhauser hat viele Kurse an der Berufsschule aufgebaut, betreut und gemanagt.
Virginia Tanzer: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Stelle vom Peter kann ich nachbesetzen. Unabhängig davon, dass der Peter ausgezeichnete Arbeit vor allem im Bereich der Arbeitssicherheitskurse geleistet hat. Er hat sich leidenschaftlich für Schule und Wirtschaft eingesetzt. Natürlich kann ein solch wertvoller Mitarbeiter nicht eins zu eins ersetzt werden. Aber diese Stelle per se ist nicht gefährdet. Die kann nachbesetzt werden. Das ist nicht das Thema. Das eigentliche Thema ist die entsprechende Sekretariatsstelle. Aber ja, beide Themen treffen jetzt zufällig zeitgleich zusammen. Wenn ich eine Sekretärin bekomme, sagen wir im Jänner, dann läuft die berufliche Weiterbildung natürlich weiter. Vielleicht etwas anders.
Vinschgerwind: Haben Sie diese personelle Notlage in der beruflichen Weiterbildung Ihren Partnern in der Wirtschaft bereits mitgeteilt?
Virginia Tanzer: Die es unmittelbar betrifft, die einen unmittelbaren Bedarf haben, denen hab ich das mitgeteilt. Aber ein allgemeines Rundschreiben habe ich nicht gemacht.
Vinschgerwind: Letzte Frage: Ihr großer Wunsch an Lokal- und Landespolitik?
Virginia Tanzer: Ich wünschte mir, dass die Bildung wichtiger genommen wir. Dass die Bildung an Stellenwert dazugewinnt. Die Bildung müsste eines der ersten Anliegen sein, die jegliche P0litiker zu verfolgen haben. Wir sehen, was europaweit gerade passiert. Bildung ist für die Zukunft und für das Weiterkommen etwas vom Wichtigsten. Vernachlässigen wir die Bildung, sehe ich schwarz. Und wenn ich den Fall des Berufsbildungszentrums Schlanders hernehme, dann habe ich schon das Gefühl, dass Bildung vernachlässigt wird. Wenn mir eine Stelle verweigert wird, damit ich gut arbeiten kann, wenn ich Jahrzehnte um eine Halle kämpfen muss, die - im Vergleich - wenig kostet. Bei der Bildung darf nicht gespart werden.
Interview: Erwin Bernhart
Schlanders - Die Ärztepraxis am Stainerparkplatz ist verriegelt, davor stehen leere Blumen-Tröge aus Cortenstahl. Innen ist alles ausgebaut, die Gemeinde zahlt monatlich 3000 Euro Miete. Was ist da los? Hat die Gemeinde völlig daneben geplant?
von Erwin Bernhart
Was ist los mit der Ärzte-Gemeinschaftspraxis in Schlanders? Warum ist die geschlossen? Wie viel Geld hat die Gemeinde Schlanders ausgegeben? Der Vinschgerwind hat den Schlanderser BM Dieter Pinggera mit all den Fragen rund um die Gemeinschaftspraxis konfrontiert. Pinggera sagt, man habe mit den drei in Schlanders tätigen Allgemeinmedizinern bislang keine Einigung erzielt. Der Basisarzt Hryhorii Zhurenko habe eine kostenlose Praxis im Sprengel, Berthold Moser habe kein Interesse und für die provisorische Ärztin Natalia Ivannikova sei es eine Kostenfrage. Die Frage nämlich, ob die Miete und auch die Nebenkosten vom Sanitätsbetrieb übernommen würden.
Die Gemeinde Schlanders hat sich bei der Ärztepraxis ein mehrfaches Dilemma geschaffen. Vom Land gefördert werden bislang nämlich nur Neubauten zu 75 %, so wie in Mals etwa, und eben nicht Sanierung und Kauf. Die Gemeinde Schlanders ist derzeit mit der Ärztepraxis in Miete bei Pohl Immobilien und zahlt pro Monat 3000 Euro. „Wir beabsichtigen die Immobilie zu kaufen. Die derzeitige Miete wird vom Kaufpreis abgezogen“, sagt Pinggera. Um allerdings für den Kauf in den Genuss einer Landesförderung kommen zu können, müsste das Land die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern.
Die Gemeinde Schlanders hat auf Versprechen von LH Arno Kompatscher hin investiert und hofft, dass die Bestimmungen angepasst, das Fördergeld reserviert und so alles ein gutes Ende finden kann. Das Versprechen ist, dass es statthaft sei, auch Sanierungen bzw. Adaptierungen bzw. Kauf samt Inneneinrichtung zu 75 % zu fördern.
„Wir gehen davon aus, dass die Geldmittel im Haushalt des Landes vorgesehen werden, sodass ein Kauf der Immobilie im Frühling 2025 über die Bühne gehen kann“, sagt Pinggera. Rund 1,2 Millionen Euro soll die gesamte Operation kosten, 850.000 die Immobilie und rund 300.000 die Einrichtung.
Das ist das eine Dilemma. Das andere ist, ob der Sanitätsbetrieb, sobald die Gemeinde Schlanders im Besitz der Immobilie sein wird, eine mögliche Miete und auch mögliche Nebenkosten wie Strom, Wasser, Müll und Heizung als Rückvergütung für die Ärzte übernehmen wird. Auch auf dieser Schiene laufen die Verhandlungen, die Sondierungen mit dem Sanitätsbetrieb. Für die Rückerstattung einer Miete, auch von Teilen der Miete, gibt es derzeit sanitätsinterne Regelungen - für die Nebenkosten nicht.
Bis die Rahmenbedingungen so zurechtgebogen sind, dass den Schlandersern die Rechnung aufgeht, werden Mieten für eine ungenutzte Immobilie weiterfließen. Und die Tröge vor den Toren bleiben leer.
Laas/Vinschgau - Applaus für die Bürgerliste Laas. Von der SVP. Applaus, Komplimente und ein Bravo.
Bürgerlistlerin Andrea Perger hatte am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung in Laas am 25. September 2024 für den Höhepunkt gesorgt. Mit einem Vorschlag zur Disko Fix. „Wir haben uns auf dem Weg gemacht und die Frage gestellt: Wie bekommen wir einen zeitgemäßen Diskobetrieb her, wo Jugendliche sicher sind und die Möglichkeit haben ihre Jugend auszuleben? Wir haben ein Gebäude. Direkt verpachten ist kritisch. Es braucht eine Stelle dazwischen“, sagte Perger zu den Laaser Gemeinderäten. Und weiter: „Wir haben uns an BASIS Vinschgau gewendet.“ Denn: Mit BASIS Vinschgau sitzt die Kompetenz im Nachtleben hier im Vinschgau vor Ort. Zahlreiche Gespräche hätte es mit dem BASIS-Geschäftsführer Hannes Götsch und mehreren BASIS-Mitarbeitern gegeben. Das Ergebnis: „Ja, sie könnten uns helfen, uns unterstützen als Netzwerker, um zu einem qualitätsvollen Diskobetrieb zu kommen.“ Forum Prävention ist einer der Netzwerkpartner von BASIS Vinschgau. Konkret könnte BASIS Konzeptarbeit leisten, schauen, was es an Finanzierungsmöglichkeiten gibt, möglicherweise ein Pilotprojekt lancieren – im Rahmen etwa des Nachtkulturplanes der Landesregierung, der momentan erarbeitet wird. Perger: „Wir haben die Struktur, BASIS hat das Netzwerk und die Erfahrung. Wir sollten diese einmalige Chance nicht verstreichen lassen.“ Denn: Momentan ist das Gebäude Fix in der roten Zone. Rote Zone heißt Gefahr für Menschen in und außerhalb des Gebäudes. Mindestens zwei Jahre dauert die Verbauung hier. In diesen zwei Jahren passiert hier, im Fix, nix. Diese Zeit, so Perger, könnte man für ein qualitätsvolles Diskokonzept nutzen – auch mit jenen drei Bewerbern, die sich bereits Gedanken gemacht und Konzepte eingereicht haben. (ap)
Eyrs - Der Bau der Feuerwehrhalle Eyrs steht still. Die Aushubarbeiten Anfang Juli mussten nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden. Der Grund: Wassereintritt. Das, was im Vorfeld viele befürchtet und vorausgesagt hatten, ist eingetreten. BM Verena Tröger bei der Ratssitzung am 25. September 2024: „Das hängt wahrscheinlich mit dem Nachbargebäude zusammen, die Wasserläufe haben sich verändert und auch mit dem regenreichen Frühjahr. Beides hat dazu beigetragen, dass da mehr Wasser gekommen ist, als die ganzen geologischen Gutachten im Vorfeld ergeben haben.“ Die Situation ist ungut. „Die einzige Möglichkeit, dass wir mit dem Bau weitermachen können, ist die Null-Quote um 70 bis 80 Zentimeter zu erhöhen und den Bau „zu lupfen.“ Dazu braucht es eine Bauleitplanänderung. Die Baudichte muss von 3,5 auf 4,3 Kubik pro Quadratmeter aufgestockt werden. Und: Ein Varianteprojekt muss gemacht werden. Tröger: „Wenn alles klappt, dann kommt die Bauleitplanänderung Anfang November in den Gemeinderat und zwei Wochen später kann das Varianteprojekt beschlossen werden. Eine Weiterführung des Baus ist frühestens nach Dreikönig möglich.“
Außerdem muss eine Bodenverbesserung mit Mikropfählen gemacht werden. Das ist überhaupt die Voraussetzung für alle weiteren Bauarbeiten. Am Untergeschoss wird festgehalten. „Aufgrund der jüngsten Pumpversuche, ist es möglich das Untergeschoss zu bauen. Das sind die Aussagen von den Technikern und Geologen“, sagt Referent Julius Schönthaler. VizeBM Franziska Riedl: „Wir haben nur diese Fläche zur Verfügung. Wir können nicht anders bauen.“ Die Sorge im und außerhalb des Gemeinderates bleibt: Dass man Wasserprobleme auch nach dem Bau haben werde. (ap)
Val Müstair - Gabriella Binkert Becchetti (SVP) verpasste mit 361 Stimmen das Absolute Mehr um eine Stimme. Das Absolute Mehr ist die Hälfte der als gültig abgegebenen Stimmen plus eine Stimme. In der Val Müstair haben am 22. September 722 Stimmbürger eine gültige Stimme abgegeben. Genau die Hälfte ist 361 - also fehlt gerade mal eine Stimme. Ein zweiter Wahlgang wird erforderlich. Ihre Mitbewerber Thomas Schadegg (Mitte) erhielt 281 Stimmen und Ivo Lamprecht (parteilos) 100 Stimmen. Am 13. Oktober werden also die Stimmbürger:innen eine Stichwahl zwischen Binkert Becchetti (links) und Schadegg (rechts) vornehmen. Es bleibt spannend, vor allem wie sich die Wähler:innen von Ivo Lamprecht im zweiten Wahlgang verhalten werden.
Im Vorfeld der Wahlen haben 116 Unterschreibende in einem offenen Brief an den Gemeindenvorstand der Val Müstair die schnellstmögliche Renovierung und Öffnung der Jugendherberge in Sta. Maria gefordert. Auch weil die Nächtigungen dort nicht unwesentlich zum Tourismus im Tal beitragen und weil heutige Jugendliche morgige finanzstarke Gäste bedeuten. Auch aus dieser Optik werden die Stich-Wahlen spannend. (eb)
Vom Wind gefunden - Am 20. April 2024 eröffnete die 60. Kunstbiennale in Venedig, die noch bis zum 24. November besucht werden kann. Seit 1895 findet die Kunstbiennale alle zwei Jahre statt und gehört zu den wichtigsten internationalen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Unter dem Titel „Foreigners Everywhere“ (Stranieri Ovunque - Fremde überall) geht es um die Themen Kolonialgeschichte, Identität und Herkunft. Als künstlerischer Leiter und Kurator der Zentralausstellung wurde Adriano Pedrosa engagiert. Neben der Ausstellung im Arsenale und den Länderpavillions in den Giardini gibt es in der ganzen Stadt verteilt noch rund 30 Nebenausstellungen. Werke von 332 Künstler:innen und Kollektiven werden präsentiert. Teil der Biennale sind auch 87 nationale Beteiligungen in den historischen Pavillons in den Giardini, im Arsenale und im Stadtgebiet von Venedig. Das erste Mal dabei sind Benin, Äthiopien, Tansania und Timor-Leste. Der Titel Foreigners Everywhere hat eine doppelte Bedeutung. Erstens, dass man, egal wo man hingeht und wo man ist, immer auf Fremde trifft. Zweitens, dass man, egal wo man sich befindet, immer, tatsächlich und tief im Inneren, ein Fremder ist. Der Schwerpunkt liegt also auf Kunstschaffende, die selbst Fremde, Immigranten, Exilierte oder Flüchtlinge sind — insbesondere solche, die sich zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden bewegt haben. Migration und Entkolonialisierung sind hier zentrale Themen. Weitere Informationen: https://www.labiennale.org/it/arte/2024 (hzg)
Rund drei Millionen kosten die Verbauungen oberhalb der Sportzone Trai, wo Sportplatz, Fernheizwerk und Disko Fix stehen. Laut Gefahrenzonenplan ist ein Teil hier Rote Zone. Patscheider & Partner ist mit der Machbarkeit beauftragt worden und hat ein Projekt mit Ablenkungsdämmen, Steinschlagschutz, Versickerungsbecken usw. vorgelegt. Das größte Problem: Das Wasser zwischen Fix und Fernheizwerk abzuleiten. Drainagerohr, Dissipationsbehälter, drei Schächte, Ableitung bis zur Unterführung und dann ein unterirdisches Umleitungsrohr plus Rückgabe in den bestehenden Graben ist Plan und Sorgenkind. (ap)
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“ Das ist der Schlussatz von Berthold Brechts in seinem Parabelstück »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui«. Was das bedeutet? Brecht hat den Aufstieg der Nazis beschrieben und deren Untergang. Mit der Warnung „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“ beendet er das Stück. Die Warnung ist Wirklichkeit. Denn im „Großvaterland“ Österreich ist die Freiheitliche Partei unter Herbert Kickl unter anderem durch das Schüren von Angst vor Überfremdung, das Schüren von Angst gegen eine aufgeklärte und respektvolle Gesellschaft, durch Aussagen in Richtung Abkapselung von der EU und von der WHO als stimmenstärkste Partei aus den Parlamentswahlen hervorgegangen. Die FPÖ ist keine singuläre Erscheinung. Die AfD in Deutschland drängt vom Osten Deutschlands aus in die Parlamente. Orban hat Ungarn bereits in eine illiberale Demokratie umgebaut, die Pressefreiheit dort abgeschafft. Frankreich mit Le Pen... Bleiben wir aber im „Großvaterland“. Applaus für die FPÖ kommt von Seiten der Südtiroler Freiheitlichen und von der Süd-Tiroler Freiheit. Die Südtiroler Volkspartei hat sich durch die Koalition mit Fratelli und Freiheitliche für eine glaubwürdige Kritik gegen Ultrarechts quasi selbst aus dem Rennen genommen. Die große Tageszeitung im Lande lässt durch Schüren gegen Ausländer und Andersdenkende den „Schoß, aus dem das kroch“ fruchtbar bleiben. Nur gut, dass im „Großvaterland“ eine große Mehrheit Parteien gewählt hat, die sich gegen Ultrarechts stemmen werden.