Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Die Präsidenten der Ferienregionen müssen eine Fortbildung oder ein Coaching gemacht haben. Denn nur so ist es erklärbar, warum bei allen Tourismusvollversammlungen ein beherzter Appell an die Tourismusgesinnung abgegeben worden ist. Die Tourismusvereine machen viel für die Allgemeinheit, für die heimische Bevölkerung - Feste, Radwege, Wandersteige, Arbeitsplätze, Sitzbänke, Schautafeln und vieles mehr. Wir alle sollen mitbekommen, was die Touristiker für die Gemeinden leisten.
Nun ist der Paul Köllensperger mit seinem Team K in diese Tourismusgesinnung hineingegrätscht. Köllensperger hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, in dem er die Landesregierung auffordert, „ein Modell auszuarbeiten, wie die öffentliche Hand von den touristischen Beherbergungsbetrieben einen verpflichtenden Beitrag der Gäste als Steuersubstitut einheben kann (...)“ und „dem Landtag Vorschläge zu unterbreiten, welche sozial nützlichen Initiativen mit diesen zusätzlichen Einnahmen finanziert werden können (...).“
Der Pinzger Manni, der HGV-Landeschef, war darüber höchst erbost. In den vergangenen Tagen gab es medial einen gewaltigen öffentlichen Schlagabtausch.
Wie fragil die ganze Sache ist, beweist die Abstimmung des Gesetzesentwurfes im Landtag. 16 waren dafür, 16 dagegen und 2 Enthaltungen. Also wurde der Köllensperger-Entwurf hauchdünn abgelehnt und archiviert. Die Tourisitiker können - vorerst - nochmal durchatmen.
Die nervöse Reaktion von HGV-Präsident Manfred Pinzger auf meinen Vorschlag im Landtag kommt nicht überraschend. Trotzdem erreicht der HGV einen neuen Tiefpunkt, wenn sein Chef auf niveaulose Weise den konkreten und berechtigten Vorschlag, den ein gewählter politischer Exponent im Sinne der Menschen im Land einbringt, von vorneherein als „Spalterei“, als Vorwurf und als „Schmarrn“ abqualifiziert.
Dazu will ich Folgendes klarstellen: Ich habe nie Zweifel daran geäußert, dass der Tourismus eine der tragenden Säulen der Wirtschaft unseres Landes sei. Wir laufen aber Gefahr, durch das unkontrollierte Wachstum des Tourismus die Akzeptanz von Teilen der Gesellschaft zu verlieren. Außerdem sollte unbestreitbar sein, dass der Tourismus Dinge vermarktet, die Allgemeingut sind, wie Berge, Landschaft, Umwelt und Infrastrukturen, die auch mit Steuergeld finanziert wurden und dass die Allgemeinheit deshalb auch am Ertrag des Sektors einen angemessenen Anteil haben sollte. Deshalb ist eine höhere Aufenthaltsgebühr für Gäste, die in die öffentlichen Kassen fließen soll, angebracht und gerechtfertigt. Die heutigen paar Euro aus der Ortstaxe – die kommen nebenbei ja wieder nur dem Tourismus und der IDM zugute – reichen bei Weitem nicht aus, um auch nur die Kosten für Müll, Abwasser, CO2, Verkehr usw., die der Tourismus verursacht, zu decken. Ich will, dass alle Südtiroler und Südtirolerinnen was vom Tourismus haben und nicht umgekehrt!
Mit 36 Millionen Nächtigungen in Südtirol wäre es ein Leichtes, einige hundert Millionen Euro für die Allgemeinheit herauszuholen, mit einer Taxe, bezahlt von den Gästen, gestaffelt nach der Anzahl an Nächtigungen – je länger der Aufenthalt, desto geringer – und im Verhältnis zum Zimmerpreis – je höher die Kategorie, desto teurer. Diese Einnahmen sollen dann für kostenlose Öffis (auch) für Einheimische, für öffentliche Mietwohnungen zu günstigen Tarifen für Familien und junge Menschen, zur Finanzierung der Pflegesicherung, für ein paar Euros mehr für die Almwirtschaft und auch die Förderung von Innovation und junger Start-ups verwendet werden.
Der Spieß muss umgedreht werden: Der Tourismus muss Geld für die Allgemeinheit beschaffen, anstatt immer mehr Steuergelder in touristische Infrastrukturen, in die IDM oder in die Guest Card zu pumpen. Die Gesellschaft ist längst schon gespalten. Dies ist ein Vorschlag, um den Tourismus hierzulande zu retten, denn nur so kann die Tourismusgesinnung der heimischen Bevölkerung wieder gesteigert werden. Und ohne die wird es nicht gehen. Ein Blick auf die Kanaren reicht – aber auch in Barcelona, Venedig und Oberbayern protestieren Menschen mittlerweile offen gegen die Schattenseiten des Tourismus, die Herr Pinzger gerne verschweigt.
Es sollte normal sein, solche Vorschläge zu diskutieren, ohne dass ein Verbandsbonzen hysterisch aufschreien und mit Kommentaren unter der Gürtellinie zum Gegenschlag ausholen muss.
Wenn hier jemand spaltet, dann ist es der HGV und sein Präsident, der die Belastung der Bevölkerung durch den Tourismus einfach wegreden will.
Paul Köllensperger
TEAM K
ASV Prad Raiffeisen - Sektion Ski - Motivierte Athletinnen und Athleten, einige Rennerfolge und viel Gemeinschaftserlebnis: Die Sektion Ski des ASV Prad Raiffeisen blickt auf eine erfolgreiche Wintersaison zurück.
Mit dem Saisonende im Skigebiet Sulden ging am 1. Mai auch für die Athletinnen und Athleten der Sektion Ski des ASV Prad eine intensive Wintersaison zu Ende. Ganze 24 Athletinnen und Athleten zählte in der abgelaufenen Saison die VSS-Renngruppe (U8/U10/U12), die bis zu elf Rennen absolvierte und unter den Fittichen von Magdalena Hofer und David Schwalt fleißig in Sulden und Schöneben trainierte. Um den Eltern die Logistik zu erleichtern, war an den Trainingstagen werktags ein Kleinbus im Einsatz, der für den verlässlichen Transport der Kinder ab bzw. bis Schlanders sorgte.
Mit zwölf Athletinnen und Athleten war im vergangenen Winter die Grand Prix-Renngruppe (U14/U16) aktiv, die bis zu 16 Rennen bestritt. In zahllosen Trainingseinheiten in Sulden, in Trafoi und am Watles bereitete Trainer Tamino Rungg sie bestmöglich darauf vor.
In der FIS-Gruppe (U18/U21) schließlich gaben fünf Athleten bei zwölf Rennen zum Marlene-Cup und weiteren internationalen FIS-Rennen ihr Bestes. Und die Erfolge blieben nicht aus: Francesco Zucchini alias „Zucca“ wurde in Sestriere U21-Italienmeister im Riesenslalom, Vize-Italienmeister im Slalom und im SuperG, womit er sich die U21-Juniorengesamtwertung und damit die Aufnahme in die Nationalmannschaft sicherte. Yannik Gunsch konnte sich über den Skicross-Italienmeistertitel der allgemeinen Klasse freuen. Auf Platz drei in der Abfahrt fuhr Tessja Rungg bei den U21-Landesmeisterschaften.
Bei der U12 holte sich Jeremias Marth den Vize-Landesmeistertitel im Skicross sowie Platz drei im Riesentorlauf. Und Julian Gietl freute sich bei den U10-Landesmeisterschaften im Riesentorlauf über den fünften Platz.
„An Einsatz, Motivation und Wettkampfgeist hat es in dieser Saison sicher nicht gefehlt“, unterstreicht Sektionsleiter Helmut Telser. „Auch den Eltern, die ihre Kinder und Jugendlichen immer unterstützen, ist ein großes Lob auszusprechen. Ohne das erfolgreiche Zusammenspiel von Elternhaus, Athletinnen und Athleten und Verein wäre das alles nicht möglich.“
Neben den Trainings- und Wettkampferfahrungen stehen in der Sektion Ski vor allem der Spaß am Skifahren und das gemeinschaftliche Erlebnis im Vordergrund. Letzteres wird auch bei verschiedenen Trainingslagern gepflegt: So ging es für die VSS-Gruppe im Dezember zum Trainingslager nach Pfelders. Die Grand-Prix-Gruppe schlägt ihre Zelte hingegen im Kaunertal und in der Skihalle „Alpenpark Neuss“ auf. Mit Pfingsten beginnt nun die neue Trainingssaison und damit das vom Verein organisierte Sommer- und Trockentraining. Der nächste Winter kommt schließlich bestimmt.
Mals - Die vergangenen Wochen beim ASV Mals Volleyball waren geprägt von aufregenden Veranstaltungen. Kürzlich fanden die VSS-Finalspiele der U15 in Schlanders und der U12 in Brixen statt, wobei sich die Mädels den 5. bzw. 6. Platz erspielten. Im April unternahmen Spielerinnen, Trainer und interessierte Eltern einen Ausflug zum Serie A-Spiel der Männer zwischen Volley Monza und Itas Trient. Ein beeindruckendes Erlebnis, das den Nachwuchsspielerinnen Einblicke in den Profisport ermöglichte. Dabei trafen die Volleyballbegeisterten auf Raphaela Folie, Zentralangreiferin der Frauen von Volley Monza, die Fotos mit den Mädchen machte und Autogramme gab.Darüber hinaus absolvierten die Spielerinnen der U10 und U12 gemeinsame Probetrainings, unter anderem mit Spielerinnen aus Prad. Diese Trainings boten den Mädchen die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und neue Techniken zu erlernen. Weiters standen in den letzten Wochen Schnuppertrainings auf dem Programm, bei denen neugierige und interessierte Kinder den Volleyballsport kennenlernen und erste Grundlagen erlernen konnten. Um sich optimal auf die Finalspiele (Minivolley U10/U12) in Reischach vorzubereiten, verlagert sich im Mai das Training der Nachwuchstalente an einigen Tagen auf den Tartscher Bichl, wo der ASC Tartsch auch heuer das Volleyballnetz aufgebaut hat und auf den Beachplatz des Sportwell Mals. Ein weiteres Highlight im Mai ist das alljährliche Abschlussturnier Mitte des Monats. Dabei haben die Kinder die Möglichkeit, zusammen mit ihren Eltern oder Freunden Volleyball zu spielen und sich untereinander zu messen. Der ASV Mals Volleyball bietet somit nicht nur ein attraktives Trainingsprogramm für den Volleyballnachwuchs, sondern auch spannende Events, die den Spaß am Sport fördern und die Gemeinschaft stärken.
Latsch - Es hat Tradition: Die Vorbereitung deutscher Leichtathleten in Latsch. Oft mehrmals im Jahr kommen die Schützlinge von Trainer Sven Lang, der im Deutschen Leichtathletik-Verband für alle Wurfdisziplinen verantwortlich ist, sprich für Kugelstoßen, Diskus-, Hammer- und Speerwerfen, in den Vinschgau. So auch unlängst. Vom 21. April bis zum 5. Mai hielten sich elf Sportler in Latsch auf, um sich für anstehende Aufgaben vorzubereiten.
Darunter auch drei Olympia-Kandidaten: Der 21-jährige Diskuswerfer Steven Richter, die 26-jährige Kugelstoßerin Katharina Maisch sowie die 32-jährige Diskuswerferin Marike Steinacker. Letztere hatte bei den Olympischen Sommerspielen 2021 in Tokio das Finale erreicht und dort den achten Platz belegt. Auch Maisch war bei Olympia in Japan mit dabei, hatte jedoch das Finale verpasst. Für Richter, der zu den großen Nachwuchshoffnungen in Deutschland zählt, wäre Paris die erstmalige Teilnahme an Olympischen Spielen.
Beim Trainingslager in Latsch mit dabei waren auch zahlreiche Nachwuchsathleten, die den Sprung schaffen wollen. Der Fokus lag vor allem auf technisches Training, Werfen und Stoßen. Auch intensive Einheiten im Kraftraum standen auf dem Programm. „Die Bedingungen hier sind stets ideal“, lobt Sven Lang. Er war erstmals 2009 in Latsch, damals noch ausschließlich als Kugelstoß-Trainer. Lang betreute unter anderem den ehemaligen Kugelstoßer David Storl, der 2012 bei Olympia in London Silber geholt hatte und ebenfalls mehrmals in Latsch zu Gast war.
Vor den Olympischen Sommerspielen in Paris, die am 26. Juli beginnen, kommen Lang und seine Schützlinge – dann voraussichtlich ein noch größeres Team – erneut nach Latsch. „Vom 8. bis zum 16. Juli“, kündigt der Coach bereits an. Ohnehin werden die nächsten Monate intensiv. Vom 7. bis 12. Juni stehen in Rom die Europameisterschaften an. Auch dabei will Lang mit seinen Athleten überzeugen.
Sulden/Obervinschgau - Mit den beiden Skirennen Yeti Cup (18. Auflage) und dem Suldenspitz Cup (80. Auflage) – im Skigebiet Madritsch - beide traditionell mit internationaler Beteiligung - beendeten die Akteure des ASC Ortler kürzlich die vergangene Rennsaison. Und die Kinder und Jugendliche konnten sich über viele positive Ergebnisse, darunter mehrere „Stockerlplätze“ freuen. Bei beiden Rennen punkteten beispielsweise die 2018 geborenen Minis. Der zweite Platz der Mannschaftswertung (Punkte beider Rennen werden zusammengezählt) hinter der Schweiz ging an den ASC Ortler. Das ist ein untrügliches Zeichen, dass der Verein nach einem Neustart vor zwei Jahren wieder gute Nachwuchsförderung betreibt und positiv in die Zukunft schauen kann. 2022 übernahm Werner Reinstadler, der einstige Wegbegleiter von Marc Girardelli, die Verantwortung als Präsident. Im Vorstand unterstützen ihn Florian Schwienbacher (Vize) Mike Holzknecht (technischer Leiter), Sarah Holzknecht, Vanessa Boscolo Reinstadler, Daniel Volgger und Marc Thöni. „Unser oberstes Ziel ist, den Kindern die Möglichkeiten zum Skifahren zu geben“, erklärt Reinstadler. „Sie sollen Spaß daran haben und je nach Talent auch die Chance bekommen gefördert zu werden.“ In der Saison 2023/24 wurden 60 Kinder aus Sulden und dem Raum Obervinschgau im Alter von vier bis 16 Jahre betreut. Mehrere davon gehören der Renngruppe an, die regelmäßig dreimal wöchentlich trainieren und an Sonntagen Rennen im Raum Meran, Passeier und Vinschgau bestreiten. Reinstadler bedankt sich bei seinen Vorstandsmitgliedern, bei den Trainer, Betreuern, den Eltern, kurzum bei allen Helferinnen und Helfern. Sein Dank geht auch an den Hauptsponsor die Raiffeisenkasse Prad-Taufers und an alle übrigen Sponsoren. Nun genießt das Ski-Team eine Sommerpause, ehe die großen und kleinen Skihasen im Spätherbst wieder die „Bretteln“ anschnallen. (mds)
Lauffreunde können sich auf drei Vinschger Laufevents innerhalb kürzester Zeit freuen: Den Anfang macht der Haiderseelauf, der bereits Ende Mai ausgetragen wird. Im Juli geht es dann Schlag auf Schlag, denn innerhalb von nur 7 Tagen werden sowohl der Reschenseelauf, als auch der Stelvio Trail Run über die Bühne gehen.
Von Sarah Mitterer
Haiderseelauf
Den Auftakt der Vinschger Laufsaison macht der Lauf um den Haidersee in St. Valentin auf der Haide. Dieser wird am 25. Mai ausgetragen. Der Startschuss fällt um 11 Uhr bei der Talstation Haideralm, dort befindet sich auch das Ziel. Während die Frauen eine Runde um den See laufen und dabei eine Strecke von 5,35 Kilometern zurücklegen müssen, gilt es für die Männer den See zwei Mal zu umrunden und somit 10,7 Kilometer zurückzulegen. Auch für Kinder gibt es wieder die Möglichkeit sich zu messen, je nach Altersklasse müssen sie eine Strecke zwischen 600 Metern und 2,1 Kilometern laufen.
Alle Weiteren Infos findet man unter
www.asv-oberland.it/haiderseelauf/
Reschenseelauf
Normalerweise lädt der Reschensee zum Verweilen ein, oder viele umrunden ihn bei einem gemütlichen Spaziergang oder auf dem Fahrrad. Nicht jedoch am 13. Juli. An diesem Tag findet heuer die 24. Ausgabe des mittlerweile legendären Laufklassikers, der zu den beliebtesten Sportevents des Landes gehört, statt. Tausende Läuferinnen und Läufer werden auch heuer wieder in den Obervinschgau reisen, um den See zu umrunden. Der Startschuss fällt um 17 Uhr im Start- und Zielgelände beim historischen Kirchturm im Wasser. Drei Minuten vorher werden die Handbiker in das Rennen gehen. Neben dem Hauptlauf findet auch ein Just-for-Fun-Lauf statt, bei dem die Zeit zwar gemessen wird, es am Ende jedoch keine Wertung gibt. Zudem wird wieder ein Bewerb für die Nordic Walker ausgetragen. Der mittlerweile traditionelle Kinderlauf findet am 13.30 Uhr statt.
Alle Infos zum Reschenseelauf findet man unter www.reschenseelauf.it/
Stelvio Trail Run
Nur eine Woche nach dem Reschenseelauf, nämlich am 20. Juli, wird der Stelvio Trail Run ausgetragen. Es ist dies bereits die achte Ausgabe des speziellen Laufabenteuers auf das Stilfserjoch. Die Läuferinnen und Läufer starten in Prad und machen sich zunächst auf den Weg nach Stilfs, vorbei an der Prader Alm und der Furkelhütte und schließlich über den Goldseeweg hinauf auf das Stilfserjoch. Nach 21 Kilometern und 2.100 Höhenmetern erreichen sie oberhalb der Passhöhe bei der Dreisprachenspitze das Ziel. Der Hauptlauf beginnt um 8.15 Uhr, bereits eine Stunde früher werden die Teilnehmer des Jochmarsches starten. Neben dem Hauptlauf und dem Jochmarsch gibt es auch die Möglichkeit am Just-for-Fun-Lauf teilzunehmen.
Alle Infos dazu findet man unter
www.stelviomarathon.it/
Stelvio Trail Run
Wer das Ziel beim Stelvio Trail Run erreicht, hat eine Belohnung sicher. Denn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die die Ziellinie auf dem Stilfserjoch überqueren, erhalten eine Finisher-Medaille und ein Finisher- Shirt. (sam)
Reschenseelauf
Am Renntag des Reschenseelaufes findet beim Start- und Zielgelände erneut der traditionelle Bauernmarkt statt. Zudem dürfen sich die Besucher auf ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm freuen. (sam)
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Pankratius, 12. Mai 2024
Die Gemeinde Stilfs ist jene Gemeinde Südtirols, welche im Rahmen des Nationalen Konjunktur- und Resilienz-Planes (italienisch: PNRR Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza) in den Genuss von 20 Millionen Euro Sonderfinanzierung kommt. Ziel des Förderprogrammes ist, dass strukturschwache und abwanderungsgefährdete Ortschaften kulturell, sozial und wirtschaftlich wiederbelebt und gestärkt werden sollen. Um dieses Ziel zu erreichen wurden 26 Maßnahmen im Bereich Kultur, Wohnen, Mobilität, Landwirtschaft und Handwerk definiert.
Im Rahmen des Projektes „Stilfs – Resi-lienz erzählen“ fand am 19. und 20. April in Stilfs die Veranstaltung „Gesunde Lebensräume – Grundlage für resiliente Orte“ statt. Die Tagung war eine Gemeinschaftsveranstaltung der Initiativ-Gruppe und Gemeindeverwaltung, des Imkervereines Prad Stilfs und der Bibliothek Stilfs. Resilienz bedeutet Widerstandskraft und im Falle von Dorfentwicklung die Fähigkeit, schwierige sozial-ökologische Herausforderungen zukunftsfähig und nachhaltig zu meistern. Im Rahmen der Tagung wurden u.a. zwei informative und aufschlussreiche Referate abgehalten.
Valposchiavo 100 % Bio
Cassiano Luminati, der Direktor des „Polo Poschiavo“ referierte zum Thema „Ein gesunder Lebensraum durch gelebte Landschaftskultur“. Das Puschlav erstreckt sich über 26 km Länge vom italienischen Tirano auf 441 m MH im Weinbauklima bis zum schweizerischen Berninapass auf 2.328 m oberhalb der Waldgrenze. Die Valposchiavo ist verkehrstechnisch außer über die Autostraße durch die Eisenbahn mit dem Roten Zug der Rhätischen Bahn als öffentliches Verkehrsmittel erschlossen. Diese Schmalspurbahn mit dem berühmten Kreisviadukt von Brusio ist zum Weltkulturerbe der UNESCO geadelt worden. Dieses veredelnde Prädikat bringt viele Reisende mit der Eisenbahn in das Tal. Das Bestaunen der schönen Gebirgslandschaft mit Lebensräumen von den submediterranen Weinterrassen bis zu den alpinen Almen und nivalen Gletschern in der entspannenden Fahrt mit dem Verkehrsmittel Eisenbahn, das man nicht selber lenken muss und das die Zeit für Muse bringt, gehört zu den Hauptgründen vieler Benützerinnen und Benützer für ihren Besuch. Und bei der Landschaft und ihren Kulturformen hat der „Polo Poschiavo“ 2012 mit der Idee „Smart Valley 100 % Bio“ angesetzt: Das Puschlav sollte sich auf seine alten Kulturpflanzen besinnen und zu 100 % Bioregion werden. Vor dem Projektstart gab es kein einziges Getreidefeld mehr, wo doch jahrhundertelang der Buchweizen („Schwarzplentn“) die Grundlage für das typische Regionalgericht Pizzoccheri gebildet hatte. Heute, nach 12 Jahren engagierter Überzeugungs- und Teamarbeit, sind die Landwirtschaftsprodukte des Puschlav zu 96 % bio-zertifiziert, was weltweiten Rekord darstellt. 76 Landwirtschaftsbetriebe mit einer Fläche von 1.700 Hektaren haben sich der Bioproduktion angeschlossen, aber auch z.B. 12 Restaurants, 4 Metzgereien, 3 Bäckereien, 5 Lebensmittelläden und 5 Handwerksbetriebe. Mehr als 50 Produkte dürfen das Label „Original Valposchiavo R“ tragen. Alle Cerealien werden wieder angebaut.
Monitoring der Biodiversität in Südtirol
Das zweite Referat im Rahmen der Stilfser Tagung hielt die Vinschgerin Julia Strobl. Julia Strobl ist Projektmitarbeiterin beim Biodiversitäts-Monitoring Südtirol. Die Erhebung der Biodiversität in unserem Land ist eine Langzeitstudie, welche die Südtiroler Landesregierung finanziert und an die Europäische Akademie in Bozen in Auftrag gegeben hat. In einer ersten Fünfjahresperiode 2019-2024 wurden an über 400 Standorten, welche horizontal über ganz Südtirol und vertikal über alle Höhenstufen verteilt sind, ausgewählte Pflanzen- und Tierklassen erhoben, die als Bioindikatoren gelten und dienen. So wurden an allen Standorten nach standardisierten Methoden folgende Taxa erfasst: Fledermäuse, Vögel, Gefäßpflanzen, Tagschmetterlinge, Heuschrecken, Wildbienen. Nach Lebensräumen aufgelistet, erfolgten die Erhebungen in Siedlungsräumen, Mähwiesen, extensiven Weiden, Streuobstwiesen, halbintensiven Mähwiesen, Weinbergen, Feldern, Obstanlagen und Wäldern. Wenig überraschend entfiel der größte Artenreichtum auf die naturnahen, extensiv genutzten Kulturflächen. In den Jahren 2024-2029 sollen die Erhebungen auf den gleichen Probeflächen wiederholt werden, um aussagekräftige Vergleichsdaten zu erhalten.
In Stilfs hat Julia Strobl einige interessante Zwischenergebnisse präsentiert, liegt doch eine der Probefläche auch im Orts- und Siedlungsbereich von Stilfs. Auf dieser Stilf-ser Probefläche wurden beispielsweise gefunden: 15 Vogelarten, 17 Tagfalterarten, 61 Gefäßpflanzenarten, 4 Heuschreckenarten.
Die Wildbienen
Die Wildbienen sind vermehrt in das Interesse der Forschung gelangt, weil auch sie in ihrer Artenvielfalt bedroht sind. Weltweit sind bisher ca. 17.000 Arten beschrieben. In Europa kennt man bis heute ca. 2.000 Arten, davon in Deutschland 560 Arten vor, von denen 39 bereits ausgestorben sind. Für Südtirol wies der Brixner Entomologe Klaus Hellrigl im Jahr 2003 427 Arten nach. Wildbienen reagieren sehr sensibel auf Veränderungen in ihren Lebensräumen: Sie haben drei spezielle, artbezogene Bedürfnisse, die allesamt gleichzeitig gegeben sein müssen: die Nahrung, das Baumaterial und den Nistplatz.
Die Mauerbienen
Exemplarisch möchte ich mit den Mauerbienen (Osmia) eine Gattung der Wildbienen vorstellen, auch deshalb, weil sie heute als Bestäuber auch schon vermehrt im Obstbau eingesetzt werden. Die Mauerbienen sind im wahrsten Sinne des Wortes Maurer: Sie verschließen ihre Nestkammer mit Lehm. Mauerbienen sind nicht wie die Honigbiene schwarm- und volksbildend und monarchisch in einem Königinnenstaat organisiert. Sondern Mauerbienen sind Solitärbienen, bei denen jedes einzelne befruchtete Weibchen Eier in Holzfraßgänge oder hohle Pflanzenstängel legt. Sie beziehen etwa auch horizontale Bambusstäbchen in Nistkästchen und können daher auch in Obstanlagen gehalten werden. Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) war 2019 Insekt des Jahres.
Weil Mauerbienen stark behaart sind, sind sie recht kälteresistent und fliegen schon bei Temperaturen von 8-10°C. Die Honigbiene braucht 12-14°C als Flugtemperatur, die pelzigen Hummeln schaffen es schon bei +4°C.
Mauerbienen überwintern einzeln im Kokon als Ruhestadium. Die Männchen schlüpfen zwei Wochen vor den Weibchen, oft schon zur Zeit der Schneeglöckchen-Blüte. Und die Männchen sind am Schopf weißer Härchen auf der Stirn leicht von den Weibchen zu unterscheiden. Sie führen heftige Kämpfe um die Weibchen durch. Als Vollinsekt leben die Männchen nur 3-6 Wochen in der Begattungszeit. Mauerbienen sammeln den Pollenstaub nicht in Pollenhöschen an einem Hinterbein-Paar wie die Honigbienen. Sie tragen den Pollen an ihren Haaren am ganzen Körper. Diese Sammelmethode ist verlustreich und verschwenderisch, aber für die Bestäubung der Blüten auch von Nutzpflanzen besonders wirkungsvoll. Mauerbienen haben keinen Giftstachel. Sie stechen nicht und sind ungefährlich für Bienenstichallergiker.
Jedes begattete Weibchen legt ca. 20 Eier. Dabei werden diese einzeln in hohlen Pflanzenstängeln oder Frasgängen in Holz auf einem Pfropfen aus Pollenstaub und Nektar abgelegt. Dieses Futtergemisch dient als Entwicklungsproviant für die Larve. Durch die Menge an Futtervorrat bestimmt das Weibchen das Geschlecht seiner Nachkommen: Die Eier zuinnerst in der Brutröhre erhalten eine größere Menge an Nahrungsbrei und werden zu größeren Weibchen. Die Eier am vorderen Ende mit dem kleineren Futtervorrat werden zu kleineren Männchen und schlüpfen zuerst, um den hinter ihnen wohnenden Weibchen Platz zu machen. Zwischen den einzelnen Eiern baut das Weibchen zur Kammerung der Gemächer eine Trennschicht aus Lehm. Außen wird die Legeröhre mit einem Lehmpfropf zugemauert.