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Dienstag, 14 Dezember 2021 08:37

Wasserzins: Elf Millionen Euro an Gemeinden

Bozen/Vinschgau - Der Aufteilung von Wasserzinseinnahmen unter den 116 Gemeinden hat die Landesregierung zugestimmt. Damit hat sie dem Vorschlag des Rates der Gemeinden entsprochen.
Mit insgesamt elf Millionen Euro an Wasserzinsmitteln für das Jahr 2021 können Südtirols Gemeinden rechnen. Die Landesregierung hat am 30. November auf Vorschlag von Landeshauptmann Arno Kompatscher der vom Rat der Gemeinden vorgeschlagenen Aufteilung der Finanzmittel unter den 116 Südtiroler Gemeinden zugestimmt. Bekanntlich erhält das Land Südtirol für die Nutzung öffentlicher Gewässer zur Stromerzeugung jährliche Wasserzinse. Mindestens 50 Prozent davon stehen den Gemeinden zu.
Bei der Zuweisung der Mittel an die Gemeinden werden Standortgemeinden von Stromerzeugungsanlagen aus Wasserkraft besonders berücksichtigt. Diese erhalten 72 Prozent der Mittel, während 28 Prozent an die restlichen Gemeinden gehen. Von den 72 Prozent, die den Standortgemeinden vorbehalten sind, werden zwei Millionen Euro zu gleichen Teilen an alle Gemeinden verteilt, während die restlichen knapp sechs Millionen Euro abhängig von Nennleistung der Wasserkonzessionen zugewiesen werden. Eine Ausnahme bildet das Kraftwerk St. Florian im Unterland, bei dem nur die Nennleistung des Südtiroler Anteils berücksichtigt wird.
Von den rund drei Millionen Euro, die unter den Gemeinden aufgeteilt werden, in denen sich keine Kraftwerke mit mindestens 3000 Kilowatt Nennleistung befinden, werden 70 Prozent zu gleichen Anteilen zugewiesen, 30 Prozent hingegen unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl.
Die Gemeinden Ritten (378.371 €), Graun (317.100 €) und Algund (315.335 €) können mit den höchsten Beträgen aus dem Wasserzins rechnen. Es folgen die Gemeinden Sarntal (248.910 €), Ulten (228.389 €), Kastelruth (222.749 €) und Schnals (207.048 €). Was die Gemeinden im Vinschgau ähnlich einem Weihnachtsgeschenk an Wasserzinsgelder erhalten werden, ist in der Tabelle dargestellt.

 

Dienstag, 14 Dezember 2021 19:01

Ein Leben für die Vinschger Obstwirtschaft

VIP/Vinschgau - Josef Wielander, langjähriger Direktor des Verbandes der Vinschger Produzenten für Obst und Gemüse VIP, wurde für seine Verdienste um das Genossenschaftswesen mit der Raiffeisen-Ehrennadel in Gold ausgezeichnet.
Nach 43 Jahren Einsatz für die Vinschgauer Obstwirtschaft trat Josef Wielander am 31. März 2019 in den Ruhestand. Nach mehreren Corona-bedingten Verschiebungen konnte am 26. November im Rahmen der VIP-Vollversammlung die Verleihung der Raiffeisen-Ehrennadel in Gold vorgenommen werden. Anwesend waren neben der Führungsspitze und den Mitgliedern von VIP auch der Landesrat für Landwirtschaft Arnold Schuler sowie die Vertreter des Raiffeisenverbandes Südtirol in Person von Verbandsobmann Herbert von Leon und Generaldirektor Paul Gasser. „Sepp Wielander erwies sich als erfahrener und weitsichtiger Kapitän, der die positive Entwicklung der Vinschgauer s23 Verleihung Ehrennadel2Obstwirtschaft maßgeblich mitgeprägt hat“, so VIP-Obmann Thomas Oberhofer und VIP-Direktor Martin Pinzger. „Wenn VIP heute als erfolgreicher Obstverband dasteht, ist dies auch der Verdienst von Josef Wielander, der stets den Zusammenhalt unter den Genossenschaften und unter den Bauern in den Vordergrund stellte“, sagte Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes, in seiner Laudatio.
Josef Wielander wurde am 1. August 1976 mit nur 21 Jahren Geschäftsführer der Obstgenossenschaft MIVO in Latsch. Mit der Gründung des Verbandes der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse VIP 1990 übernahm Wielander parallel die Funktion des Koordinators der Geschäftsführer der VIP-Mitgliedsgenossenschaften. Nach 20 Jahren als MIVO-Geschäftsführer wechselte Josef Wielander am 1. August 1996 als Direktor zur VIP. Im Jahr 2007 beschlossen die VIP-Genossenschaften die Umsetzung des VIP-3-Konzeptes und bündelten ihre Kräfte in einer gemeinsamen Verkaufsstrategie, zentralen Vermarktung und gemeinsamen Abrechnung. Unter Josef Wielander wurde das Image von VIP als einer der führenden Apfelanbieter am nationalen und internationalen Markt gestärkt. Unter seiner Direktion wurde 1996/97 auch der Bau des neuen VIP-Sitzes in Latsch umgesetzt und in den Jahren 2007 und 2019 der VIP-Sitz erweitert.
Neben seinem 43-jährigen Einsatz für Mivo und VIP war Josef Wielander 29 Jahre im Verwaltungsrat der Raiffeisenkasse Latsch und davon 16 Jahre als Obmannstellvertreter tätig. Er war viele Jahre Direktoriumsmitglied im Vermarktungskonsortium FROM, Verwaltungsrat im Südtiroler Apfelkonsortium und vertrat über Jahre die Interessen von VIP in der Assomela und Novamela.
Die Raiffeisen-Ehrennadel in Gold ist die höchste Auszeichnung des Raiffeisenverbandes und wurde bisher erst 31 Genossenschaftern zuteil. „Die Raiffeisenorganisation ehrt mit Josef Wielander eine Persönlichkeit, die sich in ihrem gesamten Berufsleben beispielgebend für die genossenschaftliche Arbeit eingesetzt hat“, so Von Leon.

Dienstag, 14 Dezember 2021 20:04

Nachgedacht Dezember 2021

Val Müstair - Don Mario Pinggera ist ein aufmerksamer und humorvoller Beobachter und
hat diesmal ein etwas anderes „Nachgedacht“ eingereicht. Pinggera sagt: „Einen Preis bei
„Unser Dorf soll schöner werden“ ist damit ebenfalls kaum zu gewinnen.“

von Don Mario Pinggera

Wer derzeit durch das Val Müstair fährt, staunt nicht schlecht: An einem Haus in Richtung Ofenpass ist zu lesen: „Steckt Euch Eure Impfung in den Arsch“. Ein befreundeter Mediziner meinte, das ginge gar nicht. Hier könnten höchstens die A-Backen gemeint sein! Abgesehen von einer bestimmten Geisteshaltung, die ein solches Transparent offenlegt, ist es schade um die Fassade des schönen Hauses. Einen Preis bei „Unser Dorf soll schöner werden“ ist damit ebenfalls kaum zu gewinnen. Kommt man von der anderen Seite gefahren, steht „Impfen ist Mord“ an der Fassade. Derartiges muss absolut nicht kommentiert werden. Vielmehr lässt es so manche Betrachterin und so manchen Betrachter ratlos zurück. Ist das die neue Sprache, an die wir uns gewöhnen müssen? Ist unsere Schamgrenze wirklich derart tief gesunken, dass sprachliche Verrohung das einzige Mittel ist, um sich Andersdenkenden gegenüber auszudrücken? Damit eines klar ist: Ich selbst empfinde Impfungen schon seit Kindesbeinen an als unangenehm. Und ich bin überzeugt, dass mir wohl die Meisten beipflichten. Aber bisweilen kommen wir eben in Situationen, wo wir abwägen müssen. Die Ethik spricht von „Güterabwägung“. Das sind Situationen, wo wir uns zwischen zwei Übeln entscheiden müssen. Konsequenterweise wählt der Mensch das geringere Übel. Eine Impfung ist nie ein Allheilmittel, sie kann es gar nicht sein. Aber sie kann, wie auch jetzt, grösseres Übel verhindern. Beispiele in die eine oder andere Richtung durfte ich beruflich in den letzten Monaten zu Hauf erleben. Und diese Erfahrungen lassen sich auch durch keinerlei Geschwätz wegleugnen.
Diese Tage ist vor einem Geschäft zu lesen: „Ungeimpfte unerwünscht“. Auch diese Sprache ist ebenso ungeeignet wie die Transparente im Val Müstair. Wenn wir nämlich nicht mehr in der Lage sind, vernünftig miteinander umzugehen und andere Meinungen als die eigene nur noch, ohne zu überlegen, degradieren, so ist das der Untergang für jedwede gesellschaftliche Kultur. Wenn wir derartige Sprüche an unsere Häuser hängen, ist niemandem einen Gefallen getan, und schön aussehen tuts erst recht nicht. Eine Kultur (!!!) der offenen und ohne weiteres kontroversen Diskussion ist angesagt und keine Parolenschreierei, die ausgrenzt, beleidigt oder einfach nur dumm ist.

Dienstag, 14 Dezember 2021 08:34

Lukas Bernhart bleibt HGV-Ortsobmann

Kastelbell-Tschars - Kürzlich fand die Jahresversammlung der Ortsgruppe Kastelbell-Tschars des HGV statt. Lukas Bernhart vom Hotel „Sand“ wird auch in Zukunft Obmann bleiben. Die restlichen Mitglieder des Ortsausschusses sind Marion Rinner vom Café „Seeber“ und Rudolf Alber vom „Tscharser Dorfcafè“.
Bernhart dankte vor allem der Gemeindeverwaltung für die gute Zusammenarbeit und dem HGV für die wertvolle Unterstützung während der Pandemiezeit. Rückblickend auf die Sommersaison sagte Bernhart, dass man trotz der ungünstigen Begleitumstände eine zufriedenstellende Saison erleben konnte. Ein großer Wermutstropfen sei der spürbare Mangel an Fachkräften.

Dienstag, 14 Dezember 2021 08:33

„Totaler Stillstand“

Vinschgau/Bozen/Südtirol - Ein Zukunftsbereich stagniert: In den Räumen des Südtiroler Energieverbands SEV sind Vertreter der Südtiroler Biogasbetriebe zu einem Treffen zusammengekommen und sprachen dabei mit SEV-Vertretern über die Positionierung ihrer Branche. Das Fazit: Die Anliegen der Biogasunternehmen werden von Politik und Verwaltung seit Jahren vernachlässigt – obwohl gerade der Bereich Biogas ein wichtiges Element in der Klimapolitik des Landes sein könnte.
„Früher war in Südtirol ein Vorzeigebeispiel für die Biogasproduktion in Italien. Heute ist es für Biogasunternehmen trotz des großen einheimischen Potentials viel interessanter, in einer anderen italienischen Provinz zu investieren“, erklärt SEV-Generaldirektor Rudi Rienzner. Die aktuelle Situation könne man daher nur mit einem „totalen Stillstand“ beschreiben. Selbst im kürzlich vorgelegten Update des „KlimaPlans Energie Südtirol“ werde der Bereich Biogas kaum beachtet. So zöge die Planvorlage zwar die Einspeisung von Biogas in das bestehende Erdgasnetz in Betracht, konkreter werde das Klimapapier aus dem Landhaus allerdings nicht.
Dabei können Biogasanlagen in Südtirol einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Schließlich sind Mist und Gülle wertvolle Rohstoffe. So können Gärreste aus Biogasbetrieben nicht nur zu organischem Dünger weiterverarbeitet werden und im Rahmen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft Kunstdünger im Südtiroler Obst- und Weinanbau ersetzen. Biogasanlagen produzieren auch „grünen“ Strom oder Wärme. Zudem wird aus Biogas Bio-LNG gewonnen – ein CO2-neutrales Flüssiggas mit einer höheren Energiedichte als Dieselkraftstoff, das an Tankstellen abgegeben werden kann. Die Lebensmittelindustrie könnte das bei der LNG-Produktion gewonnene CO2 wiederum bei der Anreicherung von Kohlensäure einsetzen.

Dienstag, 14 Dezember 2021 20:03

Gefragter Berufszweig

Schlanders - Ziel der TFO ist es unter anderem eine praxisnahe Ausbildung, also das erlernte Wissen auf wirkliche Problemstellungen zu übertragen. Mit einer neuen Automatisierungsanlage kommen Schule und Schüler:innen diesem Ziel näher.

von Theodora Kuntner

Derzeit besuchen 55 Schüler*innen die Fachrichtung für Maschinenbau, Mechatronik und Energie der TFO Schlanders. Diese Fachrichtung führt die Inhalte verschiedener Bereiche zusammen. Es werden hier die theoretischen Grundlagen der Mechanik, Elektronik, Informatik und Energietechnik vermittelt. Ziel ist aber die praxisnahe Ausbildung, also das erlernte Wissen auf wirkliche Problemstellungen zu übertragen.
So ist es umso mehr erfreulich, dass seit diesem Schuljahr an unserer Schule die Automatisierungsanlage der Firma ETS in Betrieb ist. Die Anlage simuliert diverse Arbeitsschritte in verschiedenen Bereichen, wie Warenannahme, Verpackung, Befüllung, Sortierung, Qualitätskontrolle und die Lagerung im Hochregallager.
Bevor die Schüler*innen der Anlage selbst arbeiten, eignen sie sich Kenntnisse in der Pneumatik und Elektropneumatik an: Sie lernen die Bauteile kennen (Aktoren, Sensoren und Verarbeitungselemente) und erst dann arbeiten sie mit der speicherprogrammierbaren Steuerung dieser Anlage (SPS). Die SPS löst die verbindungsprogrammierte Steuerung der Elektronik und Elektropneumatik ab. Die Eingabe- und Sensorsignale werden dort verarbeitet und die Aktoren dementsprechend angesteuert. So werden alle mechatronischen Vorgänge, wie beispielsweise das Ausfahren von Zylindern, das Schalten von Stellmotoren oder das Ein- und Ausschalten der Servomotoren geregelt.
„Wenn unsere Schüler*innen das komplexe System dieser Anlagen verstehen und programmieren können, besitzen sie alle Grundlagen für einen abwechslungsreichen und sehr gefragten Berufszweig. Heutzutage ist die Automatisierung in fast allen Fertigungsprozessen weltweit unumgänglich. Daher kann dieses Knowhow als optimaler Einstieg in die Programmierung genutzt werden und damit vielen Arbeitgebern von Nutzen sein.“, so die Fachlehrerin für das Fach „Systeme und Automation“, Martina Trenkwalder.

Dienstag, 14 Dezember 2021 08:31

Michael Nigg bleibt hgv-Ortsobmann von Prad

Kürzlich fand die Jahresversammlung der Ortsgruppe Prad des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) statt. Dabei stand auch die Wahl des neuen Ortsausschusses auf dem Programm. Michael Nigg vom Gasthof „Stern“ wurde als Ortsobmann bestätigt. Zugleich wurde auch der Ortsausschuss neu gewählt. Diesem gehören nun Alfred Karner vom Hotel „Zentral“, Fabian Rungg von der Pension „Astoria“, Karl Unterberger von der Pizzeria „Sandheim“ und Karin Wunderer vom Camping „Sägemühle“ an.

Dienstag, 14 Dezember 2021 19:00

„...lei oamol di Hänt richti offtean“

Der 27-jährige Martin Pfeifer aus Stilfs lebt täglich mit schmerzenden Wunden. Eigentlich scheut er die Öffentlichkeit. Dem Vinschgerwind erzählt er seine Geschichte nur, weil es ihm wichtig ist, auf das Schicksal der Betroffenen generell aufmerksam zu machen und auch auf den ehrenamtlichen Verein Debra, der Spenden sammelt, um das Leben der Schmetterlingskinder unterstützend zu erleichtern.

von Magdalena Dietl Sapelza

Das „Klosen“ ist für Martin seit jeher ein besonderes Ereignis. Auch heuer hat er all seine Energie gebündelt und ist als „Esel“ mitgezogen. Es war für ihn ein Kraftakt. Martins Leben ist geprägt von schmerzenden Wunden und zeitraubender Pflege. Denn sein Körper, bis jetzt ausgenommen Gesicht und Arme, ist übersät von Blasen und nässenden Wunden, die seine Mutter Zita täglich drei bis vier Stunden lang sorgsam pflegt und verbindet. Anschließend sei Martin jedes Mal fix und fertig und müsse sich hinlegen, sagt sie.
Dass mit der Haut des kleinen Martin etwas nicht stimmt, wurde bald nach der Geburt bemerkt. In der Universitätsklinik Innsbruck waren die Eltern dann mit der Diagnose Epidermolysis bullosa dystrophica (EBD) konfrontiert. Es handelt sich um eine sehr seltene Hautkrankheit, von der sie noch nie etwas gehört hatten. Bei der geringsten Belastung der Haut entstehen Blasen, die zu offenen Wunden und Narben führen. Innerlich sind die Schleimhäute beeinträchtigt. Verunsichert kehrte Zita mit ihrem Baby heim und versorgte die ersten Blasen. Zufällig fand sie eine Wiener Anzeige mit der Kontaktsuche zum selben Krankheitsbild. Das führte sie zu anderen Betroffenen. Sie traf den Dermatologen Prof. Helmut Hintner, der die Krankheit und deren unterschiedliche Formen kennt. Hintner war mit einigen betroffenen Familien federführend bei der Gründung von Debra Austria und beim Aufbau des EB-Hauses in Salzburg, wo Schmetterlingskinder Spezialbehandlungen bekommen und wo zur bislang noch unheilbaren Krankheit geforscht wird. „Es scheint eine milde Form zu sein“, aus diesen Worten Hintners schöpfte Zita damals Hoffnung. Martin wuchs als fröhliches Kind auf. Er besuchte den Kindergarten und die Grundschule in Stilfs. Blasen, Schluckbeschwerden, Verdauungsprobleme, Wunden und das ständige Verbinden gehörten zu seinem Alltag. Martin bewegte sich vorsichtig, um nicht hinzufallen oder irgendwo anzustoßen.
Je älter Martin wurde, umso mehr litt er unter den Auswirkungen der Krankheit, die sich schleichend verschlechterte. Kräfteraubend war für ihn die Mittelschul- und die Oberschulzeit. „I hon probiert unt probiert. Nor hon is in Maturajohr oanfoch nimmr drpockt“, sagt er. Dabei kämpfte er, wollte es schaffen. Denn er liebte die Geselligkeit in der Schulgemeinschaft, wo er sich auch angenommen fühlte. Schmerzlich bewusst wurde ihm, dass er nicht wie seine Freunde die Kraft haben würde, in der Arbeitswelt zu bestehen. Auch seine Eltern mussten lernen, sich damit abzufinden. Gerne wäre Martin Schlosser geworden. Auch künstlerisch ist er sehr begabt, wie einige von ihm gemalte Bilder zeigen. Aufwändig und kostspielig war anfangs die Beschaffung des speziellen Verbandsmaterials. „Wenn`s di Kronkenkasse nit übernummen hat, miaßatn miar bettlan geahn“, meint Zita. Wertvolle Hilfe erfuhr Martin im EB-Haus und von der Selbsthilfegruppe Debra, die beispielsweise Behandlungen zahlt, die vom Sanitätsbetrieb nicht übernommen werden. Seit 2004 gibt es den ehrenamtlichen Verein Debra auch in Südtirol. Weltweit haben sich Familien mit Schmetterlingskindern zur großen Debra-Familie zusammengefunden. Zentrale Anlaufstelle ist das EB-Haus ins Salzburg. Martin musste dort schon viele Male behandelt werden. Seine Speiseröhre musste operativ erweitert werden, und seine Hautverwachsungen an den Fingern wurden gelöst. Von einem dauerhaften Erfolg konnte er jedoch nur träumen. Bei den Behandlungen ist kein Ende in Sicht und mit seinen vernarbten Fingern kann er mittlerweile nur noch die Tastatur seines Computers bewegen. Dieser ist zu seinem wichtigsten Zeitvertreib geworden. „I mecht lei amol di Hänt richti offtean unt eppas auflupfn kennen“, betont er. Äußerst schmerzhaft und kompliziert sind auch die Zahnbehandlungen. Martin braucht regelmäßig ärztliche Hilfe. Einfühlsam begleitet ihn nicht nur das Team in Salzburg, sondern auch der Hausarzt Georg Hofer und die Dermatologin im Krankenhaus Bozen Nadia Bonometti mit ihrem Team.
Das Essen und Schlucken ist für Martin seit jeher ein zeitaufwändiger Kraftakt. Zita kocht ihm Gerichte, die er leicht schlucken kann und die er mag. Seine Familie versucht alles, um ihm das Leben zu erleichtern. Auf seinen Wunsch hin kauften sie ihm vor einiger Zeit ein vierrädriges Motorrad. Seine Freude war riesig. Doch leider musste er das Fahren aufgeben. Das Sitzen und die Vibrationen waren zu schmerzhaft.
Genießen konnte er kürzlich einen Hubschrauberflug auf weichen Unterlagen, den ihm das Team der Bergrettung Sulden ermöglicht hatte.
Wie gerne möchte Martin seinen Schmerzen und seiner Kraftlosigkeit entfliehen und mit seinen Freunden etwas unternehmen. Er hätte nur einen Wunsch: „I mechat lei amol zmorgaz aufstean kennan, ohne Weah duschn, ounlegn unt ohne Verbond oanfoch frei sein.“

Dienstag, 14 Dezember 2021 08:29

Neujahrskonzert

Kulturhaus Karl Schönherr - Schlanders

Neujahrskonzert 2022:
Orchestra Regionale
Filarmonia Veneta
Am Sonntag, 02. Jänner 2022 um 19 Uhr

Karten sind an der Abendkasse ab 18.00 Uhr erhältlich. Vormerkungen:
Telefon 0473 737777 oder Kulturhaus@schlanders.it

Unterstützt vom Amt für deutsche Kultur, der Marktgemeinde Schlanders, der Raiffeisenkasse Schlanders und der Stiftung Sparkasse.

Wieder wird das Neue Jahr im Kulturhaus Karl Schönherr von Schlanders mit einem glanzvollen Konzert eröffnet. Unter der Leitung des bewährten Dirigenten Marco Titotto spielen 45 Musiker und Musikerinnen Werke von Mozart, Puccini, Bizet, Lehar, Morricone, Rossini und Strauß. Die Sopranistin Chiara Milini und der Tenor Cristian Ricci singen dazu Melodien und Arien aus bekannten Opern und Operetten. Natürlich darf auch bei diesem Konzert der Radetzky-Marsch nicht fehlen!
Freuen Sie sich auf das Orchestra Regionale Filarmonia Veneta, das überall, wo es auftritt von der Presse gelobt und vom Publikum gefeiert wird.

Dienstag, 14 Dezember 2021 08:28

„Alle Tiere sind gleich …..“

Aus dem Gerichtssaal - Dieses Gebot aus George Orwells „Farm der Tiere“ kam mir im Zusammenhang mit den Turbulenzen in den Sinn, zu denen es in der Gemeinde Naturns im Umgang mit dem umstrittenen Ausbau des Hotels „Lindenhof“ und der leidigen „Causa Saumairhof“ gekommen ist. Zum Verständnis: Der englische Schriftsteller Orwell schrieb in der Form einer Tierfabel eine knallharte Satire gegen die Russische Revolution und den Stalinismus. Die unzufriedenen Tiere auf einer Farm in England führen erfolgreich eine Revolution durch, vertreiben ihren Herrn und übernehmen den Hof. Eines der sieben Gebote, die sie gemeinsam formulieren, lautet: Alle Tiere sind gleich. Nach und nach übernehmen die Schweine die Macht. Am Schluss herrschen auf der Farm wieder die gleichen Zustände wie vor dem Aufstand. Der hehre Satz von der Gleichheit aller Tiere wird durch den Zusatz verdreht:, „aber manche sind gleicher“. Zum weiteren Verständnis: Vor zwei Jahren wurde das Hotel „Lindenhof“ in Naturns umgebaut und erweitert. Beim Trakt in Richtung Gemeindestraße und Kriegerdenkmal hatten der Bauherr und der Projektant den Bauleitplan wohl etwas gar zu „schöpferisch“ ausgelegt. Denn bei genauem Hinsehen stellte der Gemeindetechniker fest, dass beim bereits fertiggestellten Rohbau unter anderem die Abstände zur Straße nicht eingehalten worden waren. Daraufhin musste der Bürgermeister wohl oder übel nicht nur den Bau einstellen, sondern auch den Abbruch verfügen. Aber wo ein Wille, da ein Weg! Flugs wurde der Durchführungsplan so abgeändert und zurechtgeschneidert, dass er zum umgebauten Lindenhof passte. Nun ist jeder ein Schelm, der sich dabei etwas denkt. Zwar gibt es im Strafgesetzbuch den Tatbestand der Wahrnehmung von Privatinteressen in Amtshandlungen, aber der Staatsanwalt sah anscheinend keinen Grund zum Einschreiten und stellte das eingeleitete Verfahren ein.   
Nicht so glimpflich wie dem „Lindenwirt“ erging es dem Besitzer des Saumairhofes. Der hatte vor Jahren die Hofstelle verlegt und war der in der Baugenehmigung enthaltenen Auflage zum Abbruch des alten Wohnhauses nicht nachgekommen. Die Erteilung der Benützungsgenehmigung für das neue Wohnhaus war aber an diese Bedingung geknüpft. Weil er darin ohne Genehmigung wohnte, wurde er von der Gemeinde mit einem Bußgeld belegt. Mittlerweile macht die Verwaltungsstrafe stolze 185.000 Euro aus! Nun sind die beiden Fälle nicht gleich gelagert, aber wenn die Gemeinde Naturns bei der Behandlung des Falles „Saumairhof“ ähnlich „phantasievoll“ vorgegangen wäre wie beim Lindenhof, dann wäre das dem dörflichen Zusammenleben förderlicher und nicht „manche Tiere gleicher“!
Peter Tappeiner
Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it



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