Schlanders/Innsbruck - Gibt es in Südtirol eine Gemeinde, die im Besitz eines Klosters ist? Der Schlanderser BM Dieter Pinggera kann die Frage nicht beantworten, aber er weiß, dass Schlanders demnächst im Besitz einer Klosteranlage, einer Klosterkirche und eines Grundstücks von 9.000 m² rund um das Kapuzinerkloster mitten im Dorfzentrum kommen könnte. 2,4 Millionen kostet die ganze Anlage. Es ist eine einmalige Gelegenheit für die Gemeinde. Und die Gemeinde will sie nützen.
von Heinrich Zoderer
Am 27. Mai 2018 ging die langjährige Geschichte der Kapuziner in Schlanders zu Ende. Fast 400 Jahre gehörten die Kapuziner zu Schlanders. 1644 wurde der Grundstein der Klosteranlage im Zentrum von Schlanders gelegt, nach 374 Jahren verließen die letzten beiden Kapuziner, Br. Albert Piok und Br. Maximilian Frank das Kloster. Der Orden, der als Reformbewegung innerhalb der franziskanischen Orden entstanden ist und sich in der Nachfolge des Hl. Franziskus sieht, hat sich in seinen Anfängen für die Pestkranken eingesetzt. Als franziskanischer Bettelorden kümmern sich die Kapuziner insbesondere um Arme, Schwache und Kranke. Obwohl die Hinwendung zur Natur, der Rückzug in Gebet und Stille und der Einsatz für die Schwachen als moderne Lebenseinstellungen gelten, hat der Orden Nachwuchsprobleme. Weltweit gibt es rund 10.500 Ordensmitglieder. Südtirol gehört zur Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol mit 90 Mitgliedern, die in 16 Klostergemeinschaften zusammenleben. Die Provinzleitung hat ihren Sitz im Kloster Innsbruck. Derzeitiger Provinzialminister (Ordensoberer) ist Bruder Erich Geir. Nachdem die Kapuziner von Mals wegzogen, wusste man auch in Schlanders, dass das Ende auch dort bald kommen würde. Unklar war nur, wann es so weit sein und wer das Kloster übernehmen würde. Zur Überraschung vieler in Schlanders übernahmen Mönche aus dem fernen Indien das Kloster. Pater Mathew Kozhuppakalam und zwei seiner Mitbrüder zogen in das Kloster ein. Es sind Missionare des Heiligen Franz von Sales. Bei der Klosterübergabe waren nicht nur zahlreiche Kapuziner aus allen sechs Klöstern Südtirols anwesend, sondern auch Bischof Ivo Musner und Bruder Erich Geir aus Innsbruck. Pater Abraham Vettuvelil aus Indien, der Generalminister der Missionare des Heiligen Franz von Sales, reiste aus Rom zur Feier an. Am 25. August 2019 erhielt Pater Mathew, wie er in Schlanders genannt wird, vom Bischof den Kirchenschlüssel und wurde in sein Amt als Pfarradministrator und Dekan von Schlanders eingeführt. Am 1. September übernahm P. Mathew das Dekanat und einer seiner Mitbrüder wurde Pfarrer von Laas. Die Leitung der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol überließ das Kloster an die Salesianer in unentgeltlicher Nutzungsleihe, d.h. dass dafür keine Miete bezahlt wird. Der Klosteranger, eine Obstwiese, wurde bereits vor Jahren an den Schlanderser Biobauer Patrick Gamper verpachtet. Der größte Teil der Klosterwiese besteht aus der Obstwiese, außerdem gibt es noch einen kleinen Friedhof, die ehemalige Wetterstation und eine alte Kapelle mit Mosaiken, die heute als Abstellraum dient. Früher gab es noch einen schönen Klostergarten, den Bruder Serafin betreute. Schlanderser Bürger konnten dort gegen ein kleines Entgelt Salat, Gemüse, Kräuter oder Blumen holen. Als 1993 in Schlanders die erste Fußgängerzone im Vinschgau eingeführt wurde, beabsichtigte die damalige Gemeindeverwaltung im Kapuzineranger eine Tiefgarage zu bauen, ebenso wie beim Plawennplatz. Beide Projekte wurden nicht realisiert.
Das Provinzialat der Kapuziner Österreich-Südtirol will
verkaufen
BM Dieter Pinggera erläutert, dass er seit Jahren die Entwicklungen rund um das Kapuzinerkloster verfolgt und sowohl mit Pater Mathew als auch mit dem Provinzial der Kapuziner, Erich Geir aus Innsbruck und mit Franz Zitturi vom Kapuzinerkloster in Brixen, der Ansprechperson für die Verwaltung des Südtiroler Teils der Provinz Österreich-Südtirol ist, im Kontakt steht. Konkret wurde ein möglicher Ankauf als in diesem Jahr die Kapuziner der Gemeinde ein Kaufangebot mit einer Kostenschätzung vorlegten. Die Leitung der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol will die gesamte Klosteranlage mit den Wohnräumen, der Kirche und der Wiese verkaufen. Die Erhaltung der Klosteranlage kostet Geld, die Kapuziner benötigen andererseits das Geld, um den Unterhalt und die Pflege der Mitbrüder zu finanzieren und außerdem gibt es immer weniger Mönche. Bevor an die Gemeinde Schlanders das Kaufangebot gemacht wurde, wurde beim Diözesaninstitut für den Unterhalt des Klerus (DIUK) angefragt. Von dieser Seite gab es aber kein Kaufinteresse. Auch beim Generalminister der Missionare des Heiligen Franz von Sales in Rom wurde angefragt. Sehr wahrscheinlich gibt es auch von dieser Seite kein großes Interesse zum Ankauf der Klostergebäude mit der Kirche, bzw. der gesamten Anlage. P. Mathew ist bereits über 70 Jahre alt. Er fühlt sich nach eigenen Angaben in Schlanders und im Vinschgau sehr wohl und würde aus dem Kloster gerne ein spirituelles Zentrum für interessierte Menschen machen und spezielle Kurse dazu anbieten. Das Kloster sollte zu einem Rückzugsort, einem Ort der Stille und der Meditation werden. Doch wie es mit den Salesianern im Vinschgau weiter geht, ob neue Ordensbrüder nachkommen, das wird in Rom entschieden. BM Pinggera hat gleich nachdem er das schriftliche Kaufangebot der Kapuziner erhalten hat, den Gemeinderat zu einer Klausursitzung eingeladen. Die gesamte Klosteranlage mit den Gebäuden und der Klosterwiese kostet nach dem vorliegenden Kaufangebot rund 2,4 Millionen Euro. Im Einzelnen sind dies 1,6 Mill. für die 9.000 m² große Klosterwiese mit den Obstbäumen und einem Garten. Die Klostergebäude werden auf 800.000 Euro geschätzt und die Kapuzinerkirche auf 45.000 Euro. Der Gemeinderat hat BM Pinggera bei der Klausursitzung beauftragt, die Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel die gesamte Anlage zu kaufen. Pinggera betont, dass alles im Einvernehmen mit den Kapuzinern, den Salesianern, der Diözesankirche und dem derzeitigen Pächter der Obstwiese abgewickelt wird. Sie alle spielen beim Kauf eine Rolle, genauso wie auch der Vatikan, der den Kapuzinern ein positives Gutachten für den Verkauf ausstellen muss. Die Gemeinde will, dass die Salesianer lange in Schlanders bleiben, auch weiterhin im Kloster wohnen und ihre Tätigkeit in der Seelsorge und in der Erneuerung des Glaubens ausüben können. Dieses Konzept der Gemeindeverwaltung wurde vom gesamten Gemeinderat bei der Klausursitzung begrüßt und von allen Gruppierungen auch unterstützt.
Eine öffentlich zugängliche Oase der Ruhe und der Begegnung mit Gärten und Obstbäumen
Was mit der Klosteranlage und der Klosterwiese alles gemacht werden soll, darüber will der Bürgermeister nicht reden. Bis zum Ankauf sind noch viele Fragen zu klären und mehrere Hürden zu nehmen. Auf jeden Fall soll die Klosterwiese öffentlich zugänglich werden und eine sanfte Umgestaltung erfahren, damit sie für alle Generationen und alle Bevölkerungsgruppen als Ruheraum und Ort der Erholung genutzt werden kann. Für die Gemeindeverwaltung ist es eine einmalige Gelegenheit und der Bürgermeister ist stolz, wenn diese Operation gelingt. Es ist eines der wichtigsten Vorhaben seiner Amtszeit, meint er. Dabei hat die Gemeindeverwaltung bereits für über 2 Millionen 3 ha der ehemaligen Drususkaserne angekauft, genauso wie das Areal der sogenannten „Lahn“ mit mehreren leer stehenden Gebäuden in unmittelbarer Nähe des Kindergartens und der Grundschule von Kortsch. Durch einen Grundtausch will die Gemeinde rund 1 ha in „Priel“ erwerben und diesen Bereich am Dorfrand zu einer Naherholungszone umgestalten. Die Klosterwiese ist die größte Freifläche im Ortszentrum. Das Kloster steht unter Denkmalschutz und die Klosterwiese ist als Zone für öffentliche Einrichtungen im Bauleitplan eingetragen. Damit sind bestimmte Spekulationen von vorne herein ausgeschlossen. Es kann, dem Geist des Klosters entsprechend, zu einer Ruheoase, einer Begegnungsstätte, einem Lustgarten für die Sinne werden, ein Ort um die Seele baumeln zu lassen. Der Vinschgau, der als Apfelgarten vermarktet wird, aber fast keine hochstämmigen Bäume hat, könnte hier eine Obstanlage mit alten Apfel- und Birnensorten anlegen und damit die Geschichte des Obstbaus präsentieren. Es wäre genügend Platz für Spielplätze für Kinder, Schrebergärten für Familien ohne eigene Gärten, Sitzbänke und Rückzugsorte für Senioren, ein Kräuter- und Blumengarten, wie es sie in Klöstern gibt. Sehr vieles ist denkbar und vorstellbar. Sogar einen kleinen Teich könnte man anlegen. Schlanders hat die einmalige Gelegenheit, Besitzer einer jahrhundertealten Klosteranlage zu werden. Im Internet findet man Kloster in der Nähe von Rom und Florenz, die zum Verkauf anstehen. Auch in Deutschland werden mehrere Klöster und andere öffentliche Einrichtungen verkauft. Oft sind es Chinesen, Araber und Amerikaner, die in ganz Europa solche Objekte kaufen bzw. mieten. Schlanders wird nicht die einzige Institution bleiben, die eine Klosteranlage besitzt.
Titelbild: Seit fast 400 Jahren gibt es das Kapuzinerkloster in Schlanders. 2018 zogen Pater Mathew Kozhuppakalam und zwei seiner Mitbrüder in das Kloster ein. Es sind Missionare des Heiligen Franz von Sales. Seit 1. September 2019 ist Pater Mathew auch Dekan von Schlanders. Der Kapuzinerorden will nun die gesamte Klosteranlage verkaufen.
Partschins/Algund/Naturns - Eine Umfahrung von Rabland ist seit mehr als 40 Jahren in Diskussion. Bisher sind alle Versuche und alle Bemühungen gescheitert. Die Gründe für dieses Scheitern waren vielfältig: zu teuer, zu viel Kulturgrund würde verschwinden, Grundwasserprobleme, Infrastrukturprobleme. Zuletzt scheiterte eine Untertunnelung unterhalb von Rabland auch am Widerstand von Anrainern. Seit einiger Zeit wird größer gedacht: Eine große Umfahrung für Forst, Töll und Rabland.
von Erwin Bernhart
Die Zeichen im unteren Vinschgau stehen gut: nach vielen Sitzungen, Gesprächen und Diskussionen in den Gemeinden Algund, Marling, Partschins und Naturns ist die Studie Nummero 13 vom Ingenieurbüro Planpunkt von Günther Rauch so weit gediehen, dass die politisch Verantwortlichen in allen drei Gemeinden grundlegenden Konsens, sogar eine noch nie da gewesene Einigung gefunden haben. Auch der Landesrat für Verkehr Daniel Alfreider findet durchaus Gefallen an der Studie und kann sich vor allem mit der Idee anfreunden, dass die Umfahrung in drei Baulose aufgeteilt werden könne. Dem Landesrat wurde die Studie vor drei Wochen vorgestellt und erläutert. „Wir haben eine Trasse gefunden, die für alle gut geht“, sagt der für die Umfahrung zuständige Partschinser Gemeindereferent Hartmann Nischler. Nischler hat wegen der Umfahrung in Rabland unzählige politische Schlachten hinter sich und zieht daraus das Resümee, dass eine Gemeinde allein zu schwach sei, um eine notwendige Umfahrung im Untervinschgau voranbringen zu können. Weil die Umfahrung am und im Hangfuß des Nörderberg mit Algund, Marling, Partschins und Naturns gleich vier Gemeinden tangiert, stehen neben den BM von Algund, Marling, Partschins und Naturns vor allem auch die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt mit Präsident Luis Kröll an der Spitze voll und ganz hinter der Studie und hinter dem Projekt. Es sei von großer Wichtigkeit, wenn die politische Unterstützung da sei, sagt Nischler. Die Bezirksgemeinschaft Vinschgau hat ihre politische Unterstützung vor längerer Zeit zugesagt. Der neue Bezirkspräsident Dieter Pinggera sagt, dass man vollstes Verständnis für die verkehrsgeplagten Anrainer habe und dass eine Steigerung der Lebensqualität selbstverständlich befürwortet werden.
Eine Umfahrung bedeutet für die Anrainer an der Töll und in Rabland ein Gewinn an Lebensqualität, den motorisierten Verkehrsteilnehmern eine Vermeidung von Staus und für die Umwelt eine Vermeidung von staubedingten Abgasen.
Mit in der Studie veranschlagten reinen Baukosten von rund 160 Millionen Euro ist eine Umfahrung von 7 Kilometern Länge mit drei Tunnels vorgesehen: ein 760 Meter langer Tunnel bei der Forst, ein 2,6 km langer Tunnel zwischen Forst und Töll und ein 1,1 km langer Tunnel bei Rabland. Dass nun eine Ausfahrt für die Gemeinde Partschins in der Nähe der Industriezone bei der Töll miteingeplant ist, freut die Partschinser. Denn die musste erst verhandelt werden. „Damit bleibt die Gemeinde Partschins auch in Sachen Abzweigung sichtbar, was auch für den Tourismus von Bedeutung ist. Auch für An- und Abfahrten aus dem Gewerbegebiet ist das optimal“, sagt Hartmann Nischler. In der Verkehrskommission von Partschins wird, so Nischler, die Studie in diesen Tagen vorgestellt.
Verzögerungen hat es auch deshalb gegeben, weil die Brauerei Forst eine eigene Ausfahrt ins Auge gefasst hatte. Derzeit ist eine solche nicht vorgesehen, kann aber trotzdem miteingeplant werden.
Nun sollen die Studie, die möglichen Kosten, die Aufteilung in Baulose, die Strukturen für Ein- und Ausfahrten und eine mögliche Zeitleiste Landeshauptmann Arno Kompatscher, dem Verkehrslandesrat Alfreider und den zuständigen Amtsdirektoren vorgestellt werden. Nach der Untertunnelung von Teilen von Meran in Richtung Passeier dürfte die Umfahrung Forst-Töll-Rabland das größte Infrastrukturprojekt im Burggrafenamt und im Vinschgau werden.
Obervinschgau/Bozen - Monitoring Obervinschgau“ ist das dauernde Beobachten, wie sich der Eintrag von Spritzmitteln vor allem in den viehhaltenden Biolandbau entwickelt. Es gibt einen jährlichen Austausch zwischen Biobauern, den Apfelbauern, dem Beratungsring, dem Bauernbund, der Laimburg und anderen und dem Landesrat Arnold Schuler. Es gibt seit einigen Jahren eine Vereinbarung zwischen Biogrünlandbauern und Obstbauern, wie die Abdrift von Spritzmitteln, wie der Einsatz von Spritzmitteltechnik, wie Messproben von Futter und wie die Kommunikation stattfinden soll. Diese Vereinbarung gilt für das ganze Land. Die Vereinbarung gilt für jeweils ein Jahr und muss deshalb jährlich, wenn nötig angepasst, verlängert werden. Um Anpassungen in dieser Vereinbarung aufgrund der jährlich gesammelten Erfahrungen vornehmen zu können, treffen sich die Akteure einmal im Jahr. Kürzlich hat dieser informelle Austausch wieder stattgefunden - online und nicht öffentlich.
Der Vinschgerwind hat beim Laatscher Biobauer Günther Wallnöfer und beim Obmann der VIP Thomas Oberhofer nachgefragt, wie denn dieses Treffen verlaufen ist und welche Maßnahmen gut und welche weniger gut laufen.
Günther Wallnöfer sagt, dass die Vereinbarung Dank Landesrat Arnold Schuler zustande gekommen sei und dass es Ziel sei, den Biobauern ein bestimmtes Maß an Sicherheit geben zu können. Denn die Biobauern haben den Nachweis zu erbringen, dass ihr Futter unbedenklich sei und biologischen Richtlinien entspreche. Gerade im Obervinschgau gibt es die Mischkulturen, sprich biologisch bewirtschaftetes Grünland neben Obstanlagen. Deshalb werden nach jedem Schnitt von der Laimburg zwischen Prad und Mals Proben gezogen und auf Pestizidrückstände untersucht. Wichtig dabei sei, dass Spritzungen vor den Schnitten ausgesetzt werden. Oder, wie es Wallnöfer sagt, dass biologische Mittel eingesetzt würden. Die Technik im Obstbau, sprich der Einsatz von entsprechenden Düsen, funktioniere gut, sagt Wallnöfer. Wallnöfer wünscht sich, dass diese Vereinbarung auch auf öffentliche Flächen ausgedehnt werden soll.
Thomas Oberhofer sagt, dass seit 4 Jahren Messungen im Biogrünland gemacht werden. Durch die neue Sprühtechnik und vor allem auch, dass die Spritzungen bei guten Windverhältnissen also zu großen Teilen bei Windstille in der Nacht vorgenommen würden, gebe es wesentlich weniger Probleme.
Verbesserungswürdig ist für Oberhofer noch die Kommunikation: Die Biobauern sollen den integriert wirtschaftenden Apfelbauern früher mitteilen, wann sie zu mähen gedenken. (eb)
Trainieren unter den Fittichen einer Olympiateilnehmerin ist etwas ganz Besonderes und im Vinschgau eine echte Seltenheit. Doch genau diese Möglichkeit haben die Kunstturnerinnen des ASV Latsch. Die Nachwuchsathletinnen werden dort von Carla Wieser, Südtirols einziger Olympiateilnehmerin im Kunstturnen, geschult. Mittlerweile blickt Wieser auf eine knapp 33-jährige Sektionsgeschichte mit zahlreichen Erfolgen zurück.
Von Sarah Mitterer
Montreal 1976: Carla Wieser schreibt Südtiroler Sportgeschichte. Mit gerade einmal 15 Jahren erfüllt sich die gebürtige Meranerin den Traum eines jeden Sportlers, nimmt an den Olympischen Spielen teil und erhält damit die Chance sich mit den besten Kunstturnerinnen der Welt zu messen. Sie ist damit Südtirols erste und bis heute auch einzige Turnerin, der dies gelang. Wieser belegt mit der italienischen Nationalmannschaft im Mannschaftsbewerb den hervorragenden 12. Platz. Wenige Jahre später beendet sie ihre aktive Karriere, doch dem Turnsport blieb sie bis heute treu. Im Jahre 1988 gründete sie in Latsch mit Unterstützung des damaligen Vereinspräsidenten Franz Rinner die Sektion Kunstturnen und trainiert mittlerweile seit knapp 33 Jahren Mädchen im Alter von 5 bis 14 Jahren aus dem ganzen Vinschgau. Von Beginn an stand für Wieser nicht die Höchstleistung im Vordergrund, sondern die Entwicklung der motorischen Eigenschaften sowie die Freude an der Bewegung. Beim Turnen werden viele Eigenschaften wie Ehrgeiz, Konzentration sowie Disziplin aber auch Körperbeherrschung geschult. „Turnen ist ein optimales Training, denn es ist die perfekte Basis für jeden anderen Sport“, erklärt sie.
Zwei Mal in der Woche – mittwochs und freitags – wird gemeinsam trainiert.
Neben dem Kinderturnen bietet Wieser auch die Möglichkeit an, Kunstturnen als Leistungssport auszuüben. Die Athletinnen der Leistungsgruppe trainieren drei Mal in der Woche und nehmen an verschiedenen Wettbewerben auf Landesebene teil. In den vergangenen 33 Jahren feierte Wieser mit ihren Schützlingen nicht nur auf Landesebene, sondern auch auf nationaler Ebene zahlreiche Erfolge. Dies beweist die lange Liste der Vinschger Teilnehmerinnen an Italienmeisterschaften (23 Turnerinnen). „Eine meiner erfolgsreichsten Athletinnen war Silke Fleischmann, die in den Jahren 1992/93 bei den Italienmeisterschaften zwei Top 8 Ergebnisse erzielte“, erzählt die 60-Jährige, die voller Stolz auf ihre Karriere als Sportlerin sowie als Trainerin zurückblickt und beim Erzählen ihrer Geschichten über das ganze Gesicht strahlt.
Ans Aufhören mit dem Turnsport denkt Wieser nach all den Jahren noch lange nicht. Dafür liebt und lebt sie diese Sportart zu sehr.
Mehrere Vinschger Architekten und Architektinnen haben dem Vinschgerwind die
folgenden Überlegungen und Gedanken zugesandt. Weil es sich um eine wichtige kulturelle Diskussion handelt, drucken wir diese vollständig ab.
Der Ensembleschutz des Landesraumordnungsgesetzes ist neben dem Denkmalschutz und dem Landschaftsschutz ein sehr wichtiges Werkzeug, um in unserer schnelllebigen und dem Wandel unterworfenen Zeit das bauliche Erbe unserer Vorfahren und unsere kulturelle Identität zu wahren. Der Ensembleschutz wurde in die Hände der Gemeinden gelegt, welche dieses politische Instrument mit größter Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein anwenden sollten, um den Charakter von Straßen, Plätzen und Ortsbilder zu wahren. Ziel ist es, den individuellen Charakter eines Dorfes zu wahren und der Gefahr von Vereinheitlichung und dem Identitätsverlust entgegenzuwirken.
Im Gegensatz zum Denkmalschutz, ist der Ensembleschutz kein starres und statisches Instrument. Er verbietet keine Anbauten, Erweiterungen oder Teilabrisse. Es dürfen sogar gesamte Gebäude entkernt und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Er erlaubt somit eine Anpassung bestehender Gebäude an die heutige Zeit und eine inhaltliche Weiterentwicklung. Dorfzentren sollen nicht nur Fassade sein, sondern leben und blühen.
Wie kann der Ensembleschutz also umgesetzt werden? Die Schwierigkeit liegt ja genau darin, zu definieren was erhaltenswert ist, welche baulichen und natürlichen Elemente es zu schützen gilt. Wer diese Entscheidung trifft trägt also eine große Bürde und ein hohes Maß an Verantwortung.
Der Fall Hallerhof
Im Falle des Hallerhofes ist man in der glücklichen Situation, dass sich dieses wunderschöne Gebäude im Besitz der Gemeinde befindet. Man muss es nicht gegen Immobilienspekulationen verteidigen und nicht einem privaten Investor gerecht werden. Man hat also die allerbesten Voraussetzungen, das wunderbare Ensemble des Hallerhofes mit dem angebauten und unter Denkmalschutz gestellten Oberhof zu schützen und mit neuem Leben zu füllen.
Kann eine Kopie dem Original gerecht werden?
Der Vorschlag der Gemeinde Latsch ist der Abbruch und Wiederaufbau des Hallerhofes, um geförderten Wohnraum zu schaffen. Die fehlende Mindesthöhe der Räume und die technischen Schwierigkeiten einer Sanierung führten zu diesem Entschluss. Ob eine Kopie dem Original gerecht werden und somit den Ensembleschutz gewährleisten kann, das sei dahingestellt. Venedig ist in keiner Weise mit seiner Imitation in Las Vegas vergleichbar und wenn die Chinesen einfach mal ganz Hallstatt in Tirol nachbauen, ruft dies in unserer Bevölkerung Unverständnis und Schmunzeln hervor. Diese Beispiele sind zwar weit hergeholt, bringen die Situation aber überspitzt auf den Punkt.
Interpretationsspielraum Ensembleschutz
Wenn es eine Gemeinde schon nicht vermag, die sich in ihrem Besitz befindlichen baulichen Schätze zu schützen, wie soll es je möglich sein, diese vor privaten Interessen und Spekulationen zu bewahren? Es gibt in Südtirol leider sehr viele Beispiele, wo der Ensembleschutz nicht das Papier wert ist, auf dem er niedergeschrieben wurde.
Zur Erinnerung das sogenannte Marzadrohaus in Schlanders, welches im Dezember 2012 unter Ensembleschutz gestellt worden war und nach nur wenigen Monaten wieder freigestellt wurde, was die Schaffung einer ganz neuen Zone mit sich brachte, einzigartig in ihrer Dichte und Höhe. Der Ensembleschutz kann also nicht nur bis zu seiner Bedeutungslosigkeit ausgehöhlt werden, sondern auch ganz einfach ausgenommen werden, bis jede Erinnerung an den vorher bestandenen Bebauungen gelöscht wird und einzelne bauliche Übrigbleibsel skurril in einer neuen Umgebung stehen.
Sanieren zahlt sich aus
Sanieren alter Gemäuer erscheint auf den ersten Augenblick kostenintensiver, zahlt sich aber aus. Beispiele dazu gibt es zur Genüge.
Man möchte es heute z.B. kaum für möglich halten, aber die berühmten Sassi di Matera, die seit 1993 zum UNESCO-Welterbe zählen, standen kurz davor abgerissen zu werden. Die als „Schande der Nation“ bezeichneten Höhlenbauten, in denen hygienisch untragbare Zustände herrschten, sollten gemäß einem Gesetz aus dem Jahr 1952 unter dem Minister Alcide de Gasperi als unbewohnbar erklärt und demoliert werden. Gott sei Dank kam es nicht dazu und die Höhlen werden sukzessive saniert. Eine Entscheidung, die wirtschaftlich positive Auswirkungen hat. Matera verzeichnete eine Zunahme von 176% der Nächtigungen zwischen 2012 und 2019.
Auch Glurns profitiert wirtschaftlich von der Sanierung. Verschiedenen Umständen ist es zu verdanken, dass sich die mittelalterliche Stadt seit dem 16. Jahrhundert kaum verändert hat und das malerische Stadtbild erhalten geblieben ist. Die sanfte Sanierung seit den 1970-er Jahren ging mit einem wirtschaftlichen Aufschwung einher und so ist Glurns heutzutage ein beliebte Tourismusdestination.
Klares Nein zum Abbruch des Hallerhofes
Von Seiten mehrerer renommierter Vinschger Architekten und des Heimatpflegeverbandes kommt ein klares nein zum Abbruch des Hallerhofes. Die Gemeinde Latsch könnte mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Pläne zum Abriss und Wiederaufbau nochmals überdenken und sich an die Vorgaben des Ensembleschutzplanes halten, welcher klar die Sanierung des Bestandes vorsieht.
Der Präsident der Architektenkammer Bozen, Dr. Arch. Johann Vonmetz empfiehlt den Gemeinden in solchen schwierigen Situationen Ideen- und Planungswettbewerbe auszuschreiben, um neue Ideen zu sammeln und eine lebhafte Diskussion auf Gemeinde-ebene anzuregen. Besser eine Entscheidung betreffend den Ensembleschutz mehrmals zu prüfen, denn Abgerissenes ist unwiderruflich zerstört und den Preis, den wir dafür zahlen, hoch.
Der Hallerhof mag zwar ein Beispiel von vielen sein, ist aber Symptom einer gesetzlichen Schwachstelle und eines kulturellen Problems, was über kurz oder lang zu einem schrittweisen und leisen Verlust unseres baulichen Erbes und zu einer Austauschbarkeit der Ortschaften führt.
Architekten und Architektinnen im Vinschgau
Vinschgau - Die Bezirksversammlung des hds im Vinschgau war geprägt von den Entbehrungen im Laufe des Corona-Jahres und von Erwartungshaltungen. Man wolle endlich wieder arbeiten und man dränge auf die Öffnung der Geschäfte ab dem 15. März.
von Erwin Bernhart
Ziel der Veranstaltung sei, sagte hds-Präsident Philip Moser, „euch reden zu lassen“. Das klappte in der online-Sitzung dann doch nicht recht. Es war dann der Laaser Chocolatier Thomas Tappeiner, der in die Diskussion einen Stein warf: Tappeiner schlug vor, dass die Geschäfte einfach am 15. März öffnen sollen, ob die Politik das will oder nicht. Was könne schon passieren? Tappeiner hat seine Mitgliedschaft beim hds im vergangenen Herbst gekündigt, nicht fristgerecht, so dass er heuer noch Mitglied bleibt. Dem Vorschlag Tappeiners konnte weder Moser noch der hds-Bezirkspräsident Dietmar Spechtenhauser etwas abgewinnen. Fragen nach dem Kündigungsschutz, Fragen nach Coronatests kamen in der Diskussion auf. Moser antwortete etwa auf die Testfrage, dass Testen die einzige Strategie darstelle. Unternehmen sollen testen, um arbeiten zu können. Tests seien immer billiger als Nicht-Arbeiten -Können. Denn die Unternehmen im Lande verlieren durch die Schließung täglich um die 18 Millionen Euro an Wertschöpfung. Die Frage sei, was die Geschäfte machen könne, um nicht in einen nächsten Lockdown gehen zu müssen. Die FFP2 Maske sei in den Geschäften akzeptiert. „Wir wollen arbeiten“, sagte Moser am 4. März vor rund 30 Vinschger Geschäftsinhabern online.
Zuvor zog Spechtenhauser in seiner Einführung ein bitteres Resümee. Alle seien überfordert. Insgesamt hätten die Bekleidungs- und Schuhgeschäfte in einem Jahr 4 Monate schließen müssen. „Wir können nur versuchen, Druck auszuüben“, sagte Spechtenhauser. Aber man wolle, was bleibt auch anderes übrig, mit Zuversicht nach vorne schauen. Mit der Kampagne „Do lebi, do kaf i“ wolle man ab Mai die Kunden wieder zu lokalen Einkäufen sensibilisieren und animieren. Derzeit werden Sensibilisierungstafeln, wie sie in Schlanders schon stehen, an Ortseinfahrten aufgestellt.
Philip Moser erklärte die 380 Millionen Euro Unterstützungmaßnahmen vom Land, hds Direktor Bernhard Hilpold die staatlichen Förderungen. hds-Vizeobmann Sandro Pellegrini wies die hds-Mitglieder auf die Unterstützung für den Maskenankauf und anderer Schutzmaßnahmen hin, die von der bilateralen Körperschaft (ebk.bz.it) zur Verfügung gestellt werden.
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Heimatpflegevereins Naturns-Plaus erzählt Hermann Wenter, Obmann und Mitgründer des Vereins, über die vergangenen Jahre und die geleistete Arbeit.
Vinschgerwind: Welcher Gedanke steckt hinter der Gründung eines Heimatpflegevereins in Naturns?
Hermann Wenter: Schon seit meiner Kindheit bin ich ein Vereinsmensch und halte mich gerne in Gemeinschaft auf. Ich war damals eine Zeit lang als Ministrant tätig und bin später auch in die Musikkapelle eingetreten. Zudem bin ich auf einem Bauernhof aufgewachsen und kam dort schon früh in Berührung mit den traditionellen Bräuchen. Die Grundwerte, die mir dort weitergegeben wurden, haben mich mein ganzes Leben lang geleitet. Allerdings war Heimatpflege nicht unbedingt das, was meinem Grundgedanken entsprach. Ich hatte eher an einen Trachtenverein, wie dem in Bayrischzell, gedacht. Die Tracht spielt in Südtirol eine ganz andere Rolle. Unter Tracht versteht man hierzulande die bäuerliche Kleidung, weshalb man vom „Bäurischen“ spricht. Im Laufe der Zeit habe ich versucht mir eine Meinung zu bilden, warum viele Leute bei uns das „Bäurische“ nicht gerne tragen. Ein möglicher Grund dafür ist, dass damals einige ihren Hof verlassen mussten und sie sich deshalb nicht damit identifizieren wollen. Über die Idee von der Gründung eines Trachtenvereins in Naturns habe ich unter anderem mit dem Kulturreferenten Josef Pircher gesprochen. Er hat es damals schon umfangreicher betrachtet und so kam es 1996 zur Gründung eines Heimatpflegevereins in Naturns und Plaus. Ich war zu dieser Zeit bereits Obmann der Naturnser Vereinsgemeinschaft und in diesen Posten floss viel Zeit und Mühe, weshalb Josef Pircher das Amt des Obmannes für den Heimatpflegeverein übernahm.
Vinschgerwind: Hat sich der Verein in den letzten 25 Jahren verändert?
Hermann Wenter: Ich glaube nicht, dass sich der Verein wesentlich verändert hat. Zu Beginn haben wir nur kleine Arbeiten erledigt. Eine der ersten Tätigkeiten, an die ich mich erinnern kann, war die Restaurierung des „Gott-Vater“-Bildstocks am Naturnser Sonnenberg im Jahre 2000. Es befand sich unter Privatbesitz, doch die Besitzer begrüßten und unterstützten unser Tun, auch im finanziellen Sinne. In den folgenden Jahren haben wir uns ziemlich stark auf die Restaurierung von Bildstöcken konzentriert. Es gab eine Veränderung, die sich zwar nicht unmittelbar innerhalb des Vereins abspielte, aber ihn dennoch beeinflusste. Diese war die Abschaffung der Fronleichnamsprozessionen in Naturns. Sie wurden 1977 durch den Dekan Georg Peer nicht länger ausgeführt. Stattdessen führte er die Erntedankprozession in Naturns ein. Daraufhin habe ich versucht ein Feld aufzutreiben, in dem der Heimatpflegeverein selbst Getreide anbauen und ernten kann. Glücklicherweise sind wir auf das Grundstück bei den St.-Laurentius-Ruinen, die sogennanten „Stab´ner Mesnergüter“ gestoßen und konnten 2008 einen Pachtvertrag mit 15-jähriger Gültigkeit abschließen. Seitdem bewirtschaften Mitglieder des Heimatpflegevereins Naturns-Plaus den Acker.
Vinschgerwind: Welches Projekt war für den Heimatpflegeverein von besonderer Bedeutung?
Hermann Wenter: Wie bereits erwähnt, ist für mich die Erhaltung der Tracht von besonderer Bedeutung, stets in Verbindung und Kontakt mit dem Trachtenverein Bayrischzell. Dorthin, in die kleine deutsche Gemeinde, unternahm der Verein auch einige seiner Ausflüge. Neben dieser Tätigkeit ist die Gestaltung der Bildstöcke und die der Wegkreuze ein großer Teil unserer Arbeit. Josef Pircher hat sich damals schon sehr mit der Erhaltung des Pixnerhauses in Plaus beschäftigt. Dank seiner Bemühungen und seinem Einsatz konnte der Heimatpflegeverein bei der Gemeindeverwaltung Plaus die Erhaltung dieses ehemaligen Schul- und Bauernhauses erwirken und es vor dem Verfall bewahren.
Vinschgerwind: Wie fallen die Reaktionen für die geleistete Arbeit aus?
Hermann Wenter: Die Reaktionen sind zum Großteil sehr positiv, von den Gemeinden Naturns und Plaus haben wir von Beginn an sehr viel Unterstützung erhalten. Allerdings gab es, als wir mit der Bewirtschaftung des Ackers bei den St.-Laurentius-Ruinen begonnen haben, auch einzelne, die unsere Arbeit nicht wertgeschätzt haben. Viele dachten , dass wir den Bauern zeigen wollen, wie man einen Acker richtig bewirtschaftet. Aber unsere Absicht war eine andere: Den Menschen zu zeigen, wie sich die Bewirtschaftung früher zugetragen hat. Von den meisten Seiten hat der Verein dafür viel Zuspruch erhalten. Für uns war es schon von Beginn an wichtig, dass die Arbeit, die wir leisten, der Allgemeinheit und dem Verein zu Gute kommt.
Vinschgerwind: Wenn wir nun einen Blick in die Zukunft werfen, was wünschen Sie sich für den Heimatpflegeverein Naturns-Plaus?
Hermann Wenter: Im Laufe der 25 Jahren hat der Verein schon viel für die Gemeinden geleistet. Dennoch stößt man immer wieder auf neue Dinge, die sich für die Arbeit des Heimatpflegevereins anbieten. So bin ich bei einem Spaziergang im November auf einen Bildstock zwischen Naturns und Staben aufmerksam geworden. Bereits 2003 kam der Vorschlag zur Restaurierung der enthaltenen Statuen auf, jedoch verfügte der Verein damals noch nicht über die erforderliche Erfahrung, um die Arbeiten auszuführen. Ich habe mir anlässlich des Jubiläums - unterstützt vom Vereinsvorstand - vorgenommen, es dieses Jahr in Angriff zu nehmen. Durch die Erfahrung weiß man nun, dass hinter jeder Idee und deren Umsetzung viel Arbeit und Zeit steckt. Wegen der Pandemie mussten aber auch wir unsere Pläne dem Geschehen anpassen und einiges verschieben. Da man mit dem Alter auch immer müder wird, würden wir es sehr begrüßen junge Interessierte in unserem Verein aufzunehmen.
Interview: Alena Lamprecht
Schon seit der Mittelschule lebt Ruth Kofler, 1993 geboren, in zwei Welten:
in der als Kaminkehrerin und in der des Theaters
von Christine Weithaler
Sie wächst als viertgeborene von fünf Kindern in Naturns auf. Ruth ist ein Familienmensch und liebt den regelmäßigen Kontakt zur Großfamilie. Schon in der Mittelschule denkt sie sich:“Ich werde Kaminkehrerin“. Daraufhin macht sie einen Probetag, welcher ihren Berufswunsch bekräftigt. Zu dieser Zeit wirkt sie bereits bei verschieden Schulaufführungen, Nikolausspielen und Aufführungen des Musik-Tanz-Theaters (MTT ein Kurs der Musikschulen für Kinder und Jugendliche) mit. Die sonst etwas schüchterne Jugendliche, blüht auf der Bühne auf. Selbstsicher schlüpft sie in die unterschiedlichsten Rollen, genießt das Spielen und die persönliche Verwandlung. Da sie Ende Dezember geboren ist und mit fünf Jahren einschulte, war sie nach Abschluss der Mittelschule, zu jung für den Beginn einer Lehre. So besucht sie den Grundlehrgang an der Gewerbeoberschule in Meran. Zuerst will sie diesen nach zwei Jahren abschließen und in die Arbeitswelt einsteigen, hängt dann doch drei Jahre an. Nach der Matura kontaktiert sie den Naturnser Kaminkehrer und will dort ihre Lehre beginnen. Zeitgleich bewirbt sich Ruth an der Schauspielschule in Bruneck und wird angenommen. Sie nutzt die Chance des begehrten Studienplatzes und sammelt viel Bühnenerfahrung, z.B. beim Freiluft-Theater für Kinder und den Freilichtspielen Lana.
Das Schornsteinfegerdasein lässt Ruth nicht los. So arbeitet sie, nach Abschluss der Schauspielschule als Hilfsarbeiterin beim Kaminkehrermeister von Latsch. Es gibt mittlerweile einen Zusammenschluss der Vinschauger Kaminkehrer*innen, der wie eine „Großfamilie“ für alle Mitglieder ist. Er nennt sich „die Vinschger Feger“. Ihr gefällt dieser Beruf, jeden Tag warten neue Aufgaben und Kunden. Sie braucht den Kontakt zu den Menschen und eine interessante Abwechslung. Dies bietet ihr die Arbeit als Kaminkehrerin und das Wirken auf und hinter der Bühne. Ruth spielt, neben ihrer Arbeit, bei der Theatergruppe Kortsch, beim Theaterverein Schlanders und der Volksbühne Naturns. Durch die Zusammenarbeit mit Selma Mahlknecht, die zu einer engen Freundin wird, werden die Aufführungen immer anspruchsvoller und professioneller. Neben der Volksbühne Naturns ist Ruth Mitglied der Theatergruppe Kortsch und der Theatervereinigung des Bezirks Vinschgau „Der Kreis“. Sie steht bei dessen Inszenierung des Stückes „der Kaukasische Kreidekreis“ 2015 in der Hauptrolle auf der Bühne. 2017 spielt sie bei der Aufführung „Wie im Himmel“ und der griechischen Komödie „Lysistrata“ 2019 mit. Das bedeutet unter anderem, zweimonatige Vorbereitungen mit täglichen Proben. 2020 probt die junge Schauspielerin gemeinsam mit der Theatergruppe Kortsch. Alle fiebern der Premiere entgegen, welche aufgrund der COVID-19-Pandemie kurz vorher abgesagt wird. Die Enttäuschung ist groß.
2018 besucht Ruth zwei verschiedene Ein-Jahreskurse, für Theaterpädagogik in Innsbruck und für Lerncoach in Bozen. Nach Abschluss dieser, arbeitet sie seit Herbst 2019 als freischaffende Fachkraft für Theaterpädagogik. Durch die Unterstützung der Volksbühne Naturns und mehrere Projekte über die IVHS Vinschgau baut sie sich zwei Standbeine auf. Sie arbeitet mit Kindern in Kitas und Schulen, mit Senioren und mit Menschen mit Beeinträchtigung. Dann kommt COVID 19 und nimmt Ruth vieles. Die bodenständige selbstbewusste Frau, die sie durch die Bühne wurde, verliert ihre Spontanität, Flexibilität und positive Lebenseinstellung. Die Bühne gibt ihr Kraft und Stärke, die sie im jetzigen Alltag so nicht findet. Die Online-Theaterwerkstatt über den IVHS Vinschgau, welche für Menschen mit Behinderung weiter geführt wurde, ersetzt ihr den für sie wichtigen zwischenmenschlichen Kontakt nicht. Die Bühne ist für sie ein geschützter Raum, in dem Schauspieler wie eine Großfamilie zusammenwirken. Die Darsteller schlüpfen in unterschiedliche Rollen, bringen diese dem Zuschauer dar, welcher die Aufführung mit Spannung verfolgt und erleben darf. Dieses Erlebnis und das damit verbundene Gefühl, fehlt ihr. Dies und die Umstände des vergangenen Jahres bewegen Ruth zur Veränderung. Sie beschließt die einjährige Ausbildung zur Theaterpädagogin in München zu besuchen. Bereits Anfang März ist es soweit. Ruth ist in Aufbruchsstimmung, ist gespannt auf die neue Umgebung, neue Menschen, die neue Herausforderung. Sie freut sich darauf wieder selbst auf der Bühne zu stehen und voll in die Theaterwelt einzutauchen. Wünschen wir der passionierten Kaminkehrerin viel Glück.
Geboren ist Karl Grasser am 23.12.1923 in Kortsch. Er war der älteste von sechs Kindern in einer bäuerlichen Familie. Schon früh entwickelte sich bei Karl die Freude am Malen und Schnitzen. „Mein Vater hat schon immer Schafe geschnitzt“ erzählt er. Mit 16 Jahren verliert Karl seine Mutter. „Sie war eine seelengute Frau, sie war für mich alles“. Als 19jähriger musste Karl Grasser in den Krieg ziehen. „Es war der 5. Jänner 1943. Wir kamen als Nachfüllung hinauf ins Narva Gebiet, ungf. 35 km vor Leningrad“. Karl gehörte der 5. Gebirgsdivision an. Schon im November 1943 wurde er mit der letzten Kompanie von Leningrad nach Süditalien versetzt. „Am Hl. Abend, ich war gerade 20 Jahre und einen Tag alt, musste ich in Stellung gehen, von 23 bis 2 Uhr morgens. Gottseidank waren wir in einem toten Winkel, wer weiß, wie es sonst ausgegangen wäre. Damals habe ich mir geschworen, wenn ich noch einmal nach Hause komme, werde ich nie wieder am Hl. Abend von zu Hause weg gehen“.
Am 30.12.1943 wurde Karl vor Monte Cassino zweimal verletzt. Es waren Verletzungen am Fuss, Arm und Schulter. „Im Divisionslazarett kam ein Soldat auf mich zu und fragte mich im Vinschger Dialekt: „Wieder a Londsmonn! Hosch an Wunsch?“ „Bitte heimschreiben!“ sagte ich nur. Darauf ging er weg, kam mit einem Blatt Papier wieder, setzte sich neben Karl und schrieb den Brief. Es war Josef Patscheider, er hatte 1940 in Reschen seine Primiz gehalten und wurde dann nach Süditalien versetzt.
Trotz der schweren Verletzungen im Krieg und der damit körperlichen Beeinträchtigung ging Karl von 1951 bis 1955 nach Wien an die Akademie der Bildenden Künste und studierte Bildhauerei. Seine Lehrer waren neben Hans Andre und Herbert Boeckl auch der aus Meran gebürtige Franz Santifaller.
Zurück nach Kortsch begann Karl mit seinem bildhauerischen Schaffen. „Plastik, das ist Ehrlichkeit. Da kann man nicht schwindeln. Da muss es das erste Mal schon passen. Es ist nicht wie bei einem Maler, der mit dem Pinsel immer noch drüber streichen kann.“ Am liebsten arbeitete Karl mit Holz und Bronze.
Eines seiner ersten plastischen Werke war das Holzrelief des Hl. Kosmas und Damian in der Krankenhauskapelle in Schlanders (1958). Eines seiner letzten Werke war das Bronzerelief am Portal der Pfarrkirche in St. Pauls (2007). Darauf ist Karl besonders stolz. „Ich würde mir wünschen, dass das Portal in St. Pauls alle Zeiten übersteht“ sagt er.
Neben seinen plastischen Werken schuf Karl mehr als 500 Holzschnitte.
Holzschnitte gingen nur nebenbei, „waren nur Nebenerwerb“ sagt Karl. Aber mit der Zeit beherrschte er die Technik so gut, dass ihm keiner im Land das Wasser reichen konnte. Sogar Heiner Gschwendt soll gesagt haben: „Den Holzschnitt können wir ruhig dem Grasser überlassen!“.
1980 wurde Karl Grasser mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol geehrt. 1993 wurde er anlässlich seines 70. Geburtstages mit der Goldenen Verdienstmedaille der Marktgemeinde Schlanders ausgezeichnet. 2008 wurde ihm der Walther-von-der-Vogelweide-Preis verliehen.
Karl Grasser ist es gelungen mit seiner Kunst zu berühren. Seine Kunst ist echt, ehrlich und authentisch. Was er gemacht hat, hat er auch gelebt. Er selbst sagte einmal: „Ich habe versucht mein ganzes Leben lang ehrlich für die Kunst zu leben und vor allem dem Glauben zu dienen. Als Künstler sah ich meinen Auftrag darin, den Menschen etwas mitzuteilen. Meine Kunst soll die Menschen ansprechen. Der Mensch soll durch meine Kunst Halt bekommen, Kraft holen und Freude haben“. Und er fügte noch hinzu: „Ich habe für‘s Volk gearbeitet, auch für‘s einfache Volk. Zu meiner Kunst soll auch der einfache Mensch einen Zugang finden. Deshalb habe ich Bauernhöfe gemalt, Dinge aus dem alltäglichen Leben, Dinge die jeder verstehen kann“.
„Glücklich wer im Glauben und in der Kunst noch Stärkung findet“. Das ist das Credo im Leben des Karl Grasser. Im Glauben und in der Kunst findet er selber immer wieder die Kraft, alles zu ertragen und weiter zu machen.
Im Februar 2019 erlitt Karl einen Wirbelbruch. Ihm geht es zwar recht gut, aber seitdem ist er körperlich stark beeinträchtigt. Er geht zwar nicht mehr in seine geliebte Werkstatt aber jeden Tag geht er ein paar Schritte vor dem Haus spazieren. Karl freut sich wenn er sein Urenkelkind Hugo sieht oder wenn jemand zu Besuch kommt. Auch liest er immer noch viel und gerne und manchmal zeichnet er in seinen Zeichenblock, der auf dem Stubentisch immer bereit liegt.
Was Karl im hohen Alter immer noch auszeichnet ist sein Gerechtigkeitssinn. Er hatte immer schon eine soziale Ader. Es beschäftigt ihn heute noch, wenn Menschen ungerecht behandelt werden. Er hat ein Gespür für Menschen, denen es schlecht geht und leidet mit ihnen.
Auf die Frage, ob er Angst vor dem Tod hätte, antwortete er: „ Nein, wenn man ein ehrliches Leben geführt hat, braucht man vor dem Tod keine Angst zu haben.“
Peter Tscholl
Die VIP als Arbeitgeber, die Produktion, das Ernteverzeichnis, das geführt wird und nicht zuletzt die VIP, als Exporteur. Wir haben in Latsch, dem Sitz der VIP, um Zahlenmaterial gefragt, um grafisch einen Eindruck vermitteln zu können. Dort ist man der Anfrage gerne nachgekommen.
von Angelika Ploner und Alena Lamprecht
in Zusammenarbeit mit der VIP
Welche Sorten haben im Vinschgau Zukunftspotential? Welche Sorten sind bereits versuchsmäßig im Anbau? Und welche Sorten sind die Top Neuheiten? Der Vinschgerwind konnte Walter Guerra und Gerold Frank vom Versuchszentrum Laimburg für einen Gastbeitrag gewinnen. Der Pomologe Guerra wurde 2018 in Venedig für den italienischen Obst- und Gemüsebau ausgezeichnet.
Gerold Frank, Walter Guerra, Versuchszentrum Laimburg
In den 90er Jahren sind vom Versuchszentrum Laimburg im Vinschgau die ersten Sortenneuheiten beim Apfel in einem Feld in der Ebene, dem sogenannten „Leaser“, am Rande der Etsch in Latsch ausgepflanzt und geprüft worden.
2005 folgte aufgrund der Ausweisung einer Wohnbauzone ein Standortwechsel der Versuchsfläche.
Es wurde eine Hanglage Richtung Tarsch ausgewählt, die sogenannte „Ackerwiesen“ (700 m ü. M.). Auf einer Fläche von ca. 1,5 ha werden sowohl Versuche im integrierten als auch im ökologischen Anbau durchgeführt. Auf zwei Drittel der Fläche befindet sich die Sortenprüfung der sogenannten “Teststufe 1”. Die restlichen 0,5 ha werden für spezifische Anbauversuche zu verschiedenen Düngevarianten, Einsaaten, u.a. im biologischen Anbau genutzt.
Aufnahmeprüfung Sortenneuheiten
In der Teststufe 1 stehen zurzeit 285 neue Sorten und 101 Klone von verschiedenen Sorten mit jeweils 5 Bäumen in Prüfung. Davon stammen 97 Sorten aus dem eigenen Züchtungsprogramm des Versuchszentrums Laimburg. Die weiteren Apfelsorten wurden aus diversen Züchtungsprogrammen aus aller Welt gewonnen. Im Durchschnitt dauert eine Testung in der ersten Phase fünf bis sieben Jahre. Die Sorten werden auf ihre Anbau- und Qualitätseigenschaften hin geprüft. Der Fokus dieser Testphase liegt vor allem in der Begutachtung der inneren und äußeren Fruchtqualität sowie der Lagerfähigkeit. Im Laufe der Vegetation werden verschiedene Erhebungen im Feld durchgeführt: Auswertungen zu Phänologie (Blühdaten), Wuchscharakter, Anfälligkeit auf verschiedene Krankheiten und Schädlinge. In der Erntezeit erfolgt bei den jeweiligen Sorten eine wöchentliche Reifebeurteilung, um den optimalen Erntetermin zu bestimmen. Bei der Ernte werden im Feld die Ertragsleistung und besondere Auffälligkeiten, z.B. physiologische Störungen wie Frucht- oder Blattflecken oder vorzeitiger Fruchtfall, festgehalten. Die Früchte werden am Versuchszentrum Laimburg sortiert, eingelagert und in bestimmten zeitlichen Abständen zur Verkostung und zur Analyse ausgelagert. Es erfolgt dabei die Kontrolle der äußeren Qualität wie Attraktivität, Fruchtform, Ausfärbung und Fruchtschalenbeschaffenheit. Mit einer destruktiven Messmethode werden Festigkeit, Zucker- und Säuregehalt der einzelnen Muster analysiert. Die Ergebnisse aller Erhebungen werden in einer Datenbank gesammelt und über mehrere Jahre hinweg lässt sich aus der Summe von Daten und Beobachtungen ein Sortenprofil erstellen.
Nur wenige Sorten kommen in höhere Prüfstufe
Entsprechen die Qualitätseigenschaften der Sorten den Anforderungen, wird die erste Testphase in die sogenannte „Teststufe 2” erweitert. In dieser zweiten Phase werden pro Sorte 50 bis ca. 500 Bäume ausgepflanzt.
Es ist besonders wichtig, Sorten in verschiedenen Höhenlagen zu testen, weil sie im Hinblick auf bestimmte Merkmale wie Ausfärbung, Fruchtgröße, Geschmack u.a. sehr unterschiedlich reagieren können.
Im Vinschgau verfügt der Agrarbetrieb Laimburg über eine weitere größere Anbaufläche, in der auch Versuche durchgeführt werden. Das höher gelegene Testfeld liegt in Schluderns (900 m ü. M.). Weiters erfolgt die Sortenprüfung in Teststufe 2 im vom Sortenerneuerungskonsortium SK Südtirol koordinierten Versuchsfeld in Tschars (500 m ü. M.) und des öfteren auch in Privatbetrieben.
An den Standorten der Versuchsfelder werden spezifische Versuche zum Anbau- und Lagerverhalten, sowie gezielte Erhebungen zu deren Anfälligkeiten gegenüber Krankheiten und Schädlingen in Kombination mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmittelstrategien durchgeführt. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit steigen die Anforderungen an die Sorten. Immer mehr im Vordergrund stehen Sorten, welche Resistenzen aufweisen und robust gegenüber verschiedenen Krankheiten und Schädlingen (z.B. Schorf und Mehltau) sind. Die Sorte Bonita ist beispielsweise ein schorfresistenter Apfel. Weitere schorfresistente Sorten, die vom Versuchszentrum Laimburg getestet wurden und bereits angebaut werden, sind SQ 159 mit der Marke Natyra® und die rotfleischige Sorte R 201 – Kissabel®.
Die Teststufe 2 erfolgt in Zusammenarbeit zwischen Versuchszentrum Laimburg, Sortenerneuerungskonsortium SK Südtirol, dem Südtiroler Beratungsring (SBR) und dem Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse (VI.P). Neben den technischen Versuchsdaten und Erfahrungen sind das Sorteninnovationsmanagement, das heißt die Kontakte und Vernetzungen zu den jeweiligen Sorteninhabern grundlegend, um bereits bestehendes Know-how zu nutzen und spezifische Probleme der Sortenneuheit unter heimischen Anbaubedingungen gezielter zu untersuchen. Die Zusammenarbeit ermöglicht die Sicherung von exklusiven Sortenrechten zu den sogenannten „Clubsorten“.
Endspurt Sorten vor Markteinführung
Es folgen Anpflanzungsprogramme, welche in einer dritten Teststufe durchgeführt werden. Bei privaten Betrieben in unterschiedlichen Höhenlagen werden größere Sortenblöcke mit bis zu einigen tausend Bäumen der neuen Sorten ausgepflanzt. Durch die hohe Baumanzahl können größere Mengen an Äpfeln produziert und Konsumententests durchgeführt werden. Weitere Versuche und Beobachtungen werden an diesen Standorten gemacht, bis die Sorten schlussendlich alle Prüfungen bestanden haben. In den letzten fünf Jahren sind etliche Sorten und Klone in die Sortenempfehlungsliste der VI.P aufgenommen und als „Clubsorten“ in den Markt eingeführt worden.
Zu den vor einigen Jahren eingeführten Clubsorten zählen Scilate - Envy®, Shinano Gold - yello®, Nicoter - Kanzi®, Ambrosia und die resistenten Sorten R 201 - Kissabell® (Rotfleischig), Bonita, SQ 159 – Natyra®. Mit den beiden jüngsten Sortenneuheiten erweitert sich das Sortiment für nahezu alle Anbaulagen im Vinschgau.
Top Neuheiten
Die erst kürzlich lancierten Sorten entstanden aus amerikanischen Züchtungsprogrammen in Washington State und Minnesota. Es handelt sich um WA 38 mit dem Markennamen Cosmic Crisp® (Bild links) und um die Sorte Minneiska mit dem Markenamen Sweetango® (Bild rechts). Bis 2022 werden nach Anbauprogramm der VI.P rund 170 ha WA 38 und 50 ha Minneiska im Vinschgau im Anbau stehen. Trotz kürzerer Testphase als üblich sind nach Einschätzung der Experten beide Sorten vielversprechend. Die geschmacklichen Besonderheiten sind die feine Textur in Kombination mit der hohen Saftigkeit und Knackigkeit. WA 38 reift in mittleren Lagen ca. eine Woche nach Golden Delicious (Ende September). Der optimale Anbau dieser Sorte ist aus heutiger Sicht in fast allen Lagen im Vinschgau empfehlenswert, auch auf über 900 m Meereshöhe. Die Sorte Minneiska ist vor allem für mittlere und höher gelegene Anbaulagen geeignet. Der Reifezeitpunkt ist mit zehn Tagen vor Gala sehr früh angesiedelt, was bedeutet, dass in hohen Lagen wie z.B. in Schluderns etwa Ende August geerntet wird. Die bessere Fruchtausfärbung kann bei dieser Sorte in hohen Lagen große Vorteile bringen.
Der Weg von der ursprünglichen Bestäubung bis zur Markteinführung einer Sorte ist sehr zeitaufwendig und arbeitsintensiv. Nur das Zusammenspiel verschiedener Fachleute der unterschiedlichen Institutionen der Obstwirtschaft ermöglicht eine innovative, zukunftsweisende und nachhaltige Entwicklung und Einführung neuer Apfelsorten.
Thomas Kofler, Jahrgang 1981, wohnhaft in Latsch,
hatte schon in seiner Kindheit großes Interesse an Bienen.
von Peter Tscholl
„Die Bienen haben mich schon seit meiner frühen Jugend fasziniert. Als ich noch mit meinen Eltern spazieren ging und wir an einem Bienenstand vorbeikamen, habe ich die Bienen immer beobachtet. Gedanken Imker zu werden, machte ich mir damals aber noch keine“.
Studiert hat Thomas Kofler internationale Wirtschaft in Innsbruck. Zur Imkerei kam er durch ein Schlüsselerlebnis: „Auf einem Schleiser Kirchtag erzählte mir der Bruder eines Studienkollegen die ganze Nacht hindurch von seinen Bienen. Er konnte mich derart begeistern, dass ich schon am nächsten Tag beschloss, Imker zu werden“. Thomas meldete sich beim Imkerverein Latsch an und besuchte 2009 den Imkerkurs, um für seine zukünftige Arbeit gut vorbereitet zu sein. Seine Imkerei ist mit den Jahren ständig gewachsen und bald spielte er mit dem Gedanken, sich damit ein zweites Standbein zu verschaffen. „Anfangs wurde ich noch belächelt, als ich von einem Geschäft zum anderen ging, um meinen Honig anzubieten. Es war schwierig und manchmal habe ich mir ernsthaft überlegt aufzuhören. Trotz vieler Rückschläge habe ich aber immer weiter gemacht. Meine Mutter Erika und meine Frau Franzi haben mich ermutigt und unterstützt“.
Mit seiner Imkerei versucht Thomas höchste Qualität zu erzeugen. „Die Qualität des Honigs fängt schon mit der Bienenpflege an“ sagt er. „Die Bienenvölker müssen sich in einem optimalen Ambiente entwickeln können. Nur wenn immer genügend Futterangebot vorhanden ist, Pollen und Nektar, können sich die Bienen zu gesunden und starken Völkern entwickeln. Deswegen ist man heute gezwungen mit den Bienen zu wandern. Früher war es noch möglich, die Bienen das ganze Jahr über am selben Standort zu belassen. Für die Bienen gab es immer etwas zu finden, das Angebot war zeitlich versetzt. Da heute fast nur noch Monokulturen bestehen, gibt es zur Zeit der Apfelblüte zwar Futter in Hülle und Fülle, danach aber wird es schwierig“.
„Was mir besonders an meiner Arbeit gefällt, ist die Vielfältigkeit. Ich bin Wissenschaftler, wenn ich Zuchtauslese betreibe, bin Tischler beim Herstellen von Beuten, bin Imker, wenn ich bei den Bienen bin und schließlich noch Geschäftsmann, wenn es um neue Absatzmärkte geht“.
Was Thomas Kofler heute mit seiner Imkerei in Latsch anbieten kann, lässt sich sehen. Neben Honig gibt es noch eine Reihe von Bienenprodukten, welche mit Wachs, Propolis und Bienengift hergestellt werden:
- Bienengiftsalbe mit Arnika und Beinwell
- Propolis-Tropfen
- Propolis-Salbe
- Propolis-Handcreme
- Brustbalsam für Kinder
- Lippenbalsam mit Manuka Öl.
Honig ist das Bienenprodukt mit der ältesten medizinischen Tradition. Die wohltätige Wirkung von Honig ist schon seit der Antike bekannt. Honig ist
„Wohltat für die Leber“ und „Hafer für das Herz“. Für Geschwächte und Alternde kann Honig mit seinen vielen Inhaltsstoffen von gesundheitlichem Nutzen sein.
Die therapeutische Wirkung von Propolis und Bienengift ist inzwischen auch wissenschaftlich nachgewiesen.
Bienengift gilt als „natürlicher Entzündungshemmer“ und Propolis als das „natürliche Antibiotikum“. Propolis wirkt antibakteriell, antiviral und antifungizid. Es wird in Tropfen- und in Salbenform angeboten.
Propolis-Tropfen werden von Thomas Kofler in der eigenen Imkerei in Latsch hergestellt. Weil gewisse Substanzen im Propolis nur wasserlöslich sind, wird zu einer 25%igen Propolislösung in 65%igem Alkohol auch etwas Wasser hinzugefügt. Damit können sich alle Substanzen, die in Propolis enthalten sind, herauslösen. Die Tropfen können entweder eingenommen oder direkt angewand werden.
Dieselbe Lösung wir auch für die Herstellung der Propolis-Salbe verwendet. Salben sind etwas dicker als Cremen, da sie mehr Wachs enthalten. Cremen enthalten weniger Fett, ziehen dafür schneller ein und wirken schneller.
Der Lippenbalsam ist eine Kombination aus Propolis, Bienenwachs, Ringelblumen und Manuka Öl. Das Öl wird aus den Blättern der Manukapflanze, einer Südseepflanze, gewonnen. Seine Wirkung gegen Herpesbildung, soll in wissenschaftlichen Studien bewiesen worden sein.
Imker haben heute eine große Aufgabe zu bewältigen und müssen mit verschiedenen Schwierigkeiten zurechtkommen. „Da mit der Natur gearbeitet wird, geht es nicht immer so, wie man gerne möchte. Man muss flexibel sein, sich auf Naturereignisse einstellen. Die Imkerei ist kein einfacher Job und fordert dich ständig. Gewisse Arbeiten sind zu tun und müssen gemacht werden, auch wenn der Erfolg manchmal ausbleibt“ sagt Kofler.
All das kann aber die Freude an der Arbeit mit den Bienen nicht trüben. „Wenn ich zu meinen Bienen gehe, freue ich mich wie ein Kind. Ein Bienenvolk ist wie ein Überraschungsei. Wenn ich die Beute öffne, bin ich immer gespannt, was drin ist“ sagt Thomas mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Bleibt nur noch zu wünschen, dass ihm diese Freude noch lange erhalten bleibt. Denn ohne Imker, die gerne bei ihren Bienen sind und mit Freude daran arbeiten, hat unsere Carnica Biene keine guten Aussichten zu überleben.
Interview: Magdalena Dietl Sapelza
Vinschgerwind: Herr Pobitzer, Sie sind Vizeobmann der Genossenschaft „Bergmilch Südtirol“. Die derzeitige Coronakrise setzt auch dem Milchmarkt zu. Können die Vinschger Bauern die Milch noch ohne Sorgen nach Bozen schicken?
Alfred Pobitzer: Noch können sie das. Die Milch wird täglich abgeholt. (lacht). Noch ist der Absatz da. Doch das volle Potential kann derzeit wegen der Krise nicht voll ausgeschöpft werden. Der Einbruch im Tourismussektor ist deutlich zu spüren. Und auch der einheimische Konsum ist leider grundsätzlich rückläufig.
Vinschgerwind: Kann der Auszahlungspreis (rund 50 Cent für konventionell produzierte Milch, rund 60 Cent für Heumilch und rund 70 Cent für Biomilch) beibehalten werden?
Alfred Pobitzer: Das ist schwierig zu sagen. Das hängt davon ab, wie sich alles entwickelt, wie schnell die Krise überwunden wird. Man muss auch bedenken, dass die Bergmilch vor der Krise notwendige und wichtige Investitionen getätigt hat, die es abzubezahlen gilt.
Vinschgerwind: Durch die Veredelung der Milch konnte die Bergmilch im Laufe der vergangenen Jahre immer größere Wertschöpfung erreichen. Wie läuft diese Schiene derzeit?
Alfred Pobitzer: Zum Glück haben wir auf Veredelung gesetzt, die mehr Wertschöpfung bringt. Allerdings mussten wir wegen der derzeitigen Absatzschwäche Einbußen hinnehmen. Derzeit sind wir gezwungen, die Milch einen Tages in der Woche als Versandmilch an Großhändler abzugeben, was natürlich mit Verlusten verbunden ist.
Vinschgerwind: Die Nachfrage nach authentischen und ehrlichen Produkten steigt. Wie reagiert die Bergmilch auf diese Nachfrage?
Alfred Pobitzer: Wir versuchen seit längerem zu reagieren. Wir bieten beispielsweise bereits silofreie Heumilch und Biomilch an – Nischenprodukte, die sehr gut angenommen werden und auch einen höheren Auszahlungspreis erwirtschaften.
Vinschgerwind: Heumilch und Biomilch gewinnen also immer mehr an Bedeutung. Auch Almmilch steht zur Diskussion – eine Chance für den Milchabsatz der Zukunft?
Alfred Pobitzer: Mit dem Angebot von Heumilch und Biomilch ist die Bergmilch auf dem richtigen Weg. Denn mir ist bewusst, dass man im kleinstrukturierten Berggebiet langfristig nur mit Qualität punkten kann und nicht mit Menge. Allerdings sind viele Bauern skeptisch, auch weil sie aus Platzgründen nicht auf Silofutter verzichten können. Als wichtigen Bestandteil der Berglandwirtschaft sehe ich die Almwirtschaft und auch die Almmilch. Diese könnte die Angebotspalette der Bergmilch bereichern und das Ansehen der Bergmilch steigern.
Vinschgerwind: Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten hinterfragen die Tierhaltung. Wie müsste die Milchwirtschaft im Vinschgau darauf reagieren?
Alfred Pobitzer: Wir müssen uns auf diesem Gebiet weiterentwickeln, auch wenn es auf den kleinstrukturierten Höfen im Berggebiet oft schwierig ist. Es wird einiges auf uns zukommen. Denn es könnte schon bald Zertifizierungen geben, auf die wir reagieren müssen. Wir von der Bergmilch sind aber stets bemüht, verträgliche Lösungen für alle zu suchen und zu finden.
Vinschgerwind: Könnte eine „Bioregion Obervinschgau“ zukunftsweisend für die Milchwirtschaft sein?
Alfred Pobitzer: Das ist eine schwierige aber auch immer wiederkehrende Frage, mit der sich alle Landwirtschaftssparten auseinandersetzen müssten. Eine Bioregion wäre sicher eine Option für die Zukunft, wenn auch sehr komplex in der Umsetzung. Bio-Milchbauern haben wegen der vielen kleinen Parzellen immer wieder Probleme wegen der Abdrift.
Vinschgerwind: Wie ist der Kontakt zu den anderen Milchhöfen?
Alfred Pobitzer: Jeder Milchhof ist für sein Betriebsergebnis seinen Mitgliedern gegenüber verantwortlich. Jeder mahlt mit seinen Mühlen. Zusammengearbeitet wird natürlich nur, wenn es für beide Seiten von Vorteil ist. Bedenklich stimmt mich, wenn günstigere Milch zugekauft wird, um den eigenen Profit zu erhöhen und mit einem besseren Auszahlungspreis zu glänzen. Eine doch kurzsichtige Strategie, wie ich meine, die zum Bumerang werden könnte. Wer mit Milchprodukten aus dem Berggebiet wirbt, sollte auch Milch aus dem Bergebiet verarbeiten und nicht Milch aus der Poebene oder aus Deutschland.
Fabian Brenner ist der neue Obmann der Südtiroler Bauernjugend - Bezirk Vinschgau, Anna Rainalter wurde zur Bezirksleiterin gewählt. Der Vinschgerwind hat mit den beiden ein Interview geführt.
Interview: Angelika Ploner
Vinschgerwind: Herr Brenner, Gratulation: Sie sind neu gewählter Bezirksobmann mit 77 von 89 möglichen Stimmen. Die Neuwahlen des Bezirksausschusses gingen kürzlich über die Bühne. Was haben Sie sich persönlich vorgenommen?
Fabian Brenner: Vielen Dank. Ich bin immer noch ein bisschen überrascht, aber auch stolz, dass ich bei der Wahl so viele Stimmen erhalten habe. Vor allem die zahlreiche Teilnahme von Seiten der Ortsgruppen an der Briefwahl und das sehr gute Wahlergebnis haben meine Entscheidung, das Amt des Bezirksobmannes anzunehmen, stark beeinflusst und erleichtert. Für das in mich gesetzte Vertrauen möchte ich mich bei all meinen Wählerinnen und Wählern herzlich bedanken. Natürlich gilt auch allen Ausschussmitgliedern, welche sich der neuen Aufgabe gestellt haben, meine Anerkennung und Dankbarkeit. Ich bin überzeugt, dass wir eine tolle, bunt gemischte und motivierte Truppe für den Bezirksausschuss und somit für die Vertretung aller Ortsgruppen im Vinschgau gefunden haben.
Meine persönlichen Ziele als Bezirksobmann sind z.B., dass wir es als Bezirksausschuss schaffen, unsere Ortsgruppen wieder näher zusammen zu führen, d.h. die Verknüpfungen untereinander zu stärken, evtl. gemeinsame Aktionen zu starten, Ausflüge organisieren, Kurse anbieten, wobei sich die Ortsgruppen besser kennenlernen können und die Anforderungen und Arbeit auf mehreren Schultern verteilt werden können. Allgemein ist mir in den letzten Jahren die ständige Kritik an der Bauernschaft ein Dorn im Auge. Ich möchte gemeinsam mit meinem Ausschuss die Bauernjugend bzw. junge Bauern, aber auch den Beruf des Landwirts wieder so weit als möglich in ein besseres Licht rücken. Ich habe seit meiner Schulzeit immer wieder beobachten können, wie Kinder und Jugendliche, welche von der Landwirtschaft begeistert sind, zum Teil gehänselt und geärgert wurden und somit ihre Freude und Leidenschaft verloren gingen. Viele junge Menschen brauchen in solchen Zeiten eine Gemeinschaft und einen Rückhalt zur Stärkung ihrer Begeisterung und Leidenschaft. Dabei sehe ich die Bauernjugend als ideale Organisation, welche sowohl junge Landwirte, als auch Freunde der Landwirtschaft näher zusammenbringen und diese in ihrem Tun bestärken kann. Ich wünsche mir, dass wir als Bezirksausschuss ein noch stärkeres Bindeglied zwischen dem Dachverband Südtiroler Bauernbund, der Landesorganisation Bauernjugend und den einzelnen Ortsgruppen werden können.
Vinschgerwind: Frau Rainalter: Sie sind mit 73 von 89 möglichen Stimmen zur Bezirksleiterin gewählt worden. Ihre Ziele?
Anna Rainalter: Für das Vereinsleben konnte ich mich schon immer begeistern und motivieren. Mir ist das Weitergeben von Tradition und Brauchtum in einer modernen und zukunftsorientierten Gesellschaft sehr wichtig. Der rege Austausch, in einer geselligen Runde und der gute Zusammenhalt der Bauernjugend liegt mir sehr am Herzen.
Vinschgerwind: Wie würden Sie die Landwirtschaft im Vinschgau beschreiben?
Fabian Brenner: Meiner Meinung nach spielt im Vinschgau vor allem der Anbau von Sonderkulturen im Tal, die Grünlandwirtschaft in den Hang- und Berggebieten und die traditionelle Almwirtschaft eine bedeutende Rolle. Der Vinschgau ist fast weltweit bekannt für seine hervorragenden landwirtschaftlichen Produkte und Erzeugnisse. Es gibt aber sehr große Unterschiede wegen der verschiedenen Höhenlagen, der Beschaffenheit des Geländes, der verschiedenen Betriebsgrößen, aber auch oftmals wegen der geringen Niederschlagsmengen oder auch wegen der verschiedenen Auflagen z.B. im Nationalpark Stilfserjoch. Sehr viele Betriebe über 1.000m sind von der Milchwirtschaft abhängig und sind meist nur im Zu- oder Nebenerwerb überlebensfähig. Daher überlegen sich immer mehr junge Menschen, ob sie doppelt arbeiten sollen um einmal leben zu können, oder ob sie einen anderen beruflichen Weg einschlagen und der Landwirtschaft den Rücken zukehren sollen. Viele Familien im Vinschgau, aber auch im restlichen Südtirol, nehmen trotz geringer Wertschöpfung viele Arbeitsstunden für den Erhalt von Kulturgrund, von landwirtschaftlichen Flächen und Gebäuden auf sich. Dafür sollte den Bauern zumindest eine gewisse Wertschätzung entgegengebracht werden.
Im Vinschgau ist leider ein Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe und der genutzten Fläche zu verzeichnen. Meiner Meinung nach bedarf es einer generellen Weiterentwicklung der Landwirtschaft und es könnte noch vermehrt das Besetzen von Nischen angestrebt werden. Begrüßenswert ist, dass in den letzten Jahren der Urlaub auf dem Bauernhof einen bedeutsamen Aufschwung erlebt hat und sicherlich noch ausbaufähig ist. In den Tallagen können glücklicherweise viele Landwirte vom qualitativ hochwertigen Obstanbau im Vollerwerb leben. Für mich als Viehbauer ist es sehr erfreulich, dass die Almwirtschaft im Vinschgau immer noch eine so bedeutende Rolle spielt. Durch die Bestoßung der Almen mit Vieh wird ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt der Landschaft und Tradition geleistet. Generell ist auch sehr positiv, dass es im Vinschgau viele Beschäftigte in der Landwirtschaft gibt.
Vinschgerwind: Vinschgaus Landwirtschaft braucht....
Anna Rainalter: ...junge, motivierte Leute, die mit Leidenschaft die bereits bestehenden Traditionen weiterleben.
Vinschgerwind: Sie wohnen auf einem Bergbauernhof in Stilfs – ist es möglich die Anliegen von Tal und Berg, von Obst- und Bergbauern unter einen Hut zu bringen?
Fabian Brenner: Genau, ich wohne auf dem Trushof in der Gemeinde Stilfs auf 1260m und bewirtschafte dort gemeinsam mit meinen Eltern unseren Familienbetrieb mit Tierhaltung und einem Gastbetrieb. Ich bin leidenschaftlicher Viehbauer und stehe offen und ehrlich dazu. Genauso sehr bin ich aber auch ein Verfechter der Artenvielfalt und der Produktvielfalt. Damit will ich sagen, dass es im Vinschgau zum Glück nicht nur „Rindviecher“ gibt, sondern auch verschiedene Obst- und Beerensorten, den Weinanbau, den Gemüse- und Getreideanbau und vieles mehr.
Vinschgerwind: Frau Rainalter, aus der Sicht von Junglandwirten: Was läuft gut? Was weniger?
Anna Rainalter: Die Landwirtschaft in Südtirol ist sehr gut aufgestellt, aufgrund der guten Fachschulen bildet sich die junge Generation gut aus. Ihnen ist bewusst, dass sie Traditionen weiterführen sollen, besonders Höfe, die über Generationen aufgebaut worden sind, werden mit Verantwortung und Stolz übernommen.
Eine unternehmerische Tätigkeit ist wie immer mit verschiedenen Risiken behaftet. Somit sind viele auf ein Zusatzeinkommen außerhalb der Landwirtschaft angewiesen. Immer mehr Bauernfamilien können demnach nicht alleine von der Landwirtschaft leben, sondern müssen noch einer anderen beruflichen Tätigkeit nachgehen. Jedoch sollte man die Risiken überschaubar halten, indem man in der Landwirtschaft auf mehrere Standbeine setzt und sich nicht nur auf einen Weg konzentriert. So zum Beispiel zusätzlich zu der Landwirtschaft noch Urlaub auf dem Bauernhof anbietet, oder sich auf ein Nischenprodukt konzentriert.
Vinschgerwind: Wie sieht der Bauernhof von morgen aus?
Fabian Brenner: Der Bauernhof von morgen ist bunt, vielfältig und entwickelt sich ständig weiter. Vieles hängt leider Gottes mit der Pandemie Covid-19 zusammen. Nach der derzeitigen Krise könnte in Zukunft vor allem der Urlaub auf dem Bauernhof stark gefragt sein. Wünschenswerterweise haben einige Betriebe trotz oder gerade durch Corona den Mut und hoffentlich auch noch die Mittel um neue Wege einzuschlagen, Sanierungen und Umbauten zu tätigen und in Nischen zu investieren. Ich persönlich wünsche mir, dass alte Traditionen erhalten bleiben, bereits fast Vergessenes wieder neu aufgegriffen werden kann und Neues entdeckt wird. Blumenwiesen, Getreidefelder, Weidetiere am Radweg usw. würden nicht nur dem Tourismus, sondern auch den Bewohnern in der Talsohle vom Vinschgau sicherlich gut tun.
Vinschgerwind: Wird es ein Höfesterben am Berg und eine Digitalisierung und Industrialisierung im Tal geben?
Fabian Brenner: Ich finde, dass eine bestimmte Digitalisierung schon seit längerer Zeit voranschreitet. Dies nicht nur im Tal bei den „Mittel- und Großbetrieben“, sondern auch auf den meisten Bergbauernhöfen und bis in jedes Tal hinein. Und das ist auch ein Stück weit gut so. Ein gewisser Fortschritt und die Entwicklungsfähigkeit ist mehr denn je zum Muss geworden und sollte auch von den älteren Generationen als Chance gesehen werden. Wer hätte sich z.B. vor 10 Jahren gedacht, dass der Bergbauer heute elektronische Rechnungen verschickt, seine Produkte fast nur noch auf verschiedenen Internet-Plattformen anbietet oder Aktuelles über die sogenannten sozialen Medien teilt. Es gab und gibt leider immer noch das Höfesterben, da oft die Wirtschaftlichkeit fehlt, es keine Nachkommen gibt oder diese andere Wege einschlagen wollen. In meinen Augen ist es sehr wichtig, dass die älteren Generationen bzw. Hofübergeber nicht den Fehler machen, zu lange auf den Besitz des Hofes zu beharren. Es sollte ein Miteinander sein, wobei die Nachkommen mitreden, mitentscheiden und selber Verantwortung übernehmen sollen und dürfen. Leider gibt es bei uns im Vinschgau und darüber hinaus zu viele Höfe mit über 70jährigen Bauern, welche teils den richtigen Zeitpunkt der Hofübergabe verpasst haben. Es ist nur verständlich, dass das „Kind“ mit 40 Jahren, welches sich bereits eine Existenz aufgebaut hat, nicht mehr sein Leben total umkrempelt, damit ein relativ ertragsarmer Hof weitergeführt werden kann. Genauso muss aber auch die junge Generation Ratschläge annehmen, die Hilfe wertschätzen und auf Anliegen eingehen, um das bestmögliche Miteinander zu erreichen. Vielleicht bringt die Coronazeit eine neue Denkweise, damit nicht jeder kleine Stall und Stadel Opfer einer neuen Ferienhütte wird und es vielleicht in Zukunft auch wieder ein Luxus sein kann, selber einige Tiere halten zu können und ein Stück weit Selbstversorger sein zu dürfen. Die Industrialisierung wird nichtsdestotrotz voranschreiten und viele Sachen ablösen bzw. einige „alte-Zeiten-Romantiker“ einholen, was mit dem richtigen Maß und Ziel gut ist.
Anna Rainalter: Die zunehmende, teure Mechanisierung der Landwirtschaft und die steigende Anforderung der Marktpartner zwingen die Landwirte und Landwirtinnen, sich zu spezialisieren. Sie wachsen, spezialisieren sich, besetzen Nischen, integrieren die Verarbeitung und den Verkauf. Die jungen Bauern sind gut ausgebildet, sie arrangieren sich mit den neuen Rahmenbedingungen, suchen und finden ihren individuellen Weg.
Vinschgerwind: Herr Brenner: Wie viele Ortgruppen hat die Südtiroler Bauernjugend im Vinschgau? Wie schwierig ist es Leute hierfür zu motivieren und zu gewinnen?
Fabian Brenner: Die SBJ hat im Vinschgau 27 Ortsgruppen, welche von Reschen bis nach Kastelbell reichen. Die Suche nach neuen Mitgliedern, vor allem für einen Ausschuss, gestaltet sich schon seit einigen Jahren immer schwieriger. Dies betrifft aber nicht nur die Bauernjugend, sondern allgemein alle Vereine im Dorfleben. Leider ist zu erkennen, dass sehr viele junge Menschen sich für keinen Verein wirklich interessieren bzw. aktiver Teil davon werden möchten. Sobald es darum geht, eine gewisse Verantwortung zu übernehmen, sind vielfach bei zu vielen Vereinen dieselben Personen gefragt. Auch in unserem Bezirksausschuss sind einige dabei, welche im eigenen Dorf schon bei mehreren Vereinen aktiv sind, ja sogar im Ausschuss oder in einer Führungsrolle stehen. Ich bin mir sicher, dass es für Vereine und für uns alle auch wieder bessere Zeiten geben wird.
Vinschgerwind: Was brauchen junge Landwirtinnen und Landwirte? Was wünschen sich junge Menschen in der
Landwirtschaft?
Fabian Brenner: Junge Landwirtinnen und Landwirte brauchen Vertrauen, Geduld, Angebote zur Weiterbildung und Weiterentwicklung, Hilfestellungen und ein Grundmaß an Respekt und Wertschätzung von Seiten der restlichen Bevölkerung. Kritik ist in Ordnung, jedoch sollte nicht alles und jeder in der Landwirtschaft angeprangert und kritisiert werden. Momentan ist es fast schon modern, über jeden Bauer mit einem Güllefass oder einem Spritzpanzen herzuziehen und das Schlimmste zu denken bzw. sogar öffentlich zu verbreiten. Jedem Menschen tut Zuspruch gut, so auch den Junglandwirten. Oftmals reicht ein „gut machst du das“, um das Selbstbewusstsein eines jungen Menschen zu stärken und seine Freude wieder zu erwecken. Ich als Junglandwirt mit Viehhaltung wünsche mir vor allem, dass der Lebensmittelkonsum bewusster wird, dass es selbstverständlich wird, dass man Fleisch, Milch usw. vom Metzger oder Bauern von nebenan kauft, die regionalen Kreisläufe gestärkt werden und dass es ein Miteinander von Produzenten und Konsumenten gibt.
Prad am Stilfserjoch - Vor zwei Jahren, am 28. März 2019 gab es einen Neubeginn in der Bio-Dorfsennerei in Prad. Unter neuer Führung und mit einem neuen Konzept wird Ziegenmilch von vier Biobetrieben zu hochwertigem Bio-Ziegenkäse verarbeitet. Nun stehen wieder Neuerungen an.
von Heinrich Zoderer
Die Sennerei Prad hat eine 150-jährige Geschichte. In der Festschrift, herausgegeben anlässlich des Neubaus der Dorfsennerei im Jahre 2012, kann man nachlesen, dass ein „Sennerei-Büchl“ aus dem Jahre 1873 bereits auf die Existenz eines Sennereibetriebes im 19. Jahrhundert hinweist. 1903 wurde in der neu gebauten Sennerei neben dem Dorfplatz der Betrieb aufgenommen. 1982 kam es zur Schließung der Sennerei aus hygienischen Gründen und wegen mangelnder Unterstützung durch das Land. Viele Bauern lieferten ihre Milch nicht mehr in der Dorfsennerei ab, sondern wurden Mila-Lieferanten. 1999 kam es zur Neugründung der Sennerei-Genossenschaft Prad und nach dem Bau eines neuen Sennereigebäudes durch die Fraktionsverwaltung konnte die Produktion am 2.11.2011 im neuen Gebäude wieder aufgenommen werden. Im Oktober 2014 wurde die Produktion eingestellt und die Sennerei musste wiederum schließen. Einen Neustart gab es durch einen Investor im Jahre 2017. Der Belgier Joos Peters stellte in der Prader Sennerei Ziegenkäse her. Nach einer kurzen Produktionszeit wurde im Oktober 2018 der Betrieb eingestellt. Die Ziegenbauern bangten um ihre Existenz. Zum Neustart kam es durch die am 29. Februar 2016 gegründete Bürgergenossenschaft Obervinschgau (BGO). Vom Vorstand der BGO mit dem Vorsitzenden Armin Bernhard, sowie den Vorstandsmitgliedern Michael Hofer, Elisabeth Prugger und Anna Folie wurde ein neues Konzept ausgearbeitet. Die BGO übernahm die Führung. Die Eigenverwaltung Prad als Besitzerin des Gebäudes ist der BGO entgegengekommen, da ihr auch sehr viel am Fortbestand der Sennerei gelegen ist. Michael Hofer, ein Ökonom der BGO, übernahm die Verwaltung und mit Sigrid Sparer aus Lana konnte eine erfahrene Produktmanagerin und Geschäftsführerin gewonnen werden. Die Betriebswirtin und Marketingspezialistin war zuvor 10 Jahre in der Lebensmittelvermarktung des internationalen Großbetriebes Dr. Schär und 2 Jahre bei der Firma Loacker am Ritten beschäftigt. Anfangs arbeitete Matthias Ziernhöld aus Schluderns als Senn allein, später kam Philipp Goetjes aus dem Schwarzwald hinzu. Vier Ziegenbauern aus Prad, Lichtenberg und Stilfs liefern viermal die Woche insgesamt rund 4.000 Liter Ziegenmilch, die zu 400 kg Bio-Ziegenkäse verarbeitet werden. 2019 wurden 100.000 l Milch abgeliefert und 10.000 kg Käse gewonnen. 2020 wurden bereits 14.000 kg Käse produziert und in Zukunft würde man gerne 200.000 l Ziegenmilch zu 20.000 kg Bio-Ziegenkäse verarbeiten. Vor zwei Jahren kaufte die Sennerei die Milch von drei Ziegenbauern mit rund 250 Ziegen ab. Heute liefern vier Bauern mit fast 300 Ziegen den wertvollen Rohstoff. Neben Erich Primisser vom Schmelzhof Prad, der rund 140 Ziegen hält, sind dies David Wallnöfer vom Untervellnairhof vom Prader Berg, Manuel Haas vom Faslarhof in Stilfs und seit eineinhalb Jahren auch noch Andreas Unterkircher aus Lichtenberg.
Ein nachhaltiges Gesamtkonzept: kurze Wege – Milchziegen auf steilen Berghängen– Produkte von höchster Qualität – regionale Vermarktung – breite Kooperation und Vernetzung
Viehbauern halten bei uns vor allem Kühe. Ziegenmilch war unbeliebt, weil sie schlecht schmeckte. Heute weiß man, dass Ziegenmilchprodukte eine beliebte Alternative zu Kuhmilch sind, u.a. für Personen mit einer Allergie gegen Kuhmilcheiweiß. Im Vergleich zu Kuhmilch weist Ziegenmilch weniger Protein, Fett und Laktose auf, damit ist sie auch kalorienärmer und leichter verdaulich. Für den Geschmack spielt die Melkhygiene und die Kühlung eine große Rolle. Regelmäßige Kontrollen und eine hochprofessionelle Verarbeitung sorgen für Produkte von höchster Qualität. Von den Ziegenbauern werden vor allem zwei Ziegenrassen gehalten: die deutsche Edelziege und die Saanenziege. In der Bio-Sennerei Prad werden vier verschiedene Käsesorten hergestellt: „Caschlin“, ein milder Weichkäse (Reifezeit: 2 Wochen), „Dulbant“, ein leicht würziger Weichkäse (Reifezeit: 4 Wochen), „Plamunt“, ein Schnittkäse (Reifezeit: 6-8 Wochen), „Riserva“, ein vollmundiger halbharter Schnittkäse mit einer mindestens 4-monatigen Reifezeit. Außerdem werden zwei Frischkäsesorten mit mozzarellartiger, fein cremiger Konsistenz hergestellt: „Plaina“, eine gereifte Ziegencaciotta mit Naturrinde (Reifezeit ca. 3 Wochen) und „Caciotta“, frische Ziegencaciotta, die in 2 Tagen reift. Die Vermarktung erfolgt über verschiedene Geschäfte, Kaufhäuser und Bioläden, in den Sommermonaten auch auf den Wochenmärkten in Prad, Mals, Meran und Landeck. Auch im Großraum München wird der Prader Ziegenkäse in den Filialen der Biomarktkette VollCorner, dem Käsegroßhändler Schilcher und Biokäse & Feinkost Jürgen Würth verkauft, ebenso in Innsbruck bei Kranebitter´s Käse-Kulinarium.
Neue Ideen: Osternesteraktion, Nikolaussackl, Kitzfleisch, Kitzgulasch, Schafkäse
Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mit kurzen Wegen und lokalen Kreisläufen will man über 70 Prozent der Produkte im Vinschgau, den Rest in Südtirol, Österreich und Deutschland verkaufen. Im Lockdown des letzten Jahres entstand die Idee, zusammen mit der Hofkäserei Englhorn von Alexander Agethle aus Schleis und der Bio-Hofkäserei Ziegen im Winkel von Anita und Christoph Thanei vor Ostern die „Osternestaktion“ mit Produkten der drei Betriebe zu starten. Die Bürgergenossenschaft Obervinschgau organisierte im Dezember 2020 die „Nikolausaktion“ mit verschiedenen regionalen Produkten aus dem Obervinschgau. Dieses Jahr wird die Osteraktion vom letzten Jahr auf insgesamt fünf Bio Hofkäsereien ausgedehnt. Die fünf verschiedenen Osternester kann man für die eigene Familie oder als Geschenk für Bekannte bzw. für Menschen in schwierigen Lebenslagen bestellen. Die Summe der bestellten Osternester für Menschen in schwierigen Lebenslagen rundet die BGO und die anderen Osterhasen als solidarischen Beitrag auf die nächste Hunderterzahl auf. Eine runde Sache – für alle. Infos dazu auf www.da.bz.it oder unter 0473 932006 bzw. über E-Mail: osterhase@da.bz.it. Zu Ostern startet die BGO dieses Jahr auch die Aktion „Kitzfleisch“ und „Kitzgulasch“. Die vier Ziegenbauern produzieren nicht nur Milch. Jede Ziege bringt in der Regel jedes Jahr zwei Kitze zur Welt. Im oberitalienischen Gebiet ist es seit je Brauch zu Ostern einen feinen Kitzbraten zu verspeisen. Dieses Angebot will man dieses Jahr auch für unsere Bevölkerung machen. Für die Bestellung von Kitzfleisch gibt es unter der oben genannten Nummer zwei Termine Ende März. Dieses Fleisch wird dieses Jahr auch zu Ragout im Glas veredelt und ist bald über das ganze Jahr erhältlich. Im letzten Jahr hat man bereits Schafkäse der Schafmilch aus Langtaufers hergestellt bzw. vermarktet. In Zukunft möchte man verstärkt die Gastronomie mit Ziegenkäse versorgen und neue Käseprodukte, verfeinert mit Kräutern, herstellen. Damit ist der Ziegenkäse, der bisher als Nischenprodukt gegolten hat, auf dem besten Wege sich zu einem Qualitätsprodukt der feinen Art zu entwickeln. Und die Ziege, die als „Kuh des kleinen Mannes“ bezeichnet wurde, wird zu einem sympathischen Tier, das Milch und Fleisch liefert, das leichter verträglich ist und wenig Fett enthält.
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Gregor des Großen, 12. März 2021
Valter Pallaoro aus Auer heißt der Sieger des 14. Fotowettbewerbes der vier Nationalparke Gran Paradiso, Latium-Abruzzen-Molise, La Vanoise (F) und Stilfserjoch. Das Bild zeigt zwei junge Hermeline, welche an den Blüten des Gelben Enzians schnuppern. Mit diesem Schnappschuss hat sich der passionierte Naturfotograf aus dem Südtiroler Unterland bei über 3.300 Einsendungen im Wettbewerb 2020 durchgesetzt. Der Wettbewerbsjury stand wieder der Mailänder Universitätsprofessor Elio Piazza vor. In der Kategorie „Landschaften“ wurde das Bild „Finestra“ von Chiara Marveggio als bestes Bild aus dem Nationalpark Stilfserjoch ausgezeichnet. Es zeigt den Blick durch das Gletschertor des Forni-Gletschers nach außen. In der Kategorie „Wildtiere“ siegte Lorenzo Shoubridge mit seinem Bild „Fighter“. Das Foto zeigt den nächtlichen Streit zwischen einen Rotfuchs und einem Dachs. In der Kategorie „Die Pflanzenwelt des Parks“ wurde das Foto „White umbrella“ von Marco Antonini als Siegerfoto gereiht. Es zeigt die Baumkrone einer alten Buche im Raureif als Schirm über Jungwuchs im Herbstlaub. In der Kategorie „Makro“ siegte nochmals Lorenzo Shoubridge mit seinem Foto vom Wiener Nachtpfauenauge im Abflug. Einen Sonderpreis erhielt Fabrizio Micalizzi für sein Foto „Another world, Colle del Nivolet“, Nationalpark Gran Paradiso. Wie groß die Belastung unserer Umwelt durch Plastikabfälle geworden ist, zeigt das Foto von Roberto Melotti mit zwei Haubentauchern im synchronen Balztanz: Das Männchen will dem Weibchen mit einer Plastikverpackung vom Seegrund als Brautgeschenk imponieren.
Vom wind gefunden - Die Schweiz gilt als fortschrittlicher Staat mit sehr alten demokratischen Traditionen und einer langen Erfahrung der Bürgerbeteiligung und der Direkten Demokratie. In der Schweiz z.B. in Zürich, durften auch Frauen sehr früh an Universitäten studieren, während es sonst in Europa lange Zeit verboten war. Das Frauenwahlrecht wurde aber erst vor 50 Jahren am 7. Februar 1971 durch eine Volksabstimmung eingeführt. Als letztes europäisches Land beschloss 1984 Liechtenstein das Frauenwahlrecht einzuführen, nachdem zuvor in zwei Volksabstimmungen (1971 und 1973) die Einführung noch abgelehnt worden war. Auch in der Schweiz wurde am 1. Februar 1959 das Frauenstimm- und Wahlrecht in der eidgenössischen Volksabstimmung mit 66,9% abgelehnt. Bis alle Schweizer Kantone das Frauenwahlrecht einführten, dauerte es noch fast 20 Jahre. Als letzter Kanton wurde 1990 auch im Kanton Appenzell Innerrhoden das Frauenwahlrecht eingeführt, allerdings nicht freiwillig, sondern aufgrund eines Entscheids des Bundesgerichts. Finnland war das erste europäisches Land, welches 1906 das Wahlrecht für Frauen einführte, 1915 folgten Dänemark und Island, 1918 Österreich und Deutschland, 1944 Frankreich und 1946 Italien. Während in den anderen Staaten das Frauenwahlrecht durch die Parlamente eingeführt wurde, war die Schweiz das erste Land, in dem dies durch eine Volksabstimmung geschah. Dabei durften nur Männer abstimmen und das war auch der Grund, warum es so lange gedauert hat. (hzg)
Taufers im Münstertal - Die „Freie Liste Taufers“ hat in der Gemeinderatssitzung vom 11. März in einem Beschlussantrag gefordert, den Tschineilwaal wieder in Betrieb zu setzen. Die Betreuung könnte, so die Liste um Christoph Wallnöfer, Bernd Christandl und Katja Maucher die gemeindeeigene Struktur Tuberis übernehmen. Es gehe um ein erhaltenswertes Kulturgut. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. BMin Roselinde Gunsch wies darauf hin, dass der Waal damals im Zuge eines Interregprojektes mit dem Stundenweg hergerichtet worden sei, einvernehmlich mit den Grundbesitzern. Seit rund 3 Jahren werde am Waal nichts mehr gemacht. „Ich bin nicht bereit, mit den Grundbesitzern über den Waal durch die Wiesen zu reden“, sagte Gunsch Koch. Schließlich einigte man sich darauf, sich zuerst mit dem Verein Tuberis zu treffen. Die Liste zog den Antrag zurück. Auch den Antrag für ein Livestreaming der Ratssitzungen und für eine Veröffentlichung auf der Gemeindehomepage zog die „Freie Liste“ zurück, weil solche Dinge per Verordnung geregelt werden sollen. (eb)
Die Gemeinden Taufers, Glurns und Schluderns sind immer noch mit einer Mikrobeteiligung von 0,1 % an der Gesellschaft Touristik und Freizeit GmbH (TuF), die den Watles verwaltet, beteiligt. Nun sollen diese Anteile für einen symbolischen Euro an den Mehrheitseigner, an die Ferienregion Obervinschgau, veräußert werden. Substantiell habe diese Mikrobeteiligung keinen Wert, sagt der Tauferer Gemeindesekretär Georg Sagmeister. Zudem wolle die neue Verwaltung der TuF alle schlafenden Quoten richtig stellen.
2019 wurden in Südtirol öffentliche Aufträge im Gesamtwert von 1,6 Milliarden Euro vergeben. Das entspricht etwa einem Drittel des gesamten Landeshaushalts.
Kunstturnen - Mit bereits sieben Jahren verließ Carla Wieser ihre Heimat und zog nach Rom, um sich auf den Kunstturnsport und eine professionelle Sportkarriere zu konzentrieren. (sam)
Kunstturnen - Neben dem Kinderturnen (Breitensport) gibt es auch die Möglichkeit das Kunstturnen als Leistungssport (Geräteturnen) auszuüben. Beim Leistungssport turnen die Mädchen an vier verschiedenen Geräten. Es sind dies: Stufenbarren, Schwebebalken, Boden und Sprung. (sam)
Vinschgau - Mit einer Aussendung weist der Geschäftsführer des Jugenddienstes Obervinschgau Tobias Stecher auf ein zeitloses Phänomen hin, dass gerade jetzt in der Corona-Zeit Konjunktur zu haben scheint: dem Generationenkonflikt. Laut der Fachdienststelle für Jugendarbeit bringt die derzeitige Corona-Situation den Generationenkonflikt mit seiner Stigmatisierung auf einen neuen Höhepunkt. Junge Menschen dürfen nicht im Dorf unterwegs sein; Junge Menschen dürfen sich nicht mit Freunden treffen; Junge Menschen sind unsolidarisch und halten sich nicht an die Regeln. Vorurteile und Benachteiligungen gegenüber jungen Menschen sind derzeit oft weitreichend und sogar diskriminierend. Herabwürdigende Blicke und das Unverständnis gegenüber jungen Menschen gibt ihnen aber oft das Gefühl „nicht ernst genommen“ zu werden. Aber im Gegensatz zur Jugend dürfen Erwachsene zur Arbeit gehen, selbst entscheiden wem sie treffen und ob sie die Regeln einhalten. Über sie urteilt niemand. Die Corona-Krise ist für Niemanden einfach, den Sündenbock bei der Jugend zu suchen, ist jedoch nicht gerecht. Junge Menschen fällt das Dach zuhause auf den Kopf, sie brauchen Raum und Platz um sich selbst kennen zu lernen. Junge Menschen müssen sich ausprobieren, Grenzen überschreiten und dafür Verantwortung übernehmen, spielen und feiern, träumen und trauern. Die Aussendung appelliert daher an die Erwachsenen die Bedürfnisse junger Menschen ernst zu nehmen und sie nicht pauschal zu verurteilen. Eine Erinnerung an die eigene Jugendzeit kann dabei hilfreich sein. (lu)
Schlanders/Elki Mitgliederversammlung - Bei der Mitgliederversammlung vom Eltern-Kind-Zentrum Schlanders (Elki) über die Videokonferenzplattform Zoom am 4. März konnte der Vorstand mit der Präsidentin Kunhilde von Marsoner trotz Corona auf eine vielfältige und recht bunte Tätigkeit zurückblicken. Ab Anfang März war das Elki geschlossen, aber zu Jahresbeginn, im Sommer und teilweise im Herbst konnten viele geplante Treffen und Kurse unter den strengen Coronabedingungen durchgeführt werden. Es gab 34 „Offene Treffs“ mit insgesamt 245 Kindern in Kleingruppen. Es gibt die Krabbelgruppe, Zwergengruppe und die Spielgruppe Hand in Hand mit Kindern von 2-4 Jahren. Diese werden von Freiwilligen bzw. von den Mitarbeiterinnen Linde Oester, Elisabeth Schweigl, Simone Wieser und Karin Lamprecht betreut und begleitet. Das Projekt FAMILY SUPPORT, eine Initiative vom Land zur praktischen Unterstützung nach der Geburt, wird vor allem von Elisabeth Schweigl betreut und soll auch auf den Obervinschgau ausgedehnt werden. Erfreulicherweise ist es auch gelungen 13 Freiwillige für dieses Projekt zu gewinnen. Sabine Stefani betreute die Facebook Seite, gestaltete den Veranstaltungskalender und das Programmheft, macht Übersetzungen und führte auch Kurse durch. Bei den verschiedenen Kursen beteiligten sich 189 Personen. Insgesamt wurden 510 ehrenamtliche Arbeitsstunden durchgeführt. Bei den Kursen und Treffen wurde gespielt, vorgelesen, gesungen, getanzt, gebastelt, Brot gebacken, die Natur entdeckt, Steine bemalt und Yoga gemacht. Sara Passler vom Südtiroler Netzwerk der Eltern-Kind-Zentren bestätigte dem Elki Schlanders, dass ein ambitioniertes und vielfältiges Programm durchgeführt wird. In Grußworten meldeten sich auch verschiedene Ehrengäste: Monika Wielander (Gemeindereferentin), Manuela Ortler (Leiterin der Bereiche Kinder und Jugendliche in der Bezirksgemeinschaft), Ivan Runggatscher (VKE Schlanders), Rosmarie Santer (Bildungsausschuss) und Ghazali Youness (Verein für Kommunikation). Carmen Januth moderierte die Mitgliederversammlung. (hzg)
Der Jugendtreff in Tschengls ist seit 2004 geöffnet und befindet sich in der Sportzone von Tschengls. Vom Eingangsbereich aus kommt man direkt in den offen und hell gehaltenen Aufenthaltsraum, welcher mittels Schiebetür in zwei separate Bereiche geteilt werden kann. Außerdem ist der Treff mit einer kleinen Kochnische, einen Budel mit Barhockern und zwei Toiletten ausgestattet. Das Goldstück des Treffs ist mit Sicherheit die Terrasse, die zum Zusammensitzen einlädt.
Leider wurde der Treff sowohl durch die monatelange Nichtbenützung aufgrund der Bestimmungen bezüglich Corona, als auch durch mutwillige Verschmutzungen und Zerstörungen ehemaliger Besucher*innen, stark in Mitleidenschaft gezogen.
Nach mehreren Besichtigungen seitens der Bürgermeisterin Verena Tröger, der Vizebürgermeisterin und zuständigen Jugendreferentin Franziska Riedl und der Gemeindearbeiter für die Bestandsaufnahme der Mängel, wurde die Durchführung der nötigen Reparaturarbeiten genehmigt.
Die Arbeiten sind nun weitgehend abgeschlossen und auch einige Neuanschaffungen konnten getätigt werden. Um nur das Wichtigste zu nennen: Schränke und Schubladen sind wieder intakt, das Eingangstürschloss wurde ausgetauscht, die Küche erhielt eine neue Herdplatte, die Mädchentoilette wurde erneut mit einer Tür ausgestattet und eine neue Sitzgarnitur mit Tisch und zwei Bänken für die Terrasse angekauft.
Zurzeit ist der Jugendtreff für alle Jugendliche ab 11 Jahren am Freitag von 18.00 bis 19.30 Uhr und am Samstag von 19.00 bis 20.30 Uhr geöffnet. Für weitere Fragen und Anliegen steht die Jugendarbeiterin Ellen Schuster unter der Tel. 328 558 8131 gerne zur Verfügung. Aktuelle Infos zu Öffnungszeiten usw. finden sich auch auf Facebook (JA Ellen Schuster) und auf Instagram (ja_ellenschuster).
Stell dir vor, du bist 12 Jahre alt...
Du verbringst deinen Tag damit vor einem Bildschirm zu sitzen, in die Gesichter deiner Lehrpersonen zu starren. Im Hintergrund deine Mutter am Handy, sie versucht eine Möglichkeit zu finden, dein kleines Geschwisterchen irgendwo unter zu bringen, um arbeiten gehen zu können. Fußballtraining ist gestrichen, deine Freunde darfst du auch nicht sehen.
Stell dir vor, du bist 15 Jahre alt...
Deine Eltern nerven, die Lehre nervt, die Schule nervt. Alles ist Scheiße. Du versuchst heraus zu finden, wer du bist und was dir gefällt. Du verliebst dich. Du wirst enttäuscht und verliebst dich neu. Du bräuchtest jemanden zum Reden, jemanden, der das gleiche erlebt. Niemanden aus deiner Familie. Du bräuchtest deine Freunde.
Stell dir vor, du bist gerade volljährig geworden...
Endlich 18. Du hast so lange darauf gewartet, planst deine Fete schon lange. Du willst mit dem Führerschein beginnen, die Fahrstunden werden immer wieder verschoben. Du möchtest ausgehen, mit Freunden feiern, dich austesten. Du willst dem Türsteher deinen Ausweis hinhalten, mit einem Grinsen im Gesicht. Du hast keinen Bock mehr auf Bier in einem kalten Keller, zu hoffen, nicht erwischt zu werden.
Stell dir vor, du bist Anfang 20...
Bist gerade von zuhause ausgezogen, willst deine Unabhängigkeit. Das Geld ist knapp. Mal darfst du zur Arbeit, mal nicht. Deine Vorgesetzten wissen nicht, wie es weitergeht. Aufträge fehlen, Personal muss eingespart werden. Du machst dir Sorgen, fragst dich, wie deine Zukunft aussehen soll.
Immer wieder höre ich den Satz „als wir noch jung waren, das waren noch Zeiten“, meistens, wenn sich Erwachsene mit Freunden von früher darüber unterhalten, was sie denn alles miteinander erlebt und gesehen haben. Wehmütig wird der vergangenen Jugend gedacht, fast nachgetrauert. Schöne Momente, lustige Momente, spannende und aufregende Momente, aber auch blöde und ernste Momente.
Ich wünsche auch der Jugend von heute, dass sie trotz der schwierigen Zeit, später einmal mit dem gleichen Gesichtsausdruck an ihre jungen Jahre zurückdenken kann. So wie es auch wir machen.
Sylvia Pinggera, Jugendarbeiterin
Vinschgau - Die Anmeldungen für die Sommerschule/Spielend lernen und der Freizeitangebote für MittelschülerInnen sind ab sofort möglich. Für die GrundschülerInnen der Schulsprengel Graun, Mals, Schluderns, Prad und Laas werden die Anmeldeformulare in gewohnter Papierform in den jeweiligen Schulklassen ausgeteilt und eingesammelt. Die Anmeldungen für Sommerangebote für Mittelschüler/innen müssen hingegen aufgrund der Schulschließungen digital via Mail oder direkt über die Homepage der GWR in Spondinig erfolgen. (www.gwr.it/category/Sommeraktivitaeten/Sommerangebote-aktuelles). Die heurigen Angebote wurden durch das Koordinations-Team (Annerose Paulmichl, Evelyn Peer, Nadia Schwienbacher und Andreas Seidl) erstellt, ergänzt und ausgeweitet. Die Durchführung erfolgt zu den zum Durchführungszeitpunkt geltenden Corona-Sicherheitsprotokollen. Für GrundschülerInnen gibt es zusätzlich zur Sommerschule, welche heuer erstmals auch in Stilfs angeboten wird, eine Kreativ- und Mal-Woche. Das Berufsfindungsprojekt „ACTIVITY - was will ich einmal werden?“ ermöglicht es ‚MittelschülerInnen in die Berufswelt einzutauchen und aktiv verschiedene Berufe kennenzulernen. Das Angebot für Mittelschüler wird durch ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm ergänzt. Für Bewegungsfreudige gibt es „Sportivity“, eine Kletterwoche, eine Junior Enduro Bike Woche und eine Erlebnis Mountainbike-Woche. Für Kreative wird eine „Artwork“-Woche und mehrere Marmor-Gestaltungs-Wochen organisiert. Naturbegeisterte können an einer „Wildnis-Survival-Woche“ oder an einer Naturwoche in der Prader Sand teilnehmen. Für Kinder mit Beeinträchtigung wird eine Einzelbetreuung angeboten. Diese umfassenden Sommerangebote werden zwischen den einzelnen Kooperationspartnern der GWR in Spondinig, der Bezirksgemeinschaft Vinschgau/Sozialdienste, den Gemeinden, der Landesberufsschule Schlanders und den Schulsprengeln des Vinschgaus inhaltlich abgestimmt und logistisch geplant. Die Familienagentur der Autonomen Provinz Bozen ermöglicht mit einer Projektförderung, dass die Teilnehmerbeiträge den finanziellen Möglichkeiten der Familien angepasst sind. (lu)
Info: Die Anmeldungen können bis Donnerstag, 25. März 2021 in der jeweiligen Schule abgegeben werden, direkt an info@gwr.it gemailt oder online über www.gwr.it gemacht werden.
Für weitere Informationen: 0473/428238 oder info@gwr.it
Vinschgau - Der Spruch „Aff Zuckpichl und aff Laggar isch dr Schmolz-Kibl laar, aff Patsch und aff Mittreibn weartr a nimmer long heibn, aff Forra und Egg do gianzi schun nocketr in Bett“ kennzeichnet die damals aussichtslose Lage der Höfe am Vinschger Sonnenberg.
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg herrschte große Hungersnot. Auf „Mittreibn“ (Gemeinde Schlanders) lebte die Pächterfamilie Tappeiner. Die Eltern wußten oft tatsächlich nicht mehr, was sie ihren Kindern zum Essen vorsetzen sollten. Frau Philomena Gamper, eine ledige Tappeiner, verstorben im Jahre 1977 in Schlanders, lebte bis zum 15. Lebensjahr am „Mittreibn-Hof“. Sie erzählte: „Wir Kinder waren immer froh, wenn das Frühjahr kam, denn dann konnten wir uns endlich wieder einmal für eine Zeit lang an den jungen Trieben der Fichten und Lärchen satt essen. Wenn die Mutter nach langer Zeit wieder einmal Erdäpfel kochte, rissen wir dieselben noch im heißen Zustand, bevor sie auf den Tisch kamen, einander aus den Händen und verspeisten sie“. (aus „Verlassene und verödete Höfe am Sonnenberg“ von Johann Prenner, 2005)
Nicht viel besser erging es den Höfen Forra und Egg bei St. Martin im Kofel. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie mühsam die Bergbauern noch nach dem 2. Weltkrieg dort gelebt und gearbeitet haben. Forra (der Name leitet sich von „Forchach“ ab, was so viel wie Ort, wo viele Föhren wachsen, bedeutet) war zu seiner Blütezeit noch von sieben bis acht Parteien bewohnt. Mehr als 70 Menschen sollen in der verschachtelten, stadtähnlichen Siedlung gewohnt haben. 1921 ist „Forra-Stadt“ abgebrannt.
Auf Egg lebten drei Parteien, Gamper, Gruber und Kaserer. Das Gehöft lag abgelegen und war nur schwer erreichbar. Paul Gruber, geb. 1932 auf Egg, erinnert sich noch gut daran, wie er früher seine Mutter Anna (gest. 1952) noch auf dem Rücken zum Doktor nach Latsch brachte und über den steilen Steig dann wieder hinauf trug.
Dass Egg heute so gut da steht ist der Verdienst des damaligen Assessors und Vizebürgermeisters in Latsch, Adalbert Linser. Dank der politischen Unterstützung vom damaligen LH Luis Durnwalder und LR Hans Berger, konnte das Projekt, für das Linser jahrelang gekämpft hatte, realisiert und finanziert werden. Es wurde eine Zufahrt gebaut und die schwierigen Besitzverhältnisse wurden neu geregelt. Die Familie Gruber wurde umgesiedelt und errichtete die Hofstelle oberhalb des ursprünglichen Gehöfts.
Der Bau der Seilbahn nach St. Martin im Kofel im Jahre 1958 brachte für Forra und Egg schon die erste große Erleichterung. Im Jahre 1985 wurde die Strasse von Kastelbell nach St. Martin gebaut und 1997 endlich auch die Straße nach Forra und Egg. Im Jahre 2002 wurde die Seilbahn nach St. Martin im Kofel mit modernster Technik neu erbaut. (pt)
Über die Zukunft der Landwirtschaft will LR Schuler mit den Bürgern - online - diskutieren: Nach dem Auftakt im Jänner folgen nun vertiefend die Themen: Obst- und Weinbau, Tierhaltung, Klima- und Umweltschutz. Die Diskussion zum ersten Thema „Obst- und Weinbau – Wohin geht der Weg?“ findet am Dienstag, 16. März 2021, um 20.00 Uhr statt: Einstieg unter https://us02web.zoom.us/j/87457912880#success
Matsch - Bereits vor 30 Jahren haben sich einige Matscher und Matscherinnen mit der Idee eines BioTals beschäftigt. Leider wurde damals nichts daraus, wohl auch, weil die Zeit dafür noch nicht reif war. Im Herbst 2017 ist nun das Projekt „Machbarkeit BioTal Matsch“ im Rahmen des Bürgerhaushaltes der Gemeinde Mals von einem jungen Matscher Studenten eingereicht und von den GemeindebürgerInnen an die erste Stelle gewählt worden. In den darauffolgenden zwei Jahren wurde in Matsch intensiv am Projekt gearbeitet. Ursprünglich war geplant im Frühjahr 2020 in einer eigenen Veranstaltung einen Rückblick auf die Aktivitäten der vergangenen zwei Jahre zu werfen. Damit wurde aus den allseits bekannten Gründen bisher nichts. Daher nun auch dieser Bericht, der auf die Frage eingeht, was sich in dieser Zeit im Matscher Tal getan hat.
Das Projekt „Machbarkeit BioTal Matsch“ basiert auf dem Ansatz, dass die Menschen vor Ort gemeinsam eine nachhaltige und umweltverträgliche Lebens- und Wirtschaftsweise stärken. Damit soll ein Mehrwert für die Menschen vor Ort geschaffen werden. Ganz klar kommuniziert wurde von Beginn an, dass die Entscheidung, ob das „BioTal Matsch“ machbar ist, in der Hand der Menschen liegt, die in Matsch leben.
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung im März 2018, ging Michael Groier von der „Bundesanstalt für Bergbauernfragen“ in Wien auf das Thema „Bioregion“ ein. In weiterer Folge bildete sich eine neunköpfige Projektgruppe, die sich überwiegend aus MatscherInnen zusammensetzte. Schließlich waren alle BürgerInnen aus dem Projektgebiet Matsch und Muntetschinig zu einer Ideensammlung geladen. Dort wurden z.B. die Vorschläge „Organisation einer freiwilligen Bio-Umstellungsberatung für LandwirtInnen“ oder „Einrichtung einer Bioalm“ vorgebracht. Innerhalb des ersten Jahres meldeten sich 13 Bauern und Bäuerinnen für eine Bio-Umstellungsberatung auf dem eigenen Betrieb an. Organisiert und finanziert wurde dies über das Projekt. Bei den Initiativen, die im Bereich Landwirtschaft gesetzt wurden, standen sachliche Information und Sensibilisierung im Vordergrund.
Ziel des Projektes war es auch Fachwissen nach Matsch zu holen. So fanden Betriebsbesuche im Ortskern von Matsch im Beisein von Mathias Gauly, Prof. für Nutztierwissenschaften an der Freien Universität Bozen, statt. Gemeinsam wurde diskutiert, wie sich Betriebe in beengter Lage im Dorfkern weiter entwickeln können. Überlegt wurde in diesem Zusammenhang auch, inwieweit Gemeinschaftsflächen nahe dem Dorf sowohl von konventionell als auch biologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieben, gemeinsam als Heimweide genutzt werden könnten. Dr. Georg Miribung ebenfalls an der Freien Universität Bozen tätig, befasste sich in Matsch mit dem Thema „Betriebskooperationen“. Eine eigene Erhebung ergab, dass fast 40% der bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzflächen in Matsch und Muntetschinig mittlerweile biologisch bewirtschaftet werden. Organisiert wurde auch eine zweitägige Exkursion ins Schweizer Valposchiavo. Dort werden mittlerweile fast 98% der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet und es gibt eine eigene Regionalmarke „100% Valposchiavo“. Nach vielen Gesprächen konnte die Gondaalm oberhalb der Ortschaft Matsch im Sommer 2019 erstmals als „BioAlm“ zertifiziert werden. Der Besuch der ehemaligen deutschen Landwirtschaftsministerin Frau Renate Künast in Matsch gehörte zu einem der Höhepunkte. Sie informierte sich über das Projekt und besichtigte mehrere Bauernhöfe. 2020 hat der Schlanderser Student Peter Luis Thaler seine Masterarbeit an der Universität für Bodenkultur in Wien abgeschlossen. Darin geht es um die Einstellungen der Matscher Bevölkerung hinsichtlich eines „Bio-Tals Matsch“.
Die Finanzierung des Projektes „Machbarkeit BioTal Matsch“ ist mit Ende 2019 ausgelaufen. Nach wie vor ist aber geplant eine „Wie geht’s weiter“-Veranstaltung zu organisieren, bei der auch die Ergebnisse der Studie von Herrn Thaler präsentiert werden. Diese Veranstaltung soll dann auch einen Ausgangspunkt darstellen, wie die Idee eines „BioTals Matsch“ fortgeführt werden kann.
Anja Matscher
Nähere Informationen
www.da.bz.it
Sterzing/Online-Lesung - Für die einen war er ein Visionär und Brückenbauer, für die Anderen ein Nestbeschmutzer. Alexander Langer ist einer der bekanntesten und umstrittensten Politiker Südtirols. 1978, 1983 und 1988 wurde er in den Südtiroler Landtag gewählt und von 1989 bis zu seinem Tod 1995 war er Mitglied des Europaparlaments und Co-Präsident der Grünen Fraktion. Außerdem war er Journalist, Autor, Übersetzer und ein Wegbereiter der Grünen. Die Stadt Sarajewo verlieh dem Friedenskämpfer Langer posthum die Ehrenbürgerschaft. In Bozen trägt eine Schule seinen Namen. Plätze, Bibliotheken, eine Brücke und ein Radweg sind nach ihm benannt. Es gibt eine A. Langer Stiftung und auch eine Oper über das Leben von Langer. Vor 75 Jahren ist Langer in Sterzing geboren und vor rund 25 Jahren nahm sich Langer in einem Olivenhain auf einem Hügel oberhalb von Florenz am 3. Juli 1995 das Leben. In Erinnerung an diese außergewöhnliche Persönlichkeit organisierte die Stadtbibliothek Sterzing am 5. März eine Online-Lesung. Florian Kronbichler, Journalist, ehemaliger Kammerabgeordneter und Verfasser der Biografie „Was gut war – Ein Alexander-Langer-ABC“, las Texte von und über Langer in deutscher und italienischer Sprache, um an den Menschen Langer, an seine Wurzeln und an seine Arbeit zu erinnern. Moderiert wurde die Lesung von der Bibliotheksleiterin Karin Hochrainer. Im ersten der insgesamt sieben Texte, erinnerte Kronbichler an Elisabeth Kofler, die Mutter von Langer. Sie stammt aus einer Apothekerfamilie, hat Chemie und Pharmazie studiert, war Apothekerin und die erste Gemeinderätin in Sterzing. Sein Vater, ein aus Wien stammender Jude, war Chirurg im Krankenhaus. Langer besuchte das Gymnasium der Franziskaner in Bozen und gehörte dort der Marianischen Studentenkongregation an. Bereits als Jugendlicher hatte er etwas Rastloses, etwas Missionarisches. Er überlegte als Bruder Christophorus in den Kapuzinerorden einzutreten. Sein Hauptanliegen waren das friedliche Zusammenleben und die ökologische Wende. Zerbrochen ist er an seinem Anspruch, allen zu helfen und für alle da zu sein. (hzg)
Einladung zur Online-Vortragsreihe
mit Alexander Huber
> „Ein guter Start ins Garten- und Gemüsejahr“
Mittwoch, 24.03.2021 um 20 Uhr
Telefonische Anmeldung innerhalb Mo. 22.03.2021
unter: 347 0072787
> „Gärtnern mit dem Mond“
Freitag, 09.04.2021 um 20 Uhr
Telefonische Anmeldung innerhalb Mi. 07.04.2021
unter: 340 0527775
> „Schädlingsbekämpfung ohne Chemie“
Donnerstag, 15.04.2021 um 20 Uhr
Telefonische Anmeldung innerhalb Di. 13.04.2021
unter: 347 0072787
Bildungsausschuss Glurns/Taufers i.M.
Alle 14 Bildungsausschüsse des Vinschgaues haben mit Stichtag 31.01.2021 ein Tätigkeitsprogramm 2021 bei den jeweiligen Gemeinden eingereicht. Zusammen mit dem Rechenschaftsbericht 2020 bildet das die Voraussetzung dafür, die jährliche Basisförderung (3 Euro pro Einwohner) zu erhalten. Die ehrenamtliche Bildungsarbeit in den Dörfern ist daher mehr als lebendig und hat im vergangenen Jahr gelernt, flexibel und kreativ zu sein. Ausschussitzungen und Vollversammlungen werden digital abgehalten und zunehmend sind das auch andere Veranstaltungen wie Kurse, Seminare und Vorträge. Natürlich ersetzten oder erreichen diese nicht die Qualität einer Präsenzveranstaltung, aber auch das Ehrenamt stellt sich den neuen Herausforderungen und sieht optimistisch auf die Möglichkeiten, welche sich im Sommer und Herbst bieten. (lu)
Bezirksservice Vinschgau
Partschins/Deutschland - Andrea Maclang mit ihrem Online- Beratungsunternehmen „beauty-preneur“ und 13 selbständige Kosmetikerinnen aus ihrer VIP-Gruppe entwickelten während des Corona-Lockdowns „Kosmetikerinnen Online“, ein innovatives Marketingkonzept, um neue Kunden zu gewinnen.
Am 17. und 18. April 2021 wird ein zweitägiger Online- Kongress für Endverbraucher zu ausgewählten kosmetischen Themen wie „Meine tägliche Pflegeroutine“, „Was Sie in einem Kosmetik-Studio erwartet“, „Das neue Phänomen unserer Zeit – Digital Aging“ stattfinden. Jede der 13 Kosmetikerinnen aus sechs Bundesländern und aus Südtirol wird an diesen zwei Tagen einen Vortrag halten. Alle Zuhörer haben anschließend die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Auf der Website www.kosmetikerinnen.online ist der genaue Veranstaltungsablauf mit Referentinnen, Vortragszeiten und Themen veröffentlicht. Ebenso das Verfahren, wie sich Endverbraucher in die Veranstaltung einwählen können. Alle Vorträge werden aufgezeichnet und zu einem Kongresspaket zusammengefasst.
„Es war für uns alle eine große Belastung, viele Monate nicht mit Kunden arbeiten zu können. Glücklicherweise haben wir durch das intensive Online-Coaching neue Ideen für Marketing und Verkauf gewonnen. So auch die Idee für diesen Kongress“, sagt Claudia Hunold-Wienströer aus Nottuln, Nordrhein-Westfalen.
In der VIP Gruppe von „beauty-preneur“ sind selbständige Kosmetikerinnen, die besonders motiviert und wirtschaftlich erfolgreich sind.
„Statt zu jammern haben wir uns neu positioniert. Trotz der mehrmonatigen Schließung der Kosmetikstudios haben alle 13 Referentinnen des Kongresses im Jahr 2020 weiterhin gute Umsätze erzielt, zum Teil deutlich über den Umsätzen in 2019“, sagt Andrea Maclang, Gründerin des Online-Beratungsunternehmens.
Aus Südtirol nimmt Verena Gufler vom Kosmetikstudio „Tausendschön“ in Partschins als Expertin am Online-Kongress teil.
Latsch - Pressemitteilung Seniorenwohnheim Latsch - Weiterbildung für Mitarbeiter im Seniorenwohnheim Latsch: Wie sicher sind die Covid-Impfstoffe? Wie wirken sie gegen die Mutationen? Wo kann man sich zuverlässig informieren? Und wie kann man mit dem Druck der Öffentlichkeit und dem Covid-Stress fertig werden? Antworten auf all diese Fragen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Seniorenwohnheims Latsch bei einer Weiterbildungsveranstaltung von Experten erhalten
Keine Vorträge, sondern Antworten auf weit über 100 von den 66 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Annenbergheims – sie kümmern sich um 55 Seniorinnen und Senioren – im Vorfeld gestellte Fragen gab’s im Rahmen der Veranstaltung, die mit Unterstützung der Stiftung Südtiroler Sparkasse organisiert worden ist. Präsident Alexander Janser und Direktorin Iris Cagalli konnten dafür hochkarätige Referenten gewinnen. So standen die Professoren Bernd Gänsbacher, Berend Feddersen und Urban Nothdurfter ebenso Rede und Antwort wie der ehemalige Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit, Martin Telser, und die Journalistin Judith E. Innerhofer. Letztere hatte die Aufgabe, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Zugang zu seriösen Informationen zu erklären. Die Fragen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Annenbergheims an Prof. Bernd Gänsbacher kreisten vor allem um die Covid-Impfung, Kontraindikationen und eventuelle Nebenwirkungen. Als letztere zählte Gänsbacher Schmerzen an der Injektionsstelle, leichtes Fieber sowie Gelenk- und Muskelschmerzen auf. „Die Nebenwirkungen sind ungefährlich, während die Krankheit selbst enorme Schäden anrichtet“, so der Immunologe. „Es geht daher nicht um eine Entscheidung zwischen Impfung und Dolce Vita, sondern zwischen einer Impfung und einer Erkrankung“, so Gänsbacher.
Auf Fragen zu Ethik, Verantwortung und Selbstbestimmung ging Martin Telser ein. Der ehemalige Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit betonte, dass Entscheidungen rund um die Pandemie im Spannungsfeld zwischen eigenen und gesellschaftlichen Interessen zu treffen seien. „Die Institutionen gehen von mündigen Menschen aus und sprechen sich daher durchgängig gegen eine Impfpflicht und für die Selbstbestimmung aus“, so Telser. Zu beachten sei aber, dass eine selbstbestimmte Entscheidungsfindung auch Druck von außen ausgesetzt sei: „Ich halte es daher für wichtig, Zweifel und verspürten Druck offen im Team zu kommunizieren“, erklärte Telser. Sein Wissen und seine Erfahrung als Sozialwissenschaftler und Sozialarbeiter brachte Prof. Urban Nothdurfter in die Veranstaltung ein. „Ich lebe lieber in einer Gesellschaft, in der jeder die Freiheit hat, für sich selbst zu entscheiden“, so Nothdurfter.
Den Abschluss der Fortbildung machte Prof. Berend Feddersen, Biologe und Neurologe am Klinikum der Uni München. „Es ist eine schwierige Zeit für alle, die im Gesundheits- und Pflegebereich tätig sind“, betonte Feddersen, „aber wir können auch stolz darauf sein, was wir schon alles geschafft haben“. Der Palliativmediziner aus München schloss mit einem Ausblick auf die Zukunft in den Seniorenwohnheimen: „Wir werden“, so Feddersen, „künftig mehr zu schätzen wissen, was es bedeutet, sich besuchen und sich in den Arm nehmen zu können“.
Latsch/Vinschgau/Philippinen - Der Apfel-Mango-Saft „Malaya“ verbindet Vinschger Bio-Äpfel mit Bio-Mangos aus fairem Handel von den Philippinen. Malaya ist 100% Fruchtsaft, ohne Zusätze, besteht zu 75% aus Apfelsaft und 25% Mangopüree.
Am Freitag, den 25.02.2021 organisierte der Weltladen Latsch eine Online-Verkostung des Apfel-Mango-Saftes „Malaya“. Der Weltladen Latsch, gegründet 2015, steht für fairen Handel weltweit und regional. Der Weltladen unterstützt die Kinder- und Hilfsorganisation PREDA. Die Organisation greift aktiv und präventiv ein, um Armut zu bekämpfen und den Kindern auf den Philippinen eine Perspektive zu geben. Kinderprostitution ist eine Folge extremer Armut. PREDA schafft mit Hilfe des fairen Handels ein verbessertes Einkommen für die Kleinbauern. Der Obmann des Weltladen Latsch Richard Theiner: „Es macht Freude mit dem Team vom Weltladen Latsch Ideen umzusetzen, die den fairen Handel genauso wie lokale Kreisläufe fördern. Das Schönste aber ist zweifellos dass wir vom Weltladen Latsch mit Malaya missbrauchten Kindern helfen können“.
Christine Mayr, die Präsidentin der Sommeliervereinigung Südtirols verkostete den Saft. Ihr Gesamturteil: „Der Saft ist sehr gut. Er hat ein breites Geruchspektrum, in der Nase dominiert die exotische Mangofrucht. Der Apfel kommt sehr verhalten heraus. Die feine Säure des Apfels wirkt erfrischend und aktiviert den Trinkfluss. Mango und Apfel sind gut ausbalanciert und ergeben eine wunderschöne Harmonie“.
Seit 20 Jahren produzieren Klaus und Irmi Oberhofer am Burghof in Latsch Bio- Apfelsäfte. Klaus ist Biobauer aus Leidenschaft. Seit 23 Jahren betreibt er biologischen, seit 4 Jahren biologisch-dynamischen Anbau. „Anfangs fehlte uns Biobauern im Tal noch das Fachwissen. Es gab aber schon einige Pioniere die wertvolle Arbeit geleistet haben. Sie haben uns den Weg aufgezeigt. Heute sind wir Bio-Bauern in der Obstwirtschaft angekommen. Im Vinschgau gibt es mittlerweile 20% Biobauern, Tendenz leicht steigend. Im Biodynamischen Anbau ist der sogennannte Betriebsorganismus wichtig. Er sollte so viel wie möglich nachhaltig sein. Nachhaltigkeit fängt bei einem gesunden, lebendigen Boden an. Die Basis für alles ist ein lebendiger Boden, der resiliente Pflanzen und gesunde, vitale Lebensmittel hervorbringt. Heute ist der biodynamische Anbau aktueller denn je. Biodynamische Betriebe verzichten gänzlich auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Der Mensch soll durch gesunde Lebensmittel gesund bleiben ganz nach dem Motto „Mens sana in corpore sano“.
Im Biobetrieb werden vorwiegend schorfresistente Apfelsorten wie Bonita und Natyra gepflanzt. Pilzresistente Apfelsorten helfen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Sie sind deshalb besonders geeignet für den naturnahen Bio-Anbau. Die ersten Bonita Bäume im Vinschagu wurden im Jahre 2016 angepflanzt. Vi.P und VOG haben die europäische Exklusive was die Sorte Bonita im Bio-Anbau betrifft.
Für Klaus und Irmi Oberhofer ist die Geschichte hinter Malaya zusammen mit dem Weltladen Latsch „ein soziales Projekt, ein Beitrag zu einer sozialen und fairen Gesellschaft“. (pt)
Kolping im Vinschgau - Der Verbandsgründer Adolph Kolping war kein Kind der Traurigkeit. In seinen jungen Jahren verachtete er weder das bayerische Bier, noch eine gute Zigarre. „Ohne Freude, ohne Erheiterung kann das Menschenherz nicht sein, am wenigsten in der Jugend.“ Und weiters: “Das Lachen aus heiterem Himmel ist mehr wert als die längste und schärfste Predigt.“ Was ist das für ein Mensch, der bis heute so viele begeistert und ermutigt?
Wie ein Vermächtnis klingt, was er 1857 am Anfang seines Tagesbuchs notiert:“ Erst will ich mich bestreben, Mensch zu sein, die hohe Bestimmung desselben begreifen lernen, zu der er geboren ward…“Kolping ist sein Leben lang bestrebt, als Mensch authentisch zu leben. Das ist für ihn Voraussetzung für echtes Christsein und überzeugendes Priestersein.
Ein Mosaik in der Kirche St. Martinus in Kerpen (nähe Köln) – seiner Tauf- und Primizkirche - zeigt Kolping ohne Antlitz! Weltweit geben heute mehr als 450.000 Kolpingmitglieder Adolph Kolping und seinem Werk ihr Gesicht (Antlitz). Ein wichtiges Ziel muss es für alle sein: Mut machen, Orientierung geben! Sicher, Individualität muss weiterhin bleiben Unterschiede in der Umsetzung wird es geben und möglich sein. Keine Kolpingsfamilie, kein Kolpingmitglied ist wie das andere! Jede(r ) kann Kolping sein eigenes, unverwechselbares Profil/GESICHT geben und entwickeln.
Otto von Dellemann
Weniger Verkehr, weniger Schadstoffe: Die Luftqualität 2020 zeichnet sich durch einen deutlichen Rückgang der Stickstoffdioxid-Konzentration aus.
Petition an die Gemeinde Laas
Sehr geehrte Frau Bürgermeister,
werte Mitglieder des Gemeinderates von Laas,
an der Ortsausfahrt von Laas steht eine Marmorstele. Darauf ist auf Italienisch zu lesen: „Hier ließen ihr Leben für die Befreiung des Vaterlandes“. Es folgen 10 Namen und das Datum: 02. Mai 1945. Wir wissen mittlerweile, dass an diesem Tage Italiener das vom deutschen Militär besetzte Munitionsdepot in Tschengls in ihre Gewalt brachten und das Wachpersonal entwaffneten. Die „Aufständischen“ wurden von Angehörigen der Feldpolizei der deutschen Wehrmacht überwältigt, gefangen genommen und nach Laas gebracht. Auf Betreiben der Laaser S.O.D.-Leute und der lokalen Nazigrößen wurden sie am Abend außerhalb des Dorfes von der deutschen Feldpolizei erschossen. Seither haftet unserem Dorf der Makel eines unmenschlichen Massakers an, begangen in den letzten Kriegstagen, unter Mitwirkung und Billigung vieler Dorfbewohner.
Aber es hat in Laas nicht nur stramme Nazis gegeben. Kein solcher war der im Jahre 1923 auf dem „Pöderhof“ in Allitz geborene Hans Pircher. Im Gegenteil. Er ging in den Widerstand, und er zahlte dafür einen hohen Preis. Mit 19 Jahren wurde er zur deutschen Wehrmacht einberufen und im Februar 1944 vor Leningrad schwer verwundet. Im Juni 1944, nach seiner Genesung, ist ihm die Sinnlosigkeit des Krieges klar. Er hat genug von der ganzen Hitlerei. Er desertiert. Darauf steht die Todesstrafe. Ihm gelingt die Flucht in die Schweiz. Dort lässt er sich vom britischen und amerikanischen Geheimdienst für einen riskanten Auftrag anheuern. Er soll Hans Egarter, dem Anführer einer Widerstandsgruppe in Meran, Geld und Botschaften der Alliierten überbringen. Diesen und noch andere Botengänge von und in die Schweiz erledigt Pircher unter Lebensgefahr. Danach schließt er sich einer Gruppe von Partisanen im Passeiertal an, die ständig von lokalen S.O.D.-lern (einer einheimischen Polizei), der S.S. und der Feldpolizei gejagt werden. Dabei kommt es im Zuge einer Razzia zu einem Schusswechsel, bei dem ein Offizier der Wehrmacht und ein lokaler S.O.D.-ler getötet werden. Diese Toten werden nach dem Krieg der Gruppe von Widerständlern angelastet, denen sich Pircher angeschlossen hat.
Gegen ihn und 18 Passeirer Deserteure wird 1949 ein Strafverfahren wegen zweifachen Mordes eingeleitet. In erster Instanz werden sie nach 3-jähriger U-Haft vom Schwurgericht in Bozen noch freigesprochen. Der Staatsanwalt legt jedoch Berufung ein. Davon erhält Pircher keine Kenntnis, auch weil das Verfahren in seiner Abwesenheit abgewickelt wurde. In der 2. Instanz wird das Urteil auf den Kopf gestellt und Pircher wegen zweifachen Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Der einzige Hinweis für eine Beteiligung Pirchers an der Erschießung des Offiziers und des S.O.D.-Mannes kam von einem Mitangeklagten, der diese Anschuldigung jedoch später widerrief. Das Berufungsgericht in Trient machte daraus allerdings ein erdrückendes Indiz, so wie auch der ganzen Beweisaufnahme der 1. Instanz in der Weise Gewalt angetan wurde, dass die Aktionen der Passeirer Partisanen nicht als Kriegshandlungen, sondern als gewöhnliche kriminelle Taten eines Haufens von Banditen hingestellt wurden. 1966 wurde Pircher verhaftet und zuerst im Gefängnis von Fossano bei Cuneo und später auf Pianosa, der Insel für Schwerverbrecher, eingesperrt. Erst 1975 erlangte er durch einen Gnadenerlass des Staatspräsidenten die Freiheit wieder. Er lebte danach bis an sein Lebensende im Jahre 2002 in Vetzan bei Schlanders, wo er auch begraben ist. Er wurde leider das Opfer eines krassen Justizirrtums und eines mit groben Rechtsmängeln behafteten Urteils: In der Form, weil ein Versäumnisurteil gegen den Angeklagten erging, ohne dass ernsthafte Nachforschungen über seinen Verbleib angestellt wurden. Bei der Beweiswürdigung, weil der Anschuldigung eines Mitangeklagten Beweiswert zuerkannt wurde. Und schließlich weil, obwohl alle historischen Umstände darauf hindeuteten (Zeit von 1943 bis 1945), nicht die diversen Amnestieerlässe für Kriegshandlungen angewandt und die Straftaten für erloschen erklärt wurden. Der vom Deserteur zum aktiven Kämpfer gegen die Naziherrschaft gewandelte Hans Pircher hätte von der Südtiroler Öffentlichkeit mehr Anteilnahme verdient. So trifft auf ihn leider der Titel des Buches zu, das einige unserer Historiker zum Thema Deserteure geschrieben haben: “Verfolgt, verfemt, vergessen.“ Pircher hat für seine Gesinnung 12 Jahre unschuldig hinter Gittern verbracht. Es wäre an der Zeit, ihm zumindest verspätete Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und ihn auch in der Südtiroler Öffentlichkeit zu rehabilitieren. Dabei könnte seine Heimatgemeinde Laas den Anfang machen, indem sie beispielsweise eine Schule nach ihm benennt. Dies auch im Sinne des Vorschlags, welchen der frühere Hamburger Bürgermeister und Sohn eines ermordeten Widerstandskämpfers, Klaus von Dohnanyi, anlässlich des Holocaust-Gedenktages 1997 gemacht hat: „Jede Schule, die sich auch nur ein Opferschicksal aus jenen Tagen wirklich zu eigen macht, Stadtteile und Dörfer, die auch nur einem der gemarterten Namenlosen wieder Namen und ein menschliches Gesicht geben, können mehr tun, uns Gedächtnis und Gedenken zu bewahren, als manche Stunde trockenen Geschichtsunterrichts“.
Laas, am 03/03/2021
Peter Tappeiner, Othmar Thaler, Norbert Florineth, Herbert Raffeiner, Franz Waldner, Erich Daniel, Wilfried Stimpfl, Jörg Hofer, Jürgen Österreicher, Franz Grasser, Gertraud Tappeiner, Karl Tappeiner, Gerwald Wallnöfer, Gottfried Tappeiner, Ulrike Tappeiner, Hermann Schönthaler, Armin Schönthaler, Dagmar Grasser
Bürgerliste und Freiheitliche fordern mehr Einbindung
Die Umfahrung und Untertunnelung der Vinschgauer Staatsstraße bei Rabland ist seit Jahren ein großer, aber bisher unerfüllter Wunsch. Nun scheint Bewegung in die Sache gekommen zu sein: Bei der letzten Gemeinderatssitzung wurden die Ratsmitglieder von Referent Hartmann Nischler informiert, dass es zahlreiche Neuigkeiten hinsichtlich der Umfahrungsstraße SS38 gäbe und sich die Verkehrskommission der Gemeinde, nach einer Konferenz mit Landesrat Alfreider, alsbald mit diesem Thema auseinandersetzen werde.
„Wir Gemeinderäte und die Mitglieder der seit Legislaturbeginn noch nie einberufenen Verkehrskommission müssen nun aus den Medien erfahren, dass das Ergebnis der Machbarkeitsstudie, welche auch von unserer Gemeinde in Auftrag gegeben wurde, bereits öffentlich vorgestellt wurde und von den Landestechnikern begutachtet wird“, ärgern sich die Bürgerliste und Freiheitlichen Partschins in einer gemeinsamen Aussendung.
„Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass ein für unsere Gemeinde so wichtiges Projekt ohne Einbeziehung des gesamten Gemeinderates und der Verkehrskommission besprochen wird. Abgesehen vom schlechten Stil, schadet diese Vorgehensweise einem lösungsorientierten und vor allem gemeinsamen Arbeitsprozess im Gemeinderat. Denn die Umfahrungsstraße Rabland betrifft alle Bürgerinnen und Bürger und auch alle im Gemeinderat vertretenen Fraktionen, nicht nur die SVP“, so die beiden Oppositionsparteien.
Die Gemeinderäte von der neune Bürgerliste Partschins Rabland Töll
und die Gemeinderäte der Freiheitlichen
Re.: Scheibenschlagen in Zeiten von Covid
Sehr geehrter Herr Pitscheider,
wir glauben nicht, dass es eine Rolle spielt, ob man seine Scheibe am Samstag oder am Sonntag den Hang hinunter schlägt. Wer die allseits beliebte Karsonntagsscheibe am Sonntag schlagen will, kann dies gern nach 0:00 Uhr tun.
Bloß weil Sie denken, das Scheibenschlagen würde nur aus feiern und besaufen bestehen, denken wir nicht, dass Sie das Recht haben, uns zu verurteilen. Es ist immer wieder interessant zu hören, was solche, die sich in keintweder Weise am Dorfleben beteiligen, noch sonst wo anzutreffen sind, sich bei gesellschaftlichen Dingen einmischen müssen.
Weiters würde uns interessieren was die Kommunalpolitik mit privaten Zusammenkünften - sei es mit oder ohne Feuer – zu tun hat??! Wir persönlich glauben ab einem gewissen Zeitpunkt ist jeder für sich selbst verantwortlich und nicht alles ist der Politik in die Schuhe zu schieben.
Niemand wurde eingeladen oder gezwungen daran teilzunehmen.
Wer Angst vor der Pandemie hat, kann gern zu Hause bleiben.
Sie können uns glauben oder auch nicht, aber sogar als Scheibenschlager kann man Respekt vor all denjenigen haben, die unter der Pandemie leiden, unter Druck stehen oder psychische Probleme davon tragen.
Kein einziger Covid-Fall in der Gemeinde steht im Zusammenhang mit Scheibenschlagen.
Nichts desto Trotz würden wir Sie das nächste Jahr gern einladen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können und nicht vom Hören-Sagen anderer berichten müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Di Scheibaschlogr
HAIKU
des Monats Jänner 2021
ausgewählt von der Haiku-Gruppe Südtirol
mit den meisten Vorzugsstimmen:
Klirrende Kälte –
im Wohnzimmer aufgeblüht
duften.
Christine Matha, Bozen
Am Vogelbeerbaum
zupft die Wacholderdrossel
karge Winterzeit
Georg Frener, Neustift
Ein verschneiter Berg.
Die Papiertaschentücher
für meine Nase
Gontran Peer, Brixen
Kontakt für die Haiku-Gruppe Südtirol
im Vinschgau:
helga.gorfer58@gmail.com
Lust auf Grün. Früher, wenn es so selbstverständlich war, kreuz und quer zu wandern, habe ich ab und zu darauf verzichtet. Da das Wandern heute nur mehr mit Einschränkungen möglich ist, scheint es mir unverzichtbar zu sein.
Foto und Text: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
Maßnahmen zur Existenzförderung für Unternehmen – quo vadis
In den vergangenen Wochen wurde viel verhandelt, um die Hilfsmaßnahmen zur Existenzförderung für Unternehmen auf staatlicher und auf Landes-Ebene auf den Weg zu bringen.
Gleichwohl besteht auch auf Bankenseite der Wille (um nicht zu sagen die Notwendigkeit) weitere Stundungen zu gewähren, wobei die im letzten Jahr vorgesehenen vereinfachten Stundungen ohne ordentliche Kreditprüfung nicht verlängert wurden und somit aktuell nicht mehr anwendbar sind. Die Verhandlungen mit der Europäischen Bankenaufsicht hinsichtlich einer Verlängerung laufen noch.
In allen Fällen muss man leider eines konstatieren: Die Maßnahmen kommen alle sehr spät und obwohl man bereits im Oktober/November wusste, was auf die Betriebe zukommen kann, haben weder Staat, Land noch Bankenwelt es geschafft, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.
Bei Redaktionsschluss liegen damit lediglich die Eckpunkte der Hilfsmaßnahmen auf Landesebene vor:
Verlustbeitrag Provinz Bozen:
• Einkommen unter 50.000 bzw. 85.000 für Unternehmen mit mindestens 2 Inhabern (vermutlich mit Bezug auf 2019);
• Ein als Zugangsvoraussetzung noch zu definierender Mindestumsatz 2019;
• Rückgang Gesamtumsatz im Zeitraum 1.10.20 – 31.03.21 von mindestens 30% (vermutlich gegenüber dem selben Vorjahreszeitraum);
• Beiträge zwischen 3.000 und 10.000 Euro, aber nicht mehr als der Umsatzrückgang;
• Zugesagte Verlustbeiträge von Staat und Land sind beim Umsatz zu berücksichtigen;
• Gesuchstellung möglich ab Mitte April und Auszahlung innerhalb 4 Wochen ab Antragstellung
Fixkostenzuschuss Provinz Bozen:
• Rückgang Gesamtumsatz im Zeitraum 1.10.20 – 31.03.21 von mindestens 30% (vermutlich gegenüber dem selben Vorjahreszeitraum);
• Beiträge von 30%-50% der zugelassenen Fixkosten, gestaffelt je nach Umsatzrückgang, aber max. 100.000 Euro;
• Zugesagte Verlustbeiträge von Staat und Land sind beim Umsatz zu berücksichtigen;
• Gesuchstellung, vorbehaltlich Vorlage einer Bestätigung der Angaben durch einen Sachverständigen wie z.B. Wirtschaftsberater, Buchhaltungsbüro etc., ab Anfang Juni und Auszahlung ab Anfang Juli
pr-info hds
Wer online Produkte an Endverbraucher verkauft, sollte ein besonderes Augenmerk auf die regelmäßige Kontrolle und eventuelle Aktualisierung der Homepage sowie der Allgemeinen Geschäftsbedingungen richten. Für den Verkauf über den Fernabsatz gilt es, zahlreiche rechtliche Vorgaben und Verpflichtungen, die ständigen Neuerungen unterworfen sind, zu berücksichtigen. Der Verbraucherkodex schreibt jene Informationen vor, die der Unternehmer dem Endverbraucher zwingend vor Vertragsabschluss mitteilen muss. Dazu zählen unter anderem Angaben zum Online-Händler, zu den wesentlichen Eigenschaften der Produkte, zum Rücktrittrechts, zur gesetzlichen Gewährleistung sowie die Nennung der OS-Plattform. Die eben genannten Informationen und zahlreiche weitere müssen dem Endverbraucher in den jeweiligen Phasen des Online-Kaufprozesses in klarer und verständlicher Weise erteilt werden.
Zudem sollten im Falle einer Lieferung in andere EU-Staaten oder in Staaten außerhalb der EU stets die im jeweiligen Zielland geltenden rechtlichen Aspekte überprüft werden, so ist beispielsweise in Deutschland das Verpackungsgesetz zu berücksichtigen. In der EU ist das Verbraucherrecht zwar weitgehend vereinheitlicht, dennoch gibt es einige Unterschiede in den einzelnen Staaten. Diese Fälle sind stets konkret zu überprüfen.
Eine Nicht-Beachtung der Informationspflicht führt zu Sanktionen, die mittlerweile aus zahlreichen Urteilen hervorgehen. Letzthin nehmen außerdem wettbewerbsrechtliche Abmahnungen zu, wobei Unterlassungsverpflichtungen und die Zahlung eines Betrages geltend gemacht werden.
Wir empfehlen daher allen Unternehmern, deren Allgemeine Geschäftsbedingungen zu überprüfen, die gemäß Gesetz notwendigen Informationen den rechtlichen Erfordernissen anzupassen und gegebenenfalls die Homepage zu aktualisieren.
Die Rechtsberatung der hds Servicegenossenschaft bietet hds-Mitgliedern als Dienstleistung individuelle Beratungen bei der Erstellung und/oder Überprüfung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen an.
Plattform Land/Videokonferenz - Die Arbeitswelt ist besonders durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung im Wandel. Die Corona Pandemie hat diesen Wandel enorm beschleunigt. Homeoffice und Homeschooling, das Arbeiten Zuhause und der Fernunterricht sind nur zwei konkrete Beispiele dieser Veränderung. Coworking und Coworkation sind zwei Arbeitsformen, welche bei einer Videokonferenz der Plattform Land am 25. Februar vorgestellt wurden. Die „Plattform Land“ wurde als Interessensgemeinschaft im Herbst 2013 vom Südtiroler Bauernbund und dem Gemeindenverband ins Leben gerufen, um den ländlichen Raum zu stärken. Besonders durch die Digitalisierung ergeben sich neue Chancen und neue Arbeitsmöglichkeiten auf dem Land. Im Vinschgau ist es in erster Linie das Gründer- und Innovationszentrum BASIS Vinschgau in der Drususkaserne Schlanders, das mit der Plattform Land zusammenarbeitet, selbst Coworking betreibt und auch beim Interreg Projekt CoworkationAlps mitarbeitet. Coworking ist eine neue Arbeitsform. Außer in Schlanders gibt es diese Möglichkeit auch in Meran, Bozen und Bruneck. Es ist eine Büro-Alternative für Kreative, Freiberufler, Unternehmen, Firmengründer oder auch für Angestellte, die ihren fixen Arbeitsplatz z.B. in Bozen oder Meran haben, aber im Vinschgau wohnen und in Wohnnähe arbeiten möchten. Basis Vinschgau bietet auf Tages- oder Monatsbasis sehr flexibel Büros, Arbeitsplätze und Infrastruktur wie schnelles Internet, Drucker, Scanner, Beamer oder einen Besprechungsraum an. Coworkation ist eine neue Wortschöpfung, bestehend aus den englischen Begriffen Community (Gemeinschaft), Work (Arbeit) und Vacation (Urlaub). Es ist ein touristisches Konzept und es geht darum Urlaub und Arbeiten miteinander zu verbinden. Roland Trebo von der Beraterfirma Tourismuszukunft berichtete bei der Videokonferenz, dass die 13 Personen von Tourismuszukunft ortsunabhängig in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol arbeiten, gut vernetzt sind und einmal im Jahr sich für eine Woche irgendwo in Europa treffen, um gemeinsam zu arbeiten und Urlaub zu machen. Stephan Thaler von Coworking Space Meran war aus Thailand zugeschaltet, wo er in den Wintermonaten arbeitet. (hzg)
Doppel-Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Jeden Sommer und Herbst dasselbe, sogar mit steigender Regelmäßigkeit: Stau zwischen Naturns und Töll. Die Blechlawine wälzt sich dann zäh wie Pech durch Rabland. Das ist nicht nur für die Anwohner ungut und ungesund, das ist auch für die Autofahrer nicht leicht erträglich. Es stimmt, dass es viel hausgemachten Verkehr gibt. Aber: den hausgemachten Verkehr zwischen dem Untervinschgau und dem Burggrafenamt schluckt Rabland und die Töll gerade noch so, dass er flüssig bleibt. Kommt dann der Tourismusverkehr im Langes hinzu, ist die Verstopfung also der Stau bis Herbst täglich programmiert. Der Leidensdruck auf Bewohner und auf Autofahrer ist groß und wird, wenn man nichts tut, wohl größer. Denn der Verkehr wird nicht weniger. Seit mehr als 40 Jahren gibt es in Partschins Bestrebungen, die Verkehrssituation zu entschärfen. Etwa alle 10 Jahre glaubte man, einer Lösung nahe zu sein. Der finale Erfolg ist dann doch immer ausgeblieben. Der Leidensdruck war offensichtlich nicht groß genug, die angedachten Lösungen stießen vor allem lokal auf Widerstand. Nun haben die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt und die Gemeinden Partschins, Algund, Marling und Naturns eine Studie vorliegen, in die von allen Seiten Gedanken, Vorschläge und Detaillösungen eingeflossen sind und die einen gemeinsamen Nenner bildet. Ob aus dieser Studie Nummero x (wer hat mitgezählt?) das Finale erreicht werden kann? Höchst an der Zeit wär’s.
Im Oktober 2020 hat die Kommission der Landesregierung die zwei Anträge über die „Unterstützungsinitiative“ für eine einfachere Nutzung der direktdemokratischen Instrumente und über die „Bürgerratsinitiative“ zur Einführung eines Landesbürgerrates, abgelehnt. Daraufhin haben die Promotoren der Initiative für mehr Demokratie, des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz und des Heimatpflegeverbandes beim Landesgericht eine Bürgerklage eingereicht, deren Behandlung am 11. März begonnen hat.
von Albrecht Plangger - Die Regierungsarbeit in Rom verläuft planmäßig. Die anstehenden Dekrete (z.B. „decreto sostegno“ für den verlorenen Wintertourismus) lassen zwar noch etwas auf sich warten, aber vielleicht ist dann die Qualität des Dekrets besser und ausgeglichener. Für uns Parlamentarier heißt es jetzt vor allem „Klinkenputzen“ und Gesprächstermine mit den neuen Unterstaatssekretären vereinbaren und deren neue „capi gabinetto“ kennenlernen. Die spezifischen Südtiroler Probleme wie z.B. Zweisprachigkeit, der geschlossene Hof, autonome Zuständigkeiten der Gemeinden müssen an den Mann gebracht und entsprechend erklärt werden. Meist trifft man eh Südtirolfreunde, die dort schon schöne Urlaube verbracht haben. Müßig ist nur ihnen zu erklären, wo der Vinschgau ist. Sie kennen die Dolomiten, den „lago di Braies“ und San Candido. Die einzige Opposition in der Kammer, die „fratelli d´Italia“, macht selbstbewusst ihre Arbeit. Mit „sanfter“ Obstruktion zieht sie die Abstimmungen in die Länge. Der Senat hat eben ein Reformgesetz zum Olympischen Komitee (CONI) beschlossen, das noch von der alten Regierung vorgelegt wurde. Die Spielräume der Südtiroler Außenstelle wurde weder beschnitten noch erweitert. Mit dem können wir leben… Das allergrößte Interesse wird allerdings den anstehenden Covid19-Maßnahmen – vor allem bzgl. Ostern – entgegengebracht. Die meisten Parlamentarier kommen ja von auswärts aus meist roten oder orangen Zonen. Hier im „gelben“ Rom lässt es sich zur Zeit gut leben. Die Leute sind vorsichtig, die Touristen fehlen noch fast vollständig, aber die offenen Geschäfte, Restaurants und Bars vermitteln den gewohnten Alltag. Erst nach 19.00 Uhr leeren sich die Straßen innerhalb kürzester Zeit völlig. Da kann man an der Fontana di Trevi oder auf der spanischen Treppe keine Menschenseele antreffen, außer die Stadtpolizisten oder das Militär, das wichtige Kulturstätten schützen soll. Hoffentlich kriegt mit Ex-Ministerpräsident Enrico Letta der krisengeschüttelte PD bald einen neuen Parteisekretär. Dieser ist dem Trentino sehr verbunden und somit offen und zugänglich für unsere autonomen Weh-Wehchen. Er wurde von Renzi aus dem Amt gejagt und wäre nun wohl die Garantie für „nie mehr wieder Renzi“.