„Hans geh heim in die Stube!“ hat sie noch gerufen, die Frau, die mit dem Fahrrad bis zum Brückenkopf gefahren ist und dann plötzlich verschwand. Dort, wo das steile Straßenstück am Geländer der Etsch endet, wurde sie das letzte Mal gesehen. Und auch ihr Fahrrad, das zwischen den Eisenstäben stecken blieb. Von der Frau keine Spur.
Steil ist das Straßenstück vor der Brücke in Göflan, groß war der Schwung, das Tempo der Radfahrerin. Und plötzlich war sie wie vom Erdboden verschluckt.
Der etwa 12 jährige Walter Dietl hat das beobachtet und versuchte ihr Verschwinden zu erklären. Einige Meter hoch ist hier der Etschdamm, über den die Frau geschleudert wurde. Wegen Fahrens mit zu großer Geschwindigkeit, beschleunigt durch das steile Straßenstück, das vor der Brücke endet. Es war Herbst und bereits dunkel; die kleine Lampe vor einem Heiligenbild spendete nur wenig Licht. Wo ist die verschwundene Radfahrerin?
Also musste man suchen und entdeckte die Frau im Etschbett, mit stark blutendem Schädel zwischen abgerundeten Bachsteinen. Der Wasserstand war niedrig; umständlich musste Hilfe gesucht und herbeigeholt werden. Der Tappeiner Hermann, der Schmied, hat zusammen mit anderen starken Händen die Schwerverletzte geborgen und in die Stube des Schallerhofes geschleppt. Alle haben geholfen, auch Walters Mutter Martha, der es gelang, den Arzt Dr. Schgör in Schlanders zu erreichen und nach Göflan zu bemühen.
Der junge Walter schaut auch zu, wie Dr. Schgör ohne viel Umstände die Hirnschale zusammen„schiebt“, das Blut mit Mullgewebe zu stillen versucht und die Frau fachgerecht verbindet. Anschließend wurde sie ins Meraner Spital geliefert und hat überlebt. Als Folge des Unfalles blieb nur „ein etwas schiefes Gesicht“, wie sich ein Göflaner ausdrückte.
Lange geblieben aber ist in Walters Kopf das Bild von der klaffenden Wunde im Schädel der „Schweizerin“, wie die aus dem Nachbarland stammende Frau im Dorf genannt wird. Immer wieder die klaffende Wunde und das Heilen durch die wundertätige Hand des Arztes.
Während der Walter mir davon erzählt, sehe ich in an der Wand über dem Zeichentisch ein Bild hängen, das mich an irgend etwas erinnert. Es ist aber nicht das Bild einer Wunde, es ist das Bild eines Altars, Walter Dietls Altar in der Kirche St. Franziskus auf der Seiser Alm.
Ich schaue auf Kraftlinien, auf schlanke Hozbalken, die über dem Altar zusammenfinden und auf zehn Stehern ruhen: Die zehn Gebote der Bibel, Grundlage der christlich-jüdischen Ethik. Ergänzt und verstärkt durch Lichtbahnen, die alles Schwere aufheben. Unerwartetes Leuchten verbindet Himmel und Erde. Sonnengesang.
Folgend dem Grundgedanken des Heiligen, des Beschützers aller Kreaturen, wurde als Grundriss der Kirche die Taube gewählt. Sie ist Urmotiv für Verständigung und Begegnung, Ruhe und Sicherheit, Frieden und Geborgenheit. Hier im Altarraum sammelt sich die ganze Weltethik. Das Rudern zur Weisheit des Ostens, zu Gedanken, die im Zeichen des Friedens entstehen. Wohin treibt das Schiff?
Altar, Ambo, Tabernakel stammen vom Rittner Franz Messner, die Verglasung der Altarwand vom Neumarkter Werner Kofler und die Franziskusstatue vom Grödner Eric Perathoner ... Sonst aber wirkt die Ausstattung asketisch. Dabei leben wir im Land der 2000 Flügelaltäre, auf denen üppig erzählerisch die ganze Heilsgeschichte geschildert wird. Nicht so auf der Seiser Alm. Walter Dietl baut.
Im Architekten schwelt aber noch eine andere Wunde. Es ist die Erinnerung an die 1953 abgebrochene Holzbrücke. Die Familie Dietl hat sich damals vergeblich gegen den Abbruch der überdachten, fast hundertjährigen Etschbrücke gewehrt; heute plant man einen Ersatz. Aber das volkskundlich wertvolle Holzmonument ist endgültig verloren.
Die Erinnerung an diese Göflaner Brücke wirkt weiter, auch als Wunde, an die Walter Dietls eleganter Kirchenneubau denken lässt. Es ist, als höre man unter dem Kirchenschiff wieder das Rauschen der Etsch. Es ist die Fortsetzung aller Brückengedanken, die zu zwischenmenschlichen Begegnungen führen.
Eine Brücke zu den Weltreligionen.
„Zusammengeschoben“ wurden hier die Risse und Wunden bereits auf dem Reißbrett des Architekten. Die im Entwurf gezeichneten Linien wachsen wie „Dienste“ im Gewölbe eines gotischen Domes, verdichten sich zum Wald. Zum erzählenden Wald aller Sagen und Berggeschichten der Seiser Alm.
Jetzt rücken die Baumgeister zusammen wie zur Verteidigung einer Burg.
Hans Wielander
Burgeis/St. Valentin - Im Kirchlein zum heiligen Martin am Eingang des Zerzertales klingen Kirchenlieder besonders. Der Kirchenraum hat eine schöne Akustik und die Kirchenbesucher singen aus vollen Kehlen. Zu Jakobi, dem Lostag am 25. Juli, war der Auftakt der dreimaligen Messfeier im Martinskirchlein. Die nächste folgt um Laurenzi, am 10. August, und den Abschluss bildet Bartlmä, am 24. August.
Der Messner der St. Martinskirche, Valentin Kuenrath, hat die Kirche wiederum vorbildhaft herausgeputzt, hat Einladungen zur Messe verschickt und die Besucher danken es ihm. Pater Peter Perkmann vom Kloster Marienberg hat die Messfeier gehalten, auf die Bedeutung des hl. Jakobus als ersten Martyrer verwiesen und den Bogen bis nach Santiago de Compostela geschlagen. Pater Peter rief den Segen Gottes herab, zur Schonung von Wiese und Weide, zum Schutz vor Unwetter und Gefahren, so wie es die Vorfahren jedes Jahr, seit Jahrzehnten, seit Jahrhunderten, gemacht haben.
Im Anschluss an die hl. Messe begab sich der Großteil der Besucher hinauf zur Bruggeralm, zum Almfest, zum heurigen Käseanschnitt. Auch dort wurde mit Gebet und Gesang der Segen für die Almwirtschaft erbeten und dann bei Musik, Weißwurst, Bier und sonstigen Getränken die Höhenluft der Alm und im Anschluss der neue Käse genossen. (eb)
Laas - Zwei Wochen lang konnten 22 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 15 Jahren auf dem Freigelände der Lasa Marmo Gmbh mit Marmor experimentieren und gestalten. Begleitet wurden sie vom Fachmann in Steinbearbeitung Torsten Anders und der Pädagogin und Kreativtrainerin Martina Thanei. Organisiert wurde die kreative Sommerbeschäftigung von der Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung in Spondinig. Die TeilnehmerInnen lernten viel Handwerkliches, aber auch Kunstvolles im Umgang mit dem „weißen Gold“. Die Ergebnisse der schweißtreibenden Arbeit (Vogeltränken, unterschiedliche Formen an Schalen, Namen- und Hausnummernschilder, sowie verschiedene Schmuckstücke, Mosaikkugeln und Mosaikspiegel) wurden am letzten Tag mit einer kleinen Ausstellung für Freunde und Verwandte vorgestellt. Dabei wurden sie auch von den MitarbeiterInnen der Lasa Marmo AG unterstützt und der Betrieb stellte zudem das Rohmatierial für die Jugendlichen kostenlos zur Verfügung. (lu)
Am letzten Juliwochenende fand in Schlanders das Dorffest statt, wobei sich neben zahlreichen anderen Vereinen auch das Jugendzentrum Freiraum beteiligte. Am Samstag zwischen 11.00 und 19.00 Uhr konnte man auf vor dem JuZe aufgestellte Holzplatten Graffiti sprayen. Jeder konnte dort nach Lust und Laune seine Spray-Künste ausprobieren, zeigen oder perfektionieren. Müde Sprayer oder Schaulustige konnten es sich im Schatten auf den Couchen des JuZes gemütlich machen und ihren Durst bei einem Glas selbstgemachtem Holunderblütensaft stillen. Dank der vielen kreativen Graffitikünstler hatten sich schon am frühen Nachmittag die Wände gefüllt und leider mussten einige Kunstwerke wieder übersprayt werden, um neuen Platz zu machen. Ein großes Danke für die gelungene Aktion geht an alle fleißigen Helfer.
Im August ziehen wir in das neue Latscher Juze um. Bereits am 07.08 findet die letzte Öffnungszeit in den derzeitigen Räumlichkeiten des Chillout statt, in den darauf folgenden Tagen werden wir in das neue Juze in der Sportzone von Latsch einziehen. Wir freuen uns wenn uns einige fleißige Jugendliche beim Umzug und dem anschließenden Putzen der alten Räumlichkeiten des Chillout behilflich sind. Das neue Jugendzentrum in der Sportzone von Latsch öffnet ab September seine Pforten für die Jugendarbeit. Wir freuen uns auf einen reibungslosen Umzug in das neue Juze und hoffen auf eine erfolgreiche Wiederaufnahme der Tätigkeit in den neuen Räumlichkeiten.
Jugendclub Taifun - Im Jugendclub Taifun hat Anfang Juli ein Wechsel stattgefunden. Unser Simon, wechselte die Stelle und ist nun im Jugendcafe Chillout in Latsch tätig. Seit Ende 2014 war er im Taifun tätig und durfte dort Jugendliche begleiten und mit ihnen einige Wochenenden verbringen. Bei einem gemeinsamen Abschlussgrillen haben wir Simon verabschiedet sowie über alte Geschichten gelacht. An dieser Stelle, danke für die schöne Zeit.
Unsere neue Mitarbeiterin ist Andrea Stillebacher aus Prad, welche ehrenamtliche Erfahrungen in der Jugendarbeit hat und in Brixen Sozialpädagogik studiert. Bei ihrer Einarbeitungszeit im Juni, konnten die Jugendlichen sie bereits kennenlernen. Am vergangenen Samstag, beim Stockbrot grillen in der Runde, wurde schon über weitere Aktivitäten nachgedacht. Auf jeden Fall freut sie sich, mit euch Ideen und Projekte anzupacken und umzusetzen.
Vinschgau - Der Kinaesthtetics Grundkurs ist der erste Basiskurs im Kinaesthetics-Bildungssystem. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit der eigenen Bewegung anhand der sechs Kinaesthetics-Konzepte. Die TeilnehmerInnen erfahren im Laufe des Kurses, wie diese mit ihren beruflichen Pflege- und Betreuungssituationen in Verbindung stehen, erfahren und verstehen den Zusammenhang zwischen der Qualität ihrer eigenen Bewegung und der Gesundheitsentwicklung aller Beteiligten. Mit dem Kinaesthetics-Konzept wird die Selbstständigkeit pflegebedürftiger Menschen unterstützt und für das Pflegepersonal wird eine körperliche Entlastung begünstigt. Kursort ist das Wohn- und Pflegheim in Laas, Kursleiterinnen sind Barbara Blaas und Sarah Tarneller und er startet am 11. September 2019. Der Kurs wird im Rahmen des Kinaesthetic-Netzwerk Vinschgau in Zusammenarbeit mit der GWR in Spondinig durchgeführt. (lu)
Infos und Anmeldung unter
info@kbls.it oder info@gwr.it
Franz-Tumler-Literaturpreis: Die Nominierungen – Teil 3 - Maeß‘ literarisches Debüt ist ein Kunstroman auf mehreren Ebenen: Im Zentrum steht ein junger Mann, ein Lebens- und Liebeskünstler, der eine Frau namens Angelika Schmidbauer verehrt. Oder vergöttert. Engelsgleich begleitet sie ihn in seinen Gedanken und Gefühlen - es ist mehr eine platonische, gedachte und einseitige Liebesverbindung, von einer großen und einigen kleineren Ausnahmen abgesehen. Auf Usedom hat er sie als Kind bei einem DDR-Ferienlager kennengelernt, zur Oberschulzeit trifft er sie nach der Wende wieder und schreibt ihr wöchentlich einen Brief, jahrelang. Obwohl sie andere Freunde und Liebhaber hat, bleibt sie sein innerer Antrieb, auch während des Literaturstudiums in Heidelberg und Cambridge. Diese Städte durchschreitet er wie ein moderner Flaneur, immer die Natur und die Himmelsbewegungen beobachtend. Sporadisch taucht Angelika auf und er vergeht fast vor Hingabe, besonders, wenn sie wieder weg ist.
Und dann ist es ein Roman über die Kunst: Der Ich-Erzähler lässt uns in einen Kosmos voller Theorien und Persönlichkeiten aus Musik, bildender Kunst, Literatur, Philosophie und Theologie eintauchen, fast zum Schwindlig-Werden, womit er sich befassen und was er alles beackern will oder soll. Nicht alles muss verstanden sein, um bei diesem Roman auf der Fährte zu bleiben, denn oft wird er zur Abhandlung und ein Exkurs jagt den nächsten, erfüllt aber auch, und erstaunt.
Die dritte Kunst in diesem Text ist sicherlich die ausladende Sprache: Da trifft man auf raffinierte Sätze, verstaubte Wörter, Schmuckmittel. Sie sind verwinkelt, verschnörkelt, bergen Geheimnisse. Oft wollen sie mehrfach gelesen werden, an manchen Textstellen wurde wohl mit Passion gedrechselt. Besonders im ersten Teil des Romans erzählen und arbeiten Natur und Inventar mit: „Zu meiner Linken hing ein Schreibtisch seiner Schwere nach.“ „Manch müder Wolkenstreif ärgerte sich schwarz darüber […]“. Es ist noch Angelika das Du, mit dem der Erzähler in den Dialog tritt. Später in der Handlung, wenn er sich unauffällig in britischen Akademikerzirkeln bewegt und mehr und mehr nach Erkenntnis sucht, wird es abstrakter in seinen „gedachten Welten“. Zum Abheben, dieser Roman!
Maria Raffeiner
Stilfs - Am 16. August wird dem hl. Rochus gedenkt, welcher hauptsächlich als Pestheiliger, aber auch als Patron des Viehs verehrt wird. In Stilfs ist der Hl. Rochus Almpatron und der 16. August ist der „Stilzer-Alm-Kirchtag“. Mit einer Messe auf der unteren Alm wird dieser Tag standesgemäß am Vormittag begonnen und viele „Stilzer“ und Auswärtige strömen zum Stilfser Almen Tal, welches an diesem Tag für den PKW-Verkehr geöffnet ist. Im Anschluss an die Messe und den Almsegnungen wird mit einem „Musikanten- Hoangart“ auf der oberen Alm weitergefeiert. Kleine und große Musikantinnen und Musikanten spielen auf und es wird unter der Leitung von Ernst Thoma gesungen und getanzt. Die Volkstanzgruppe Mals bietet zudem für Kinder einfache und lustige Tänze zum Mitmachen an. Für die Organisation zeichnet der Südtiroler Volksmusikkreis/Bezirk Vinschgau, die Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol und der Bildungsausschuss Stilfs. Wer vor atemberaubender Kulisse gerne singt, tanzt und Vinschger Köstlichkeiten genießt, ist zum Rochus Almkirchtag in Stilfs am 16.08.2019 herzlich eingeladen. (lu)
Sulden - Wenn Reinhold Messner seine Yaks in Sulden auf den Berg treibt, lockt dieses Ereignis viele Besucher, Gäste, Bergfreunde und Messnerfans, nach Sulden. Mit 13 Yaks, 6 Kühen, einem Stier und 6 Kälbern ist am 26. Juli Reinhold Messner mit seiner neuen Lebensgefährtin und in Begleitung von Werner Kiem und Paul Hanni, in Begleitung mehrerer Yak-Hirten und mit einer Schar von Gästen von der Talstation der Seilbahn Sulden zur Mittelstation gestiegen. Von dort gehen die Yaks ihres Weges und werden im Laufe des Sommers weit hinaufsteigen. Zu Messner gesellten sich viele begeisterte Fans, die ein Foto mit ihrem Idol machen konnten. Messner absolvierte den Andrang mit Gelassenheit und gab zudem mit professioneller Geduld zahlreiche Autogramme. Und zu Messner gesellte sich auch eine andere Bergsteigerlegende, nämlich Herbert Knapp aus Salzburg, der 1956 als Erster die Schaumrolle an der Königsspitze erklommen hat. Knapp verbringt seit Jahren Teile seines Urlaubs in Sulden. (eb)