Dienstag, 18 Oktober 2011 00:00

125 Jahre Automobil

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Es war der 29. Jänner des Jahres 1886, als Carl Benz das Patent für seinen „Benz Patent-Motorwagen Nummer 1“ einreichte. Dieser Tag vor 125 Jahren gilt heute als die Geburtsstunde des modernen Automobils. Nicht viele Erfindungen haben die Welt seither so nachhaltig geprägt wie diese.

Die Geschichte des Autos, reicht allerdings etwas weiter zurück. Eine Maschine zu bauen, die von selbst fährt, ohne Pferde oder von menschlicher Muskelkraft betrieben, war schon von seit dem Altertum ein Traum von Erfindern und Ingenieuren. Aber erst im 17. Jahrhundert kam man diesem Traum ein großes Stück näher. 1674 erfand der niederländische Physiker Christiaan Huygens den Kolbenmotor. Als Brennstoff für den Antrieb diente ihm Schwarzpulver. Allerdings erwies sich das Pulver aber nicht als geeigneter Energielieferant. Etablieren konnte sich hingegen das Funktionsprinzip des Motors mit den Kolben. Rund hundert Jahre später, im Jahre 1771 entwickelte der Franzose Nicolas Cugnot einen Dampfwagen. Dieses war das erste, sich aus eigener Kraft bewegende Automobil. Allerdings war Cugnots Wagen langsam und schwer zu lenken. Und so krachte der Erfinder mit seinem Vehikel bereits auf der Jungfernfahrt in eine Mauer – Cugnot hatte vergessen, eine Bremse einzubauen. Anfang des 19. Jahrhundert tauchten dann Fahrzeuge mit Gas- und sogar schon mit Elektromotoren auf.  Aber auch diese waren zu groß, zu schwer und zu langsam, um eine echte Alternative zu den Pferden und Kutschen darzustellen.

Erst kleinere und leichtere Maschinen sollten den Siegeszug des Autos möglich machen. Einen entscheidenden Anteil daran hatte Nikolaus Otto mit seiner Erfindung: dem kompakten Viertakt-Motor.

Carl Benz’ Patentanmeldung bedeutete dann den Durchbruch in der Autoentwicklung. Da man sich an Altbekanntem orientierte, schauten die ersten Fahrzeuge noch aus wie Kutschen mit Motor. Benz Motorwagen war als Dreirad konzipiert und bestand aus gebogenen und geschweißten Stahlrohren. Das Kernstück war ein Einzylinder-Viertaktmotor mit einem Hubraum von knapp einem Liter. Einige Details dieses Motors, wie die Kurbelwelle mit Gegengewichten, die elektrische Zündung und die Wasserkühlung,  findet man auch heute noch in den modernen Autos wieder.
Benz Motorwagen leistete 0,67 PS und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 16 km/h. Eine Gangschaltung hatte das Gefährt noch nicht, es gab nur einen Vorwärtsgang und eine Leerlaufscheibe. Das Fahrtempo wurde mittels eines Schiebers reguliert, über den das Benzin-Luft Gemisch in den Vergaser strömte. Bei der ersten offiziellen Ausfahrt musste Benz’ Sohn Eugen mit einer Benzinflasche neben dem Wagen herlaufen, um im Bedarfsfall nachzufüllen. Im Motor hatten nur 1,5 Liter Sprit Platz.

Im Gegensatz zu Nicolas Cugnot vergaß Carl Benz nicht, eine Bremse einzubauen; sie wurde mit einem Handhebel bedient. Die Kraft des Motors auf die Räder übertrugen handelsübliche Fahrradketten. Allerdings waren diese noch mangelhaft;  sie dehnten sich, sprangen aus den Zahnrädern oder rissen. Ein besseres Material gab es aber damals noch nicht.
Nachdem sich Benz’ Erfindung als praktisch und handlich erwiesen hatte, ging plötzlich alles rasend schnell. Vor allem in Frankreich und Deutschland entwickelte man das Automobil immer weiter und verbesserte es. So saß man bald im Wagen und nicht mehr darauf, den Antrieb verlegte man nach vorne, die Luftreifen wurden erfunden und Bremsen gab es nun auf beiden Achsen.
War ein eigenes Fahrzeug zunächst nur wohlhabenden Zeitgenossen vorbehalten, eroberte das Automobil ab 1910 auch die unteren Gesellschaftsschichten. Die Fließbandproduktion von Ford ermöglichte einer breiten Masse mehr Mobilität und das Ford T-Modell wurde zu einer Erfolgsgeschichte. Zusammen mit den Volkswagen Käfer und Golf stehen diese drei Fahrzeugtypen als Synonym für die Mobilität der Massen.
Scheibenbremsen, ABS, ESP, Airbags, Katalysator, Dreipunktgurte – die technische Ausrüstung hat sich in den vergangenen 125 Jahren umfangreich weiterentwickelt. Nur eines hat sich seit Carl Benz nicht verändert: nach wie vor fährt ein Auto in aller Regel mit Sprit.

Bis in die 1920er Jahren konkurrierten die Antriebsarten Dampf, Elektrizität und Benzin miteinander. Schließlich setzte sich das Benzin durch, da es damals billig aus Erdöl gewonnen werden konnte und eine höhere Energiedichte und Speicherfähigkeit hatte. Es ermöglichte größere Reichweiten und höhere Geschwindigkeiten;  alles Gründe, wegen denen wir auch heute noch mit diesem Kraftstoff fahren.
Wann sich das ändern wird, steht noch offen, dass es einmal anders sein wird, hingegen außer Frage. Eine umweltfreundlichere Antriebsart dürfte und sollte es aber in jedem Fall sein.

von Martin Platzgummer

Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau

Publiziert in Ausgabe 21/2011

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