Es ist ein außergewöhnliches Einfamilienhaus in der Kirchgasse in Taufers i. M.
Die besondere Architektur besticht durch die gelungene Einbettung des Hauses in das Gelände, durch treffend gewählte, natürliche Materialien, durch ein einzigartiges Wohnklima in Räumen mit grandiosem Ausblick und durch optimale Funktionalität.
Text: Magdalena Dietl Sapelza | Fotos: Martin Pinggera
Auf den ersten Blick könnte man meinen , dass es sich beim markanten Gebäude in sonniger Hanglage am Kirchweg in Taufers i. M. um ein landwirtschaftliches Gebäude handelt, um einen Stadel oder dergleichen. Doch beim genaueren Betrachten wird sofort klar, dass sich hinter der Ummantelung mit Lärchenholz -Streben ein außergewöhnlich attraktives und funktionelles Wohnhaus verbirgt, das allen Ansprüchen des modernen Wohnens gerecht wird und das höchste Wohlfühlqualität bietet. „Durch die Lärchenlatten fügt sich der Baukörper sehr gut in die Landschaft ein. Die Latten dienen tagsüber als idealer Blickschutz von außen. Und von innen aus gesehen öffnet sich ein fast ungetrübter Panoramablick über den Ort Taufers und das Münstertal“, beschreibt Architekt Martin Pinggera vom Architekturbüro „Modunita architects“ in Müstair.
Bereits mit seinem ersten Vorschlag für den Bau des Massiv-Holzhauses traf Pinggera im Herbst 2018 auf Anhieb den Geschmack der Bauherren.
„Die Ideen von Martin haben uns sofort gefallen, und wir haben ihm dann auch freie Hand gelassen“, sagt Bauherrin Vera Spiess. Pinggera erhielt dannnicht nur den Zuschlag für die definitive Planung der Gebäudestruktur, sondern er wurde auch mit der Planung der gesamten Innenausstattung betraut. „Wir durften bis ins kleinste Detail planen, vom Schlafzimmer bis zum Briefkasten“, meint Pinggera.
Die Entscheidung, dem jungen Architekten alles zu übergeben und ihm viel Freiheit zu lassen, sei die beste Entscheidung gewesen, unterstreicht Vera. Und es war die beste Voraussetzung zur Schaffung einer stimmigen Einheit. „Wir haben laufend die einzelnen Baufortschritte besprochen“, erklären die Bauherren. Auf der Suche nach der besten Lösung wurde vor Ort kurz diskutiert und gemeinsam entschieden. „Wir sind immer zu einem Konsens gekommen, denn das absolute Vertrauen zwischen dem Architekten Martin und uns war immer gegeben“, so die Bauherren. „Er war für uns jederzeit erreichbar und hat die Bauaufsicht optimal wahrgenommen“.
Pinggera kümmerte sich um sämtliche bürokratische Angelegenheiten im Zusammenhang mit Baugenehmigungen, Ausschreibungen und vieles mehr. Und er war nach dem Baubeginn im April 2019 fast tagtäglich vor Ort. Martin und Dietrich Spiess koordinierten die Arbeitsschritte und besprachen mit den jeweiligen Handwerkern selbst die kleinsten Details. Es wurde also dafür gesorgt, dass bei den Bauabläufen alles Hand in Hand ging und alles penibel miteinander abgestimmt wurde.
Im Dezember 2019 konnten Vera und Hannes nach nur siebenmonatiger Bauzeit ihr neues Heim beziehen. Am Hl. Abend wurde mit dem großen, rustikalen Tisch noch ein letztes Einrichtungsteil für den Wohnraum geliefert. Pinggera ließ es sich nicht nehmen, beim Aufstellen selbst dabei zu sein und dem Schmied und dem Tischler tatkräftig beim Tragen zu helfen. Anschließend stieß er am Tisch mit ihnen und mit den Bauherren Vera und Hannes mit einem guten Glas Sekt auf das gelungene Gesamtwerk an. „Wir fühlen uns absolut wohl in unserem neuen Haus“, so die Bauherren.
Das ist das größte Kompliment für den Projektanten und für alle am Bau beteiligten Unternehmen.
Das Haus und der dazu gehörende Stadel am Kirchweg in Taufers i. M. ist seit rund 25 Jahren im Besitz der Bauherren. 2018 haben diese entschieden, an diesem schönen und sonnigen Ort eine Einfamilienhaus zu erstellen.
Ursprünglich hatte man daran gedacht, soviel wie möglich von der alten Struktur zu erhalten. Doch das Vorhaben erwies sich angesichts des sehr schlechten Zustandes als nicht machbar. Am ursprünglichen Baukörper war viel zu viel - auch unsachgemäß - herumgebastelt worden. Die Mauern waren faul und brüchig. Deshalb fiel letztendlich die Entscheidung, das alte Gebäude abzureißen und es von Grund auf neu aufzubauen. Dabei waren Bauherren und Architekt jedoch bestrebt, den ursprünglichen Charakter des Hauses in Größe und Form auch im Sinne des Ensembleschutzes zu erhalten. Der Neubau wurde identisch wie das herkömmliche Gebäude in den Hang eingebettet. Die Pläne wurden dann auch ohne Beanstandungen der Baukommission in Taufers i. M. und vom Amt für Landschaftsschutz genehmigt.
„Der Neubau in der Hanglage war für und als Architekturbüro eine Herausforderung und ein Privileg zugleich“, erklärt Pinggera. „Es galt einerseits, den Bau der Topografie des Hanges mit dem angrenzenden Lärchenwald anzupassen und andererseits gleichzeitig ein angenehmes Wohn- und Raumklima zu schaffen.“
Im Architekturbüro wurde ein gelungenes Konzept für den dreistöckigen Bau entwickelt. Dieses bringt nun Privatsphäre und Offenheit hervorragend in Einklang. Für den Bau wurden hochwertige und natürliche Materialien gewählt, wie zum Beispiel massives Lärchenholz, Fichtenholz, Zirmholz, Marmor und Natursteinplatten aus Plima Granit.
Die Wand und Deckenverkleidungen wurden mit glattem Gips verputzt. Das sorgt zusätzlich zur Lichteistrahlung für eine angenehme Leichtigkeit. Alle Bedachungs-und Spenglerarbeiten wurden in Kupfer ausgeführt.
Mit der Ausführung der Arbeiten wurden renommierte Unternehmen aus dem Vinschgau und aus dem Münstertal betraut, darunter die Firma Foffa-Conrad-Holzbau (Valchava), Rainer Bau (Prad), die Schlosserei Stephan Hohenegger (Taufers i. M), Fliesen Daniel Parth (Laas), Holzbodenleger Gorfer Egon (Naturns), Tischlerei Hansjörg Schgör (Taufers i. M.), Dielen Fliri Valentin (Taufers i. M), Electro Auer (Goldrain), Heizung und Sanitäranlagen Bliem (Burgeis), Büro Patscheider & Partner (Mals), BSV- Fenster Türen (Schlanders) um nur einige zu nennen (siehe Anzeigen).
Die Handwerker aller Betriebe haben ihr Fachwissen eingebracht und zur vollsten Zufriedenheit gearbeitet.
Das Gebäude und die Außenfläche sind mit Mauern und beweglichen Metalltoren eingehaust. Neben dem Eingang im Erdgeschoss befinden sich Keller- und Abstellräume sowie die Garage mit drei Stellplätzen. Drei Parkplätze stehen zusätzlich im Freien zur Verfügung. Im Obergeschoss befinden sich Schlafzimmer und Bäder.
Das Dachgeschoss bildet als großer offener Wohnraum das Herz und das Zentrum. Der Raum ist mit massiven, naturbelassenen Holzböden ausgelegt. Große Fensterfronten, ausgeführt in Dreifachverglasung, ermöglichen den unvergleichlichen Ausblick, der für so manchen AHA-Effekt sorgt. Interessant sind die Mauern aus Sichtbeton, in denen sich die Faserung der Holzverschalungen spiegelt. Dem Wohnraum vorgelagert ist eine überdachte Terrasse auf der Westseite und ein Balkon entlang der Südseite. Terrasse und Balkon sind mit Holzdielen aus Zirmholz ausgelegt. Der große Wohnbereich ist geteilt von einer eleganten Küche mit allen technischen Raffinessen. Funktionell sind die dahinter liegenden integrierten Stauräume. Es handelt sich um eine kleine sogenannte „Speis“, die der Hausfrau/dem Hausmann sehr entgegen kommt. Denn dort lassen sich alle möglichen Dinge deponieren, die es in der Küche braucht, von Lebensmitteln bis hin zu Geräten. Der große rustikale Esstisch aus Massivholz wirkt einladend und bietet vielen Gästen Platz.
Auf der Rückseite der Küche an der Ostseite des Wohnraumes lässt sich in Abgeschiedenheit auf der gemütlichen Sofa-Lounge ein Fernsehabend genießen.
Kurzum, der nach allen Seiten offene große Raum vermittelt insgesamt ein Gefühl der Freiheit, und sorgt für ein rundum Wohlfühlgefühl.
Das Haus wurde so geplant, dass die Sonne die Räume im Winter aufheizt und dass deren Einstrahlung im Sommer winkelbedingt abgeschwächt ist. Ausgestattet ist das gesamte Haus mit Fußbodenheizung, die an die Energieversorgung des Tauferer Fernheizwerkes der SEG angeschlossen ist.
Das Haus ist nicht nur was die Planung, die Innenausstattung und die Materialien betrifft ein Highlight, sondern es ist auch mit der modernsten Überwachungstechnik ausgestattet. Über das Smarthome System Loxone, installiert von der Firma Electro Auer, kann alles im Haus aus der Ferne überwacht und gesteuert werden. Die Hausfrau kann beispielsweise einem Postboten die Tore öffnen, wenn dieser ein Paket abgeben will. Sie wird auch informiert, wenn sich ungebetene Gäste im Haus Zutritt verschaffen. Sie kann die Heizung, die Beleuchtung und die Beschattung aus der Ferne regulieren und wird sofort informiert, wenn sich irgendwo Rauch entwickelt oder wenn ein Wasserschaden auftritt (siehe Infokasten).
Vom Wohnraum aus öffnen sich an der Nordseite Glastüren ins Freie. Der dahinter liegende Hang eignet sich bestens, um terrassenförmig von Trockenmauern gestützte Gartenbeete anzulegen. Dort hat auch die uralte Rebe ihren Platz gefunden, die als höchst gelegene Rebe des Landes gilt und jahrzehntelang neben den Haus auf einer Höhe von 1250 Metern Meereshöhe sogar Früchte getragen hat. Die historische Rebe war im Zuge der Bauarbeiten gesichert und versetzt worden. Auch das gute Gedeihen der Rebe unterstreicht die optimale klimatische Lage am Kirchweg. Nun wird sie weiterhin gepflegt, in der Hoffnung, dass sie schon bald wieder Früchte trägt.
Technische Daten:
Einfamilienhaus in Wohnbauzone A Kirchweg, Taufers i. M.
Klimahaus Standard A
Architekt und Bauleiter: Martin Pinggera vom Architekturbüro
Modunita architects Müstair
Planung: 2018
Baubeginn: April 2019
Bauende: Dezember 2019
Die am Bau beteiligte Unternehmen kommen aus dem Vinschgau
und dem Val Müstair
Smart Home
Das technische System dient der Sicherheit und erhöht die Lebensqualität. Es handelt sich um eine Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten (z.B. Lichtquellen, Jalousien, Heizung, Herd, Kühlschrank und Waschmaschine), sowie um Vernetzung von Komponenten der Unterhaltungselektronik (zentrale Speicherung und Nutzung von Video- und Audio-Inhalten).Von einem Smart Home spricht man auch, wenn sämtliche im Haus verwendeten Leuchten, Taster und Geräte untereinander vernetzt sind, Geräte Daten speichern und einer eigenen Logik folgen können.
In Glurns stehen - ante portas - die neue Werkshalle und der neue Bürokomplex des Vinschgauer Energiekonsortiums VEK. Der Glurnser Architekt Günther Fritz hat das Selbstbewusstsein des VEK in ein zurückhaltendes und formschönes Design gegossen.
Für eine lange Zeit war das Vinschgauer Energiekonsortium VEK Traum und Theorie, Vision und virtuell. Der Glaube daran, dass das Stromnetz in den Obervinschger Gemeinden Laas, Schluderns, Glurns, Taufers und Graun einmal lokal und selbst verwaltet, dass ein Teil des im Vinschgau erzeugten Stroms selbst vermarktet, dass die Bevölkerung in Sachen Stromversorgung von einem lokalen Anbieter bedient werden könnte, wurde seit 1999, seit der Gründung des Vinschgauer Energiekonsortiums, beharrlich, hartnäckig und trotz ungeheuerer Widrigkeiten aus Bozen mit unbändiger Energie verfolgt. Sepp Noggler, damals BM von Mals und VEK-Präsident bis 2010, und Albrecht Plangger, damals BM von Graun und VEK-Präsident 2010 bis 2015, und Andreas Tappeiner, damals BM von Laas und heute Präsident des VEK, schossen den Weg auf politischer Ebene frei, Georg Wunderer und Siegfried Stocker und Hubert Variola und viele andere trugen mit ihrem Know-How dazu bei, dass eine Umsetzbarkeit möglich geworden ist. Florian Pinggera begleitete als VEK-Sekretär von Anbeginn das Geschehen. Die Gemeinden, die lokalen Stromproduzenten und die Fernheizwerke waren die ersten VEK-Mitglieder, 20 zu Beginn.
Vibrierende Vision
Im Jahr 2015 waren die Weichen für die Stromnetzübernahme durch die Gemeinden gestellt. Als neuer VEK-Präsident wurde der junge Betriebswirt Alexander Telser gewählt. Die Gemeinden standen hinter dem VEK, übernahmen mit Gemeinderatsbeschlüssen und damit in großem Konsens die Stromnetze auf ihrem jeweiligen Gebiet und gaben diese zur Verwaltung und zur Optimierung an das VEK weiter. 2016 war für das VEK ein Lehr- und Lernjahr - die landeseigene Edyna, die ein Jahr lang das Stromnetz betreut hat, hat die junge Mannschaft in die komplizierte Materie eingeführt. Ab 1.1.2017 ist das VEK selbst operativ, betreut das Stromnetz, baut die Strommarke VION auf, engagiert sich als Provider in der Glasfasertechnologie - das VEK ist im Aufbau. Die Vision ist Wirklichkeit geworden.
Die Vorgeschichte ist von Bedeutung, um den neuen Standort in Glurns, auch um die Architektur von Günther Fritz zu verstehen. Denn Aufgabe des Architekten war es, das in der Vergangenheit angesammelte und in der Gegenwart gelebte Selbstbewusstsein und das Selbstverständnis des VEK in ein überlegtes Design zu kleiden.
Spannendes Spannungsfeld
Günther Fritz hat das Spannungsfeld zwischen dem aufstrebenden Unternehmen mit übergemeindlicher Bedeutung und der Nähe zur Stadt Glurns mit Bedacht und glänzend gelöst. Denn für Fritz war klar, dass eine Integration des Projektes in den Kontext der mittelalterlichen Stadt nur mit ruhigen Baukörpern zu bewältigen ist. Weil die Gebäude an der Hauptzufahrt zur Stadt liegen, galt es die Balance zu finden, die Bauten nicht störend und nicht dominant anzulegen und dennoch mit einem repräsentativen Design ein Markenzeichen zu setzen.
Fritz löste dieses Spannungsfeld mit einfachen geradlinigen Baukörpern - die Gewerbehalle in schlichtem Betondesign und das Bürogebäude mit dunkelgrauen Fassadenplatten aus Faserzement, so dass die Gebäude Ruhe und Eleganz ausstrahlen.
Als Markenzeichen ist der auskragende Würfel, hinter dem sich der große Versammlungsraum befindet, mit dem in Richtung Stadt angelegten und verglasten großen V ausgebildet.
Funktional sind die Kunden-Parkplätze vor dem Haupteingang und die Parkplätze für das Personal hinter dem Gebäude.
Lokale Kreisläufe
Für den Bauherren VEK sollte sich auch in der Vergabe der Arbeiten die eigenen Philosophie widerspiegeln: lokale Kreisläufe, lokale Wertschöpfung, lokales Know-How. „Erfreulicherweise konnte man fast alle Firmen innerhalb weniger Kilometer für die einzlenen Arbeiten beauftragen, sogar für hochspezialisierte Gewerke“, sagt Architekt Günther Fritz. Im Laufe des Planungs- und Bauprozesses habe sich diese Entscheidung als goldrichtig erwiesen. Denn die optimale Kommunikation, der reibungslose Ablauf in der relativ kurzen Bauzeit und auch die höchste Qualität der Ausführungen würden das Ergebnis bestätigen.
Die Philosophie von Bauherr und Architekt trafen sich auch darin, dass in der Umsetzung möglichst reine und natürliche Materialien Verwendung finden sollten. Die einfachen, ruhigen Geometrien wurden so mit zurückhaltenden Materialien, Texturen und Farbtönen kombiniert. Zum Einsatz gekommen sind unbehandeltes Holz, Plima-Naturstein aus dem Martelltal, glatte Sichtbetonflächen und unbehandelte Stahlelemente. Diese Kombination zwischen der Architektur und den verwendeten Materialien strömen Ruhe und Ungestörtheit aus. Lediglich die LED-Lichtanlage darf mit ihrem Licht die Materialien und die Oberflächengestaltungen spielerisch miteinander verbinden.
Angenehmes Umfeld
Grundgedanke für die Büroräume waren Helligkeit und direkte Kommunikation untereinander. Sämtliche Trennwände sind Trockenbauwände mit Holzverkleidungen, welche abwechselnd durch große Glaselemente aufgelockert werden. Damit Besprechungen und Kundengespräche in angenehmen Umfeld möglich sind, wurden für die akustische Optimierung schalldämmende Materialien, spezielle Akustikdecken und Wände verwendet.
Das Bürogebäude ist Klimahaus A und die Bodenheizungen sind an das örtliche Fernheizwerk angeschlossen. Alle Räume sind mit einer Lüftungsanlge mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Für speziellen Lichteinfall und für die Gewinnung von Sonnenwärme im Winter ist über dem einladenden und über zwei Stockwerke offenen Foyer ein großes Glasdach angebracht. Die Sichtbetonwände funktionieren zudem als Wärme-Speichermassen.
Mit der Bertriebhalle und dem Bürogebäude in Glurns ist eine Anlage entstanden, die weit mehr ausstrahlt, als es ein Bürogebäude gemeinhin tut. Denn die damalige Vision einer im Tal selbstverwalteten Stromwirtschaft hat nun auch bautechnisch Wurzeln geschlagen. Die am Bau beteiligten Betriebe haben für sich ein nicht zu unterschätzendes Aushängeschild - denn das VEK-Gebäude wird sich laufend und vermehrt in Richtung Kundendrehkreuz für den Obervinschgau entwickeln. Auch Architekt Günther Fritz hat die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, planerisch zwischen Unaufälligkeit und starkem Auftritt zu changieren.
Prominente Lage
Ante portas, also vor den Toren von Glurns, hat sich mit der Betriebshalle und dem Bürogebäude des Vinschgauer Energiekonsortiums ein neuer und nicht genug hochzuschätzender Wirtschaftszweig niedergelassen. Die Betriebshalle ist seit gut zwei Jahren in Betrieb und ermöglicht den Technikern des VEK, Gerätschaften, Kabel und allerhand Zubehör an einem Ort zu konzentrieren und von diesem Ort zu den jeweiligen Baustellen am Stromnetz oder zu den Kunden zu starten. Seit Beginn des Jahres 2020 sind die VEK-Mitarbeiter in das VEK-Headquarter in Glurns eingezogen, nachdem sie mehr als drei Jahre lang in eher beengten Räumlichkeiten in Prad ihre Arbeit verrichtet haben. Das VEK entwickelt sich derweil weiter, einmal in personeller Hinsicht: Seit heuer ist Andreas Tappeiner zum Präsident des VEK gewählt und Alexander Telser ist Geschäftsführer. Auch die Geschäftsfelder - Stromverkauf, Stromankauf, Stromnetzbetreuung, Lieferung und Verrechnung von Strom an die Kunden im oberen Vinschgau, die technische Betreuung von Kraftwerken, der Aufbau der Providertätigkeit - werden weiterhin gepflegt und ausgebaut. Energie scheint genügend vorhanden zu sein.
Text: Erwin Berhart
Vinschgau - EURAC - Im ganzen Tal inklusive der Seitentäler des Vinschgaus sind Erhebungspunkte des Biodiversitätsmonitorings Südtirol verstreut. Dort untersuchen Forscherinnen und Forscher von Eurac Research auf Initiative des Landes Südtirol alles, was kreucht und fleucht. Ziel des Projekts ist nicht nur die Grundlagenforschung, sondern vor allem fundierte wissenschaftliche Daten als Grundlage für politische Entscheidungen zu liefern in Punkto Raumplanung, Landwirtschaft und Umweltschutz. In der Serie „Erforschung unseres Naturinventars“ stellen wir die Erhebungspunkte im Vinschgau und erste Ergebnisse vor.
Untersuchte Moore im Vinschgau
Feuchtgebiete nehmen zwar nur einen winzigen Teil der Fläche Südtirols ein, beherbergen aber einen beträchtlichen Teil unserer Biodiversität. Ausgerüstet mit Gummistiefeln oder anderem wasserfestem Schuhwerk untersuchen die Biologen von Eurac Research 2020 ein Niedermoor bei den Eisawiesen in Matsch. Hier laufen die Erhebungen noch auf Hochtouren. Mit Schaufeln und allerlei Handwerk ausgerüstet, entnehmen die Forscher Bodenproben, die sie dann im Labor untersuchen, um die Bodentextur, den pH-Wert, den Gehalt an organischer Substanz sowie die Menge an Makronährstoffen zu bestimmen. Der Vogelexperte arbeitet hingegen vor allem mit seinem Gehör, um die hier vorkommenden Vogelarten zu bestimmen. Ergebnisse gibt es bereits aus den Untersuchungen des letzten Jahres: 2019 untersuchten die Wissenschaftler den Schgumser Möser, ein Moor bei Tschengls.
Hotspots der Artenvielfalt: unsere Moore
Feuchtgebiete entpuppten sich in den südtirolweiten Erhebungen 2019 als wahre Hot Spots der Biodiversität. Sie sind der Lebensraum mit den meisten Vogelarten. Darunter finden sich auch sehr seltene Arten wie der Sumpfrohrsänger, der im Schgumser Möser beobachtet wurde. Feuchtgebiete sind die Lebensräume mit der höchsten Fledermausaktivität, vermutlich aufgrund der zahlreichen Fluginsekten. So konnten ganze 11 Fledermausarten im Schgumser Möser bestimmt werden. In Punkto Pflanzenvielfalt sind Feuchtgebiete sehr unterschiedlich: Manche Feuchtlebensräume, etwa Hochmoore, können auch nur wenige Pflanzenarten beherbergen, darunter aber meist einige Arten, die in Südtirol höchst selten und stark gefährdet sind. Die 2019 untersuchten Feuchtlebensräume weisen von allen untersuchten Lebensraumtypen die meisten Rote-Liste-Arten auf, also Arten, die in Südtirol zu verschwinden drohen. Auch bei den Heuschrecken und Tagfaltern konnten die Feuchtlebensräume mit besonderen Arten aufwarten. In den Schgumser Mösern ist etwa die einzige Population Südtirols und eine der wenigen Italiens der Großen Goldschrecke beheimatet. Weit unscheinbarer ist dagegen eine kleine grasartige Pflanze, welche die Möser besiedelt. Die Zwerg-Haarbinse ist in Südtirol ebenfalls sehr selten und ist vom Aussterben bedroht. Die Ergebnisse zeigen also einmal mehr, wie wertvoll diese Lebensräume sind und wichtig es ist, Moore zu schützen.
Julia Strobl, Eurac Research
Zum 85. Geburtstag von Schriftsteller Joseph Zoderer
von Maria Raffeiner
Der Autor Joseph Zoderer feiert am 25. November seinen Geburtstag. 1935 in Meran geboren, wuchs er in Graz als Kind von Optanten auf. In der Erzählung „Wir gingen“ (2004) blickt er darauf zurück: „Warum aber fuhren wir überhaupt weg von dieser Geburtsheimat, warum flüchteten wir aus einem Land, wohin schon seit Jahrzehnten die Fremden aus aller Welt zu ihrem Vergnügen hinreisten?“
Als die Familie nach Südtirol rücksiedelte, verbrachte Zoderer Schuljahre in der Schweiz. Die Matura legte er dann in Bozen ab, worauf er zum Studium nach Wien zog. Nachdem er sich in verschiedenen Richtungen versucht hatte, schlug er den Weg als Journalist ein. Ab Ende der 1950er Jahre veröffentlichte er Gedichte und Kurzprosa, in den 60er Jahren verstärkte er seine literarische Tätigkeit. Prägend dürften auch Reisen in die USA, nach Kanada und Mexiko gewesen sein.
1974 eröffnet er mit dem Lyrikband „s maul auf der erd oder dreckknuidelen kliabn“ seine beachtliche Reihe an Publikationen verschiedenster Gattungen. Der zornig-kräftige Grundton seiner Gedichte erinnert noch an das mühsame Aufbrechen der literarischen Tradition in Südtirol. An diesem Prozess war Zoderer stark beteiligt, neben dem Revoluzzer n.c.kaser und anderen Schreibenden. Unter ihnen waren wenige Vinschger Vertreter (und noch weniger Frauen), Roland Kristanell aus Naturns und Norbert Florineth aus Laas mischten im Diskurs mit. Sie entledigten sich des traditionalistischen, unkritischen Heimatstils.
trogsch mei liaber
dein kepfl zu hoach
homms mir gsog
heint aber sog i allm nou
zu nieder honn is getrogn
alle gmochtn buggl
spier i in kreiz
In: Joseph Zoderer: s maul auf der erd oder dreckknuidelen kliabn. Edition Raetia, Bozen 2001, S. 11 (Erstausgabe: 1974).
Mit diesem Sturm kamen neue Sujets in die Texte. Und Zoderer ist einer der Mutigen, der unberührte Thematiken literarisch verarbeitete. Sein Debütroman „Das Glück beim Händewaschen“ (1976) spielt in der streng religiösen Welt eines Schweizer Internats. „Alles woran ich mich erinnere, ist kalt, auch wenn einiges schön war, woran ich mich erinnere.“ Als Staatenloser mit anderem Deutsch fügt der Erzähler, die „Anpassungskanone“, sich ein. Von Italien weiß der Bub nichts, wie soll er dort sein Zuhause verorten? „Jetzt fahre ich dorthin, dachte ich, wo ich geboren bin. Ich versuchte an all das zu denken, was der Vater von jenem Land erzählt, wie oft er davon gesprochen hatte, daß er nichts wie zurück wolle.“ Doch die fremde, neue Heimat ist nicht auszuhalten. Er will fort, zurück in die wohlige Ruhe des Internats und näher hin zum Nachbarsmädchen, das in ihm Gefühle weckt. Das Debüt wurde international besprochen, 1982 erschien auch ein Spielfilm.
Klassische Themen wie Ausgrenzung und Identitätssuche modellieren auch Zoderers bekannten Roman „Die Walsche“ (1982), in dem er das Zusammenleben der Sprachgruppen in Südtirol zum Thema machte. Olga zieht aus einem Bergdorf in die Stadt, wo sie mit Silvano in wilder Ehe lebt. Zur Beerdigung ihres Vaters kehrt sie ins Dorf zurück und muss erkennen, dass sie nicht mehr dazugehört. Sie ist ein Fremdkörper, der engstirnige Konventionen gebrochen hat. Doch auch den Italienern ist sie keine von ihnen. Der Autor entlarvt festgefahrene Sichtweisen und lotet aus, was in Menschen vor sich geht, wenn sie fortgehen, neu an- oder zurückkommen. „Die Walsche“ könnte man als seinen literarischen Durchbruch bezeichnen. Der Roman wurde zahlreich übersetzt, verfilmt (Dreharbeiten in Matsch!), für die Bühne und als Hörspiel bearbeitet und hat wohl nichts an Aktualität eingebüßt.
In den frühen 80ern gab Zoderer seine Arbeit als Rundfunkredakteur auf und wurde zum freien Schriftsteller. Seine Werke sind vielschichtiger, als dass sie auf Autobiographisches, das unmittelbar mit der Geschichte Südtirols zusammenhängt, reduziert werden könnten. Einige seiner Romane erschienen im renommierten Hanser Verlag. Sie spielen in den USA, in Mexiko, auf Sizilien, erzählen von aufreibender Suche nach Nähe und immer wieder vom Aufbruch, auch in Beziehungen. Zoderer mag aber auch kleinere Formen, wie gar einige Erzähl- und Lyrikbände beweisen.
Sag es nicht
und such es auch nicht
in den Augen der anderen
Die Steine hören deine Stimme
sag es auch ihnen nicht
In: Joseph Zoderer: Die Erfindung der Sehnsucht. Gedichte. Haymon, Innsbruck 2017, S. 45.
Sein Schreiben wurde mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet. Außerdem erstand das Land Südtirol schon vor einiger Zeit seinen Vorlass (Manuskripte – Zoderer schreibt alles von Hand!, Briefe, Dokumente), was eher selten ist. Viele seiner Publikationen wurden vom Haymon Verlag seit 2015 neu aufgelegt und vom Brenner-Archiv mit Materialien aus dem Vorlass ergänzt. Sie finden seine Werke in jeder Buchhandlung und Bibliothek, denn Joseph Zoderer hat es geschafft, die konstanteste und bekannteste Stimme der Gegenwartsliteratur aus unserem Land zu werden, weit über Landes- und Sprachgrenzen hinaus. Er lebt im Pustertal.
Rezension
Herzschwäche
Der jüngste Roman „Der Irrtum des Glücks“ kam 2019 bei Haymon heraus. Zoderer lässt einen neuen Ton anklingen und wagt sich an eine besondere Form: Ein Erzähler berichtet in einem kurzen Prolog von seinem Jugendfreund. Nach dessen plötzlichem Tod findet er bei ihm eine Mappe voller Schriftstücke, die ihn so berühren, dass er sie veröffentlicht. In der Fiktion des Buches faltet sich dann ein Text nach dem anderen auf, es könnten Notizen oder Protokolle von Selbstgesprächen sein. Aus ihnen sprechen tiefe Verzweiflung und glühende Leidenschaft, denn der ältere Mann mit Herzproblemen reflektiert seine obsessive Liebe zu einer verheirateten Frau. Dabei stolpert er über Worte und Sätze oder windet sich in Wiederholungen. Die Illusion dieser Liebe lenkt ihn vom Tod ab. Die große Handlung sollte man sich von diesem Roman nicht erwarten, eher poetische Tiefe in metaphorischen Bildern, mit denen sich der Freund am Leben festkrallt.
Der Autor legt die Textmelodie weniger eingängig an. Doch in der Kunst der Zeilen steht, dass sie einer geschrieben hat, der für das Schreiben brennt wie schon vor 50 Jahren.
Buchtipp
Daniel Fleuti und Biblioteca Jaura: La Val. Das Münstertal in Bild und Dichtung.
(Valchava 2019, 131 S.)
Hans Peter Schreich-Stuppan fühlt sich unter Büchern wohl. Sein Reich ist die Biblioteca Jaura im ehemaligen Gemeindehaus von Valchava, dort werden Schriftstücke aus und zum Münstertal gehortet. Gelegentlich veranlasst der Bibliothekar und ehemalige reformierte Pfarrer eigene Publikationen. Die Landschaftsfotografien des Zürcher Daniel Fleuti haben ihn kürzlich zu einem besonderen Buchprojekt inspiriert, das die Schönheit des Münstertals in Bild und Wort beschwört. Große Farbfotos laden zu einer Runde durch das Tal ein. Dazu klingt in romanischen Gedichten die Sprache an, als ob im Vorübergehen Gespräche hörbar wären. Manche sind übersetzt, einige hallen sinngemäß durch. Die Tauferer Mundartdichterin Rosina Spiess ist mit den Gedichten „Mei Dorf“ und „S‘ Münschtertol!“ die einzige Vinschger Stimme.
Die vielen Seitentäler und immer wieder der wilde, freie Rom zeigen die kostbare Natur des Münstertales. Almen und winzige Dörfer ermuntern dazu, das beschauliche Tal bis hinauf zum Ofenpass näher kennenzulernen. „Quant est tü bella, mia Val“ lautet eine Verszeile von William Wolfensberger. Einige Gedichte des Pfarrers, der vor 100 Jahren im Münstertal wirkte, wurden ins Romanische übertragen. Seine Einschätzung bleibt gültig, wie dieser Bildband eindrücklich zeigt. Die Eingriffe des Menschen scheinen bedacht, Natur- und Kulturlandschaft ergänzen sich im Val recht harmonisch. Darauf achtet der Naturpark Biosfera Val Müstair. Einer der Taljuwelen ist der Lai da Rims, wer einmal zu ihm aufgestiegen ist, hat klare Bilder im Kopf. Ähnlich ist es dem Pusterer Dichter n.c.kaser vor Jahrzehnten beim Anblick der weltberühmten Fresken in der Klosterkirche St. Johann ergangen. Er nahm die Bildersprache zum Anlass für sein Gedicht „muestair“, in gewohnt verknappter Form.
Der Herausgeber spannt die lyrischen Texte mit den Werken aus Fleutis Linse zusammen und zeigt uns neue Aspekte des Tals, das vor unserer Haustür liegt. „O bella Val Müstair!“
Maria Raffeiner
OSZ Schlanders - Das Schulleben am OSZ Schlanders verlagert sich schrittweise vom Klassenraum ins Netz. Das gilt für den Unterricht und selbst für die sozialen Kontakte der Schüler. Dies schafft hie und da Probleme und aber es eröffnet auch neue Horizonte. Eine andere Frage stellt sich ebenfalls neu: Wie sollen interessierte Mittelschüler, die zukünftigen Schützlinge des OSZ, sich ein Bild von TFO, WFO und den Gymnasien in Schlanders machen, wenn die Epidemie die Möglichkeiten hierzu knapp werden lässt? Wer will, wird auch dieses Jahr - geführt von Oberschülern – einen Einblick vor Ort erhalten können, doch erschien dies den Zuständigen am OSZ als ein allzu leiser Lockruf.
Also beschloss die Schulgemeinschaft, aus der Not eine Tugend zu machen, und diese Aufgabe jenen anzuvertrauen, die die nötigen Ideen und Talente hierfür besitzen: ihren Schülern. #Clipit nennt sich die Challenge, der sich interessierte Schüler der vier Schulen in den nächsten Wochen stellen werden. Sie sollen in einem kurzen Video, einem Clip eben, darstellen, was sie an ihrer Schule attraktiv finden. Die Videos werden online gestellt, jeder kann für seinen Favoriten stimmen, die zwei besten Filme werden prämiert. Die Raiffeissenkasse Schlanders finanziert den Gewinnern digitale Ausrüstung im Wert von 1500 Euro.
Dieser Tage melden sich die Schüler an, in zwei Wochen erlernen sie das technische Rüstzeug – Planen, Filmen, Schneiden – und dann kann es losgehen. In Schlanders ist man schon gespannt.
Leider bleiben unsere Jugendzentren und Jugendtreffs aufgrund der neuen Bestimmungen geschlossen. Wir werden jedoch auch weiterhin für euch da sein. Über die sozialen Medien wie Facebook, Instagram usw. halten wir euch auf dem Laufenden und werden versuchen, Online mit euch in Kontakt zu bleiben. Im Gegensatz zum Frühjahr, ist es diesmal möglich, dass ihr, unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen, bei Anliegen, Fragen oder Sorgen persönlich zu einem Gespräch in die jeweiligen Treffs kommen könnt. Dazu ist lediglich eine Voranmeldung nötig. Natürlich sind wir auch telefonisch für euch erreichbar.
Wir wünschen euch alles Gute und bleibt gesund!
Eure Jugendarbeiter*innen